
Uclii-igeiis lassen sich die einzelnen Z ellen leicht von elnandür isoliren. Im isolirien Ziislainlc erschoiiicn sio
seh r dtirchsiclKig tind blass ohne K e rn im Inticni oder in der W a n d , und ohne feinkörnigen Inhalt. E in e Wniid der
Z e lle lä.«st sich nicht deutlich erkennen, und in .so fern scheint es zweifelhaft, ob diese Tlicilchen solid oder hohl siud.
Ab er au den isolirien Talgzcilcn des Schafs erk en n t man die AVaiid auch nicht, die gleichwohl sicher vorhanden ist.
W.as die Substanz der Z elleu betrifil, so besieht ihre GriinUlage aus einem thierischen nicht fettigen Stoff.
Denn wen n man Stü ck e von Clioleslcatom mit kochendem Alcoliol oder kochendem Aelher behandelt, so wird die
ganze Alasse niclil aufgelöst, vielmehr ist der g rö ssere Antheil unlöslich, ist noch geschichtet und n o ch , wenngleich
weniger deutlich, zellig. Auch beim Erhitzen auf einem Glasbliiltohen lä sst sich dies e rk en n en , zu letz t bräuut sich
die Su b s tan z wie andere so beliaiidelte thierische Substanzen. Walirsclieiiilich cnthaUen die Z ellen nur ciiicii Aiillicil
des F e tte s , welches mau aus der Masse aiiszielien kann.
Die zwischen den Schichten d e r Z ellen liegenden C ry sia lle sind zwe ie rle i A rt, (afelarlige und blättclienarlige.
Beide erk en n t man leicht millclst d e s Mikroskops. Die (afelarllgen sind die hänfigsteii, liegen in den inaniiigfalligsleu
Uichtuiigen durcheinander, und sind hie und da zerbrochen. Die L än g e der Tafeln im Verhältniss zu r Breite ist sehr
ungleich, oft sind cs k u rze breite reclaiigulare Tafeln, öfter aber siehl man bandartige, hange, schmale Formen, welche
den Diirehmesser der Z elleu vielmal übcrlreffeu und leiclit breclieii. Bliombische Tafeln glaubt man zuweilen zu erk
e n n en ; aber es ist schwe r zu s a g e n , oh sie es wirklich sin d , da reclaiiguläre T a fe ln , welche nicht horizontal sondern
schief liegen, auch rhombisch aiisselien. Diese Tafeln werd en w ed e r von Säuren, noch von Alcalien angegriffen;
wnlirscheinlieh sind sie reines Gallenfoll. Nach P lc h c h l sollen die Cryslallformcii d e s Gaileiifetts dem zwe i und /.wei-
gliediigen System angehüren. Beiues Clio le stea rin e, das ich mikroskopiscli untersuchte, bestand grösstentheils ans
rliomhischeii Täfelchen.
D e r zwe ite c rj’slalliniscbe fette K ö rp e r, den ich s a h , ist sparsamer v e rb reitet, und bildet !iie und da H äufchen
von Dlältclien, dio, wenn sie a u f dom Rande angesehen w e rd en , für Nadeln von Stea rin e impoiiiren können. Dass es
an beiden En d en zugcspilzic Blättchen .«hid, sieht man deutlicher nach d e r E.Vraciion durcli kochenden Alcoliol oder
A eth er, aus weich eu sie sich beim E rk alten absetzen.
C. C h e m i s c h e s V e r h a l t e n .
Das chemischo Verlmllon des Cholesteatoms ist von n a r r u d » ) mitersuchf. Die pulvcrisirte Materie wu rd e
mit dem a c h t- oder zehnfachen ihres Gewich ts kochenden Alcohols behaudell, w o ra u f man iiltrirle. Das nicht von Alcohol
g e lö s te , absorbivle eine gewisse giiaiilität W a s s e r, schwoll davon a u f und wu rd e opalinisch. Diese Alalerie
hiille alle Eigciiscliaften d e s Eiiveisses.
Die WcingeislJösuitg wu rd e bis z u r T ro ck n e durch einen Strom warme r Luft eingedampft. Das gerin g e Re siduum
w a r weiss, von der Consistenz eines F e tte s , und liess kleine glänzende Blätter erkennen. Diese Malerie wu rd e
zwischen Fliess-papier atisgedrückl, welches davon fettig wurde. Das P ap ie r wurde mit kochendem Alcohol behandelt,
der beim Abdampfen eine S p u r flüssiger fetter iMaierie zurückliess. Der feste Tlieil d e s F e lle s lüste sich in kochendem
absolutem Alcoliol vollständig. Bei d e r freiwilligen Verdmisluiig iu einem Uhrglas blieben kleine perlinullero-läu-
zeiule C ry sia lle , ausserdem eine Idiiiiienkolilavlig aussehende geronnene w eisse Materie. Die perliuuUerglänzeude iMa-
Icrie b ade a lle Eigenscliaften d e s Galleiifells. D.as geronnene F e tt näherte sich d e r Sleariiie.
Ich zo g S tü ck e von Cholesteatom ebenfalls und zw a r iheils mit k ofhendcm Alco h o l, theils mit kochendem
A eth er .ans. Die E x ir.icie von .d e th er uml Alcohol zeigen nach dem Verdampfen dieselben Beste. Oel blieb niclit
zurück, aber ein feinkörniges F e tt, walirscLeinlieh Taigfelt. Ausserdem schossen an diesen körnigen Massen mikroskopische
seh r artige längliche Blälfclien von ungleicher Grösse a n , fast w ie folia lanceolaia v on Pflanzen. Taf. III.
Fig . 10. Ih re Bänder sind nämlicli c o n v ex , uud ihre .«pilzeii Enden entstehen durch die Vereinigung d ieser convexen
Räuder. Mil- ist keine Cryslalltorm d e r F e lle von dieser A rt bekannt. Dio Blättchen sind meist e tw a s gekrümmt.
Die tafclartigcn Crysialle koni.len w ed e r aus dem A e th e r -, noch ans dem W eiiig eis tex tra ct erhalleu werden. W a h r-
scheinlicli entbalten die Zellen eiue talgartige Materie, doch is t ein Th eil derselben schon durch das A ufbewahrea der
Prap araie iii M eingeist ausgezogen. Denn der W ein g e ist, worin das P rä p a ra t von dem Schädel enthalten wai
, und
w orin sich kein Iliriifelt a u fg ^ ö s t haben konnte, da kein Hirn darin aufb ewah rt 5
, lässt beim Verdampfen eiue ¿
ronnene talgartige Materie zurück.
d. >rk o ir )d F o rm e u d e s C h o l e s t e a t o m s .
D.as Cholosleatom scheint in allen Theileu des Kö rp e rs Vorkommen zu köimen. E s wu rd e zweimal im fniicru
d e r Knochen gesehen, einmal von mir in den ScIm.lclknocI.en, uml Mnlirsclieinlich einmal im Unterkiefer yo n D u ,m y lr e n .
Der le tztere sah e s auch um carióse W irb e l. Im Gehirn wurde es eiimial von Le p r e s lr e , zweimal von C nw e il/d e r nnd
zweimal von mir beobachtet. E s liegt hier en twed e r an der Oberfläche des Geliiriis, wie in den Fä llen von CruveH/her
u der Substanz des Gehirns, wie in dem von Le p r e s lr e gesehenen und einem F a ll - lir, od e r 1 Ftill. M v r rm a n
*) CnittWIiier a. n. 0.
sah CS in d e r Geschwulst zwisch en Uteros ond Masidarni. Ich sah es in einem Cystosarcom d e r Brustdrüse, dreimal
in e iner C y ste unter d e r Haut. Am häufigsteu ist bis je tz t die Geschwulst im Geliirn beobachtet, nämlicli unter 16 F ä llen
sechsmal, in uud au den Knochen ist e s dreimal, in Geschwüren zweimal gesehen.
ln den Kuocheu vorkoitimend treibt e s die Rinde derselben a u f oder durchbricht sie a u ch , wio D u p u y tren am
üiiterk ie fe r und ich am Schädel leo baelitete.
Die Formen, unter weicheu d a s Cholesteatom a u ftrilt, sind folgende:
A . Cholesteatom in Cy sten . Cholesteiiloma cyslicum.
Bei d ieser F o rm lieg t die gewöhnliche Masse de s Cholesteatoms im Innern einer Cy ste. Schon beim Cholesteatom
des Geliiriis sah ich die G eschwulst von e iner feinen Hau t eingesehlosseu. In dem einen F a ll w a r diese Cy ste in
die Oberfläche e in er Hemisphäre ein g eb e tte t, iu dem aiideru bildete das Cholesteatom eine seh r g ro sse iiiiregelmässigo
Geschwulst im Iunern d e r Seiteiiveutrikel und über dem dritten Ven trik e l, w a r ah er auch liier in e iner feinen Haut
eiugesciilossen. Auch das Cholesteatom im Ilinlerhauplsbeiii w a r durch eiue seh r feine Haut v on d e r Knochensuh-
stan z de.s Sch äd els geschieden. Diese Haut h atte keinen zeliigen Bau wie das Cholesteatom s e lb s t, .sondern
w a r undeutlich faserig. E in Cystosarcom d e r weibliciien B ru st, welches von H errn Hofratli v. l i n m n iu C o e -
theu mit glücklichem E rfo lg ex stirp irt w o rd e n , enthielt in einer der C y sten ganz frei eine aiisehiiliclio M a sse, die
ich sogleich für Cholesteatom e rk a n n te , und welch e dann unter dem Jlik ro sk o p untersucht, die polycdrischen Zellen
und die gewöhnlichen Cry sia lle zeigte. Zuw e ilen bildet sich das Cholesteatom ln einem dickhäuligcn Balge unter
d e r Hau t aus. S o sah icb e s in 3 Fä lle n . Die mikroskopische Untersuchung z eigte immer die vollkommenste U eber-
eiiistimmuiig.
B . Choleslealom a u f Gesd iwü ren .
Iiie h e r geh ö rt die eine Beobachtung von D u p u y lr e n , welch e r die Masse iu UriiiCstelu fand, und eine Beob-
aclilinig von mir. Ich fand nämlicli bei niikro.skopisclier Unlersucliung eines K rebsgeschwürs d e r weiblichen Brust,
a u f d e r Oberfiäclte desselben eine eigene Sch ich te, die icb sonst noch nie an Kreb.sgcschwüren, w ed e r früher uocli
sp ä ter g esehen h ab e, und diese Schichte bestand g an z aus d e r ta lgartigen Slasse des Cholesteatoms und h alte die gewöhnliche
Stru c tu r aus polycdrischen Zellen ohne Zellen k e ru e .
e. E u t w i c k e l u n g s g e a c h i c i i t e .
Man k aun mit ziemlicher Gewissheit amielimen, d.ass das Choleslealom ohne Blutgefässe ist. Solche wurden
aveder von mir noch vou einem ändern Beobachter g e seh e n , überdies beiveist die Bildung d e r Po ly ed e r des Cholesteatoms
iu schiehtwelsor Aggregalion innerhalb der Cysten beim cholesteatoiii.a cyslicum, dass e s sich g an z uiiaLiiängig
vo n eig en e r Blulgefässbildung vermelireii kann. Se in e Bilduug muss daher auf älinliclie W eise erfoigcti wie die Biiduiig
d e r Dotterzelleii im Innern der Höhle d e r Dollerinembraii, uad wie die scliichtwciso Vermelirimg d e r Epitheliumzellen,
mit weichen seine Z ellchen olitichiii so viel Aehulichkeit haben, dass sie ihnen bis a u f deu .M.angel e ines Kern es gleichen.
Die hornrgen Gebilde au f d e r Oberfläche d e r Haut Imben daher eine g rö ssere Aeliiilichkeit in d e r Bildung mit
dem Cholesteatom a ls das gewöhnliche Fe itz ellen g ew eb e , denn die Fe ttzelleii besitzen a u f ihren Wänden Blutgefässe,
w ie an feinen Injectionen leicht zu sehen isl. In dessen ist d e r üitlersch ied doch bei näherer Untersuchung minder gross.
Die ursprüiigliclie Genesis der zelligeu Gebilde erfolgt unabhängig vo n Blutgefässen auf eine d e r Pflaiizcuvegetatiou
ähnliche W eise . So lche s geschieht auch bei d e r Ep id e rmis- und Epillieliumbilduiig, bei deiicu sich die ncugebilJeteu
Z e llen mehr und iiieiir von dem Hee rd e d e r Formation enlfcnieii und ihr Leben ve rlieren , in dem iMaasse a ls ju n g e
Z ellen in den lieferen Schichten d e r Epidermis naclietilstelieii. Durch die EpitiicliumbilJung und die Dottcrzelleiibildung
lä sst sich nun die Entstehung uud das Waclislhum des Cholesteatoms vorläufig am meislcu erläuteru. Dass die cinoial
gebildeten Z e llen noch xveiler fort vegetiren und pro d u ciré« , w ie dio Z ellen in anderen Tlieilen, ist uinvalirscheinlich,
denn nie habe ich eine Ein.scliaclitelung von Zellen od e r das Verhältniss vou .Mutterzelien und darin eiithalleiien
Keimzellen im Cholesteatom bcobnclileii köimen. Die einmal gebildeten Zelleu rücken weiter, indem sich au dem Orte
der Bilduug ueue erzeugen, wie bei deu Epilheliumbildungen, uud so eu lsleht die geschichtete Stru c tu r.
f. N a t u C h o l e s i e a t o
Das Cliolesleatom is t, wen n e s uicht im Gehirn durch Druck zu letz t todtlicbe Fo lg en Lerbeiführt, keine bösartige
Krankheit. Uab e ich gleich die pflanzeuarligeu polyedrischcn Z ellen d e s Cholesteatoms einmal a u f d e r Oberfläche
eines offenen Brustkrebses beobachtet, und fand Cruveilhier Kugeln d e r perlmultergläuzeuden Materie einmal
in e iner krebshaften Geschwulst des Hodens (a n a t. path. livr. 5. tab. I. fig. 8. ) , so is t dies nur eine uugewöbn-
licho Complication und cs liegt wenigstens in mehreren Fä llen d e r Beweis v o r, d a ss da.s Cholesteatom nach d e r E x stirpation
nicht wiederkehrl. Hierher gehören schon mebrere F ä lle von cholesteatoma cysticiim unter d e r Haut.
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