Übersicht über die gewonnenen Resultate.
Die vorliegenden Untersuchungen wurden unternommen,
um weitere Aufschlüsse über die stickstoffhaltigen Körper der
Pilze zu bekommen. Was die Eiweißkörper anbelangt, so ist hervorzuheben,
daß es durch künstliche Verdauung gelingt, einen
Rückstand zu erhalten, der keine Eiweißreaktionen mehr zeigt
und bei der Spaltung mit Säuren keine Eiweißbasen liefert.
Dieser Rückstand besteht aus Chitin und einem Kohlenhydrat
von der Klasse der Hemicellulosen (Paraisodextran). Damit ist
der Beweis erbracht, daß das Eiweiß in vollständig verdaulicher
Form neben einer glukosaminliefernden Chitinsubstanz sich vorfmdet.
Ob das Eiweiß selbst noch eine Glukosaminkomponenle
enthält, konnte durch diese Arbeit nicht entschieden werden.
Dahin zielende Versuche ergaben bis jetzt ein negatives Resultat.
Nach meinen Versuchen gelingt es wohl, mittels verdünnter
Lauge die Eiweißsubstanz in Lösung zu bringen; jedoch
scheidet sich beim Neutralisieren mit Essigsäure nur ein geringer
Teil derselben wieder aus, und man erhält nach dem Ab-
filtrieren eine Biuretreaktion gebende Lösung. Übrigens ist auch
die dabei gewonnene Substanz nicht rein und enthält noch
etwas amorphes Kohlenhydrat, das gleichfalls durch die Lauge
gelöst wird. Man darf wohl annehmen, daß durch die Lauge
eine Denaturierung, bezw. eine partielle Hydrolyse zu wasserlöslichem
Eiweiß erfolgt. Daß es sich in der Tat um einen Eiweißkörper
handelt, der verschieden ist von den aus Samen
darstellbaren Proteinen höherer Pflanzen, geht auch daraus hervor,
daß es nicht gelingt, mit 1 0 »/oiger Kochsalzlösung einen
Eiweißkörper in Lösung zu bringen. Ein Eiweißpräparat, das
in seinem Stickstoffgehalt dem pflanzlichen Eiweiß nahe kommt,
erhält man durch Digerieren des entfetteten und mit Alkohol
und Wasser extrahierten Pilzes mit Lauge unter Zusatz von
Kupferacetat, da bei dieser Behandlung Kohlenhydrate nicht in
Losung gehen. Bei der Hydrolyse des Pilzeiweißes wurden
folgende Aminosäuren erhalten: Glykokoll, Alanin, Valin, Leucin,
Phenylalanin, Prolin, Asparaginsäure, Glutaminsäure.
Es zeichnet sich durch seinen hohen Gehalt an den beiden
niederen Aminosäuren, sowie an Prolin aus. Bei der Trypsin-
Verdauung wurde Tyrosin nachgewiesen. Aus dem getrockneten
Pilz konnten folgende als solche vorkommende Basen und
Aminosäuren isoliert werden: Guanin, Adenin, Hypoxanthin,
Trimethylhistidin, Cholin, Trimethylamin, Putrescin! Guanidin,’
Phenylalanin, Leucin, racemisehes Alanin.
Speziell möchte ich hinweisen auf das Auftreten von
racemischem Alanin, welches bei weitem die Hauptmenge der
frei vorkommenden Aminosäuren ausmaeht.
Neben diesen hier angeführten, durch Analyse oder sonstiges
Verhalten nachgewiesenen Verbindungen finden sich in. den
durch Kupferhydroxyd, sowie durch Bleiessig auftretenden
Fällungen noch kleine Mengen N-haltiger Substanzen, und es
konnte nachgewiesen werden, daß es wenigstens zum Teil
Purinkörper sind.
Das «Viscosin» ist anzusehen als ein Gemenge von Glykogen
und einer stickstoffhaltigen Substanz, die bei der Hydrolyse
einen Purinkörper, der sehr wahrscheinlich Xanthin ist, liefert.
Man darf dabei an glykosidartige Verbindungen von Alloxurbasen
denken, welche nach neueren Forschungen als Produkte
der partiellen Hydrolyse von Nucleinsäuren auftreten. Solche
Produkte sind z. B. bei der Hydrolyse von Hefenucleinsäure
aufgefunden worden, und der am frühesten bekannte Vertreter
dieser Gruppe, das Vernin, findet sich im Mutterkorn.
Bekanntlich werden nach Genuß von eßbaren Pilzen sehr
oft Vergiftungserscheinungen beobachtet, die aus der Toxinbildung
durch Bakterien erklärt werden. Es ist auch die Möglichkeit
vorhanden, daß durch weiteren Abbau der aus dem
Eiweiß primär entstehenden Aminosäuren und Basen physiologisch
stark wirksame Substanzen erzeugt werden, z. B. Agmatin,
Paraoxyphenyläthylamin, Imidazolyläthylamin. Dem letzteren
kommt ja in ganz starker Verdünnung, z. B. 1 : 100000, noch
starke Wirkung auf die Darmmuskulatur zu. Es gelang mir
nun, den Nachweis zu führen, daß zunächst bei der Autolyse
von Pilzen eine Lösung erhalten wird, die auf die Darmmuskulatur
eine kräftige Wirkung ausübt. In den Autolysenfiüssigkeiten
wurden, außer den auch in frischen und in getrockneten Pilzen
auftretenden Basen, noch Isoamylamin und Phenyläthylamin ge