
Die Z e lle n liilJen zuwe ilen dns e in zig e G ew e b e e in er G eschw u lst w ie bei d e r gallenfetiballigen F e ttg e s c hw u ls t
oder dem Choleslealom, beim Carcinoma a lv eo la re , beim zeliig en Sa rcom nnd Osleosarcom. Die wesen tlich en Tb eile
d e r ganzen G eschwu lst bestehen dann a u s mit ihren Wänden zusamnieiistosseiiden Z e llen . Z e llg ew e b e ra s e rn dienen
dann nur cUv.a zu r Bildung d e r llä iito , wclclte die Lap p en d e r G eschw ü lste verbinden.
In an deren Fä lle n b esteht d e r Ilaujitllieil d e r' Gescliwiilstmasso auch au s mikroskopisclieii Z e l le n , ab er diese
Z ellen sind nicht u n te r e in ander v e rw a c h s e n , w en n sie au ch noch so dicht aneiiian d e rsto ssen , so bleiben sic frei,
liusscn sich ablöseu iiml ersclieiiicii beim e rs ten Anblick u n te r dem Mikroskop a ls Ku g eln . E r s t bei A nw en d u n g sta rk
e r Yergrössoruiigen sieht man, dass e s spliäroidische Z e llen sin d , de ren Höhlung man an e in er noch e ingeschlossenen k le inern
Z e lle o d e r an mehreren e ingeschlossenen Körjierclieu erk en n t. Diese feinen k u g e lartig en Z e lle n , w elch e das
eigentliche Scminium niorbi bei mehrere» Fo rmen d e s Carcinoma, w ie bei C . sim p lex , reticu ia re und alv eo la re bilden,
sind in den Maschen e in es faserigen G ew eb es in un g eh eu rer Menge ab g ese tzt.
Die Zellen d e r Geschwülste besitzen e n tw ed e r einen micleus, K e rn , ih rer ^^’and od e r nicht. D e r nucleus d e r
erslou lieg t in d e r Su b s tan z der W a n d , und aus ihm b a t sich die Z e lle gebildet. Z uw e ilen en th ält eine Z e lle auch
K e rn e in ih rer Holde a ls Keime für ju n g e Z e lle n , wie beim Encboudrom und Carcinoma alveolare. In den meisten
F ä lle n e rk en n t man w en ig sten s den meist d unkleren e n tw ed e r p la tten od e r rundlichen K ern d e r W a n d , w ie a u sser
dem Knclioiidrom, bei mehreren Fo rm e« des Carcinoms, beim z eliigen Sa rcom und Osleosarcom. ln än dern F ä lle n besitzen
die Z e llen ke in en K e rn , w ie bei dem Cholesteatom.
Die Snfastaiiz d e r z eliigen Stru c tu ren g e h ö rt bald u n te r die leimgebeuden G ew e b e , bald u n te r die n icht lelm-
gcbenden. Der T y p u s d e r e rs tem is t u n te r den gesu n d en G ew eb en d a s Knorp e lg eweb e. Die pa ra lle le Bildung dazu
linier den pathologischen Geschwfdsleii is t d.as Enchondrom. Beispiele v o n n icht leimgehenden mehr o d e r w en ig er
e iweisa rlig en zclligen Stru c tu ren sind die Cho rd a d o rsalis, de ren N a tu r ich b e re its v o r mehreren J a h re n fesLstelKe,
lind die Decidiia, w elch e die vollkommenste Uebereinstimmuiig mit d e r primitiven Bildung des K n o rp e ls z e ig e n , w äh rend
sie chemisch g an z davon v e rschieden siud. P a ra lle le pathologische Bildungen sind die G allertg c schw u lste und
zölligen Sarcome.
Die Z e llen a ls mikroskopisches Element d e r Geschw ü lste n u te rscheiden sich fe rn e r, j e naciidem s ie k e in e jü n ge
ren Z e llen en th a lten , o d e r j e nachdem sie regelmässig solche e in g eschachtelt enthalten. Ein Beispiel d e r e rsten
A rt liefert die geschichtete gailenfellhaUige F e llg e s c hw iils t, w e lch e g an z a u s polyedrischem ptlanzenarUgem Z e l lg
eweb e b e stellt, in welchem mir ab er niemals ge lungen is t noch k le in ere Zellen z u erk en n e» . In än dern F ä lle n sind
d ie Z e llen eingeschachtelt. E in e u n te r dom Mikroskop sichtb.are Z e lle sch ein t Körp e rch en in ihrem In n ern zu eu th al-
le ii, die gen au e re Untersuchung leJirt a b e r «ach dem Vo rgänge von S c hw a n ti's En td e ck u n g en üb e r die primitive Bildung
d e r gesunden G ew e b e , d a ss die in den Zellen e in g eschlosseneu Körp e rch en e n tw ed e r eingescliachtelte ju n g e
Z e llen od e r K e rn e sin d , aus w elch en ju n g e Zelleu entstehen. Dies g ilt v o n manchen Z ellen beim Sa rcom a cellulare,
Carcinoma alveolare, Eiichondroma und einzelnen Zellk u g eln d e s Carcinoma simplex u nd reticu ia re . Die feinsten
Zellen w erd en mir bei den stä rk sten Verg rö sscm iig en e rk a n n t, u nd sind o ft nicht g rö s s e r a ls 0 ,0 0 0 1 4— 80 P . Z . , die
mittlere Grö s se d e r mikroskopischen Z e llen in den Geschwü lsten mit z ellig er Grundlage is t g e g en 0 ,0 0 0 5 0 P . Z .
N o ch ein an d eres IiäuCges Elemen t d e r Geschwü lste sind die ge schw än z ten K ö rp e r , w elch e ich a. a. 0 . .als
im Marksclavamm und zuweilen in d e r Melanose vorkommend auzeigle, od e r die spindelförmigen K ö rp e rch e n , w ie sie
V a le n tin ^ ') n en n t, der sie z u r selben Z e it ausführlich a ls S tru c tu r d e s E n cephaloids beschrieben hat.
Diese K ö rp e rch en sind elliptische Sch läu ch e od e r Z e llen , w elch e an einem od e r auch an beiden E n d en in einen
feinen schwanzfnrniigen F a d e n vo n mehr od e r w en ig e r L än g e auslaufen. S ie sind zuwe ilen im Inn ern s e h r g ran u lirt
und daun in ihrem In n ern mit einigen od e r v ielen Köriicbeu gefüllt. D a s Inn ere ih rer Uöhlung sieh t mau se lten deutlich,
ab er zuweilen e rk e n n t man einen w en ig d u nkleren K ern an ihnen, mit einem o d e r mehreren Keriik ö rp e rch en . S ieh e die
Abbildungen auf T ab . I. uud I I. E s is t g an z dieselbe Bildung, avelclie S c hw a n n in dem primitiven Z e llg ew e b e un d in
ä ndern Geweb en beobachtet, welch e sich a u s Z e llen in F a s e rn umbilden. Die F a s e r en tsteh t nämlich an s d e r Verlängerung
der kernhaltigen Z e lle in einem Fa d e n . Die meisten F a s e rn im thierischen K ö rp e r scheiiien sich au f diese W e is e zu bilden;
aber in den Geschwülsten, welch e aus deu g e s c lw im z le n Körp e rch en b estehen, sch re ite t die Fase rb ild u n g nicht über die
embryonische Fo rm d e r Z cllen fas er fort. Der Fa d e n g e h t zuwe ilen uud so g a r seh r o ft, w ie ich b em erk te , n u r von
einem E n d e d e s Körp e rch en s aus, dann ist das andere E n d e abgestumpft. Die L än g e d e s F a d e n s is t seh r verschieden,
bald nur e tw a so lan g od e r se lb st k le in e r a ls die L än g e des KörpercLens, bald g rö s s e r und se lb st mehrmals g rö s s e r a b
die L än g e des Körperchens. D e r Durchmesser des Fa d e n s ist meist n n r ^ — i des Durchmessers d e s elliptischen Körperchens.
An demselben F a d e n anein an d erg ere ih te ke rn h a ltig e Körperchen habe ich nie bemerkt. Z uw e ilen g eh l, w ie ich
oft Geleg en h eit h a lte zu s e h en , nicht bloss au s jed em En d e des Körperclieiis ein F a d e n , sondern au s d e r S e ile e ines
Körperchens n och ein d rille r Fa d e n , und zuweilen .spaltet sich d e r au s dem E n d e d e s Körp e rch en s au streten d e F a d e n
deutlich. Man sehe die v ielerlei Formen d e r ge.schwänzteii K ö rp e r au s derselben Geschwulst. T ab . I I F ig . 17. W a s
die Cruppiruug d e r g e schw än z ten Körp e rch en belrilTt, so k an n sie s e h r verschieden sey n . Z uw e ile n linden sie sich
•) Jnlnilm Rcperloriom fTir AtiMomie und Pliysiologie. I8.?7. 2. Abüieiliing. p. 277.
n u r e in ze ln v o r u n te r z ella rtig en runden Bildungskugeln d e s Markschwammes, welch e dann die Hauptmasse bilden
k ö n n e n , w ie ich sie zwe ima l im Markschwamra d e r L eb e r und in einem ungeheuren Markschwamm d e r Bauchhöhle
geseh en . Ebenso könn en s ie einzeln im melanotischen Carcinoma verkommen, w ie ich mehrmal ge seh en . Zuw e ilen sind
sie in ung eh eu rer Menge v o rhanden und bilden den Ilaupdlieil e in er G e sc hw u ls t; so sah ich sie einmal in Ma rk -
scLwämmen d e s Ob erschenkels und d e r ünte rleib sh ö h le, a b e r ohne bestimmte fasciculirte Anordnung. Diese G eschwulst
lie ss sich auch w en ig e r in bestimmter Kiclilung reissen. S ie können ab er aucli selir regelmässig g e o rd n e t se y n und
F a s c ik c l bilden, indem sie derselben Direction folgen. Dann eu tslcbt für d a s blosse Au g e d e r Anschein vo n F a s e rung.
Dergleichen falsche Fascrbündel sind immer w eich und leiciit zu z erreisseii od e r g a r z u brechen. In d e r fase r-
artig en Verbindung sind s ie vo n ValenÜn a ls S tru c tu r d e s EncepLaloids beschrieben uud abgebildet. V erg l. T ab . II.
F ig . 1 1 .1 6 . u n se re r Abbildungen.
Die ge schw än z ten Kö rp e r sind ke in e dem Markschwamra eigenthümiiche Bildung; ich h abe sie zw a r w iederholt
im Marksciiwamm g e seh e n , a b e r se h r o ft fehlen sie d a rin , dag eg en kommen sie eb en so o ft, a ls man sie im M a rk -
ßchwanim b em erk t, in nicht k rcbsliafteu Geschwü lsten vo r. In seh r unreg e lmä ssig e r Verbreitung die Hauptmasse bild
end s ah ich sie in einem albuminösen Osleosarcom d e s U n te rk ie fers, w e lch e s mit vollkommen gliickllchein Erfo lg e
e x s tirp irt w o rd en ( T a b . I I . F ig . 1 7 .), fern er in d e r Telan g ie ctasie . In d e r faserartigen v on V a len lh i beschriebenen
, Anord n u n g sah ich sie fast die g a n z e G eschw u lst bild en d , in einem grossera gu ta rtig en Schwamm d e r Conjuncliva
palpebrarum. T ab . II. F ig . 16. Diese ge lap p te G eschw u lst lä s s t sich brechen un d h a t einen faserigen Bruch, indem
w ie vo n einem gemeinsamen Miltelpunct F a sc ik c l na ch a llen Riclitungeu g eg en die Oberfläche faliren. S ie g e h ö d wie
die Vorhergehenden u n te r die g u tartigen albuminösen Sarcome. D e r Schwamm w u rd e dreimal ex stirp irt und k e h rte
w ie d e r , w e il man ihn melir angcscimitten a ls ausgescLnillen h a tte. N a c h d e r le tzten E x s tirp a tio n , w o b ei mau auch
d a s A u g e se lb st wegnalim, blieb e r aus und d a s Individuum w u rd e vollkommen LergesleUt. E r g ie n g faiistgross lediglich
von d e r Conjuuctiva a u s , d e r Augapfel w a r volikommen gesund. Sieh e die v on H e llin y erzalilte K ra n k en g
e schichte zu diesem F a ll in R u s t’s Magazin Bd. II.
Die g e schw än z ten Kö rp e rch en sind also Iheils Elemen te v o n kreb sa rtig en , Iheils Elemen te vo n vollkommen g n t-
a rfig eu albuminösen Sarcomeu. In Geschwü lsten , w elch e heim K ochen sich in Leim auflösen, habe ich sie noch nicht
z ah lreich beobachtet. In d essen mögen sie wo h l auch h ie r zu g ew is s e r Z e i t zah lreich Vorkommen, d enn sie beruhen,
w ie sich s e h r wah rscheinlich machen lä s s t, bloss a u f e in er Transformation vo n Z e llen in F a s e rn und sind a lso bloss
Bildungsstufe d e r F a se r.
Au ch die A rt d e r E n fwick e lu iig d e r mikroskopischen Fo rm en d e r Geschw ü lste bed in g t Unte rsch ied e ih res
Bau es . Am gen au e sten lä s s t sich die E n lw ioke lungsgescliichle In den z eliigen Geschwü lsten v e rfo lg e n , nachdem
S c hw a n n 's En td e cku n g en üh e r die E n tw ic k e lu n g d e r gesunden G ew eb e den Grundstein für Untersuchungen dies
e r A r t g e le g t haben. Die primitive Bildung fast a lle r thieriscben G ew e b e is t nach S c hw a n n 's Beobachtungen zellig,
und diese Z ellen haben dieselbe S tru c tu r avie die P llau z en z ellen , un d entstehen und w ach sen a u f das g e n au e ste nach
denselben G e s e tz en , w e lch e S c h le id e n fü r d ie Pflanzeuzellen z u e rs t e ntdeckte. E in e noch ju n g e Z e lle en th ält immer
e in en K e rn in ih re r W an d , au s welchem sie z u e rs t entsteht. S ie en tstellt ab er en tw ed e r innerhalb e in er ändern Z e ile und
a lso au s einem K e rn , d e r in d e r Höhle e in er ä n d ern Z e lle ohne Zusammenhang mit d e r W a n d d e rselben sich bildet,
o d e r a u sser den schon vorhandenen Z e llen . Das e rs te re w u rd e v on S c hw a n n beim Knorpel und bei de r Cho rd a dorsalis
n acligewlcsen, d a s le tz te re scheint bei vielen än dern Bildungen slatlzufinden, denn aUe Geweb e des Embryo bestehen nach
S c hw a n n 's' Beobachtungen a u s Z e llen mit K ern en d e r W a n d , a b e r nicht bei a llen lä s s t sich eine Entstellung d e r neuen
Z e lle n im In n ern d e r a lten nachweisen ; aucJi beim E rwa ch sen en Iiat man ein Beispiel b e ständiger neu er Bildung vo n
Z e llen mit K ern en d e r W a n d a u sser den a llen Z e llen an den Epitheliumzellen, w elch e k e in e Einsch ach telu n g von
Z e lle n z eig en . Die Bildung d e r ju n g en Z e lle lä sst sich übrigens am besten in deu F ä lle n beo b ach ten , w o sich
d ie ju n g e Z e lle im In n ern d e r a lten b ildet, d. h. w o sich die K e rn e zu neuen Zellen im Iu n ern der a lten ansetzeu.
D ie se E n tw ic k e lu n g gescbielit na ch den Beobachtungen v o n S c h le id e n für die P flan zen , vo n Äc/iioan« für die T h ie re
a u f diese W e is e .
D ie K e rn e treiben a u s sich eine ju n g e Z e l le h e rv o r , die d ann am K e rn h e r\’Oriritt w ie d a s ü h rg la s a u f der
Uhr. Bel fortschreitendem Wach slh um w ird die au s dem K e rn h e rv o rg elrieb en e ju n g e Z e lle g rü sser un d d e r K ern
bleibt in ih rer W an d liegen. E u fsleh en mehrere ju n g e Z ellen au s mehreren Kern en im In n ern e iner Mu tfc rz elle, so
füllen sie lie ran g ewa ch sen die Mutierzelle g an z a n , und ihre M'ände verschmelzen mit den Wän d en d e r Mutterzclie.
In diesen ju n g en Zelle» bilden sich w ie d e r K e rn e im Iu n e rn , aus ibneu eutsleben w ie d e r Z elleu d e r dritten Generation
und so w e ite r fort. Die W än d e d e r ju n g en Z e llen sind vollkommen durcbsicLtig. Die ä lteren Z e llen v e rdicken
ihre W än d e , un d In mehreren F ä lle n en tsteh t bei den Tiiieren Fa se rb ild u n g in den Wänden. A u f diese
W e is e bilden sich àie ZeUen un d w aclisen im Knorpel und d e r C horda dorsalis, wahrscheinlich auch in der Decidua.
D ass sich diese A r t v o u E n tw ic k e lu n g in den pathologischen Bildungen wied erh o len w e rd e , k o nnte e rw a rte t
w e rd en . In d e r T h a l bilden sich d ie ju n g e n Zellen im En chondrom, im C a n c e r a lv eolaris g.mz a u f dieselbe W eise
w ie im K n o rp e l und in d e r Chorda dorsalis, bei mehreren Formen d e s K reb se s und beim zeliigen Sa rcom w ird dieselbe
Bilduugsart a u s meinen Beobachtungen seh r wahrscheinlich.
ii I
A.
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