
in der Gestalt kleiner fester Thüime von Steinen gebaut, erklärlich genug bei der früher ausserordenthchen
Unsicherheit der Küstengegenden. An der genannten Kapelle sind zwei Eehefsteme emgemauert welche
nach K ie p e r ts Zeichnung schon früher herausgegeben sind (Annali dell’ mstituto dl corr- .“ ^ g g g j
KTV 1842 S 148 f. tav. d’agg. Q, 7. 8.) und zwar der eme fast so gut, wie es das verwitterte Origin
erlaubt Ein scheinbar waffenloser Mann hegt vor einem Buckelochsen, auf den doch wohl der ubergeschriebene
Kamen "EX* zu beziehen ist. Der Buckel des Thieres besteht aus zwei Hockern, | § § § | §
der hintere am höchsten ist. Ein Gurt um den Leib des Thieres ist auf K ie p e r ts Zeichnung nicht angegeben.
Das Ganze wird jedenfalls eine Szene aus dem Amphitheater sein. Der zweite Stein ist ^ r Grab-
L in eines Gladiators >), der als solcher bei K iep e r t nicht zu erkennen war Von der schweren Bewaffnung
ist namentlich der Helm auf dem Kopfe noch deutlich erhalten. Die Inschrift schrieb ich so ab.
^ I I ^ A N E A O j
Die drei ersten Züge, welche Kiepert MA schrieb, fand ich in ihrem oberen Theile ganz verwischt. Franz
las MuSv&ofc auf das o folgte auf dem.Steine aber kein Buchstabe mehr. Auch das Fragment emei
Weihinschrift an Hadrian auf Taf. IX, 3, in welcher der Kaiser ’OXi^os, <miH]P, K g heisst ) schrieb ic
von der Wand der Nikolaoskapelle ab. Einen Grund, an dieser Stelle einen alten Baul anzunehmen, giebt
das Alles noch nicht, da die Steine zum Kirchenbau von einem ändern Orte hergebracht sein können.
Weiterreitend kam ich bei den warmen Bädern vorbei, beeilte mich aber um noch vor Dunkelwerden
Thermi, dieses winklige und schmutzige Dorf, zu erreichen. Am folgenden Morgen ritt p danm zu näherer
Besichtigung denselben Weg wieder ostwärts hinunter etwa eine halbe Stunde weit bis m die flache
Strandebene zu den Bädern, die heutzutage ein trübseliges Bild von Schmutz und Verkommenheit bieten.
Einige halb in Ruinen zerfallende Häuser Kegen um die beiden innen gewölbten Gebäude herum, m denen
ein grosses ausgemauertes Becken das warme Wasser aufhimmt. Eine entsetzKeh dumpfe Luft war m
diesen Badehäusem. Ich fand sie so gut wie leer. Nur in dem einen lag ein Kranker seitwärts auf einer
Pritsche; ein altes Weib bei ihm, seine Wärterin, forderte mich zur .ärztlichen Besichtigung ihres Pfleg-
Jinges auf. Im Freien war ein einziges schattiges Plätzchen, wo ein Türke sein Nargileb zur Kaffeetasse
rauchte. Bis zum Strande hin mag es noch etwa zehn Minuten sein; da stehen ein paar Magasiä und
einige Kaike lagen grade an dem kleinen Landeplatze, der Skala, wie der auck hier eisst- 0 an
die Thermen von Mytüene. Alljährlich am Feste des heiligen Konstantin, am 21. Mai alten Styls, ist
eine grosse Panigyris hier, die viel Zulauf hat - also doeh noch Etwas dem Leben, entsprechendes,, das
hier im Alterthume am glänzenden Badeorte sich bewegt haben muss. Manche Trümmer . zeugen noch
heute davon, welche ältere Reisende indessen weit besser erhalten gesehen haben; Pococke erwähnt besonders
die Ueberreste einer .Säulenstellung, die von Süden auf die Bäder zuhef Jedenfalls waren an dem
offenen sandigen Strande Vorkehrungen zur Aufaahme der Schiffe gemacht, welche Besucher herbeibrachten
da Mancher gewiss die Wasserfahrt auch von der Hauptstadt her dem Landwege vorzog. Die englische
Karte giebt auch wirkUch den Steindamm an der Skala als alt an 3). Sonst sind jetzt nur noch
einige Bau- und Inschriftssteine zu sehen, manche sind an einem Brunnen und m den Badehausern verbaut
auch sollen Münzen häufig in den Feldern gefunden sein *>). Von den Inschriften haben frühere Reisende
schon manche abgeschrieben und mitgetheilt 5) von diesen fand ich aber nur noch einige wenige
1) Gladiatoreninschrift nahe bei den Thermen. C. J . gr. I I add. n. 2194 h.
2) cf. C. J . gr. 2179.
3) B o n t a n a. a. 0 . S. 291 ff. beschreibt allerlei kleine Ueberreste; die von ihm gegebene Inschrift steht in C. J . gr. 217b.
Die au f der englischen Seekarte angegebenen Beinen sind Beste jüngerer Zeit ohne Form und erkennbare Bedeutung.
41 Auch byzantinische mit dem Namen Phokas s. Ausland 1864 S. 648. S H R
5) C. J . gr. 2 1 7 1 -2 1 7 3 , 2175, 2 1 7 6 (am Brunnen), 2 1 8 5 „prope Mytilenas in D. Irenae“ ist an demselben Brunnen, 2 1 8 6
(ist jetzt zerstörter), 2188, 2 1 8 9 - 2 1 9 1 . Nur die gesperrten Nummern fand ich.
vor ausserdem an der dem Ufer nahegelegenen Windmühle eine bis jetzt noch nicht bekannte (Taf. IX, 2):
•A1to8S ä l i l * fflax« xat 4 85|i[oi ’I]o6[Xt]ov ’louXto - <n oibv "HaXov [x]4v sipéa xul dpX[etpéa x=d ¿h«v«Mujv
-/cd xa]va-fopidtpxa[v sü]6e[ßei]irc ps[v upôç rjols 8eo(i[, cpiXoT]c[i]H.iàç [os xpbç tov itbXtv_ — irai le ® es
Agonothetas und Panagyriarchas, die aus den ändern Inschriften bekannt ist, gilt den grossen Festfeiem
bei den Bädern i). Von dem Platze der Bäder sind offenbar auch die Inschriftsteine hergenommen, die
ich nach meiner Rückkehr im Dorfe Thermi fand, das Bruchstück auf Taf. IX, 4 bei der Kirche der
Panagia, ein anderes (Taf. IX, 5) an einem Hause und endlich an der Moschee des Dorfes verbaut die auf
einem grauen Marmor schön erhaltene Weihinschrift der Athenerin Archippa an die gebeterhorende Artemis
von den Bädern (Taf. IX, 6)2). Der Stein, 0,73 Meter breit und 0,56 hoch, war offenbar der Untersatz
eines Weihgeschenkes;, die Inschrift steht nahe dem oberen Rande der Vorderseite. Wie auch
früher bekannte Inschriften zeigen, war die Artemis die Ortsgöttin 3), ihr galten die grossen Festfeiern,
von. ihr erflehte man Heilung, sie gab in den Quellen die Gesundheit, wie es bei den Alten nicht nur
einen Asklepios als Heilgott: gab, sondern verschiedene Götter zu Heilgöttem werden konnten. Auf Lesbos
kommen warme Quellen auch noch an ändern Stellen vor; so wurden mir solche genannt zwischen
Skamniä und Jeniliman im Nordosten der Insel, zwischen MoKvos und Argeno, zwischen Polychnitis und
Vrisiä die letzgenannten angeblich -besonders heiss, wie auch L ä n d e r e r 4) nach Mittheilungen eines
geborenen Lesbiers kürzhch berichtete. Diesem Berichte entnehme ich auch das Vorhandensein heisser
Quellen am Wege von Mitilini nach Morea, der sogenannten Thermelia, und anderer bei Pluman im
südwestlichen Theile der-Insel, diese nach einer versteckt gelegenen Kapelle der hefligen Jungfrau, der
Theotökos Kryphti, benannt. Sie sollen dicht am Meere zum Vorschein kommen, können also doch nicht
ganz nahe bei Plumari Hegen. In ihrer Nähe ist etwa drei Fuss über dein Meeresspiegel eine DunsthoMe.
Endlich nennt dieser Bericht noch die Thermen xo5 Kbp<poo im Inneren des Golfs von Jero, die ich selbst
auf meinem weiteren Wege besucht habe 5): Bei keiner von allen diesen ändern Heilquellen findet sich,
so viel ich erfahren habe, eine Spur der Benutzung im Alterthume, so dass wenigstens keine von ihnen
eine ¿piche Rolle gespielt haben kann, wie die Quellen Von Sarlutza odêr Thermi, deren Glanzperiode
allem Anscheine auch der gefundenen Ueberreste hach 'in die römische Zeit fallen muss.
In Thermi musste ich durch Unwohlsein gezwungen einen Ruhetag machen. Der Blick wurde hier
über den Ölivenwäldern und dem glatten Meeresarme hin besonders von dem fernen Kas-Dag am Festlande,
dem Idegebirge der Alten, angezögen. Erst am 31. Juli konnte ich meinen Weg nordwärts fortsetzen.
In aller Frühe ritten wir aus. Der Weg, wie überall auf Lesbos nur für Reiter und Fussganger
gangbäf , führte wieder durch wohlgehaltene Oelbaumpflanzungen, die auch Her Berg und Thal überdecken,
bis wir das Dorf Misfignà .erreichten. Weiterhin, wo das Türkendorf Kydona oder Baltzik hoch oben
links liegen blieb, nehmen diese Pflanzungen ein Ende. Es beginnen steinige Strecken überzogen nur mit
dürrem Gestrüpp und Kraut; stellenweise fehlt auch dieses und das Gestein liegt kahl und nackt zu Tage.
Die Küste, der wir entlang ritten, zieht sich hier eine grosse Bucht bildend einwärts. Man sieht au die
kleine Inselgruppe, die heute Kumäkia heisst, gewiss die Leucae insulae des Plimus 6), denn man kann
1) 0. J . gr. 2184. 2185.. 2187. 2*88. ;
2) Bei B o u t a n a. a. O. S. 294. Seppia is t nicht als »sepia (Meier Hall. allg. Lit. Zeit. 1827, S.- 718) zu erklären.
3) c . J . gr. 2172. 2173. B o u t a n a. a. 0 . S. 289 giebt die Inschrift MsfaXi) "Aprepis Seppia (so) auf einem Altarfragment
nicht weit vom Dorfe Morea. Derselbe spricht S. 190 von den Spuren eines ansehnlichen Tempels nahe dem Wege von Morea
nach Thermi am Meeresufer gegenüber dem Dorfe Baflah. „Los murs sont tombés; l’oeil ne peut plus suivre gue l'enceinte. c
habe diesen Platz nicht bemerkt.
4) Nea Pandora 15. März 1864, danach im Auslande 1864, S. 643.
;5) Eine giesse Bolle spielt für die nächste Umgegend die Quelle bei Liöta in der Nähe von Telouia, die eine sehr abfuh-
rende Wirkung hat. Am 23. August ist bei dieser Quelle eine eigene vielbesuchte Panigyris.
6) Nat. hist. V, 140: Leucae V, ex ils Gydonea cum fonte caUdo. Ueber eine solche Quelle habe ich nichts erfahren; es
kennen wenige Leute die öden Inseln. Zunächst wird man Cydonea aber doch in der Gruppe suchen müssen, welche C h o i s e u