P o g o t r ich um iilifo rm e R k e .
Bildet avii' dem Laube von Lauiinaria saccharina Büschel von lo bis 30 Centimeter Länge; Fäden einem
einschichtigen, scheibenförmigen, dem Substrate aulliegenden Basallager entspringend, 0,015 bis 0,06 Millimeter dick.
Seitliche Haare fehlen.
V o rk om m e n , Bei Helgoland, im Juni 1888 von Major R e in bo i.D gesaminell.
B em e r k u n g e n . Diese Pfianze, welche ich zum Typus einer besonderen Gattung erholien habe, verbindet
die Genera Desmotrichuvi und Litosiphon. tristeres weicht ab durch den bilateralen Bau des Thallus, letzteres
steht durch seinen radiären Bau unserem Pogotriclnivi sehr naiie, besonders in dei' Species Litosiphon Lammariac
Lyngb. sp.. welche, im nördlichen atlantischen Ocean an den Küsten Englands und Skandinaviens zu Hause, vorzugsweise
den Thallus von Alaria esadenta bewohnt')- Ich habe lange geschn'ankt, ob ich Pogotrichum filiforme,
sicher eine bislang nicht beobachtete Species, generisch zu Litosiphon ziehen sollte oder nicht. Allein der Umstand,
dass man von Litosiphon nur die uniloculären Sporangien !<ennt, von Pogotrichum filiforme nur pluriloculäre, scliien
mir in Verbindung mit anderen trennenden Momenten die Vereinigung vor der Hand nicht zu gestatten. Es mag
aber sein, dass eine umfassendere Kenntniss der Phäosporeen wie noch in manchen anderen Eäilen so auch in
Bezug auf Pogotrichum zu einer anderen Abgrenzung der (iattungen führen wird, als sie zur Zeit besteht. Auf
keinen Fall ist aber daran zu denken, Pogotrichum filiforvtc etwa die pluriloculäre Sporangien tragende Pflanze
von Litosiphon Lamitiariac sein könnte. Denn wenn auch der Querschnitt von letzterem, (vgl. Fig. A ; die uniloculären
Sporangien sind durch einen 'l'on hervorgehoben) einigermassen dem Querschnitt von Pogotrichum entspricht,
obwohl Litosiphon im Querschnitt weit mehr Zellen zeigt, als die dicksten Fäden von Pogotrichum, so weicht es
doch namentlich dadurch ab, dass (Fig. B, Litosiphon durch stärkere Linien mit einfachem, das Alaria-Gewebe
und endigen blind in der äusseren Gewebeschicht von Chorda Pilum, ohne sich aber weiter darin auszubreiten.
Junge Pflänzchen bestehen aus einfachen l'äden niil intercaiarer Zelltheilung.
Die andere Art wurde kürzlich') von T homa s JüllNSüN an der Weslkibste von Irland aii( Alaria esculenta
entdeckt. Ich halte sie für eine zweite Species meines Genus Pogotrichum. Die Individuen mit pluriloculären
Sporangien stimmen mit den dünnfädigen Exemplaren von P. filiforme iilierein, doch dringen ihre Basalstücke in
das Gewebe von Alaria ein, auch sind die Fäden viel kürzer. Danelien kommen alicr auch Individuen mit uniloculären
Sporangien vor, weiche denjenigen von Litosiphon Lanünariae gleichen. Es ist nicht zu leugnen, dass
durcli diese Pflanze, über welche Herr JOHNSON demnächst eingehende Miltheilungen veröffentlichen wird, die
Gattungen Pogotrichum und Litosiphon einander noch näher gerückt werden, dennordi trage ich Bedenken, beide
schon jetzt zu vereinigen. Vielleicht liätte ich eben solches Bedenken gehegt, für Pogotrichum filiforme einen
eigenen Galtungstyp zu bilden, wäre mir vor dem Druck der Taf. 4 1 die JOHNSON’sche Pflanze bekannt gewesen.
Allein mag man auch später das Genus Pogotrichum wieder mit Litosiphon vereinigen, stets wird Pogotrichum eine
Nebengattung oder Sektion eines solchen Sammelgenus darstellen und darum halte ich die Trennung vorläufig
aufrecht. Ich glaube, ehe wir die Vereinigung eintreten lassen, thun wir gut, das Auffinden von Pflanzen mit
pluriloculären Sporangien von ächten Litosiphon-Arten abzuwarten; sollte deren Bildung ganz mit denen von
Pogotrichum übereinstimmen, so würde auch ich für die Vereinigung sein. Ein nicht unwichtiges Unterscheidvings-
merkmal zwischen Pogotrichum und Litosiphon ist Jedenfalls dies, dass die beiden Arten von Pogotrichum einen
Thallus besitzen, der bald aus mehreren, bald nur aus einer Längsreihe von Zellen besteht, also in dieser PTinsicht
sc hw an k t ; während der Thallus von Litosiphon pusillns und L. Laminariae im Querschnitt constant zahlreiche
Zellen aufweisen.
Fig. A,
Litosiphon Laminariae.
Querschnitt eines fructificirenden
Thallus.
Pluriloculäre Sporangien
durchkömigen Ton
hervorgehoben.
theile dreier Pflänzchen avis einem grösseren
Büschel, deren Verlängerungen hyphenartig in
das Gewebe von Alaria esculenta eindringen. (’ Y)-
durch zartere Linien mit doppeltem Zellenkontour unterschieden) die nach unten sich stark verjüngenden Thaliome
sich hier mit einem dichten Filz abwärts wachsender Wurzelfäden umgeben, welche hyphenartig ebenso wie die
fadenförmigen und verzweigten Basalstücke der Thallome selbst parasitisch zwischen die Zellen des Laubes
von Alaria eindringen. Letzteres wird hierdurch auch zu eigenthümlichen Wucherungen angeregt und bildet
unterhalb eines älteren Litosiphon-Büschels knotenförmige Anschwellungen. — Ausserdem trägt der Thallus von
L. Laminariae seitlich stehende Haare vom gewöhnlichen Phäosporeen-Typus.
Mir sind nur noch zwei Phäosporeen genauer bekannt, welche in den engeren Verwandtschaftskreis der
soeben besprochenen beiden Arten gehören.' Die eine ist Litosiphon pusillus C a r M. sp. Derselbe unterscheidet
sich von L. Laminariae hauptsächlich .durch seine Grösse, die uniloculären Sporangien besitzen die gleiche vStellung
wie bei diesem, seitliche Haare sind ebenfalls vorhanden. Die Thallome entwickeln an ihrer Basis Wurzelhaare
Erklärung der Abbildungen.
Pogotrichum filiforme.
Ein Büschel der Pflanze am Laube von Laminaria haftend. (-J-).
Die Basalscheibe b dem Laminaria-Thallus L. aufsitzend; t t Basalstücke von Fäden. ('®Y)-
Ein junger Faden mit intercaiarer Quertheilung der Zellen; s Spitze, b Basis. (^Y)-
Ein noch jüngerer Faden. (‘ xYZwei
Gliederzellen eines älteren Thallus ohne Längswände, um die Gestalt der Chromatophoren
Fig. 13-
Fig. 14.
Fig. 15.
Fig. 16
Fig. 17.
ZU zeigen. (®Y)-
Fig. iS.
Fig. 19.
Fig. 20.
Fig. 21.
Fig. 22.
umfasst. (Y ").
Flächenansicht eines älteren mehrreihigen aber sterilen Thailus. (■■*Y)-
Querschnitt eines jüngeren mehrreihigen Thallus mit eingetretener Quadrantentheilung. (^Y)-
Querschnitt eines älteren sterilen Thailus mit weiter vorgeschrittener Zelltheilung. (^Y)-
Querschnitt eines Thallus mit einseitig entwickeltem plurüoculärem Sporangium. (Y °)-
Schnitt durch ein piuriloculäres Sporangium, weiches sämmtliche Zellen des Thallus-Querschnitt
Fig. 23. Längsschnitt eines aus einfacher Zellreihe l)estehenden Thallus; aus der mittleren Zelle hat sich
durch eine LängSMand ein piuriloculäres Sporangium s abgespalten. ('‘ Y ’)-
Fig. 24. Fiächenansicht eines mehrreihigen Thallus mit pluriloculären Sporangien s' und s®. ( Y ‘0 *
Flg. 25. Dünner einreihiger Thallus, von welchem eine ganze Anzahl benachbarter Gliederzellen sich in
pluriloculäre Sporangien umgewandelt h a t; e Austrittsteile der Zoosporen. (^Y)-
') Die Pflanze wurde 1
Ansicht geschickt.
1 Herrn J ohnson, nachdem Tafel 41 bereits fertig gedruckt • in Spiritus conservirt freundlichst
') Wohin KOtzing’s Desmotrichum Laminariae gehören mag (Spec. Alg. p. 470, Tab. phyc. VI Taf. 4), ist 1
Nach der Beschreibung soll der Thallus bandförmig, also bilateral, sein.
nicht klar geworden.
I
i
■ L.