T a f e l 42, 43, 44, 45, 46, 47 u n d 48. Fig. i ws 7.
Genus Sphacelaria L yn g b .
Die Pflanzen bestehen aus vegetativen Axen mit kleiner Basalscheihe ; die Seitenäste der ersteren entspringen
niemals aus der Scheitelzelle.
Axen aus mehreren Längsreihen von Zellen aufgebaut, unberindet oder mit einer bald rudimentären, bald
vollständigen, aus vertical herablaufenden Wurzelfäden gebildeten Rinde bekleidet. Normale Aeste in akroskoper
Folge seitlich entspringend, zerstreut oder in opponirten, zweigliedrigen Wirteln. Kurztriebe bald scharf abgesetzt,
bald von den Langtrieben kaum unterscheidbar. Oft kleine, adventiv entspringende Brutäste. Fruchtstiele in meist
adventiver Stellung an der Axe (dem Centralkörper), einfach oder verzweigt, sehr selten fehlend. Uniloculäre und
pluriloculäre Sporangien meistens auf verschiedenen Individuen.
S p h a c e la r ia c ir rh o sa R oth sp .
Sehr'vielgestaltig, bildet Räschen von 0,3 bis 3 cm Höhe an Steinen und grösseren Algen. Axen bald
unregelmässig, bald mehr weniger fiederig verzweigt, in letzterem Falle die Kurztriebe deutlich gegen die Lang-
triehe abgesetzt, Brutäste mit verlängerten, cyiindrischen Strahlen, meistens dreistrahlig, seltener zweistrahlig. An
einigen Formen herablaufende Wurzelfäden. Sporangien einzeln an den Seitenaxen auf Icurzen, einzelligen Fruchtstielen
; die uniloculären kugelig, die pluriloculären länglich-elliptisch, an der Spitze etwas abgestumpft.
V o rk om m e n . Im nördlichen atlantischen Ocean verbreitet; nördliches Eismeer; Küste von Japan,
B em e rk u n g e n . Ausser der typischen Form, zu welcher die Sph. pennata KÜTZ. gehört, wurde in der
westlichen Ostsee auch eine kleinere, unregelmässig verzweigte Form beobachtet, welche jedenfalls der Sph. irregidaris
KüTZ. zum Theil entspricht, besonders in grösserer Tiefe an Fastigiaria wächst und noch um Weihnachten mit
uniloculären Sporangien gesammelt wurde. Ausserdem ward bei Kiel steril die var. patentissima G r e v . gefunden,
welche sich durch sehr regelmässig fiedrige Verzweigung mit fast rechtwinkeiig abstehenden Seitenästen unterscheidet.
Im Kieler üniversitätsherbarium ist auch eine \'on N o l t e im Kieler Hafen gesammelte forma aegagropila vorhanden,
die aus dicken, mehr weniger kugelrunden Ballen besteht. Diese Form ist nicht angewachsen, die Aeste strahlen
von einem Mittelpunkt nach allen Seiten aus, vermuthlich ist dieser Zustand dadurch entstanden, dass vom Substrate
losgelöste Rasen der gewöhnlichen Form, auf dem Grunde einer geschützten Bucht liegend, zu derartigen monströsen
Ballen ausgewachsen sind. Eine ähnliclie forma aegagropila vermag auch Fastigiaria furcellata zu bilden, ich
habe dieselbe zweimal gefunden, das eine Exemplar war fast genau kugelig und besass die Grösse eines
Menschenkopfes.
Aus Sph. cirrhosa sind von den verschiedenen Autoren zahlreiche Arten gemacht worden. Hier möge
zur Synonymie der Species nur noch bemerkt sein, dass mir die von R e i n SCH ‘) auf Taf. 29, 33, 34, 35 abgebildeten
Sphacelarien sicher zu cirrhosa zu gehören scheinen, wahrscheinlich auch die Formen der Taf. 30 und 35a; letztere
ist der f . patentissima G r e v . ähnlich. Auch die Sph. reticulata L y n ü b . trage ich kein Bedenken liierher zu ziehen.
Ein Originalexemplar des Kieler Fierbars ergänzt L y n g b y e 's Beschreibung®) und die Abbildung auf Taf. 1600 der
Flora danica dahin, dass hier ein seltsamer Zustand der Sph. cirrhosa vorliegt, der vorwiegend aus kriechenden,
verzweigten Wurzelfäden besteht und wohl durch abnorme Vegetationsbedingungen herbeigeführt sein dürfte.
L y n g b y e selbst scheint der Meinvmg gewesen zu sein, dass die Sph. reticulata wohl zur Sph. pennata
( = cirrhosa) gehören möge. Ich habe bei Kiel Anfänge eines solchen reticulata-Zuslandes beobachtet, indem
lauge, kriechende, sich verzweigende Wurzclfäden aus einzelnen Gliederzeilen von Sphacelaria cirrhosa hervorwuchsen;
') Contributiones ad algologiam et fungologiain.
“) Temameli Ilydropli, dan. p. 106,