
C. W e n z d » ) suchte zu b ew e is e n , d a ss Sc irrh u s und Induration e ines und d a sselbe und Carcinom h inwieder
nur Eiilziiiidung in iiidiirirlen Th eilen sey.
Bei dieser fehlerhaften Ansicht sind die bei ih rer e rsten En lsleh n iig von d e r Vcrlmrtung g anz verschiedenen
Fo rm en des Carcinoms ausser dem Sc irrlm s, d e r Markschwamm und d a s Carcinoma alv eo la re u nbegreiflicher W e is e
g.iir/.lidi iiiibcrück.sichligt geblieben. Beide haben bei ih rer c rsleii Entstelimig nicht die ge rin g s te Aeh nlichkeit mit
e iner Induration. Die a u f dem l'eritoneuin isolirt h e rv ortreicnden kleinsten T rau b en des Carcinoma alv eo la re vo n der
Grc-sse e ines Sleck iiad elk o p fe s fand leb schon aus den Gallerlzcllen d ieser K re h sa rt zusainmeiigcsetzt und weich.
Aber auch der S c irrlms is t bei seiner En tsteh u n g und hei se in er En tw ick elu n g von d e r Induration verschieden. Die
N a tu r beider KriinklieUsforuieii hat i>. W a l/h e r a. a. 0 . auf d a s Trelfen d s le also dargestellt.
„B e i der liiduralioii," sagt n. W a lth e r , „ b le ib t die einmal e iiige lretene Eiilartuiig d e r Su b s lan z des Organes immer
„ a u f einerlei Grad s te h en , sie ist sta tionä r, denn sie ist d a s P ro d u c t einer nicht foriwirkondcn, sondern b e re its ausser
„T liä lig k e it ge setz ten Ursache, nämlich d e r entzündlichen Ausscliwilzuiig, « c lc h e mit d e r Entzüiulinig a u f e iner g ew is -
„seii Höhe und bei e iner gewissen Modification derselben eiiigelreten isl und w elch e mit ihr aufgehört hat. Das Aus-
, ,g e schwitz te , in einem mehr od e r w en ig e r orgatiisirlen Z u stan d e, h a t sich mit d e r Su b s tan z des Organes v ereinigt, es
„b ild et mit ihr eine oft ununterscheidbare Masse, v e rk leb t die verscliicdenartigsten G ew eb e derselben, N e rv en , Gefässe,
„ZellstülT u. a. solcher Gestalt, d a ss s ie in ih rer Eigenlhümlichkeil nicht mehr zu e rkennen sind. E s is t a b e r liier ein
„ S tills ta n d , d e r kran k b a flc Bildungsiiroccss is t abgelaiifen. Die Induration ist das Pro d u c t e in er niclit mehr producll-
„ v e n T liä iig k e it, Ruhe und Unlliätigkeit sind die unlersclieidenden Merkmale d e r Induration. Ganz an d ers v e rh ä lt es
„sich mit dem Scirrlms. D e r w ah re S c irrlms ist d a s Product e iner fo rtwirkenden Kraiikhellsur.sache, e in er kran k h a ft
„bildenden Th älig k eit, e in er cigeiilliümlicheii I)yscra.«ie, welch e keine so ephemere .auf eine bestimmte-\n za lil von T.agen
„ o d e r W o ch en b e schränkte Verlaufszeit hat w ie d e r Eiitzüiidmigsprocess. E r isl eine chronische Kran k h eit und ein-
„ in al enlslandcii enthält e r in sicli se lb st d.as Princip se in er w e ite ren Eiitwickeliiiig.”
Die feinere Untersuclmiig bestätigt diese A nsicht vollkommen. Das Carcinoma simplex, d e r Sc irrh u s, en tw ick e lt
sich nicht allein oluie Enlzüiidiiitg, seine S tru c tu r w e ich t beim e rsten Beginn vo n d e r S tn ic tu r d e r einfachen Indm-aiioii
ab. Au sg es cliwilztc r F a se rsto ff bleibt sich g le ich , mag e r au f d e r Oberfläche d e r Organe Pseudomeuibranen bilden
oder sieb zwisclien den Gew'cbelheiien a ls Induration a blageni. Die neuen E x su d a te entlialten zw a r Kügelchen, aber
ke in e Z ellk u g elu mit Keimen ju n g e r Zeilen .
II. D a s C a r c i n o m u n t c r s c b e i d e t s i c h a u c h s e in em W e s e n n a c h v c h w ü r d e r in d u
t e n T b e i l e .
N ach W e n s e l» » ) wü rd e d a s Geschwü r d e r iiidurirleii Th eile vom Carcinom nicht w esentlich verschieden s e y n ;
A n ilru l» » » ') behauptet so g a r, da ss alle krankhaften A b so n d eru n g s- und Eruähruiigsproducte in dem Stadium, w o sie iu
eine immer w e ite r und tiefer greifende V erschwä ru n g übergelien, zum Kreb se w erd en , d ie ser g an z met.apliorische Ausd
ru c k , welcher, so w ie auch d a s W o rt E n tzü n d u n g , d e r Kindheit d e r W issen sch a ft an g eliöre, deute nur den gemein-
schafiliclien A u sg an g sehr v e rschiedener Abweich u n g en , nicht a b e r eine Kran k h eit sui gen eris an. Diese Ansicht
köniite übergangen w e rd e n , wen n sie niciit von einem berülimfen und v e rd ienstvollen Sch riftste lle r Iierrülirle. Ich
glaube v ielmehr, d.ass die Verailscliuiig sehr bestimmter und vo n ihrem Bcgiiiiin an destru ctiv e r Krauklieilsformen
mit Kia iik lic ilen , w'clche bloss durcli Sä flev e rlu st uud Betheiliguiig d e r Blulbereituiig tö d teu , ebensowenig ein F o r tschritt
ist a ls die Umgesiallimg, welche A m lr u l d e r L eh re von d e r Entzündung durcli seine AiisiclKen von d e r I ly -
peraciiiie zu geben g e su ch t hat. Die meisten Geschwü re nicht krobsliafter N a tu r sind bereits Geschw ü re in indurirleii
Theilen. Denn im Umfang d e r A b sce sse sowohl a ls Geschwü re finden oft Exsudatioiicn s ta tt, w elch e die Ursache
d e r ve rh ä rielen Umgebung eitern d e r T iie lie sind. N a c h Ilen le 's ü n le rsu ch u n g en bestehen zw a r die Granulationen
e iternder Oberflächen au s Z ellen nach A rt der embryonischen Gebilde. Dies k an n iudess nicht für die Aelnilichkeit
des Carcinoms und des G eschw ü rs in indurirten Theilen an g efü h rt werd en . Denn auch die meisten g u tartigen Geschwü
lste bestehen aus de« enibryoniscliea Zellen . Vielmehr is t die N a tu r be id er k rankhaften Gebilde physiologisch
in Hinsicht ih rer productiven und zerstö ren d en Tliä tig b e it v erschieden. N u r beim Carcinom wird die verschiedena
rtige Gew'ebebilduiig d e r Tb eile iu die Grundmasse des Carcinoms melamorphosirt.
III. D a s C a r c i n o n i i s t k e i n l i e t e r o l o g e s G ew - e b c u n d d i e f e i n s t e n T h e i l e s e i n e s G e w e b e s
u n t e r s c h e i d e n s i c h n i c h t w e s e n l l i c L v o n d e n G e w e b e t h e i l e n g u t a r t i g e r G e s c h w ü l s t e u n d d e r
p r im i t i v e n G e w e b e d e s E m b r y o .
D e r Beweis dieses S a tz e s is t in den bisher «litgelheilten, so w ie in den folgenden Beobaclitungen über die guta
rtigen Geschwülste enihaUeii. Die Elemente d e s Carcinoma sind Kö rn e r, Z e lle n , g e schw än z te Kö rp e r, die sich aus
Z e llen bilden, F a s e rn , die sich wied er aus ge schwän z ten Körpern bilden. A n d ere Elemente kommen auch nicht in
den g u tartigen Geschwü lsten vor. Das leiiiigcbende Enehoiidrom, d a s e iweissartige Sarcom bestehen au s Z e llen , das
") C. Wenzel, QUer <lie Incliirnlion und dsj Gwcimiir io iudiirirtCD Tlieilcn. M*ioz. 1815.
•*) C. ll'cnscl a. a. O. und ülier die Kr.iükheilen des Uleru». M.tIuí. 1816.
Grundriss der pailiolugisclien Anslomie, üliers. ron Fr IV. Beeter. !. Leipzig. 386.
Snrcon. mit gescliwä iiilen Kö rp e rn e n tU li äicse lb en Klemenic w ie die c iilsp rcch en je Form des Mntksolnvammcs. Die
leiingebende Zellg ew e b efase rg eso bw n lsl, dio leimgcbenden sehnigen Desinoideii, die oiwoissnrligen Fnsepgcsoliwalslo
be steh en dnrcb und dnrcli aus F a s e rn , w ie d a s Carcinoma fascionlatum. Die Pigmenf/.elleri d e r Melanose siod
W iederholungen d e r gesnnden Pigmentaelleii. Erscheinen auch die granulirteii sveissen Körperchen d e s Carcinoma
relicn la re nnd ihre n elnarlige Vnrlheilnog eigenlhiiinlicl., so ist d ie ser nur bei e iner Fo rm d e s Csrcinonis vorkom.iiciidc
Umstand niolit hinreiciiend, eine Heterologie des K re b se s zu hegriiiiden.
IV . E b e n s o w e n i g b e s i t z t d a s C a i ( a b g e s e h e n v o n d e r V e r j a u c h u n g ) ihm e n t h ü 111-
l i e h e c h e m i s c h e B e s l a n d l h e i l e .
Die darin beobachlclen SlolFe Sind E iw e is s , Leim, Käsestoff, eine dem Speicbelstoff v e rw an d te Materie und F e tte ,
w o ru n te r Galleiifett. D iese sind ab er in v ielen fuidereii nicht k reb shaften Geschwülsten enthalten.
V . G l e i c h w o h l b e d i n g t d i e e ig e n t h ü i n l i c l i e A r t d e r p r o d u c t i v e n u n d z e r s t ö r e n d e n T l i ä t i g -
k e i t d e s C a r c i n o m s a l l g e m e i n e a n a t o m i s c h e C i i a r a c t e r e , w e l c h e in v i e l e n , j a in d e n m e i s t e n F ä l le
n d e s C a r c i n o m s , s c h o n m i t b l o s s e n A u g e n s i c h e r k e n n e n l a s s e n .
Daiiin g eh ö rt die Veravischung und Au flö su n g d e r Gewebetlieile de.s befallenen O rg a n e s , die Umwandlung der
Miirskeln, S eh n en , N e rv e n , Häute in dieselbe n eue M a s se , die eigenlbümliche Gruppirung d e r Elemeiitartheile d e r c a r-
ciiiomalösen G eschw ü lste , die hirnarlige W eich h eit d e r Mediillarsarcome, d a s reliculum d e s C.irciiioma relicu la re , dio
Pigmeiilproductioii mit d e r zerstö ren d en En tw ick elu n g d e r Me lan o se, die Alveolenbilduiig des Carcinoma alveol.ire mit
d e rselben Ten d e n z u. s . w . Daher lä s s t sich auch d e r iMarkschwainm mit ge schwän z ten Kö rp e rn vom gu ta rtig en e u t-
sprochenden Sarooni unfersclieiden. Denn nur diese.-» lä sst die ün te rsch ied e d e r Gewebebildung in den befalleueii Org
anen od e r in deren Näh e bestehen. Ein guta rtig es faustgrosses Sa rcom d e r Biiulehaul, g a n z au s g e schw än z ten K ö rperchen
be steh en d , liess die G ew eb e d e s Augapfels nn v e rä iiJe rl, dagegen bei e iner v ie l g e rin g em En tw ick elu n g eines
Carcinoms in d e r Näh e d e s Au g ap fels, N e rv e n , Mu sk e ln , Häu te d e s A u g es sammt und so n d e rs an schwellen und die
eigcnlhümliclie Masse entwickeln.
V I. E s g e h ö r t z u r E n tw i c k e l u n g d e s K r e b s e s e in a l l g e m e i n e s o d e r ö r t l i c h e s , z u m A l l g e -
l i i e i i iw e r d e n t e n d i r e n d e s L e i d e n d e r V e g e t a t i o n .
D ie ser S a tz bed arf ke in es Beweises. Die Ges-chicbte d e r krebshaften Kran k h eiten b ew ä h rt ihn in tausend und
tau sen d Fä lle n . Die Erfa lin iiig en über den Erfo lg d e r Exstirp a tio n k reb sh a fter Geschwülste sind so traurig, d a ss die
e rfahrensten Chirurgen die conslituliouelle Bescliaffeiiheit d e s K reb se s in den allermeisten, w en n n icht a llen F ä lle n aii-
nelimeu. S e lb s t d e r ärztlichen P r a x is fremd, beziehe ich mich insbesondere .auf die so zaiilreielien Erfaiiruiigeii
meiner v e re lirten Co llegeu v . G rä fe , R u s t und Dieffenhuch. Das W e se n des Vegctalionsleidens beim K reb s b esteht
d a rin , d a ss nicht bloss die embryonischen Bildungselemeute wie bei d e r primitiven Formation d e r G ew eb e sich in w u ch
ernder .M.asse bilden, denn dies gescliiebt auch bei gu ta rtig en G esc liwü ls ten , sondern da ss die N a tu r w eg e n d e s
örtlichen od e r allgemeinen Leid en s d e r Vegetation nicht mehr die individuelle Bildung d e r vorhandenen G ew e b e , der
Mu sk e ln , N e rv e n , S e lin en , Knochen u. s. w . zu e rhalten m a g , welch e dah er in die n eue Ma sse sich transformireii
un d unifürmireii.
V II. I s t g l e i c h e i n e a l l g e m e i n e D i s p o s i t i o n z um C a r c i n o m in d e n m e i s t e n F ä l l e n v o n s e i n
e r ö r t l i c h e n E n t s t e h u n g a n v o r h a n d e n , s o m u s s d o c h z n g e g e b e n w e r d e n , d a s s d a s C a r c i n o m
s i c h a u c h a n s e i n e r ü r t l i c l i e n D i s p o s i t i o n b i l d e u k a u n , in d e r e n F o l g e e r s t s p ä t e r d i e a U g e m c i r i e
D i s p o s i t i o n e i n l r i l t , d i e s e ö r t l i c h e D i s p o s i t i o n k a n n a u c h d u r c h b e s o n d e r e E i n w i r k u n g e n n a c h w
e i s b a r b e d i n g t w e r d e n .
Die Richtigkeit die ses S a tz e s k ann im Allgemeinen durchaus n icht bc strid en w e rd e n , ab er se in e Anwendung
im Einzelnen erfo rd e rt eine specielle Zerg lied eru n g d e r Greuzgcbiote d e s Carcinoms, welch e v o r d e r gen au em Keiint-
n is s d e r S tru c tu r d e r p.atliologisclieu Geschwülste nicht mit d e r wü n scbeuswertlien K la rh e it und Sich e rh e it gegeben
w e rd en konnte.
D ass w ah re Carcinome in se h r vere in ze lten und se h r seltenen F ä lle n durch Exstirpation g eh eilt word en sind,
lä s s t sich meines E rac liteu s n icht b ezweifeln. B a y le un d C a y o l» ) berichten über mehrere F ä lle von K re b s , w o
die Exstirpation melireremal wiederliolt w u rd e und w o d a s Uebel dann niclit w iederkchrle . Ilie lie r g e h ö rt ein F a ll
v o n S a h a tie r. Ein e F r a u w u rd e zweimal an d e r Brust operirL F ü n f J a h re nach der zw e ite n Operation g enoss sie
e iner guten Gesuiidlieif. Ein ähnliches V erhalten wu rd e an einem Officier beobachtet, d e r an e iner G eschw u lst der
Bru sl lilL Hielier geh ö rt ferner eiu vo n Lacomh e e rz äh lter F a ll vo n e iner F r a u , die viermal operirt wu rd e und
da rau f se it 5 J a h re n e iner g u ten Gesundheit genoss. Vollkommen sicher ist es von diesen Fä lieu freilich nicht, d.ass
OS K re b s g ew e s en ; denn auch g u tartige Geschwü lste k eh ren leicht w ie d er, wen n sie unvollkommen ex stirp irt werden.
Einmal operirle F ä lle mit Heilung ohne die Controlle d e r aiiatomisclieii Untersuchung können h ier natürlich g a r nicht
•) e Jet. seien«» mçdic.llc». T, 111. 573.
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