
Autoxpáxopa Tißspiov x[atoapa, fl]e<¿> osßaoxto icatSa, oeßaoxbv á[p)(is]péa, 8ap,ap)(txa? é^ouoía? xb ¿[x]xá> xal
Séxaxov, auxoxpáxopa x[b] oyboov
Aajxap^os Aéovxo? euaejWjs.
H enzen bemerkt dazu in brieflicher Mittheilung.
„Tiberius hat den Imperatortitel als Vornamen nicht geführt, der ihm hier wie auch C. J. gr. 2177
auf Lesbos gegeben wird, ein Beweis provinzieller Unkenntniss. Während sie ihm hier zu viel Ehre
anthun, nennen sie ihn andererseits p on tifex , obwohl ihm der Titel p o n tife x m aximus zukommt. Der
Irrthum entstand wohl daher, dass Tiberius allerdings nicht gleich nach seinem Regierungsantritte sich
hatte zum p o n tif e x m a x im u s wählen lassen, was vielmehr erst im folgenden Jahre 15 geschah (cfr.
O r e lli 686. Kal. Praenest. u. Vat. C. J. L. I, p. 314 u. 322, wozu Mommsen p. 388 u. E ck h e l D. N.
VI, p. 187). Weiter ist zu bemerken, dass die achtzehnte tr ib u n ic ia p o te sta s nach der bisherigen Annahme
nicht mit der achten a c c lam a tio im p e r a to r ia zusammenfallt, vielmehr letztere erst im Jahre
21 qjl 774 eintritt, während wir mit dieser Inschrift im Jahre 769 stehen. E ck h e l D. N. VI, 191 hat
ausführlich darüber gehandelt und verwirft als ungenau die Lesung der Münzen, auf welchen die tr. pot.
XXI oder XX schon mit dem imp. VIII erscheinen sollen, während er andrerseits imp. VII noch sicher
mit trib. pot. XXII zusammen gefunden haben will, in welchem Jahre dann zuerst das imp. VIII sicher
auf der Inschrift der Brücke von Rimini steht. Seitdem ist denn allerdings bereits O r e lli 5041 mit der
trib. pot. XX hinzugekommen und Tacitus ann. II, 18 erzählt, dass im Jahre 769 nach der Schlacht bei
Idistavisus die Truppen den Tiberius als imp e ra to r begrüsst haben, was die achte a c c lam a tio sein
würde. Es wird daher wohl anzunehmen sein, dass Tiberius, vielleicht aus Eifersucht, auf Germanicus,
den Titel offiziell nicht annahm, der daher auf seinen Münzen fehlt, dass aber derselbe auf nicht offiziellen
Denkmälern dennoch gebraucht wurde, wie auch E c k h e l a. a. 0 . annimmt.“
Ein zweiter grauer Marmor angeblich ebenfalls von Palaiokastro hergebracht und an einer jener
Dreschtenne nahe gelegenen Hütte verbaut (Taf. XIV, 1. 0,72 breit, 0,52 hoch) trägt eine mehr zerstörte
Inschrift; die Unterschrift scheint als Aápfapjpg Aeo]vxo? ergänzt werden zu müssen. Auch über diesen
Stein hat Herr Professor Henzen mir mit gewohnter Freundlichkeit brieflich seine Ansicht mitgetheilt,
die ich glaube hier wiedergeben zu dürfen. Er liest wie folgt:
rsppáv[ix]ov KXa[óoiov, á]oxoxpáxopo[? Tißepfa) xaioapo? ajeßaaxoo TcaTBa, '¡xai8a>[vbv (?) aoxoxpáxopo?] xataapo[<;
Gsßaaxai Oseo, xataapa sö]epYsx[av
H en z en macht mich auf folgende Schwierigkeiten hierbei aufmerksam:
„1) Germanicus wird C la u d iu s genannt, der ja allerdings ursprünglich ein Claudier war, aber
durch die Adoption von Seiten des Tiberius in die g en s J u lia übergegangen, wie dieser selbst durch die
Adoption des Augustus. Er heisst daher G e rm an icu s J u liu s (O r e lli 641. cf. HI, p. 60), häufiger
jedoch G e rm an icu s C aesar und, sobald man deshalb die Abschrift anfechten wollte, wäre xaioapa zu
suppliren. Provinzielle Unkenntniss darf man in diesem Falle beim Namen eines kaiserlichen Prinzen
kaum annehmen und es bleibt deshalb nur übrig, dass Germanicus auch den Namen Clau d ius beibehalten
habe, wie ja allerdings die Adoptirten in der Kaiserzeit häufiger thaten. Da man aber den Namen
C a e sa r nicht entbehren kann, so muss dieser dann nach hinten verwiesen werden (cf. O r e lli a. a. 0.).
2) Schwieriger noch ist die Zeile 3. Tiofoa statt des gewöhnlichen utbv findet sich grade in Lesbos auch
sonst (cf. C. J. gr. 2183 b und die doch auch gewiss nach Lesbos gehörige 3528). Aber was ist ÜAIAQ . . . ?
Germanicus wird in seinen Inschriften in der Regel nicht bloss Sohn des Tiberius, sondern auch Enkel
des Augustus genannt und dass dieses auch hier der Fall war, beweist das folgende xocíoapof?. Sollten die
Lesbier nun wie sie statt des gewöhnlichen otbc Tcat? gebrauchten, statt uioovos auch iratBtovbi; gesagt haben,
eine wenigstens ganz regelmässig gebildete Wortform? Die Voranstellung des Tcaiocovp? vor den Genetiv ist
nicht ganz herkömmlich, aber doch zu belegen. 3) Der Titel oeßaoxcD zu Ende von Zeile 2 zeigt, dass
Tiberius schon Augustus, also Caesar Augustus bereits gestorben war; folglich muss letzterer als divus,
»efc, bezeichnet sein. Wo das der Fall ist, wird er in der Regel nicht mit alle seinen Namen, sondern
einfach oeßambs »eb;, divus Augustus, genannt; hier linden wir ausserdem noch xaioapo[s und die grosse
Lücke zwischen IIAIAQ und KAI verlangt dazu noch das aômxpdTopoç. “
An einem ändern der kleinen Landhäuser unterhalb Erissos las ich auf einem grossen Quaderblocke
von grauem Marmor, der obenauf zwei Einsatzspuren zeigte, nur rechts oben in der Ecke den Rest einer
sonst verwischten Inschrift (Taf. XV, 3). . .
Eine Gegend seitwärts im Thale von EresöB; wo früher ein Dorf gelegen zu haben scheint, heisst
Papäsia In der Kirche, welche die Zerstörung der Wohnungen überdauert hat, fand ich einen grauen
Marmorbalken mit Inschrift (Taf. XIV, 4. 0,73 lang, 0,15 hoch). Die Weihenden sind wohl W p f e xeov
P 5 ^Von ^Papäsia durch die Gärten bei einer neugebauten Kirche der h. Anna vorbei nach dem Dorfe
„ebend notirte ich bei dieser Kirche das auf Taf. XV, 7 wiedergegebene Inschriftfragment (0,27 lang) und
noch weiter hinauf an einer Kirche des h. Taxiarchos ein Bruchstück vom Giebel des Grabmales eines
Alexandros (Taf. XV, 8). ; ' ‘ -1 . . . . „ r a j ■ r v. ïSÈÉÉ Ö
Ich komme nun zu den Alterthümem von Eresos, die sich im heutagen Dorfe finden. Ich stelle die
im Schulgebäude aufbewahrten voran und mache künftige Reisende auf diesen kleinen Anfang einer Sammlung
aufmerksam, da Herr Tzannétos ohne Zweifel bald noch mehr hinzugebracht haben wird Da mag
zunächst der halb zerbrochene Grabstein einer Frau aus römischer Zeit genannt sein (Taf. XV, 2. W .
0 45 M ho'ch) Das Relief stellt die Verstorbene siteend dar, im Hintergründe eine Herme. Die Unterschrift
lautet: W SÊSÊSÊÊ M I Von Skulpturen ist ausserdem noch eine ganz gut gearbeitete
Grabstele vorhanden mit einer sitzenden Frau, deren Kopf fehlt, vor der em Mädchen steht, welches auf
der Hand vielleicht ein Schmuckkästchen hält. Dann sah ich einen Kinderkopf von Marmor mit d e n n
römischer Zeit häufigen von hinten nach vom über den Kopf liegenden Flechte und den Torso einer Nike,
die vor einen Pfeiler herabschwebend, etwa wie die beiden Berliner Statuen, angebracht ist. Andere
Bruchstücke sind für eine Beschreibung zu unbedeutend. Endlich fand ich noch einen Inschriftstein m
der Schule vor, leider sehr verstümmelt. Taf. XH, 1. Grauer Marmor. Von Zeile 1 - 3 ist die voUe
Breite des Steines mit unversehrten Rändern (0,51 M.) erhalten. Die grösste erhaltene Höhe misst etwa
0 20 M So ist nur der Anfang einer T-vrapri des Demos von Eresos erhalten.
Allerlei Fragmente habe ich dann noch Mer und da im Dorfe zusammengesucht. An einem Hause
war auf weissem Marmor zierlich geschrieben das auf Taf. XV, 4 mitgetheilte Fragment ( , oc ,
0,17 breit) eingemauert. In dem Hofe eines ändern Hauses lagen zwei zu einem Grabrelief gehörige Stacke
(Taf XV 1) Das Ganze wird zwei junge Männer dargestellt haben, die zu beiden Seiten eines s
baumes einander gegenüberstehend jeder sein Pferd am Zügel halten, wie gleiche Darstellungen uns auch
sonst und besser erhalten bekannt sind 2). Gewiss wollte m a n d i e b e i d e n Verstorbenen^ von deren Namensüberschrift
hier nur - oi Tatoo Mimp^vmoi erhalten ist, in solchen Darstellungen m verbreiteter An
schauungsweise der römischen Zeit als veoi Auiaxoopoi verherrlichen. •;
Weiter komme ich zu einer Reihe eigenthümlicher Denksteine, die grade m Eresos ganz besonders
zahlreich gewesen sein müssen, nämlich nicht sehr grosse dicke viereckige Steinplatten mit emem dara
ausgehauenen Paare menschlicher Fusssohlen. Zuerst sah ich zwei solcher Exemplare an emer Gartenmauer
in der Gegend, wenn ich mich recht erinnere, wo die Gräber der alten Stadt s i c h befinden. Da
eine mass 0,28 Meter in der Breite und 0,26 in der Höhe, das andere 0,19 M. m der Breite und 0,26 m
der Höhe, Sie waren aus porösem Stein und auf der Oberfläche etwas erhaben, als wenn man eme
2! M I 5 das^RëUef L Louvre bei C l « . . musée de seulpture pl. 147, 252; daun die iu der
Morée II, S. 219 augeführten Beliefe in Verona (Inghirami mon. etr. ser. VI, tav. E, fig. 5.) und ehemals im Museo Nun, (Biagi
mon. gr. et lat. ex mus. Nanio IV, p. 73).