272. ^ibetifcfye cpi(gerinnen auS Slpam auf ber Xöanberung um ben ^ailaS.
redhts liegen, unb nun jeigte fich hDCb oben auf einer Xalterraffe unter
bem heiligen ©ipfel baS oierte SUofter. Sin ber Storbweftecfe beS San*
gaf*tfo tt>ei)te ein eigentümlicher Sofalwinb, ber ben ©taub in 2S ölten auf*
jagte, bie bem SRauci) einer brennenben ©tabt glichen. Sine Söeile fpäter
fafjen wir in fchönfter Stuhe wieber bei ben Unferen im Säger auf ber
©halebheibe. —
®urch biefe SBanberung um ben heiligen 83erg, bie ich burch einen
fo unerwartet glüilichen ,3ufaß hatte ausführen fönnen, hatte ich einen
neuen ©inblicf in baS religiöfe Seben ber Xibeter erhalten, ©ie war
gleichfam ein StepetitionSfurfuS aß ber ©rfahrmtgen, bie ich in biefer 83e*
Ziehung bereits gefammelt hntte.
Stod) finb unfere Stenntniffe über Xibet zu mangelhaft, aber irgenb*
ein lünftiger gorfcper wirb über genügenb reichliches ÜDtaterial tierfügen,
um auf einer Äarte ber ganzen lamaiftifchen Sßelt äße bie grofen ißilger*
[trafen nach unzähligen Heiligtümern angeben ju fönnen. Sluf biefer Starte
Würben fern im Sterben zahlreiche ©trafen, wie ©peidjen eines Stabes,
bei X)a ¿uren, bem Xempel beS SJtaibari in Urga, zufammenlaufen. Stoch
bitter würben bie Stabien oon jebetn bewohnten ißuntt beS ungeheuren
©ebieteS ber Samaherrfchaft nach ihrem Hauptbrennpuntt Shafa hin*
Zeigen. ©twaS weniger bicht Würben fie fich in XafdjMunpo üereinigen.
SSon ben äuferften (Grenzgebieten XibetS würben wir unzählige gewunbene
SSege unb ©tege auSgefen fel)en, bie aße naß) bem heiligen ® a ila S hin*
ftreben. SBir wiffen, bafj fie oorhanben finb, unb man bebarf feiner
grofen ißfantafie, um fich öorzufteßeü, wie bie Starte auSfehen wirb.
Stber mit ben Söegen ber ißilger ift eS genau fo wie mit ben SSegen ber
SSilbgänfe: über ihren genauen Verlauf wiffen wir nichts. 3t°ifc£ien ben
grofjen 33rennpunften würbe bie Starte überbieS noch eine SJtenge fleine*
rer SBegfterne zeigen, bie bon einem Heiligtum, einem ©ee ober einer
Queße ftrahlenförmig auSgehen ober zufammenlaufen. Unb aus bem
SJiittelpunft aßer biefer ©terne ertönt ein 9Jtaf)nruf an bie ©läubigen,
ber mit ben SJtahnworten beS Sefaia berwanbt ift: „Schaue, ßion, bie
©tabt unfereS ©tiftS; beine Slugen werben Serufatem fehen" (Se*
faia 33, 20).
Sn ben Obren ber Xibeter ertönt jebocb nicht nur auf ber SBanbe*
rung nach bem 3iel ber SBaßfahrt, fonbent währenb ihres ganzen SebenS
ein anberer Spruch, bie mpftifche formet: „Om mani padme hum".
Über biefe fagt SBabbel unter anberem folgenbeS: ,,©ie bebeutet wörtlich:
Om! X a S Suw el ift in ber SotoSblume! Hum! unb fie wirb an
ben S3obhifatttia ißabmapani gerichtet, ber, wie ffiubbfa, in einer SotoS*
blume fitzenb ober ftehenb bargefteßt wirb, ©r ift ber ©djufpatron XibetS
C je b ttt , SEtanäijimalaja. ü . 1 2