
PImlaiix w a r nur nieltr die Riiulensubsfaiiz und die beiden Fiulen ve rbanden. Der übrige Tlieil w a r in ein n e izariiges,
mir an einigen Slellen verknöolierles Gewebe a u sg e a d e l und die Masclien mit w eissg ra iie r G.allerte gefüllt. In allen
diesen Reobacliiungeii liegt die langsame, e il 1 5— ISjalirlge und imgefährliclie En tw ick elu n g des Uebels v o r Augen.
I'ebereiiisliiiimeiule Beobaclitungen zeig en fern er, d a ss die En twick elu n g d ieser Gescbwülsle wen ig sclmierzbaft
i.st. Die En twickelung der Gescliwülste w a r in S e /ia p er’s F a ll 15 .Talire scliincrAlos und se lbst nach dem Aiifbruch
noch 10 .fahre ohne Schinerzeii. Im Pockelsschen F a lle w a r die Geschwulst l ä J a h re a lt, a ls sie ex stirp irt w u rd e ;
sie w a r völlig scimierzio.s. Diese Beobachluiig betrilft einen Manu vo n 84 J a h re n , bei welchem die Geschwülste
im ISten J a h re entstanden waren. S ic befanden sich an den Mittclhaiidkiioclien und den zwe i e rsten Plialangcn des
zwe iten und dritten Fin g ers. Die Eiitwickeliiiig w a r m S c n r p d s F a ll fast ohne Schmerz. Ein e -von M c rg beschriebene
nnd abgebiidete Geschwu lst an der Hand eines 15 — IGjfdirigen Jü n g lin g s z eig t uns dasselbe Uebel. Auch liier waren
a lle Geschwülste d e r Phalangen wen ig schmerzhaft. Z u dem h alte die Hau t ihre natürliche F a rb e , die Schwämme
waren aiifgcbroclioii aber ihre Granulationen w.aren schön roth, die Blutgefässe im Umfang nicht e rw e ite rt; daher AJery
auch die Gesclnvnlst nicht für kreb sa rtig hielt und mit glücklichem Erfo lg e anipulirle; das Innere d e r F u n g en z eigte
w ie d e r cclliilöse Ossificationeii, die mit e iner gelatinösen Materie gefüllt waren.
Das Waclislhum des Eiichondrüins zieht sicli also viele J a h re ohne Schmerzen ohne E n ta rtu n g der darüber g e legenen
Th eile hin. E s schmerzt un d bricht au f, wen n es In Eniziindiing v e rse tz t wird . A b er die Ausdehnung der
iniiliegoiideu T lie ile , zufällige V erle tzungen der monslrüsen Geschwulst bedingen zu letz t Eiilzuiidiing d e r uniberliegen-
deii Th cile und d e r Geschwulst selb.st; die Entzündung g eb t in E ite ru n g über, die G eschwu lst selbst ge rä lh in V e rjau
ch u n g , die schon v o rh er z erslörlen Knochen w erd en nekrotisch. In die.sem Zu stan d befindet sich d a s Uebel in
dem F a lle , deu w ir auf T a f. V. F ig . 3. abgcbildet Iiaben, und in den Ffilleu von M e r y und S c a rp a .
W ird d e r von d e r K ran k lie it befallene Theil ampulirt, so k eh rt die K ran k h eit nicht w ie d e r, bleibt die Geschwulst
auch nach dem Aiifbruch in Verbindung mit dem Kö rp e r, so k ann sie w ie je d e r gro.s.se au sich örtliche Schaden
den Ruin des Ganzen lierbeizuföhren.
6. Nalur des Enchondroms.
Die N atu r des Enchondroms b esteht w esentlich in primitiver embrj’onischer Knorpelbildung. Se in e Ursachen
sind llieils örtliche, tlieils allgemeine.
O e r t l i e b e U r s a c h e n . Die örtlichen Ursachen sind an den Knochen, w ie sich mit g rö sser Sich e rh e it zeigen
läs.st, bedeutende Beoinlr.äcliliguiigen des Leb e n s d e r Knochen und ln vielen Fä lle n durch mechanische Verletzungen,
w a s sich aus der Geschichte der Beobacliluiigen über hielier gehörige F ä lle crgiebt. Aus d e r v o rh er aufgeslelllen
C h a rac terislik des Enchondroms lä sst sich dasselbe leicht selbst in den Scbriften d e r ä lteren Chirurgen w ied ererk eii-
n e n , w ie mannlgfacli auch die Namen und die Stellung w a r , welche man d ieser G eschwulst an gewiesen. In des
treiniclieii M a r c u s A u r e lh is S e r e r in u s Beschreibung d e r rundlichen Geschwülste an den F in g e rn eines 88jährigen
Jü n g lin g s , die e r mit verseliiedenen Frü c h ten v e rg le ic h t, erk en n en w ir unser Enchondrom sogleich wieder. Die Ursache
-winl iu diesem F a ll nicht an g eg eb en ; aber S e i'e r in u s tbeilt noch einen zweiten F a ll vo n Nico la tts L u r c h e mit
Abbildungen mit, welch e g.anz ein Seiteiislilck zu uiisera Abbildungen liefern. Die g an z runden Gesciiwülsfe befanden
sich an den Pbalangeii und Alillclhandkiioclien d e r F in g e r ; die g anze M.asse w o g 7 Pfund 3 Unzen römisches
Gewich t; in diesem F a lle w aren die Geschwülste n.ach dem Bisse e ines Scliweiiies in d e r Ju g e n d enlstanden. In
dem F a lle von S c h a p e r , aa’o die Geschwülste 15 J a h re ohne Aufbrucli w u chsen und bis zum 38 J a h re bestanden,
w.aren sio in frühester Ju g e n d durch eine Qiielschmig d e r Hand veranlasst. Quetschung w a r die Ursache des vou
M e r y beobaclitelcn F a lle s . In dem F a lle von Olto entstand das Leiden in d e r frühesten Kindheit durch eine sta rk e
Quelschmig. Ebenso in einem F a lle von K le in . Dieselbe Ursache lieg t in den beiden \o n P h . r . W a llh e r be.sclirie-
boneii Fällen vor. E s scheint also ziemlich sicher, dass mechanische Beeinirächligutigca des Leb en s und d e s Bildung.s-
proccsses der Knochen in der Kindheit die e rste Veranlassung z u r En tsteh u n g des Enchondroms geben.
A l l g e m e i n e U r .s a c h e i i . A b e r diese örtliclieu Ursachen scheinen bei se in er Bildung nicht allein zu wirken,
und es giebt F ä lle , wo sie nicht nachweisb.ar sind, j a w o überhaupt das Encboudrom keine g an z örtliche Kran k h eit
e inzelner Knochen ist. Ein e r der wichtigsten F ä lle in d ieser Hinsicht ist d e r Pockelssche, zu welchem die Abbildung
Taf. V. Fig . 1. gehört. Hier halten sich die Auftreibungen d e r Millelhaiidkiioclien und Pha lan g en d e r F in g e r nicht
bloss an d e r einen Hand gebildet; e s z eig te sich auch ein Anfang davon an d e r ändern Hami; j a w a s da.s Merkwü
rd ig ste is t, auch an den Fü s s en w a r ein An.satz d.azu vorhanden. Die palliologisciien Veränderungen der
F ü s s e und d e r zwe iten Ilaiid w a ren gering und waren wen ig unbequem, die .andere Hand w u rd e ampulirt. Das
Uebel keh rte nicht w ie d e r; der Mann lebt n o ch , seine zwe ite Hand und die F ü s s e befinden sich in demselben Z u -
slande w ie früher und die w e ite re Entwickelung ist wenig zu fürchten, da überhaupt die g.anze Veränderung sich
höchst alliimlilig von d e r e rsten Kindheit an gebildet hat. Auch in dem vo n R u y s c h e rzählten F a lle befanden sich
die Geschwülste an den Fin g ern und Mitlelhandknochen beider Hände und auch am F u s s e an den Zeh en . In diesem
F a ll isl eine allgemein w irk en d e Ursache unve rk en n b ar, eine U rs ach e, welch e sich über das g a n ze Knocliensystem
a iisbrcilel, und welch e merkwürdig genug doch durchaus nicht bö.sarfiger oder kreb sig er Natur is t, und vielmehr
in Hinsicht ih rer F o lg en so heurllieilf werd en muss, w ie d e r Einllnss d e r Scropliulosis auf dio Kiioclicuhildung.
Beide sind coii.«llliitionelt und doch niclil im niiiide.sleu dem Krebs v erw.uidt. Beide bringen ihre stä rk ste W irkung hi
d e r Kindheit hervor. Dass das Enchondrom meist in d e r Kindheit en tste h t, beweisen bereits die milgellieilleii Beob-
aehluiigen z u r Evidenz. Die meislen Siibjecle, an deiieii es gesehen word en , w a ren Jü n g lin g e und Knaben, bei denen
e s frühe enlstanden w a r , w ie in den F a lle n vo u S c h u p e r , S e c e r in u s , M e r y , R u y s c h , OUo, S c a rp a , P o c k e h ,
V. W a llh e r , und w o es bei Erwa ch sen en beobachlet w o rd e n , fiel seine Enislehiiiig auch in die Kindheit. Im sp ä tem
V e rla u f d e s Leben.s scheint die allgemeine Ursache zu r E rzeu g u n g d e s Encliondronis zu e rlöschen, so wie e.s auch
mil der Scropliulosis d e r F a ll ist. Die durch je n e allgemeinen Ursache« erzeugten Eü ec le , dio Geschwülste bestehen
nun einmal und können nicht n ickgebildet w e rd en , aber sie sind bei dem Erwa ch sen en uach dem Aiifbören der Diathese
nur locale K ra iik h e ile ii, welch e dah er nach d e r Ampiiialion nicht wiederkeliren.
Die allgemeinere Ursache z u r En lw ick eln n g des Enchondroms mil d e r scrophnlöseii Diathese für identisch zu
halten, verb ie ten hinreichende Gründe. K o r lttm » ') sah zw a r eine vielleicht mit dem Enchondrom übereiimtimmeiuie An-
scliwclhiiig a lle r Fin g er bei einem Knaben mit Anscliwellung des Bau ch s , angcschwolleneii Ilalsd rü sen , aber e s ist
zwe ifelh a ft, ob der F a ll Iiichcr gehört. Die scropliulösen Krankheiten und Ge.schwülsle der Knochen sind bekannt
und zeig en niclils dem Enchondrom Aelinliclies, d.igegen kommen die Pro d u c te d e r Scropliulosis, Skropfeln und T u berkeln
nicbt in dem Encboudrom vor. Die Ursach e z u r E rze u g u n g des Enclioiidroms scheint vielmehr in einem
eigenlhümliclien Bildnngsprocesse im Knoclien.system zu liegen, zu F o lg e welchem, besonders hei iocalen V erle tzungen
d e r K n o ch en , die cmbryoiiisclie primitive Knorpelbildung .luflnìt und forlwuchcrt ohne zu r Consolidation und vollkommenen
Organisation d e r Producte zn g elangen. Das Wachslhum des Enchondroms e rfo lg t durch d.xs Eigenleben der
Z e llen d e r Kiiorpelmasse und ihre beständig neue Bildung, welch e die individuelle Kiioclieiibildung unler dem Eintlu.ss
des Gesammlorgaiiismus nicht zu beherrschen vermag. An d ere Veränderungen d e r Knochen sind seh r selten mit dem
Enchondrom v e rb u n d en , nud ich keime nur einen einzigen Iiieher zu ziehenden F a ll unter seh r v ie len , nämlich d.%s.s
das Individuum, an welchem S e v e r in u s die eine se iner Beobachtmigeii inachic, bucklig w ar.
Die Sch riftste lle r, welch e eine ailgemeiiie Keniitniss von u nse re r Geschwulst g e h ab t, haben ihr eine seh r verschiedene
Bedeutung erlliellt, und sie hat in d e r Geschichte d e r Chirurgie unter den verschiedensten Namen fi"-urirt.
S o gellt sie mit manchen ändern von ihr w ied er g anz verschiedenen Bildniigen in den BegritT der Alten von d e r Spin.a
v en to sa ein. U nter diesem Nameii ist so vielerlei beschrieben w orden, dass mau sich je tz t kaum mehr etw.as beslimmtes
d a ru n te r v o rslellen k a n n , nnd wen n d ieser Namen noch irgend eine Bedeutung Iiaben k a n n , so is t es nur d ie , d.ass
man mit ilini die Gleichzeitigkeit d e r verscliiedensten Au sgange d e r Knoclieiiciilzünduiig a ls E ite ru n g , Exsudaiioii mit
wu ch e rn d e r E x o s to se bezeichnen kann. Jeden falls kann der Name nicht z u r Bezeiclmuiig e iner genau untersuchten
S tru c tu r dienen. M . A . S e v e r in u s n.annte unsere G eschwulst Atlieroma nodosum, hie nnd d a wurden liiehergelio-
rige F ä lle Osteoslealoma g e n an n t, ein Gemeinplatz, u n le r welchem die mannigfalligsten Knochcnkrankheilen fignrirt
haben. S c a rp a tren n t das die Knochen expandirende Enchoiidroia nicht gen u g von d e r Exo.v/ose; e r nennt die Geschwu
lst bösartige E x o s to s e , offeubar eine falsche n e ze ich n n n g , da dies unschuldige Enchondrom keine Aehnlichkeit
mit den wirk lich bö.sarligeu E x o sto se n oder dem k reb sa rtig en Sclnv.ainiii d e r Knochen h a t, weich eu wir iiculicU durch
d ie Untersuchungen vo n P h . r . W a lth e r , E b e rm a ie r , C h e liu s, B la s iu s besser zu nnterscheiden ge lern t haben. OHo
uemil, w a s wir a ls Enchondrom clmrakleri.sirt, Osleosarcom, h ä lt cs ab er für deu wahren Knocheukrebs. Der M.ark-
schwaiimi und die ändern wah ren Krebsschwämme d e r Knochen scheinen mir allein je n en N.ameii zn verdiene». Nie mals
haben diese einige Aehulichkcit mit dem Enchondrom. Die Beziehung des Enclioiidroms zum Knochen ist übrigen
s keine wesen tlich e , sondern zufällig, und schon darum sind die Namen E x o s to se , Spina v en to sa, Osteosarcom.a,
Osleoleatoma zu vermeiden. Die niigefälirliche N a tu r des Enchondroms ist allein von M e r y und P h . v. W a lth e r g e h
ö rig erk an n t worden. In d e r T h a l tra t n.ach d e r Anipiilation durchaus in d e r Regel Heilung ein, avie in den Fä llen
von S e v e r in u s , M e r y , S c a rp a , in den 8 Fä llen v on v . W a lth e r , in den 8 F ä lle n von K le in , in dem F a ll von Eiiclion-
drom d e r Tibia im Ba rlh o lomeav's-IIospltal, in dem F a ll von P o c k e h , und in den Fä llen von v . Grä fe , wo zu sich
die Präp arate im hiesigen Mnsenm befinden. E in tödilicher Au sgang ist mir unter 3 6 gesammelten Fä llen nur a-on
8 Fä lieu bekannl. In dem einen hatte sich die Gesohwutst in d e r Basis cranii und sowohl g egen die Scliädeliiölile als
nach der N a se en twick e lt. Der lödilichc Au.sgang d ieses F a lle s is t ab er durch die I.ocalität bedingt. Der zwe ite F a ll
betrifil eine im G u y 's -Hospital zu London befindliche Geschaanilst d e s Oberschenkelbeins, avelclie zum Enchondrom zn
rechnen is t, N r. 66 6* d e s Ca ta lo g es. Hier avurde die G eschwulst a-oii der Leiche eninommeu. Wahrscheinlich 1st
d e r To d hier durch Sä flev e rlu st bedingt avorden. M e r y drü ck te sich über die N a tu r d e r von ihm für gutartig crkannlen
Geschaa-iilst nichl näher aus, aber r . W a lth e r bemerkte ausdrücklich, dass die von S c a rp a , Olio und ihm beschriebenen
Geschavütsle der Phalangen und Miltelhaudkuochen eigeulliümlicher A rt sin d , sich von allen bek.annteii Knocliengeschwüislen
unterscheiden und w ed e r mil d e r S p in a veulosa noch mit d e r E x o s to se e tw as gemein haben.
•) De viiie scro[>Iiuloso. i.eingoviac. 1790. T. 2. p. 301.