orgaa zu halten, ^ferner dass der von Busch selbst besprochene, aber dann verlassene Gedanke, es
sei seinöj Gemme ein unreifes, zum Ersatz des häufig verloren gehenden Schwimmhöhlenstückes
bestimmtes Organ, mir denn‘doch nicht so ganz unwährscheinlich vorkommt. Immerhin möchte ich
es nicht wagen, eine bestimmte Ansicht über diese Frag! zu äussern, und wird es ferneren Beobachtungen
überlassen werden müssen, die noch obwaltenden Zweifel zu lösen.
Die E n tw ic k lu n g s g e s c h ic h te der Schwimmpolypen ist noch sehr im Dunkeln und kann
ich nur eine Thatsäche mittheilen, die wenigstens einiges Licht auf dieselbe wirft. Ich fand nämlich
in Messina eine Larve, die unzweifelhaft der Gattung F o r s k a lia angehört. Dieselbe (Tab.II fig. \ 1)
war \ ^ " gross und bestand aus einer kurzen hohlen, schwach gelbröthlich gefärbten Axe; die am
einen Ende eine gut entwickelte Schwimmblase (o) mit zwei Lufttropfen, am andern einen, die Grösse
abgesehen, vollkommen ausgebildeten, auch schon mit braunrothen Leberstreifen versehenen Polypen
(6) trug. Ausserdem fanden sich an der Axe noch eine grosse Zahl von seitlichen Anhängen von sehr
unbestimmter Gestalt und zweifelhafter Natur, alle höhl und mit dem Stamme communicirend. Die
obersten derselben sessilen, von rundlicher oder rundlich viereckiger Gestalt (a), halte ich für die
Anlagen der Schwimmglocken, die darauffolgenden bimförmigen, mehr weniger kurzgestielten und
gelblich gefleckten (e) für die ersten Keime der Polypen, die längern, gestielten Fortsätze (f) , 4 an
der Zahl, für entwickeltere Polypen mit ihren Stielen. An diesen fand sich am Ende, am längsten
namentlich, deutlich die Anlage eines Deckblattes des Polypen selbst und einige ändere Knospen,
wahrscheinlich Fangfäden. Weiter entwickelte Anlagen von solchen (h) fanden sich auch an dem
Endpolypen und ausserdem am Stamme selbst viele kleinere Unebenheiten, von denen ich nicht
weiss, ob ich sie auf Deckblätter, Fühler, Geschlechtsorgane, öder nur auf die Muskellage desselben
beziehen soll.
Aus dieser wenn auch vereinzelten Beobachtung geht doch so yiel hervor, dass die Schwimm-
polypen bei ihrer Entwicklung aus dem Ei keine erheblichen Metamorphosen, erleiden , ferner dass
ihre Entwicklung im Wesentlichen nach demselben Plane vor sich geht, wie bei den Polypen. Höchst
wahrscheinlich geht dem von mir beobachteten Stadium ein bewimperter Embryo voraus , der dann,
indem er sich verlängert, an dem einen Ende zur Schwimmblase, an dem andern, dem obern Ende
der gewöhnlichen Polypen entsprechenden, zum Einzelthier sich umformt, während die Mitte zum
Stamme wird. Aus diesem sprossen dann, wie bei den Hydren neue Polypen , so hier Schwimmglocken,
Polypen und die andern Fortsätze hervor und zwar nach dem Gesetz, dass die jüngsten
Bildungen immer am weitesten ab von dem ursprünglichen Polypen, am obern (im Vergleich zu den
andern Polypen untern) Leibesende statt haben. So entsteht bald eine kleine Schwimmsäule und
Kolonie von Polypen ^ aus der dann nach und nach durch Nachwachsen von Schwimmglocken dicht
unter der Schwimmblase und von Polypen, Fühlern etc. dicht unter der Schwimmsäule schliesslich
die fertigen Stöcke hervorgehen. Dem zufolge entspricht an den Schwimmpolypen das unterste,
hinterste Ende dem Ende der ursprünglichen Larve und trägt die ältesten Polypen, während die
jüngsten Individuen, womit Vogt und Sars ganz übereinslimmen i immer dicht an der Schwimmsüule
ihre Lage haben und die dazwischen gelegenen alle in der Reihe nach einander entstanden sind, wie
sie von unten nach oben auf einander folgen, was ganz ebenso auch für die Schwimmglocken und
übrigen Organe gilt.
Dem eben Bemerkten zufolge wird es nun als auch in der Entwicklungsgeschichte begründet
erscheinen, wenn ich die Schwimmpolypen mix Vogt und Andern als zusammengesetzte Thiere, als
Kolonien ansehe und jede grössere Ueberemstimmung mit den Scheibenquallen, auch,, mit den mit
vielen Säugöffnungen versehenen Rhizostomjden läugne. Uebrigens ist e s , auch wenn man die einfachen
Schwimmpolypen, wie E r sa ea , E u d o x ia , A g la ism a etc. (die, nebenbei gesagt, wie mir
scheint, leicht später als Jugendformen von Diphyidenkolonien sich ergeben könnten, die nach einem
kürzeren oder längeren Leben in dieser Form eine ganze Polypenkolonie ansetzen) mit den Quallen
vergleicht, nicht möglich, die Schwimmpolypen bei den Quallen stehen zu lassen und stimme ich
ganz denen bei, welche dieselben, wie Vogt und Huxley, zu den Polypen stellen. Am meisten verwandt
sind dieselben mit den Hydrinen, Tubularinen und Sertularinen, mit denen sie den Mangel
eines von der Leibeswand getrennten verdauenden Kanals und die Anwesenheit einer gemeinschaftlichen,
die Nahrung aus allen Polypen aufnehmenden und nach den verschiedenen andern Organen
hinführenden Cavität sowie von äussern Geschlechtsorganen theilen. Ausgezeichnet sind die
Schwimmpolypen durch die viel bedeutendere histologische Differenzirung ihres Leibes, indem ihnen
neben verschiedenen Epilhelialformationen auch ein eigentümliches homogenes, knorpelartiges
Gewebe, ferner eine Art Bindesubstanz und evidente, z. Th. selbst quergestreifte Muskelfasern,
jedoch, anscheinend keine Nerven und Sinnesorgane zukommen. Der Mangel von Fangarmen an der
Mundöffnung unterscheidet die Schwimmpolypen von den meisten der genannten Polypen, doch wird
derselbe mehr als aufgewogen durch die sehr entwickelten und nirgends sonst in dieser'Weise vorkommenden
Fangfäden. Ausserdem zeichnen sich die Schwimmpolypen aus durch die Schwimmglocken,
Deckblätter und Fühler, Organe, die ebenfalls bei den andern Polypen ihres Gleichen
nicht finden.
A n.m e r ku n g. Wenn Vogt (Bilder a. d. Thierleben pg. 160) den Schwimmpolypen eine Zusammensetzung aus Zellen
abspricht und nur ein homogenes Gewebe bei denselben annimmt, so scheint er mir zu weit zu gehen. Abgesehen von den
vielen und deutlichen Epilhelialformationen, glaube ich selbst bei den später ganz gleichartig aussehenden Deckblättern und
Schwimmglockeh in den ersten Stadien einen zeitigen Bau wahrgenommen zu haben, doch gebe ich gerne zu , dass die
histologischen Elemente, namentlich die. Zellenkerne,-. lange nicht so deutlich sind, wie bei höheren Thieren. Kerne habe
ich noch am deutlichsten gesehen in den queren (contractilen) Zellen an den Fangfäden mancher Gattungen und in den
Pigmentflecken der Schwimmblasen.
Eine eigentümliche Stellung unter den Schwimmpolypen nehmen die V e le llid e n ein, indem
bei denselben das einheitliche Princip auf jeden Fall viel stärker ausgeprägt ist, weshalb auch ältere
und neuere Beobachter, selbst Vogt, dieselben für einfache Thiere nahmen. Ich habe jedoch gezeigt,
dass sowohl der centrale »Magen« dieser Thiere als die um denselben herumstehenden »Saugrö
h re n « Nahrung aufnehmen, verdauen und wieder abgeben, mit einem Worte sich ebenso verhalten
wie die Einzelindividuen der Physophoriden etc., weshalb ich auch ganz entschieden der Ansicht
bin, dass die V e le llid e n die Bedeutung von Thiercolonien haben. Wendet man gegen diese Behauptung
die bedeutende Grössendifferenz des centralen und der peripherischen Polypen, das Vorkommen
öines einfachen Skelettes, einer ganz zusammenhängenden und bei Velella fast nur mit
dem grossen Polypen zusammenhängenden Leber ein, so verkenne ich das Gewicht dieser That-
sachen durqhaus nicht, allein ich glaube denn doch nicht, dass dieselben die Gründe aufzuwiegen im
Stande sind, welche für die Auffassung der Velellen und Porpiten als zusammengesetzte Thiere
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