I c li s e lb s t tUlilc r e c h t w o h l, d a s s so M a n c h e s z u ä n d e rn , so M a n c h e s b e s s e r z u m a c h e n g ew e s e n w ä r e ;
ic li h a b e V ie le s fragm en tiU -is ch c r im d lü c k e n h a f te r d a r s t e l l e n m ü s s e n , a ls e s m i r s e lb s t n u r im E n t f e r n t e n
a n d e r A rb e it e in e s Ä n d e r n g e n ü g e n w lü d e im il g e n ü g e n k ö n n t e ! — D o c h , w a s u n t e r m e in e n U m s tä n d e n ,
m i t m e in e n H ilf sm itte ln u n d in d e r K lü -z c d e r m i r g e g ö n n te n Z e i t m ö g lic h -wai-, d ie s s z u le is te n , g la u b e
ic h w e n ig s te n s g e tr e u lic h a n g e s t r e b t z u h a b e n . ---------
Lector sálvete!
August Carl Joseph Corda,
sein Leben und sein Wirk en .
E i n e b l o s r a p l i i s c h e F c d c r z c i c l i n u n g * )
Z O B E L .
G e s c lu ie b e n am O s te r ta g e d o s J a h r e s 1 8 5 4 .
D l ' , a s o b e l .
W ^ c n n ich, vielseitigen Wünschen entgegen kommend,
diesem letzten W e rk e Corda’s eine kurz e Skizze de r wichtigsten
Jlomente seines Lebens v oranstelle, so bitte ich meine
L e s e r im Voraus, h ie r n icht etwa eine Schilderung romantischer
Begebenheiten, steigend - spannender Verwicklungen,
üben-aschender Zwischenfitllc ii. dgl. zu erwarten — nichts von
dem, was die moderne lite rä rische Gourmandise etwa mit
dem Namen e ine r p ik anten L e c tü rc bczeiclinen nnirde —
es is t das stille einfache Leben eines deutschen Gelehrten,
das ich schildern will, eines Gelehrten, de r n u r in seiner Wissenschaft
lebte, und für sie lebte, u n d an ihr sich aufrichtete,
wenn auch die trü b en Wolken, die üb e r seinen Tagen
hinzogen, mu- selten durch ein Stückchen blauen I-Iiinmols
unterbrochen oder durch das L euchten eines schönen Hoff-
nungssterncs e rhe llt mird en .
Corda, de r Sohn eines Tuchhäiidlers, wiu-de am 22.
October 1809 zu Reichenberg in Böhmen geboren, einer
Stadt, die in Hinsicht de r Einwohnerzahl und ih re r industriellen
T h ä tig k e it den e rsten Rang na ch der Hauptstadt
selbst einnimmt.
Schon im zweiten J a h re seines Lebens v e rlor e r beide
E lte rn , worauf ihn seine Grossmutter zu sich nahm, und ihn
später die Elementarschule seiner Va te rstadt besuchen liess.
Doch auch diese sta rb schon im Ja h re 1819, und de r ganz
verwaiste mittellose Kinabe blieb so sich seihst überlassen,
dass er nicht einmal den Schulbesuch fortsetzte, bis e r im
J ah re 1821 in das Haus seines Oheims A .D . Corda in P rag
aufgenomracn unirde. D e r gutmüthige Mann wollte den lebhaften
IL iab en , de r sehr ba ld Spm-cn eines trefflichen Geistes,
einer blüliendcn Ph an ta sie , und eines heiTliclicn Gedächtnisses
zu entwickeln b eg an n , zu ke inen bestimmten
Bildungsgänge nöthigen, und legte so, sich selber unbewusst,
und unbeabsichtigt, den Grund zu Corda’s vielseitiger auto-
didactischcr Geistesrichtung. Corda begann in P ra g den
Gymnasialstudicn obzuliegen, verliess diese jedoch ba ld wieder,
um sich den technischen Wissenschaften zu widmen,
auch von diesen ging e r ab, und wollte sicli zum Ockono-
incn ausbüden, liess sieh abe r ku rz d a rau f in einer Arznoi-
waarenhandluiig verwenden, und tra t endlich in die chirurgischen
Hörsälo ein; doch auch aus diesen zog e r sich wiede
r zurück, da es ihm an den nöthigen Subsistenzmitteln
fehlte, und a rbe ite te nun, in de r rToffnung einer fi-ühcrcn Ve rsorgung,
in der rühmlich b ek an n ten Droguoricnhandluiig und
chemischen F a b rik des Henm Batka.
In de r Mitte dieser beständigen Schwankungen des
jugendlichen, jed e s Mentors entbehrenden Geistes entwickclto
sich jedoch ba ld eine Neigung vorhciTsehcnd und endlich
alle übrigen in sich aufnehmend: die Liebe zur Na tur und
zu naturwissenschaftlichen Untersuchungen. Als secliszehn-
jäh rig e r Jü n gling besuchte Corda die V orträge des v e rdienstvollen
Prof. Ignaz Tausch üb e r ükononiisch-teclmologische
Botanik, und ein J a h r da rauf tra t er schon mit seinen ersten
mycologischen Entde ckungen vor die O cffcntliclikeit (s. Anhang
Nr. 1), in demselben Jah re , in welchem e r auch noch die Vorträg
e des ausgezeichneten Prof. Steinmann’s üb e r Chemie und
die des n och lebenden berühmten F reunde s Mobs’, Prof. Zippe’s
üb e r Mineralogie hörte. Meinem ve reh rten F reu n d e Prof.
Zippe gebührt das Verdienst, dass er, das naturwissenschaftliche
T a len t seines Schülers erkennend imd ■würdigend, ihm
durch Oeffnung der Schätze des böhmischen Museums, dessen
Custos Zippe damals war, Gelegenheit both, dasselbe
weiter zu entfalten und auszubiklen, und so den Ausschlag
gab für Corda’s ganze künftige Lehensvichtung.
Schon damals wa ren cs die microscopischen Gebilde
des Tliicr- und Pflanzenreiches, welche Corda’s Aufmerksamk
e it besonders auf sich zogen, schon damals fing er an,
sich im Nachzeichuen na türliche r Gegenstände luid auch im
Lithographircn zu üben, da e r b a ld einselien gelernt liatte,
wie wenig unsere Sprache überhaupt, und unse re 'na turhisto-
rischc Kunstsprache insbesondere im Stande sei, das unte r
dem Microscope Beobachtete durch Worte allein für Andere
genügend anschaulich zu machen. — Du rch den unvergesslichen
Religionslclirer an u nse re r Hochscliule, den durch seine
mathematischen und philosophischen Schriften bekannten
Prof. Bolzano (der le ide r — ein n icht erfreuliches Zeichen
seiner Zeit — endlich ein Opfer frommer Chicane wurde)
■wurde de r damalige geniale K linike r Prof. Krombholz auf
Corda aufmerksam g em a ch t; Krombholz schenkte ihm —
worauf sich Corda noch in sp ä tem Tagen mit froher D an k b
a rk e it e rinne rte das e rste Microscop, welches für jen e
Zeit zu gewissen Zwecken b rauchba r genannt werden konnte,
u nd verwendete ihn beim Zciclmen, B eschreiben imd Aiialysi-
*) Jlcin vorclu-tcr Prcund Ucri- Doctor W. R. Weiteiuvolior, der goiclirte SocrcUir dor liduigliclien bblunisclicn Gesellscliaft der IVisscnscimfteii, wclclicr
im Auftnigc dieser Goscllsclinft ffir dio Alilumdlungou dcr.selbeu (V. Folge 7. B.aiid 1852) eine „De^ikachrifl über Carda's Leben, und lücrärischee
Wirken“ verfasst Imtte, gestattcto mir niclit bloss die Beuüteung dieser schier Ai-beit zu meinem Zwccico, sondern tlieiltc mir auch ais älterer
Freund Corda’s melirci'O andere Ausliihifte über densolbeii mit. Dor fürstlieli CoUorodo'sciie Haiissccretär Iferr Stürmer, ivelclici-, eine Zeit lang
Corda’s Gefiilirte auf seiner Reise nacli Texas, auf einem anderen Wege glücklicii nacli Europa zui-ueligckolirt war, iibcrgnl. um- interessante
Notizen aus soinom Tagcbuclio über diese Reise und Corda’s weiteren Aiifcntlnüt in Nord-Amerika; Derr J . Outli, k. k. Staatsbucliluütungs-Beamtc,
der Corda’s iüEusliclie Angolcgenliciten wälircnd seiner Abivesenlioit vcnvaitctc, und an wolclien dcsslinlb aucli die Jlolirzalil seiner Briefe aus den
vereinigten Staaten goriclitot war, criaubtc mir sio .sämmtlicli für täcso biograiiiiisclic Slcizze zu benutzen. Icii sage den genannten drei Hciren
fin- diese Bereitwilligkeit, das ])iogra¡iliisc:lie Denltmal imscrs genieinsclaftUclien Frciuidcs zu ven-ollstiindigcn, Incniit mcbicu viiriustcn Dank! —