sprechen. Nach den jetzt in der Zoologie geltenden Grundsätzen wenigstens ist es unmöglich , ein
Thier, das durch viele glei'chgebildete Organe Nahrung aufnimmt und verdaut, für ein einfaches
Thier zu halten und wenn die Vereinigung dieser Einzelprgand zu einem Ganzen auch noch so innig
ist. Uebrigens sind ja auch bei andern Thierstöcken Organe vorhanden, die dem Ganzen gemeinschaftlich
angehören, wie bei vielen Polypen der Stamm, bei den Seefedern, Virgularien, Pavonarien
die verkalkte Axe, bei den Physophoriden u. s. w. die Schwimmglocken und Schwimmblasen und ist
daher auch das.einfache Skelett und die Leber sammt der Niere von P o rp ita nicht ohne Analogie.
Nimmt man hierzu noch, dass höchst wahrscheinlich später, wenn einmal die Schwimmpolypen besser
bekannt sein werden, die V e le llid e n durch die Gattungen Discolabe und An g e la ganz unmerklich
an die P h y s a lie n , A th o ry b ie n und P h y s o p h o re n sich anreihen werden; bei welchen Thieren
allen eine Verkürzung des eigentlichen Stammes und eine grössere Einheit in der Gesammtform mehr
weniger sich geltend macht, so wird man noch weniger geneigt, an der Ansicht festzuhalten, dass
dieselben einfache Thiere sind.
Fragen wir zum Schlüsse, wie die Schwimmpolypen am besten im Systeme sich einreihen,
so glaube ich, dass es vorläufig am geratensten ist, dieselben als eine besondere Abtheilung zu den
Polypen zu stellen. Ich Zerfälle die Polypen 1) in die ü y d r in a , 2) die AnfAozoa und 3) die
Bryozoa. Zu den Hy d r in a zähle ich alle Polypen, bei denen, die Leibes- und Darmwand in Eines
zusammenfallen und keine besondere Leibeshöhle vorhanden ist und theile ich dieselben wiederum
A in H yd r in a s e s s ilia , e ig e n tlic h e H y d rin e n , mit festsitzendem Stock, Fangarmen an der
Mundöffnung und geringer histologischer Differenzirung, deren Repräsentanten die Gattungen Hydra,
T u b u la r ia , Coryne, S e r tu la r ia und Cam p a n u la ria sind, und B, in H y d r in a nechalea,
S c hw im m p o ly p e n , mit freier Lebensweise, besonderen Schwimmapparaten, armlosem Mund und
grösserer histologischer Entwicklung. Mit dem Vorschlag- von Huxley und Vogt, die Hydrinen (incl.
der Schwimmpolypen) und Schirmquallen zusammenzubringen, bin ich wohl insofern einverstanden,
als auch ich glaube, dass, je weiter unsere Kenntnisse dieser Thiere fortschreiten, eine Beziehung
gewisser Hydrinen zu gewissen Medusen immer bestimmter sich ergeben wird; auf der andern Seile
bin ich aber auch ebenso sehr davon überzeugt: I) dass gewisse Polypen, so z. B. Hydra selbst,
nicht die geringste Beziehung zu Schirmquallen haben, 2) dass ebenso viele Schirmquallen, vor allein
die höheren Formen .{Medusa, Cyanea, R h izo stom a etc.), auch mit den Polypen nicht weiter
Zusammenhängen, als dass ihre Jungen ein vorübergehendes Polypenstadium zeigen, 3) endlich, dass
die Mehrzahl der Polypen, ja vielleicht alle, bei denen quallenartige Sprossen sich zeigen, nicht
einfache Ammen, im gewöhnlichen Sinne dieses Wortes, sondern wirkliche Geschlechtsthiere sind, die
durch Eier als solche sich fortpflanzen, so dass ich mich nicht dazu entschliessen kann, mit Vogt
Schirmquallen und Hydroiden als Hydromedusen zusammenzufassen. Dagegen erscheint es auch mir
als nöthig, die Quallen näher an die Polypen heranzubringen, als es bisher geschehen ist und schlage
ich folgende Einteilung der grossen Thiergruppe der Radialen vor* -
Radiata.
I. R a d ia ta mollnscoidea.
E r s te G ru p p e : Hydroidea.
A. H yd ro id ea sessilia .
Hydra.
B. H yd ro id ea nechalea.
Physophora, Diphyes, Athorybia etc.
Z w e ite G ru p p e : Hydromedusida.
Je weiter unsere Kenntnisse gedeihen, um so wahrscheinlicher wird e s , dass es Polypen
gibt, welche, obschon mit Geschlechtsorganen versehen und durch Eier als Polypen sich fortpflanzend,
doch durch Knospung Schirmquallen zeugen, welche ihrerseits wiederum aus Eiern Polypen,
vielleicht selbst bald Polypen und bald Medusen hervorbringen. Ergibt sich dies wirklich s o , so ist
wohl am besten, diese Thiere in eine besondere Abtheilung zu bringen, obschon die betreffenden
Polypen:.
Coryne, Sertularia, Tubularia, Velella (?) -
den andern Hydroiden höchst ähnlich sind und die betreffenden Medusen,
die Gymnophthalmata (Forbes), Oceania, Bougainvillea etc.
den höheren Medusen ebenfalls sehr nahe stehen.
D r itte G ru p p e : Disco p h o ra . (Steganophthalmata Forbes^V <-
Medusa, Rhizo stoma, Cephaea.
Haben zwar ein Polypenstadium, allein die polypenförmigen Larven sind ungeschlechtlich.
V ie rte G ru p p e : Ctenopkora.
Mit Vogt die Rippenquallen zu den Mollusken zu stellen, scheint mir nicht passend. Haben
dieselben doch nicht einmal eine besondere Leibeshöhle. Dagegen bin ich ganz einverstanden, wenn
dieselben von den Scheibenquallen getrennt werden, von denen sie durch sehr viele von selbst in
die Augen springenden Merkmale sich unterscheiden , namentlich auch durch die Contractilität des
gesammten Körperparenchyms, während bei den Scheibenquallen die Muskeln immer nur auf der
untern Seite der Schale hegen.
F ü n fte G ru p p e : Anth o zo a .
Unterscheiden sich von allen bisher namhaft gemachten durch das Vorhandensein einer
besonderen Leibeshöhle und einer mit besonderen Wänden versehenen verdauenden Höhle.
S e c h s te Gruppe': Bryozoa.
Die B ryo zo a mit Vogt von den Radiaten zu trennen und zu den Mollusken zu stellen, dazu
sehe ich keinen Grund ein, indem dieselben offenbar den andern Polypen näher stehen, als selbst den
einfachsten Mollusken, den Mantelthieren. Doch gebe ich zu, dass der Ausdruck noch nicht gefunden