
Figur 1.
Um die Formen der Kniegelenkliölilo und die Ausbuclitiingeii der
Kapsel reclit aiiscliaiilich zu machen, spritzte icli unter starkem Drucke
dureli eine feine Hohlnadel Wasser in das Gelenk ein uml liess dann erst
die Extremität, der ieh im Knie eine leielite Heiigesteliung gegeben hatte,
frieren. Sie gehörte zu einem normaicn jiigcnUliclien « oibliclien Körper,
der seines frisclien und iiormaJeii Zustandes wegen sich lür die Dureli-
schnittc besser eignete als die übrigen gerade vorliandcnen inämiliclien
Cadaver. Der Sehnitt verlief zienilieli genau in der .Mitte, und tlieilte die
Extremität somit in zwei nahezu gleiche Tlieile, von denen der r e c h t e
zur Abbildung benutzt wurde, naeluleni das gefrorene Wasser ans der Ge-
lenkliühle berausgenonimen worden war.
Die Gelenke, nielit nur das Hiitt:- und Schnitergelcnk, stehen siiinmt-
lich unter dem Drucke der Atnios))liäre, und können aus diesem Gniiido
im normalen Zustande bei der geringen Masse der Synmna, die sie enthalten,
nicht die freien Holilräumc zeigen, ivie man sie nach der Eröffiuing
am weichen Präparate tindet. Daher stellt sich aucli auf dem Durelisclinitt
eines normalen Gelenkes die Synovialhöhle als ein feiner Spalt dar, der nur,
wie beifolgende Durchschiiittszeiclinuiig eines nonimlen Kniegelenks olme
kriU'tigei
8. libia, 3, palella. *. Uff. cfiif, pi
■eoaa. 0. iM. CAleuMU* quaSrieepe. 1. Uff. poleflne.
m. im ln m lra e o ie i. 0. n.
i’orlicrgegangeiio Injektion
zeigt, sich durcli eine einfaelie
schwarze Linie iviedergeben
lässt,
Vergleicht man das liier
vorliegende Gelenk mit dem
iiijicirten, auf der T'afel abge-
büdetcn, so erkennt man sofort
ilicBedenhnigdcrscliwar-
zen Linien, welche die Oe-
lenkspalto amlcnten. Mau
sieht ferner die Itegci erhiilt-
iiisse der palclln bei normalem
und abuonncm (ielenke.
Wälireml bei dem normalen
fielenke dieselbe den Ober-
sebenkelkiioclien mit einem
kleinen Tlieile ilirer Knorpel-
fiäche beriilirt, wie die T'aii-
geiite einen Kreisbogen, ist
die lieriilirnng bei dem ange-
fiilltcn Kniegelenke vollständig
aufgeliübeii. Die patella
schwebt, getragen von der Flüssigkeit, wie ein Hret auf dem Wasser, mul
muss deslialb bei der Untcrsiiclinng dem drückenden Hnger so lange naeli-
gebcii, bis sie den dahintei'liegemleii Oberselieiikelknoelien erreicht.
üie Geräumigkeit der Geienkliöhle ist gut ersichtlicli. Während auf
dem Holzschnitte der Selileimbeiitel des Streckmuskels wie getrennt davon
erscheint, weil die breite Coinmmiiciitioiisöffnnng, die ihn mit der oberen
Ausbuclitung der- Kapsel verbindet, nicht dnreh den Seliiiitt getroffen
wurde, ist bei dem iiijicirten Gelenke auf der Tafel niclits von einer solchen
Trenming zu selien. Die eingetricbcnc Flüssigkeit ist in alle Tlieile und
Bueliten der Geleiikhölilc gelangt, und Iiat seihst die hintere Kapselwand
so weit abgehoben, dass die llUcktläche des lateralen condylus fein om
sichtbar geworden ist. Das Uyamentum viucismu pateliae und «las liga- !
meniwn r.ruciiävm aniicum fielen gerade in die Sclinitttläehe. |
Es ist bekannt, dass lioitni-l der erste war, welelicr Injektionsversuclie
an Gelenken anstclite, und dureli dieselben imeliwies, welche Steilung des
(lelenkcs der grössteii fTcräiimigkcit der Syiiovialliölile entspriclit. Es
zeigte sieh, dass bei allen Gelenken die llcngestellnng cs war, die die '
grösste Flüssigkcitsnienge in die Gelunkliölile cintreten liess, und dass
bei starkem Iiijektiunsdnicke alle Gelenke, mochten sic min vorher irgend
welche andere Stellung iiniegeliabt liaben, die Beiigestellung eiimaiiinen
und in derselben bcharrten, so lange der Druck aiitiielt. Der Gedanke lag ;
nun nabe, dass auch bei den Erkrankungen der Gelenke, die mit Flnssig-
koitserguss in die Syiiovialliölile verbunden sind, die Beugc.stellung, |
welche die Kranken dem Gelenke unwillkiihrlicli dabei zu geben pflegen, ■
dnreli den Druck der Flüssigkeit direkt liervorgebral^it werde.
Gegen eine solclie Auftassnng sprechen aber bei dem Kniegelenke
nielirerc Momente, die sieh gerade liei der Betrachtung vorliegender Abbildung
gut erläutern lassen. Die Cierämiiigkeit der Geleiikliölde hängt
grössteiitlieils mit davon ab, dass die in diu Strecksclnie eingewebte Kniescheibe
von der Condylenfläehe sich entfernen lässt. Dies ist aber mir
danii in weiter Ausdelimiiig möglieli, wenn die Streckselinc ersclilafft ist,
I also im Zustande der Streckung oder der nur seliwaclien Beugung des
Gelenkes. Bei jedem hüliereu Grade von Beugung muss durch die dadurch
bedingte Spaiiming des quadricep.-i die Kniesclieibe gegen die Condylcn
iiiigcpresst werden, dadureli also eine Eiiiscliraiilcmig des Kapselraumes
liervorrnfeii. Man wird deslialli am Kniegelenke zn erwarten liaben, dass
: in Folge der Ausbreitung des Byiiovialranmos weit nnter dio Streckselinc
; himinf, aucli bei der g e s t r e c k t e n l.nge, sich ziemlich grosse Mengen
Flüssigkeiten injicircii lassen, nnd die l iö h e r e n Bcngegrade geradezu
iiiigiiiistig auf eine solche Injektion einwii-ken müssen. Es crselnen mir
dalier angezeigt, eine XViederliolung der yJomic/'selieii Versuclio am Kniegelenk
vorznnelimen; iukI zwar an ganzen Cadaveni, mit möglichster
I Selionung der Tlieile am Kniegelenk, Die Methode, welclie ieh hierbei
aiiwendete, war folgende;
Der normale, möglichst friselie Leichnam wurde nacli gewaltsamer
Lösung der T'odtenstarre der unteren Jixti-einitäten mit dem Rücken aut
einen liorizontal stehenden Tisch gelegt; der Unterselienkel hing über den
freien T’isclirand Iierab und wurde wälireiid des Versiiclics von einem Ge-
iiiilfeii durch Unterstützung der Ferse in der iiöthigen Lage li.xirt. In die
libia wurde an deren oberem Drittel eine Schraube eingetrieben, an deren
, freiem Ende eine Holzplatte befestigt «-ar, die zum Festhalten einer Scheibe
■ diente, welche einen mit Gradtheünng vcrselienen Halbkreis darstelite;
diese Scheibe wurde in der Weise gestellt, dass ein im Mittelpunkt des
' Kreises befestigtes Senkblei bei vollständiger Streckung des Beines auf
I dem Nullpunkt stand, so dass man sofort die Grade der Bengtiiig bequem
! ablesen konnte. Auf die Rotation des Untei-sclienkcls bei der Bcngnng
wurde dabei keine Rücksicht genommen. Znr Injektion wurde, um die
Diffusion der Flüssigkeit durcli die Kapsel zu vcnneidcn, eine entsprechende
Knclisalzlösnng bemitzt, die sich in einer 150 Centiraeter langen, graduirten
Rühre befand, an deren unterem Ende ein kurzer Kantselinksclilaucli,
welclier eine starke J‘rova£ac]K Nadel trug, befestigt war. Die Rölire
wurde in scliräger Lago durch einen nnf dem Tisch verseliicbbaren gabcl-
förinigen Halter so tixirt, dass die den Hölienniiterscliied des Einsticlis-
pnnktes und des Niveaus der Flüssigkeit angebende scnkreclitc Linie
immer dieselbe blieb, wodurch also der Druck, den die glcielibleibeiule
Hölie des Halters angab, constant erhalten wurde. Es bildete somit der
Apparat ein rechtwinkliges Ureieek, dessen Hypotenuse durch die scliräg
liegende Rölire, dessen eine Kathete dnrcli ein Stück des Halters, dessen
andere Kathete dnreh eine liorizontale Linie gebildet wurde, wclclie parallel
der Tiscliplatte lief und i-om Einstichspnnkt bis zum Halter reichte. Da
der Einstic-Iispuiikt möglichst nalie der Drehaxc gelegt ward, so blieb derselbe
bei den Beugungen des Knies naliezu unverändert und man konnte
min bequem bei dem wechselnden Wasserspiegel in der Rölire naeh Kubik-
centimetern die Verriiigernng oder Vcrnielirung der Flüssigkeit in der
Rölire ablesen. Der Halter musste natürlich stets nnter den Meniscus der
Flüssigkeit untergeseliobcn werden, wälireml der Nullpunkt der Glasrölirc
in nnveräiHlcrter Lage zum Einsticlispuiikt gehalten wurde. Während
also die Kathete des Di'eiceks, die den Druck aiigab, immer dieselbe blicb,
änderte sicli die Länge der 1 rypotcnuse und die Iväiige der anderen Katlicte,
sic wurden grösser bei Verminderuiig des Volumens des Syiiovialraums,
kleiner im iiingekelirten Fall,
Durch diese Untersucliiingsniethode ward es möglich, was die üonnei--
sehen Versuche niclit leisten konnten, folgende Punkte genau zu bestimmen.
Znnäclist konnte man die A b h ä n g ig k e it de r C ap a c itä t d e s S yn o -
v ia lr n n iiis von de r W in k c ls t e llu n g d e s B e in e s erforschen, da dcr
Di-uek der Flüssigkeit auf die Kapsclwamlnngcn immer ein nml derselbe
blieb, und diese bei der Intactlieit der Lciclic und der Extremität ilir
ursprüngliches Verliältniss in Bezug auf die Bedeckungen mit Haut, Fett,
.Muskeln u, s. w. darboten. Sodann konnte der Grad de r B e u g u n g , bei
welchem die Syiiovialliölile das Maximum ilir e r C a p a c itä t erreicht und
der von ßonnet als Mittellagc zwischen Beugung nml Streckung bezeichnet
wird, genau angegeben werden. Endlicli konnte man das Vo lum en d e s