Se^t finb wir in Sepal unb gehen ju gufj bie 3tbf)änge hinunter.
£>ter ijat man wenig getan, unt ben SBeg ju üerbeffern. ©elegentlid) ift
ein hiuberlicher ©ranitblod beifeite gemäht worben unb babunlj eine lüden*
hafte SBriiftung entftanben; fonft f)at ber tarawanenöerfehr burd) fein
SluStreten ber (Strafe baS meifte getan. ©S ift ein angenehmes, leichte»
©efüijl, bergab nach ©üben zu gehen, ben immer bidjter werbenben Suft*
fcljichten entgegen; eS wirb wärmer unb man atmet leidjter; baS ©ritn
nimmt ju, öerfcfjiebenfarbige ©lumen prangen im ©rafe. SBir benfen fo
wenig als möglich baran, bah wir unS alte biefe 3ibf)änge auch lieber
hinaufarbeiten muffen; hinab, hinab lafjt unS ziehen, um, wenn auch nur
24 ©tunben lang, ein ©ommerleben ju führen unb baS wüfte SCibet $u
oergeffen. Stuf bem jßafj Wehte eS öor einer ©tunbe eifig lalt, jetjt
fpüren wir linbe Süfte, bie lieblofenb über bie fpöf)en hinfahren. Robert
atmet bie laue Suft in öoHen Bügen ein unb glaubt baS ©äufeln eines
SBillfommS aus Snbien ju hören; ®fering unb iftabfang werben lebenbig
unb öergniigt; unb ich felber trage mi<h mit bem ©ebanlen, bem Könige
beS ©üblanbeS einen Söefucf) abjuftatten.
®rei Leiter reiten langfam bie Slbhänge hiuauf. B ’°ei öon ihnen
laffen ihre ©ebetmühlen fchnurren. @ie madhen ein erftaunteS ©eficht.
SBir fragen, woher unb wohin? @ie Wollen nach bem Beltborf broben
auf bem ißlateau. Slls ihnen ihre grage, wer wir benn feien, beant*
toortet worben ift, fteigen fie ab unb bitten um ©ntfdjulbigung, bafj
fie unS nicht perft gegrüfjt hätten. Sdj nerjieh eS ihnen gern, benn
mittlerweile fah ich ia wie ein zerlumpter ©troldh aus. ©ie rieten unS,
in einem ber £jöfe So ©apuS p übernachten unb luben unS ein, fie bocfj
auf bem Siüdmege in ihrem .Mft&orf p befitdjen.
®aS ©efätle nimmt ab, unb wir gelangen in eine SalerWeiterung,
in ber brei ®äler jufammenftohen: tungtfchuf*fong, bem wir gefolgt
finb, in ber Siitte, ißama im Gften unb ®ammim SBeften. Sur aus
bem ®ammtal fommt ein fleiner, ©tromfchnetlen bilbenber 95ach. SBir
Ziehen auf ber rechten ©eite beS SSereinigungStaleS weiter. Sluf berfelben
©eite münbet ein feljr grofjeS ®al namenS Samtf<huf*pu, bon beffen
S3adh ein 33eWäfferungSfanal nach tiefer liegenben Dörfern unb Widern
hinabführt. Sm S)orfe Samtfd)uf fehen wir bie erften Käufer unb
Säume! Stuf ber liuien ©eite beS ®aleS liegt ein grofjeS tlofter mit
SSaumaKeen unb Sianiljaufen in langen 9teiben; eS foH ©ubuf*gumpa
heilen. ®ie B ahl ber gelber, 9tafenflädjen unb ©ebüfcbe nimmt zu.
®ann folgt eine 9teibe ®örfer auf ber linlen ®alfeite. ®aS ®al ift
faum einen halben Kilometer breit.
Unterhalb beS linfen SebentaleS ©urfang*pu bilben bie ©eröll*
betten fenfrechte SBänbe mit zahlreichen fohlen unb ©rotten; biefe werben
«ugenfcheinlich zu SBohnungen benufct, benn fie fteljen mit ben oor ihnen
liegenben Käufern unb Stauern in SSerbinbung. SBeiter unten haben wir
baS öon ©arten umgebene ®orf Sebuf. ®ie StrcEjitettur ift bie gewöhn*
liehe tibetifebe: weifseS unb roteS Stauerwerf, flache ®äd)er unb als ©¿hmud
SBimpelftangen. ®ie SSegetation wirb reichhaltiger unb bie gelber größer.
SBir fommen oft an ®urm* unb Stauerruinen öorüber, üielleicfjt noch
Sinbenfen aus ber B e^- als Sepal mit ®ibet in gefibe lag. Se|t trägt
baS bidjt bewohnte unb reich angebaute ®al frieblicheS ©epräge, unb feine
©renpmdjter hinbern unS am SB eiterziehen.
SängS ber ©trafje liegen bie gewöhnlichen Stanis, unb ein grofjer, roter
®f¿horten ober „Stupa" hat einen Slnflug inbifcher Sauart (Stbb. 236).
Unterhalb breier, nebeneinanber liegenber ®örfer üerengt fich baS ®al ein
wenig. Sn ber Sähe eines einfamen ©eböfteS lagerten wir in einem Ijerr*
liehen ©arten mit prachtöoll grünen Räumen inmitten wogenber tornfelber!
©ine grau fiarte uns barüber auf, bah biefer fßla|, ben fie Sama=fd)u
nannte, bem So ©apu gehöre, unb bah ohne ieilie ©rlaubnis niemanb in
bem ©arten weilen bürfe. Slber wir richteten unS tro^bem häuslich
barin ein, atmeten mit ©ntjüden bie linbe, bid)te Suft unb hörten ben
SBinb in ben tronen ber 93äume faufen.
S3alb fteUten fich 3®« Männer bei uns ein, bie in So ©apuS
®ienften .ftanben, unb öerlangten Slufflärung über unfere ißerfönli^feiten.
©ie fagten, wir befänben uns in bem SDiftrift ®fo unb ber gtuh he’£e
®fo*<harfi*tfangpo. ©in ®orf, baS wir gleich unterhalb unfereS
Sägers liegen fähen, h^e Sljanfo; öon bort aus habe man nur noch
Zwei SluSläufer beS ©ebirgeS zu iiberfchreiten, um nach Sientang zu
gelangen, ber Sefibenz So ©apuS. SDiefer fei ein ©renzhäuptling, ber
bem Siaharabfcfja öon Sepal nidjt tributpflichtig fei, aber bie SSerpfíidjtung
habe, ©einer Roheit alle fünf gahre einen Sefuch abzuftatten. ©r habe
500 Untertanen. SRod) brei Sagereifen Weit fübwärtS fei bie Seoöllerung
lamaiftifd) unb fprec£»e einen tibetifcfien ®ialeft, auS bem man jebod) öer*
f¿í)iebene inbifche unb perfifche SBorte heraushören fönue.
Sachbem ber eine alle bie Slufflärungen, bie er begehrte, erhalten
hatte, ritt er talabwärts, um bem ©renzhäuptling Sericfjt zu erftatten.
SBäljrenb ber B^t hatten wir 9fat. Sch hatte nur Robert, Sfering,
tRabfang unb zwei Xibeter bei mir, unb meine taffe beftanb nur auS
24 tupien! ®er ©ebaufe, no¿h einige Sage fübwärtS burd) bie tiefen,
Zerflüfteten Säler beS Himalaja zieh«u zu fönnen, war eine grohe 33er*
fudpng. $ier, im Säger Sama*fd)u, befänben wir unS auf einer §öije
öon 3806 Sieter, unb waren alfo Dom tore*la 855 Sieter herab*