
T A F E L X ÌY .
Die Scheibe, deren obere Flache hier abgebihlct vorücgt, liattc eine
Stärke von 5 Ccntinicter. Der Schnitt gclit durch den untersten T’lieil des
.•iiemim, durcli die nufstcigcndcii Kiioi'iiel der 5. Hiiipcn, frifff die Herzspitze,
die ZwciThfellkuiipel mit der Leber und tritt hinten durch den
untersten TTieil des 9. Brustivii belkorpcrs aus, so dass erst in einiger Fnt-
l'ermiiig von der Wirliclsäiile die dazu gehörigen Hippen gefrolt'eii wurden,
an die sich dann im Bogen nach vorn die Selinittfliicheii der 8,, 7,, G.,
5. Rippen anschlicsseii. Diese Abbildung, welche die Reibe der Brust-
diirchscliiiitte abseliliesst, zeigt somit bereits die geöffnete Bauelihöiile,
und macht es auf den ersten Bück vei-ständiich, waniin Verletzungen der
Leber so oft gleichzeitig die Lungen mit betreffen.
Wie man schon aus dem öacheii Lcbcvabscliiiittc der linken Seite erkennen
kann, ist an der lin k e n Z w c r e lifcH k u p p e l s e h r w en ig ab g e s
e h u itt e n worden. Sie ragte mit ilirer liöclistcn Spitze bis zur Höhe des
u n te r ste n Randes der 4. Rippe, von vorn aus gesellen; während die
r e c h te K u p p el de s Z w e r e lifo ila , v on der b ed eu ten d melir liin-
weggenommeu waixi, bis zum obe r en Rande der 4. Rippe, also eine ganze
Eippeiibrcite liölier liinaufragtc; das ist also imlie an einer durch beide
Papillen gelegten Horizontalebcne. lis ist sclion bei Hosprechung der'vor-
liergcbenden Tafel auseiiiaiulergcsctzt worden, dass dieser Zwerelifcllstand
nicht den Verhältnissen des Lebens cntsprielit, dass er nur bei Leichen
iioraialer jugendlich kräftiger Männer so gefunden w id , und bei dazu
In unniittelbarem Zusammenliaiige mit Zwerchfell und Leber stellt die
Lage des Herzens, dessen unterste Partliie hinter dein linken 5. Rippen-
knorjiel dureliseliiiitten vorliegt. Die Hübe von <ler untersten Spitze des
Herzens bis zur Diirclisclinittsfläclie betrug 2 Centimeter, Man siebt reclits,
in der Spitze des rechten Herzens noch den untersten Tlieil der Ventrikcl-
liölilo mit Fleisclitriibekelii ziemlicli nusgefdllL In der Spitze des linken
liessen sich nur S])iilteii in dem Wirbel, den die Flcischfasern bildeten,
erkennen. Das Herz überragte die 5. Rippe nacli abwärts nicht, sondern
erreichte nur noch deren untersten Rand, dagegen ragte die Höhle des
Herzbeutels nocli 1 Centimeter tiefer hinab und entliielt etwa einen Kss-
lütt'el l oll gefrorener klarer Flüssigkeit. Bei einem 50jährigen Jlaiine fand
ich erst in der Höhe des 11. Brustwirbclkorpers den dieser Abbildung eiit-
spreelieiiden TTieil des Herzens liegen, also um ein BetrUchtlicbcs tiefer.
Von praktischer Wichtigkeit sind die XT-rliiillnisse der Pleuren vor
dem Herzen. Sie stellen znsaniineiigefaltete Säcke dar, welche von Öen
vorderen iuingeiirändern an iinch weit nach der Mittellinie zu sich erstrecken,
lind lassen im vorliegenden Falle nur einen kleinen Raum
zwischen linkem Sternahnnd und 5. Ri])penkiiorpel frei, durch den man
ohne Verletzung derselben mit dem T’roikart zum Herzbeutel gelangen
könnte. Man tindet in dieser Beziehung vielfache Abweieliungeii bei den
verscliiedeuen Cadaveni, so dass es bcgreitlich erscheint, wie so verschiedene
Angaben Uber diesen l ’uiikt entstellen konnten. Auf jeden
l ’all nbcr hat Luschka Recht, wenn er behauptet, dass der Herzbeutel
am iiiiloreii Fmlc des linken Stermilnimlcs eine Strecke weit frei von
Pleuren gefiiiideii werde, so dass man bei Paraccntesis p c ic tm lii dieselben
sicher vermeiden könne. Man wird, wie ich mich überzeugt habe, am
sichersten operiren, wenn man mit einem feinen Troikart im obe r en
W in k e l zw is c h e n lin k em S te rn a lra iu l und 5. R ip p en k n o rp e l
e in s t ie lit , Fs ersclieint nielit gerecliffertigt, sich liierbei auf eine Ver-
ivnelisuiig der Pleuren zu \crlnssen, da selbst grosse b'liissigkeitsansaimu-
liiiigen im jicricanlhm längere Zeit oliiie eine solclie bestellen kuiiiten.
Aiiffiillend ei-aciieint diu A u sd e h iiiin g d e r Ireber nacli links liiii-
iiber, durcli wclcIic das Herz gäiizlicli vom linken Leberlappen getragen
ersclieint. Man wäre versuclit, eine abnorme Vergrösseniiig der Leber im
vorliegenden Falle anziineltiiieii, und das vorliegende Bild nur für patlio-
logisclie ZtistUndc gültig zu erklären. J<ls ist aber schon oben bemerkt
worden und mag hier iioclimals gesagt sein, dass die Organe keine Ah-
iioriiiität zeigten, dass auch die Leber norninles Gewicht und normale
Struktur besass. Man muss im Auge behalten, crsten.s, dass der linke
Leberlapiieii imierlialb der normalen Verhältnisse grosse Vei-scliiedenlieiten
der Form zeigt, dass er mitunter bis zur Milz liinübcr rciclit, dass er aber
stets unter dem Herzen liegt, welches mir mit einem Theile nach vorn und
links zu über die Lebergrciize vorragt; zweitens ist zu betonen, dass inan
sich meistens deslialb falsche Vorstellungen von der Lebergestalt und
-Lage macht, weil man sieh gewöhnt hat, dieselbe von vorn her als auf
eine Ebene iirnjicirt zu betrachten, wobei bei Weitem niciit Alles übersehen
wird. Eine vorzugsweise gute Anscliauuiig von der l.age und Ausdehnung
der Leber bokonmit man von oben, vom Zwerchfelle her, wo man
auch am icichtesten das für die Uiitersucluing so wichtige Verhältniss der
Leber zur Milz, zum Magcii und zum Herzen deutlich machen kann.
Ich habe wiederholt nach Wcgnaliine des Brustkorbes das intakte Zwercli-
fell mit seiiieni Herzbeutcl-Antlieile abgezeichnet, und nach Wegiialiinc desselben
dann die Leber in die Zeiclimmg eingetragen und immer ein gleicbes
X'criiältniss von Herz und Leber w ie auf dieser Tafel gefunden, trotz wechselnder
Ausdehnung des linken Leberlappens, Wenn iiiaii rcclit sorgfältig
das Zwerelifell entfernt, so kann mau das Bauchfell in grösser Aiisdehiuing
erhalten und die einzelnen Organe in ihrer Lage zu einander diircli-
scliinimem sehen. Bringt man dabei den Rumpf in aufrechte Stellung, so
vermindert man den Druck auf die Zwerclifellttäclie und i'ernieidet ein Eiii-
veiaseii des Banchfellsnckes. Ich gebe drei Zcieliiiuiigen, die auf solche
Weise von frischen t.'adaverii normaler jugciidlieli klüftiger Männer {Selbstmörder,
noch in Todtenstarrc auf die Anatomie gebracht) genommen
worden sind. Es ist keine Frage, dass bei einem solelien VeiT'aiircn die
Zwcrclifellstelliing sich mehrfach ändert, dass mit dem Ablösen der oberen
T'horaxhälftc uameiitlich die vordere und bintere Wand des Tboraxrcstes
sich einander etwas nähern und dadurch die Kuppel des Z«’erchfel!s eiit-
sprccliend hoher steigt, jedoch bat diese Veiändeniiig des Jiaphregma
mir einen geringen Einfluss auf die relative Lage der darunter liegenden
Organe. Man kann ein solches Präparat in Baiicldugc oder in Rückenlage
aus der aufrechten Stellung vei-sctzcn, ohne dass inan eine neiinenswertlic
Verseiiiebuiig der eingcscbiossenen Eingeweide bemerkt.
Fig. I.
1 oesoitin,/«!. i. <iarla. 3.
uh liiujiliriiijmaU. ‘/j.
pfrkanliìià, ilmplon'jm.1 G. milricuiut. Spigtlö.
Der Magen überragt im gefüllten Zustande den linken l.ebcrlappen
nach aussen, liegt zum grössteii Theile aber Unruiiter versteckt. Das
Zworchfelistiick des Herzbeufcis lasst noch die Lage des Herzens erkennen.
Wenn aueli der linke Ventrikel nach link.s hin die Grenze dureh
seine Vorwölliimg überseliritteii haben mag, so ist doch ersielitlicli, dass
das Herz nicht auf dein Magen, sondern auf der Leber lag, und nur mit
seiner S))itze die .Mageiigegeml erreiclite, und dass auf dem Quei'durcli-
sclinitte dieses Cadavers ein gleielies Bild wie auf T’afel XIV. hätte zu
Stande komineii uiüsscn. Die linke Zwcrchfellkiippcl wurde somit vom
linken Leberlappen, Magen und Milz ausgefullt.
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