der Schwimlnglocken, Polypen und anderer Organe, oder einfach zur Erhaltung in einer bestimmten
typischen Grösse. Im letzteren Falle wird natürlich auch hier eine Substanzauflösung und eine Ausscheidung
^ des Verbrauchten sich finden, für welche jedoch mit Ausnahme der Leber, der nierenartigen
Organe von P o r p ita und vielleicht der Fühlerspitzen von F o r s k a lia (siehe oben), keine
besondern Organe aufzufinden sind, weshalb dieselbe wohl an der gesammlen Oberfläche als eine
mehr unmerkliche- Sloffabgabe vor sich geht.
In dem Bisherigen war von den V e le llid e n nur beiläufig die Rede, indem deren Ernäh-
rungsverbältnisse zu eigenthümlich sind, um gleichzeitig mit. denen der andern Schwimmpolypen besprochen
werden zu können. Zwar wird auch hier die Nahrung durch viele Einzelthiere aufgenommen,
allein dann wird dieselbe, statt in eine einfache Leibescavität zu kommen, in ein allerdings netzförmiges
und durchweg zusammenhängendes Eanalsystem geführt, von dem ein entweder nur mit dem centralen
oder mit allen Polypen communicirender Tbeil auch noch als gallenbereitender Apparat fungirt.
Dieses Kanalsystem, das dann auch im ganzen Körper sich verästelt und mit den Fangfäden in Verbindung
steht, entspricht offenbar den Ausläufern des Sommes der andern Schwimmpolypen und ist
auch wie diese, z. B. die Gefässe der Schwimmglocken, nicht contractil, wohl aber mit Flimmerung
versehen.
Von den D e c k b lä tte rn , F a n g f ä d e n und F ü h le rn ist hier nicht mehr viel zu sagen. Die
erstem sind nie contractil und überall mit einem nicht flimmernden Kanäle versehen. Dagegen besitzt
ihr angeheftetes Ende noch Muskelfasern, von welchem ihre bei A th o r y bia sehr evidenten und, wie
mir schien^ auch bei A g a lm o p s is vorkommenden Bewegungen, ein Sichheben und -senken herrühren.
Was die F ü h le r anlangt, so will ich noch einmal wiederholen, dass ich unmöglich mitEschscholtz
und Leuckart dieselben, ähnlich den Ambulacralbläschen der.Echinodermen, als zur Ausdehnung der
Fangfäden bestimmt betrachten kann, indem sie in ihren Bewegungen von denen der Fangfäden ganz
unabhängig sind und auch, wie am besten A th o r y b ia , P h y so p h o ra und auch A p o lem ia u va r ia
lehren, oft ganz entfernt von denselben sich finden, Ich kann dieselben, wie bei den Velelliden, nur als
Organe zum Tasten und Greifen bezeichnen, wozu sie durch ihre Beweglichkeit, ihre feine, selbst vorstreckbare
Spitze und die oft an derselben angebrachten Nesselorgaue vollkommen befähigt sind. Wenn
in der neuesten Zeit Leuckart in dem Bemühen, die Siphonophoren nicht nur als zusammengesetzte
Thierstöcke, sondern auch als Kolonien mit p o lym o rp h e n Individuen hinzustellen, auch die Fühler
als minder entwickelte Einzelthiere ansieht, so kann ich dieser Anschauung nicht beipflichten, eben so
wenig wie bei den Schwimmglocken, den Hoden und Eierkapseln, welche derselbe Autor ebenfalls die
erstem als eigenthümliche, nur der Bewegung dienende Polypen, als- » lo c om o to ris c h e In d iv iduen
«, die letztem als I n d iv id u e n e in e r zw e ite n G e n e ra tio n bezeichnet. Es ist meiner Ansicht
nach durchaus keine Nölhigung vorhanden, in dem Bau der Schwimmpolypen eine vollkommene
Uebereinstimmung mit den andern Polypen, namentlich den Sertularinen, Tubularinen etc. nachzuweisen
und, weil bei diesen so zu sagen nur einerlei Organe, nur Polypen sich finden, alles was an
dem Stamme der Schwimmpolypen hervorsprosst und keimt, als Einzelthiere anzusehen. Leuckart
selbst gibt dies für die Deckblätter und Fangfäden der Polypen zu, die er als unselbständige Anhänge
dieser von untergeordneter morphologischer Dignität bezeichnet, und hat hiermit seine Ansicht schon
theilweise widerlegt; indem wie Deckblätter und Fangfäden, so auch (bei P ra ya nach Vogt und
mir) Schwimmglocken und (bei allen D ip h y id e n und bei Praya) Geschlechtsorgane nicht frei am
Stamme der Kolonie, sondern iïeben den Polypen sitzen. Wenn wie i è i P ra ya der g a n z | eigentliche
Polypenstöck aus ganz gleichartigen hinter einander liegenden Abschnitten besteht, von denen
jeder aus einem Polypen, einem Deckblatt, Fangfäden, einer Schwimmglocke und einer Geschlechtskapsel
besteht, so ist es doch wohl das einfachste, nur den Polypen als Einzelthier und die andern
Theile alle als untergeordnete Anhänge desselben zu betrachten, um so mehr, da auch die Entwicklung
derselben ohne Ausnahme von dem Polypen ausgeht und derselbe vor allen denselben entsteht. Sind
hier die Geschleehtskapseln und Schwimmglocken nicht als Einzelthiere zu deuten, so wird dies auch
m den Fällen nicht zu geschehen brauchen, wo dieselben frei am Stamme der Kolonie-sitzen, indem
der ganze Stamm (siehe die unten gegebene Beschreibung einer jungen F o r s k a lia }-'ursprünglich
nichts anderes ist als der Stiel des- ersten Polypen. Dass die Schwimmglocken, Geschlechtsorgane
und Fühler inJhrer ersten Form den unentwickelten Polypen ganz ähnlich sehen, beweist in.dieser
Sache nichts, indem auch die Deckblätter und Fangfäden in eben derselben Form auflreten, und wären
ganz andere Beweise zu geben, wenn man die,fraglichen Organe für modificirte Einzelthiere ansprechen
wollte. Liesse sich darthun, dass die Organe, welche bei den einen Schwimmpolypen Fühler, Glocken
und Geschlechtskapseln sind, bei andern als Polypen auftreten, wäre der Beweis zu liefern, dass
dieselben in den wesentlichsten Verhältnissen des Baues und der Function wirkliche Polypen sind
(wie z. B. die kleineren Polypen von V e lella und P o rp ita ) oder wenigstens waren (wie dies z. B.
bei den Geschlechtskapseln dér Sertularinen der Fall ist);, oder liesse sich nur zeigen, dass sie in
Folge besonderer Entwicklungsverhältnisse zu solchen werden können, so wollte ich gerne Leuckart’s
Ansicht beipflichten, da jedoch dies nicht der Fall ist, so erscheint es mir der Natur viel angemessener,
die Schwimmpolypen als Stöcke zu betrachten, an denen ausser den Einzelindividuen noch besondere
Nebenorgane dieser und der ganzen Kolonie gemeinsame Apparate sich finden. Zu den letztem
rechne-ich den Stamm und die Luftblase, die Elemente der Schwimmsäulen, die Fühler, gewisse
Deckblätter (z. B. bei A th o ryb ia ) und die Geschlechtsorgane mancher Gattungen, zu den ersten die
Fangfäden, meisten Deckblätter, die Geschlechtsorgane, die an den Polypen selbst sitzen und die Specialschwimmglocken,
womit natürlich nicht gesagt sein soll, dass die Nebenorgane der Polypen nicht
auch der ganzen Kolonie nutzbar sind und umgekehrt.
Von den F a n g fä d e n der Polypen ist hier nur noch zu bemerken, dass dieselben ohne
Zweifel durch ihre namentlich in den Nesselknöpfen zahlreichen Nesselorgane die kleinen Geschöpfe,
von denen die Schwimmpolypen sich nähren, festhalten und durch ihre Contractionen an die Polypen
heranbringen. Die Bewegungen derselben denke ich mir wie beim Stamme durch Längs- und Querfasern
zu Stande kommend und ist kein Grund vorhanden, auch ein Einströmen von Nahrungssaft als
nothwendiges Moment für die Expansion zu statuiren, obschon es sich von selbst versteht, dass wenn
sie sich ausdehnen, auch mehr Flüssigkeit in sie Übertritt. Nur wenn, wie bei A g a lm o p s is S a rsii,
besondere contraetile Blasen an den Fangfäden selbst sitzen, wird man kaum umhin können, denselben
eine Beziehung zu den Bewegungserscheinungen der Fäden zuzuschreiben. Von einem Nesseln habe
ich bei den von mir beobachteten Schwimmpolypen nichts wahrgenommen, doch wäre es leicht
möglich, dass der Saft der Nesselorgane auf kleine Thiere eine Wirkung äussert, die zur Bewältigung