
TAFEL XXTI I l .
Zu dem vorliegenden Frontnlseiinitte des ihorax in der Tiefe der
Sclinltcigelenke wiii'tle die frische Leiclie eines sehr niuskelstarken grossen
Mannes benutzt, der sieh eriiiingt liatte. Die Organe zeigten ausser der
beträelitlieh vergrösserten Scliiiddrüse normale Verhältnisse. Bei der
Lagerung des Cadavers musste besondere Rücksiclit auf die oberen Extremitäten
genommen werden, da es wUiisclienswertli erschien, den humérus in
der ganzen Länge zu sclineiden. Zn dem Zwecke wurde durch Unterlagen
in der Gegend des Elliibogeiigeleukes dafür gesorgt, dass die Oberarme
parallel znr Längsachse des Körpers blieben, wie dies in aufrechter Stellung
bei hängenden Annen der Fall ist. Ansserdem wurde der humérus
beiderseits so weit nach missen gerollt, dass der suleus interlubeir.uluris gerade
nach vorn gerichtet ward. Nachdem das Cadaver in dieser Stel-
hmg fest gefroren war, wurde zunächst der Ko)if dnreli einen Säge-
schiiitt nnterlialb des Kehlkopfes entfernt, uud die untere Körperliälfte in
der Ebene der Brnstwarzen abgeiiommeii. Daun erst wurde der Frontal-
sehnitt ausgeführt nml zwar iu der AVcise, dass er durcli die Mitte der
Oberarmköjife ging nnd im Scimfte des humérus blieb.
Es muss ferner bemerkt werden, dass vor dem Gefrieren die Avtericii
mit Harzmasse von der cruraHs aus injieirt wurden. Nacli der Injektion
wurden die unteren Extremitäten abgenommen, sonst aber nichts vom
Cadaver entfernt, um den Stand des Zwerelifelis und die Kriiniimmg der
Wirbelsäule nicht zu alteriren.
Die Kuppeln der L u n g e n sind bei diesem Sclinittc iiiclit an ihrem
liöchsteu Punkte getroffen worden. Ks ist bekannt, dass beide arfende
siibdaviae über die Liiugeukiippcln liiiiwegzielien und dabei eine flache Impression
au der Pleura licrvorbriiigeu, die bei der Betraclitung des imiereii
Tlioraxraumes als fiaclier Wulst erkannt wird. Die Arterien übersclirei-
teu aber nicht die Kuppeln an ihrem höchsten Punkte. Derselbe liegt vid-
mehr hinter (Icnselbeii unter dem plexus brachialis in der Gegend des Köpfchens
der ersten Rippe. Da nun der Sclmitt mir den Bogen der rechten
o, subclavia getroffen hat, von der linken aber uictits berührte, sondern vor
derselben verlief, so ist sclioii aus der Abbüduug ersichtlicli, was auch das
Präparat bei späterer Untersuchung zeigte, dass die Lungen und Pleitra-
iiuhleu sich iiacli rückwärts noch bedeutend weiter liiiinuf ei-streckteu. Die
erste Rippe war an ihrem vorderen Ende geschnitten worden. Die rechte
hinter dem Ansätze des m. scalenus anticus, die linke gerade im Ansätze
dieses Muskels. Die L u n g e iiw a r z c in liegen h in t e r der Sehnittiläche
und zwar die linke noch weiter davon entfernt als die rechte. Dem eut-
spreehcud zeigt sich aucli auf der linken Seite der Abbildung keine Unterbrechung
der P le u r e n , wälireiul rechts (also links vom Beschauer) die
Umschlagsstelle der Pleura in den Sclmitt hineinfällt. Durch den dazu
tretenden H e r z b e u te l eomplieireu sich die Verhältnisse. Mau liat zwischen
Lungen uud Herz je 2 Spalten, die Spalte der Herzbeuteliiöhle und Pleurahöhle,
uiul somit je 4 Linien, die 2 Blätter des Herzbeutels und die der
Pleura. Die Ausdehnung dieser Höhlen war nicht anders wiederzngebeii,
als dass die Linien des Herzbeutels und der Pleuren stärker gezeichnet
wurden als sie in der Natur sind, so dass ein Missverliältiiiss der Zeichnung
resultirt, ivelchcs bei der Bctraelitung corrigirt werden muss.
Vom H e r z en ist der linke Ventrikel geöffnet und ein Stück des rechten
Vorliofcs zu sehen. Im Zusammeiiliange damit ersclieint die v&ia cava
siigierior uml aorta ascendens halbirt. Die vena cava superior ist in ihrer
ganzen Länge freigelcgt, so dass mau die Eintrittsstelle der von liinten her
in sie eimnüiideuden venu azygos vor sicli hat. In der Verlängerung der oberen
Holiladcr ist aucli die mclir steil verlaufende vena anonyma dextra gcsclmit-
teil bis zu ilirem Ende mit 2 zarten nach oben absclilicsscudeu Klappcii-
vontileii. Die mehr schräg lierabzicheiide vena anonyma sinistra ward mit der
vorderen Hälfte des Präparates entfernt, Nur ihr Ende an der Einmüii- j
diingsstellc der vena snlciavia sinistra markirt sicli als ein grosses blaues
Veiieiilnincn imniittelbar über der ersten Rippe linker Seite.
Die mifstcigcudc aorta ist bis zum horizontalen Theile ilires Bogens
freigelegt, und iiaeli Entferming der Injektioiisumsse in mitiirlielier Lage
abgcbildet. Sie zeigt au ilircui Ursprünge die mäciitigen Ausbiiclitungcn
des Bulbus, liervorgebraclit durch den starken Injektionsilmck an den
Semilunarklappeu, von denen zwei, die eine naliezu halbirt, zu selien sind.
Unter den Klappen, im geöffneten linken Ventrikel prUsontiit sicli der
Aorteiizipfel der Mitralklappe. Der liquor ¡icricardfi hatte sich im oberen
Tlieile des ITerzljcutcls gesammelt. Man erkennt au der grauen Färbung,
welche das aiigcscimitteue linke Herzolir oberhalb des linken Ventrikels
uragicbt, dass dort die beideu Blätter des Herzbeutels nicht unbedeutend von
einander abstelien , während sie an allen nbrigen Stellen direkt aiieiiiaiidcr
liegen, so dass alle anderen Partiecn der Herzbeutclbölile nur als Spalten
sieh markiren. Zwiselieu linkem Ventrikel und aufsteigender /Aorta zeigt
sich-der grosse Querselinitt der Piiiinonalartcrie, die ilirer naliezu horizontalen
Lage wegen auch ziemlich iiuer gcsclmitten werden nuisstc. Man
blickt in ihr Lumen von vom nach liinten liinein imd erkemit das Lumen
des rechten Astes, der scharf hinter der aorta umbiegt, um zur recliteu
Lungenwiirzcl zn gelangen, wälireml der linke Ast schräg uacli aiifnärts
mul aussen geht, um über den linken hronchus liinweg die linke Limgeii-
witrzcl zu erreiclieii.
Die Lage der von der aorta abgelienden grossen Arterien ist dureh
die stark aiigescliwollenc Scliiiddrüse zieinlieli bedeutend alterirt. Diesellie
hatte, wie es auch die Zeieimung wiedergiebt, die trachea von beiden Seiten
lier eomprimirt und wahrscheinlich auch den dahinter lieeggeeiiuuleu oesophagus
bei der Deglutition geluiidert. Sic lagerte sich wie ein mächtiger Knollen
in die Gabel, welche beide Carotideii mit der aorta bilden und bog sie auseinander.
All der liukou carotis, die in sehr grosser Ausdehnung gesehiifzt
wurde, ist dies noch deutlich zu erkennen, währeml von der rechten raroiis
nur ein Stück vom Ursprünge au der anonyma getroffen «’ard. ü ie reelite
carotis blicb also fast vollständig in der Vorderliälftc des Präjiarafe.s.
Die linksseitige a. subclavia ist auf der Abbildung niclit zu sehen. Da
sie ans dem Aortenbogen hinter der carotis ihren Ursprung nimmt, so lag
' sie aucli in dem Präparate liinter der Seliiiittfläelie, gedeckt durcli den
grossen Muskelabschnitt des pectoralis minor. Erst ilire Fortsetzung, die
a. brochiolis an der Innenseite des linken Ann es, kam in den Seliiiitt uud
ist zwischen den begleitenden Xerveu auf der Abbildung zu sehen.
Rechts dagegen (also links vom Bescliauer) kann man die Fortsetzung
der 0. anonyma zur subclavia und axillaris gut verfolgen. Naeli dem Abgänge
der flach abgeselmittciieu carotis zieht sich der Bogen der subclavia
unter der vena anonyma dextra über die rcclite Iwiugeiikuppel hinauf, gibt
nacli vorn zu die quer abgesclmittene mammaria interna ab , nacli oben die
geschlitzte thyreoidea inferior, deren Ende von der Seliilddriise verdeckt
wird, uud wendet sich daun Uber die erste Rippe hinweg iiacli aussen, um
endlich als axillaris hinter der Schnittfläche des m. biceps zu verschwiiuleii.
Auf diesem Wege ist ein grosses Stück der vordei'eii Arterienwaiid liiii-
weggcschnittcn worden, so dass niaii eine Strecke weit in das Innere des
Gefässcs liineiiiblicken kann.
Diesem vcrschiedciieii Veriialteii der arteriae suhdaviae auf .beiden
Seiten, entsprcclicii die sie begleitenden Venen. Die rechte vena suhdavia.
ist oberhalb der 2. Rippe kurz abgesclmitten, während die linke zwischen
m. scalenus anticus und pectoralis minor weit geöffnet ist. Letztere, welelie
mehrere kleine Venen aiifiiimmt, zeigt ein mächtiges Kaliber, uml zieht sich
mit ihrer inneren Wand ein Stück weit nach aufwärts, der au der Ausseii-
seite der linken carotis hcrabzieheuden venajngiOari.s entgegen, von welclier
auf der rechten Seite gar niclits zu scheu ist, da sie mit der vorderen Hälfte
des Präparates vollständig hinweggetioramon wurde. An der rechten Seite
ging au diesen Gegenden der Sclmitt etwas tiefer.
Der plexus brachialis dexter ist iu seiner gesainmteii Länge getroffen
und freiliegend, während der linke noch verdeckt ist, nml nur in seinen
Wurzeln iiiifcr dem m. sc/denus anticus sich zeigt.