
wie er die Zahl angiebt, fünf grösseste unterscheiden und nirgends kommt sonst um Lesbos eine solohe Inselgruppe
vor. Auf dieser einwärtsgebogenen Küstenstrecke kommen drei Mal tiefe ziemlich enge Thäler,
die sich an der Mündung erweitern, herunter; sie führen ein kleines Wasser zum Meere, an dessen Ausflusse
sich jedesmal ein Sanddamm quer yor gebildet hat. Auf dem linken Ufer des dritten dieser Flüsschen
sieht man in einiger Entfernung aufwärts vom Meere eine Pappelgruppe. Der Platz, den ich unbesucht
liess, heisst von jenen Bäumen Kavakli. Unzweifelhaft richtig setzt A n a g n o s tis an dieser Stelle
die alte Aigeiros an, der gewiss die Pappeln den Namen gegeben haben wie noch heute dem Platze,
A n a g n o s t i s 1), dessen Angaben ich wörtlich unten anführe, spricht ron alten Ueberresten, von denen
wir allerdings nicht sicher erfahren, ob sie neueren Zeiten angehören; die Worte des Strabo (XIII, C. 817)
lassen aber keinen Zweifel über die Lage von Aigeiros, sei es auf der Stelle, sei es’ in der allernächsten
Umgebung von Kavakli. Bedeutende Kuinen, Mauern z. B.;.-können wir überhaupt nicht erwarten, da
Aigeiros ein offener Ort, ein xmpi) war. Strabo schreibt wie folgt: Iv 8s np ¡iera8> MotiXf]vr|S xcd xrfi MmfliSpviiS xcora
xoipjv T7)5 Mijflopvaias xaXoupevijV Aiyeipov cravmTcm] äedv f; vrjoo?, öitspßamv epiia« ei? t8v üoppaimv eopmov craxSimv
eixoaiv. Der Euripos der Pyrrhaier ist der Golf von Kalloni, wie Niemand bezweifelt hat und bezweifeln
kann, die schmälste Stelle der Insel zwischen diesem Golf und dem Nordmeere ist nach der Bucht von
Kavakli hinüber, Kavakli liegt ausserdem auf dem Wege von Mytilene nach Methymna und zwar naher
an Methymna, so dass es eher zu dessen Gebiete gehören konnte. Die Zahl von zwanzig Stadien ist nun
allerdings zu gering; im Dorfe Argenna taxirte man mir die Entfernung von da nach Petra, die etwa der
Breite des Isthmos zwischen dem Golfe von Kalloni und Kavakli entspricht, auf drei Stunden Weges.
Es liegt auf der Hand, dass diese Unrichtigkeit der Zahl bei Strabo nicht das Geringste gegen die Ansetzung
von Aigeiros bei Kavakli beweist 2). Ich hatte also diesen Platz unbesucht gelassen; ich hörte
damals Nichts von alten Resten dort. Weiterhin wandten wir uns bald die Küstennahe verlassend bergaufwärts
und als wir die ersten Höhen hinter uns hatten, begegneten uns wieder als Spuren naher menschlicher
Thätigkeit einige Oelbäume. Wir waren von Thermi ab fünf Stunden unterwegs gewesen, als wir
in einem höher und ausser Sicht des Meeres gelegenen flachen und kahl steinigen Bergthale das grosse
Dorf Mandamados erreichten, wohin sich in den Seeräuberzeiten das ganze Leben von den nächsten
Küsten zurückgezogen hat.
Im Kaffeehause von Mandamados, wo ich mit den Pferden Halt machte, erwarteten mich die verwunderliche
Ueberraschung, von einem Alten, der aus einer Ecke zum Vorschein kam, auf einmal m meinem
lange nicht gehörten Deutsch angeredet zu werden Und in ganz gutem' Deutsch, nicht w ie es sich
G o u f f i e r schon richtig benannte, während er die Insel Cydonea ganz abliegend von den übrigen vor der Bucht der grossen Thermen
ansetzt. S. die Karte bei P l e h n . F ü r die Ansetzung der Aapweraiai xixpat vermag ich weiter Nichts beizubringen, als was
Strabos (IX, 440) Worte bieten: xrj; U MuxiXVjvije feò -Evrf|v.ovra oxaòiwv elei Aapiooatni xéxpai taxi -ri]V te i M l^ ó p v y 6oov.
1) a. a. 0 . S. 49, Anm. 20: Affnp«. Tijs Aiyripou OipOma: iU fa «pelata tesi, Saòu elva: xò rijv oVjpepov XETópi:vov xpupxraxì
KaßaxXf“ xa£’JxXT]ztor Xéfe. ijrit C7]paiv£i nóXiv atyuptnv (Xsuxeiv, xaßaxiuiv) xóxov, xn! ónoo òndpxouot xipévxi xoiauxa OEVopa, xaì
©aìvExat t e ro ó rm v S S ì à v o p d aH «X‘ « Affllteov M x<5v 6 p oVEV(5v pus teaXEtxo IHX« nfTstpoi, xal io « S rp ó imijpXe xò
ymplòiov xoOxo, f, päXXov noXlTsipos, xal ol x d x o ix o t noXtfE ip id ix a t, U t * p » |u S i teavxovxaet^piòos aXs86v xaxotxoòpEVOV t e ’ ÓXLTlaxa>v
rivòiv döXiEaxaxalv oixo-jsveunv, BouXevóvxiov x a p à xun xihv ¡Byupräv te i x4)i VT|aou Toipxcov ( t e KxXXcvr,:), oixives aùxò äSouaiaCov. Ex
xiüv oixo^evenüv xoòxrnv pExipxi)aav apò ypóviuv aXXai pèv tic xì)V òóo inpnc atpiapu adx68tv tó y o u aav x a x p lò a poi) Mav o ap ao o .v ,
dXXai 8è eie xò yihplov Mijimpwi. 2t|pcpov i6ouaiiCcrai xò p ép o c xoóxo ÓXov im i yptoxtavniv oupaaxpimxiiv poo, dyopaoSÉv. S. 156
kommt in einem alten Verzeichnisse von Ortschaften, die z u m Erzbisthnm Mitilini gehörten, aus einer Handschrift unter n. 27 der
Ort Tslpoc v o r . Der Herausgeber hält ihn für den sonst noXiftipoc, je tz t Kavakli genannten Platz. S. 186 k o m m t er n o c h einmal
auf A ig e i r o s (KaßaxXl: x ó -o c Xnixuiv J xaßaxiwv) oitou oipttxai xal va tSiov ,4) 'Ayia Maplva“ xal «pelma, xal p uX ónexpa i, xal
rcérpivoi "cacpot xxX . .
2) Auf der Karte C h o i s e u l -G o n f f i e r s , anch hei P l e h n is t Aigeiros zu weit südlich angesetzt; die Form der Insel ist
dort aber auch ganz ungenau. Auf B o u t a n s gänzlich falsche Ansicht über die Lage von Aigeiros muss ich noch bei Besprechung
der Ruinen von Xerokastrini an der Westseite des Golfs von Kalloni kommen.
neust wohl über die Grenze« des österreichischen Kaiserstaates hinaus in die Türkei verliert Der Mann
K l P h o tid is, er hatte längere J a h r e i n Deutschland Universitäten besucht, sich^spater^aber
wieder in sein abgelegenes Heimathsdorf Mandamados zurückgezogen, hatte statt unserer Tracht ^ eH c sen
wieder m sein g Griechenland nennt, das heisst das weite Beinkleid, das
in der Tracht der Inselgriechen. Er zitirte im Gespräche mit Vorimbe
Stellen aus Schiller, wozu er wohl lange nicht Gelegenheit ^ wohL
in seiner geistigen Einsamkeit ohne besondere Thätigkeit ganz wohl zu fuh .
, , , J • t A n o en o stis der ihm auch ein Kapitel unter den grossen Männern von Lesbos gewidmet
Ä Mir ist er indessen mit freundlicher Auskunft, wo mh nur
I H H,ilf „ekommeu. Vor Allem durfte ich mich nun dem Wege zu der Hauptmerkwurdig
L n Mandamados dem wundertätigen Bilde des heiligen Erzengels Michael foio? SxpatmpxW) nie t ent-
wollte auch gefn die von A n a g n o s tis weitläufiger geänderte Vermuthung, dass das
Bild ursprünglich heidnisch sein und einen Apollon darstellen könne, untersuchen. ,Es ist namheh e
Reliefbild als solches übrigens eine seltene Erscheinung im griechischen Kultus und gegen le s
Satzung^ber den Bilderdienst verstossend. Der Despotis von Mitilini soU ihm auch seine Anbetung ver-
S : Es war grade ein Sonntag, So warteten wir früh erst das Ende der Li urgie ab, ehe wir zu
Kirche welche in einer Gegend, die sie Aeoßaoo, nennen, ausserhalb des Dorfes steht, hinausgingen. Mit
Geschichten von der Wunderkraft des Bildes und wie es -furchtbar anzuschauen dastände war ich schon m
Äbm^e vorbereitet. Als wir ankamen; war die Kirche noch vcfl Frauen,
anvafften Mein Führer brachte mich vor die reiche Altarwand; da sab mir zur Rechten vom Pfeiler der
L o h te meinte mein Führer, würde es mir nicht schaden, wenn ich auch nahe ginge. Ich that es auch
l i l r d gewann wenigstens gleich die Sicherheit, dass das Bild
ein antikes Werk sei. Wie wir wieder binausgmgen, sassen noch immer ein g
den Stühlen in «111.» i n . o h . . » One. W n ü d ^ lld e . „ »n n k en , v , d e» dt, i .d ^ h t »m e h ^ T.n- S lrfiilS - ■ . . SiSSl - U hier ganz Unerhörtes und für die Leute um so, störender, da sie grade an dem Tage, e
in ein paar kleinen Wölkchen ein Zeichen- zu erwarten p f le g e n ob es für die I r als
gehen wird. Der Regen lag nun ausser aller Berechnung, und -so war namentlich mein Wirth, der
Oelmüller besonders bei: der F r a g e interessirt w a r , g a n z r a th lo s . =tmW o 8 a m Meere
Der folgende Morgen wurde zu einem Ausfluge nach einer Kirche es • p
den Kumakia-Inseln gegenüber bestimmt, weil dort eine Inschrift zmfinden sem soUte.^ Die bergigen
Strecken, durch die wir hinabritten, waren eben so durr und nur mit es pp , EUasberschen
Mistignä und Mandamados. In der Richtung nach Süden sah man
ges, besonders reich aber war der Blick auf die Bergreihen Klemasiens und das Meer mit den v
eingestreuten Inseln, weithin jenseits den Muskonisia, ganz nahe dem Kumakia. ^ loh
strande zwischen 0 Ibäumcn liegt das Kirchlein des heil. Stephanos und in ihm »
sogleich die gesuchte Inschrift (Taf. X, 1) >). Sie steht auf einem grauen M a rm o r 0,97 y P J f
hoch. Nur im ersten Anfänge der Zeilen) sind Buchstaben ganz glatt weggewischt E S
Untersatz einer Statue und zwar der Tochter eines Dejotaros, ihr vom Volke
der Stadt. '0 8apo; .. opoyimvav Ar/ioxcipm iöspyfx-qxciiaav rav ^ apeca? vvex
el5 socuxuv. Der Name der Geehrten ist offenbar ein galatischer; sein Schlusstheil ßoyuovav
stobogoi. Den Vater kann man für einen der galatischen Fürsten selbst halten. Aber welches
; 1) Nicht ganz genau und sehr missverstanden findet sich die Inschrift bei A n a g n o s t i s a. a. 0 . S. ^