Die D e c k b lä tte r (Schuppenstücke Eschsch. — Tab. 11; Tab. II fig. 1 e) sind ihrer ungemein
grossen Durchsichtigkeit wegen sehr schwer zu studiren und kann ich nicht behaupten, ihre Verhältnisse
vollkommen richtig aufgefasst zu haben. So lange das Thier im Wasser ist, sieht man
dieselben gar nicht, dagegen können sie wohl erkannt werden, wenn man dasselbe herausnimmt
oder einzelne Theile einer mikroskopischen Untersuchung unterwirft. Im letztem Falle ergeben sich
dieselben als von einer ganz homogenen Substanz gebildete, im Allgemeinen dreieckige Blätter, die,
schief nach hinten gerichtet, mit dem einen mehr weniger lang ausgezogenen Ende an den Stielen
der Polypen festsitzen und an dem freien breiteren Theile in drei Spitzen ausgehen, ferner an
der dem Polypenstamme zugewendeten Seite schwach vertieft, an der andern leicht convex, und mit
einer mittleren schwachen Rippe versehen erscheinen. Die einzigen an diesen Deckblättern zu
unterscheidenden besondern Theile sind einmal ein schmaler vom Stiele aus in dieselben eindringender
und mit der Höhlung des Polypenstieles communicirender Kanal und zweitens viele am Rande
derselben befindliche kleine Spitzchen, in denen in jedem zwei kleine Nesselorgane ihren Sitz
haben. — Rücksichtlich der Lage der Deckblätter, so ist so viel sicher, dass sie je zu zweien an
den Stielen der Polypen sitzen, so dass sie dieselben bedecken und zwischen sich fassen, dagegen
ist mir nicht ganz klar geworden, ob sie nur hier oder auch an dem Stamme des Polypenstockes
sich finden. Nimmt man eine F o r s k a lia aus dem Wasser heraus, so erscheint der ganze eig. Polypenstock
dicht mit Blättern besetzt, so dass er ganz das Ansehen eines durchsichtigen Tannzapfens
hat und erscheint es auf den ersten Blick unmöglich anzunehmen, dass die Blätter nur an den Polypen
sitzen, allein eine Untersuchung des Stammes lässt nirgends als am Abgang der Stiele der Polypen
Blätter an demselben erkennen, so dass man schliesslich doch dazu kommt anzunehmen, dass die
Deckblätter der Polypen, bei der grossen Zahl dieser, ausreichen, um das reich beblätterte Aussehen
des ganzen Stockes zu erklären.
Zwischen den einzelnen Polypen sitzen unmittelbar am Stamme die F ü h l e r (Tab. I f g\
Tab. II fig. 1 k, m) und zwar in der Regel je ein einfacher kurz gestielter und ein von einem langem
Stiele getragener Doppelfühler. Diese Fühler (Flüssigkeitsbehälter Eschsch.) sind bedeutend bewegliche,
langgestreckte, kegel- oder bimförmige, farblose Organe, deren innere sehr geräumige Höhlung
durch einen in ihrem Stiel befindlichen Kanal mit der Höhlung des Polypenstammes in Verbindung
steht, während dieselbe am freien zugespitzten Ende des Organes vollkommen geschlossen ist und
jeglicher auch nur temporärer Mündung entbehrt. Ein jeder dieser Fühler besteht aus einem äussern
Epithel, einer mittleren ziemlich entwickelten contractilen Längs- und Querfaserschicht und einer
schönen polygonalen innern Zellenlage, die gegen die Spitze mit sehr entwickelten Wimperhaaren
versehen ist: Eigenthümlich und bei keinem andern Schwimmpolypen beobachtet ist, dass bei
manchen Individuen von F o r s k a lia an der Spitze der Fühler in einer nicht selten auch sonst vorkommenden
kleinen Anschwellung eine scharlachrothe Masse abgelagert sich findet, die an den
Wänden der Fühlerhöhle ihre Lage hat. Dieselbe besteht aus rothen Körnern oder Bläschen (Zellen?),
die, wenn die Fühlerspitzen bersten (was nicht selten geschieht, wenn eine unsanft angefasste
F o r s k a lia kräftig sich zusammenzieht) oder gedrückt werden, ihren Farbstoff grossentheils an das
Wasser abgeben, so dass nur einige rosa oder rothbraune Körner und einige gelbliche wie krystalli-
nische Täfelchen übrig bleiben. Ohne Zweifel ist diese rothe Substanz ein Excretionsstoff, doch wird
ohne genauere Kenntniss ihrer chemischen Beschaffenheit nichts Näheres über ihre Bedeutung beizubringen
s e in .E - An der Basis eines jeden Fühlers sitzt ein einfacher zarter und ziemlich langer
S p e c ia l fa n g f a d e n (Tab. II fig. 1 /), der durch viele kleine Nesselorgane ein ziemlich regelmässiges
höckeriges Ansehen annimmt.
F o r s k a lia ist h e rm a p h ro d i t is c h und waren die Geschlechtsorgane derselben im Herbste
vollkommen, entwickelt und leicht zu erkennen. Dieselben sitzen, männliche und weibliche Organe
beisammen, an der Basis der Fühler und zwar, wenn auch nicht ausschliesslich, doch in der Mehrzahl
der Fälle an den Doppelfühlern immer 2— 4 Hodenkapseln und eine grössere Zahl Eikapseln beisammen.
Die Ho d en k ap fseln (Tab. II fig. \ ii n, fig. 2 u. 3) sind gestielte länglich runde Kapseln,
an denen eine ä u s s e r e K a p s e l, ein S p e rm a s a c k und ein i n n e r e r S c h la u c h zu unterscheiden
ist. Die ä u s s e r e K a p s e l, jjie einerseits in den Stiel des Organes sich fortsetzt und am andern Ende
mit’ einer runden von Nesselorganen umsäumten Mündung versehen ist, besteht aus einer vollkommen
structurlosen Haut, mit der jedoch noch ein besonderes contractiles Gewebe verbunden ist, von dem
ich nicht weiss, ob es nur einen sehr deutlichen an der Mündung der Kapsel (f) befindlichen Randsaum
bildet oder auch sonst die äussere Hülle auskleidet. Von diesem Gewebe hängen die Bewegungsphänomene
ab, die wie ein leichtes Sichzusammenziehen und Wiedersichausdehnen an den
Hodenkapseln in situ leicht zu beobachten sind und an die Bewegungen von Scheibenquallen erinnern.
Dicht umschlossen von der äusseren Kapsel, die auch dicht am Stiele einige Nesselorgane trägt,
findet sich der S p e rm a s a c k (d) mit seiner zarten homogenen Hülle und seinem von stecknadelförmigen
kleinen Samenfäden dicht erfüllten Innern, in welchem jedoch noch ein hellrother länglicher
hohler S c h la u c h (c) sich findet, der durch den ebenfalls, hohlen Stiel (a) mit dem Stiele des
Fühlers commuhicift ,und durch ein sehr evidentes Flimmerepithelium die ihn erfüllende helle
Flüssigkeit (den allgemeinen Nährungssaft) in lebhafte Bewegung versetzt. In jüngeren Hodenkapseln
(fig. 3) sind ausser den genannten Theilen i von denen jedoch der innere Kanal anfänglich
farblose Wände hat, in der äussern Kapsel auch noch vier Gefässe (b b) sehr deutlich, die an der
anfänglich noch nicht geöflheten Spitze derselben unter einander sich verbinden. Später, wenn hier
die äussere Mündung der Kapsel entsteht, bildet sich von dem Vereinigungspunct der Längsgefässe
aus ein Ringgefäss um die Mündung herum, welches von nun an bleibt. Doch werden in reiferen
und reifen Hodenkapseln, deren Sperma eine weissgelbe Färbung besitzt, die Gefässe immer undeutlicher,
so dass dieselben oft nur schwer oder selbst gar nicht mehr zu erkennen sind.! Dass die
Hodenkapseln als einfache hohle Knospen von dem Stiele der Doppelfühler aus sich bilden, in denen
nach und nach eine Scheidung in zwei Behälter und von der Höhlung aus die Bildung der vier
Kanäle erfolgt, ist sehr leicht zu sehen und erinnert diese Bildung ganz an das bei andern Schwimmpolypen
bereits von früheren Beobachtern Gesehene.
Die rundlichen kurzgestielten E ik a p s e ln (Tab. II fig. \ o, fig. 4) sind wie die Hodenkäpseln
aus einem äussern, hier flimmernden Schlauche mit einer, bei jüngeren Kapseln (wie fig. 4) noch nicht
vorhandenen Mündung nach aussen gebildet, zeigen jedoch, so viel ich wahrnahm, keine Contractionen,
wogegen sie, wenn sie zufällig sich loslösen, durch ihre äusseren Flimmern noch lange herumschwimmen.
Innen liegt, der äussern ebenfalls mit 4 Gefässen (c c) und einem Ringgefäss versehenen
Haut dicht anliegend, ein zarter Ov isac, der nur ein einziges helles, mit grossem Keimbläschen und