slehen, sondern auch, wenigstens ein Theil derselben, d u r c h b e s o n d e r e L u ftlö c h e r n a c h
a u s s e n m ü n d en . Es sind diese Stigmen (figg. 9, 10dd), wenn man ihre Lage nicht genau kennt,
nicht leicht zu finden, daher dieselben auch einem so ausgezeichneten Beobachter, wie Krohn,
obschon derselbe, wie er h c. pg. 32 angibt, an der obern Fläche der Velellen oft nach Oeffnungen
suchte, sich entzogen. Mir war es, nachdem ich die Luftlöcher der Porpiten (siehe unten) aufgefunden
hatte, fast zur Gewissheit geworden, dass solche auch bei den Velellen sich finden, und befand ich
mich deswegen bei meinen Untersuchungen in der günstigen Lage, dass mir die Geduld nicht so
leicht ausging. Die erste Beobachtung machte ich an einem kleineren Thiere (Spiritusexemplar), das
ich bei einer kleinen Vergrösserung unversehrt unter das Microscop gebracht halte, und solche fand
ich auch später immer zum Nachweis der Stigmen am passendsten, während die isolirte Schale ihrer
grossen Durchsichtigkeit wegen hierzu lange nicht so gut sich eignet. Was; nun das Verhalten der
0 ,0 3 ^ 0 ,0 4 " ' weiten Stigmen anlangt, so sitzen dieselben, 13 an der Zahl, an der obern Seite der
horizontalen Platte, dicht an der Basis des senkrechten Kammes, so dass 7 auf die eine Seite des
letztem, 6 auf die andere zu liegen kommen. Die Linie der Stigmen bildet mit der Linie der Commu-
nicationsöffnungen der Kammern und Schäle einen sehr spitzen Winkel und fällt nahezu in die Mitte
zwischen diese und die Directionslinie des senkrechten Kammes. Von den 13 Oeffnungen mündet
eine, die kleinste, in die centrale Kammer, die 6 andern stehen jederseits in ziemlich gleichmässigen
Distanzen bis zum Rande und münden in 6 von den ringförmigen Kammern e in , ob jederseits in
dieselben, habe ich nicht zu bestimmen versucht. Demzufolge sind, da die Schale viel mehr als 6
und auch mehr als 12 Kammern hat, auch jedenfalls eine gute Zahl derselben ohne Verbindung mit
der Aussenwelt, was jedoch, wie leicht begreiflich, der Füllung oder Entleerung der ganzen Schale
keinen Eintrag thun kann, weil, wie wir vorhin sahen, alle Kammern in einander sich öffnen. Jedes
Stigma, dem eine ähnliche Oeffhung in der die Schale überziehenden Haut entspricht, sitzt auf einer
kleinen warzenförmigen oder leicht kegelförmig zugespitzten Erhebung der obern Lamelle der horizontalen
Schalenplatte und wird es hierdurch möglich, die Gegenden, wo dieselben sitzen, schon von
Auge als leichte Erhebungen zu erkennen. Um die Auffindung der Stigmen für Andere zu erleichtern,
bemerke ich noch, dass, wenn man eine Velella so vor sich legt, dass der senkrechte Kamm dem
Beobachter die Fläche zuwendet, die Löcher immer nur auf der Seite sich finden, wo die horizontale
Platte breiter ist und zwar in einer dem durch die Schale durchschimmernden Leberrande parallelen
und über demselben gelegenen Linie, die scheinbar schon an der senkrechten Platte sitzt. Die Löcher
der andern Seite sind in dieser seitlichen Ansicht von Auge nicht zu erkennen , dagegen sieht man
sie mit kleinen Vergrösserungen bei Tieferstellung der Linsen ganz gut, während zugleich ein scheinbarer
Durchschnitt der Schale zu Tage kommt. H - Die senkrechte Platte enthält keine Luftkanäle, ist
ganz solid* und kann als aus den zwei verschmolzenen seitlichen Hälften der obern Lamelle der
horizontalen Platte bestehend aufgefasst werden. Die concentrischen Linien an derselben, die auf
den ersten Blick auf ein inneres Kanalsystem hindeuten, rühren demnach einzig und allein von leichten
Unebenheiten ihrer Oberfläche her.
Bezüglich auf den Bau, so erscheinen alle Theile der Velellenschale vollkommen homogen,
denn was man hie und da von Streifungen an derselben sieht, lässt sich alles auf Unebenheiten der
Oberfläche der sie bildenden Blätter oder, wie bei der senkrechten Platte, auf Schichten derselben
deuten. Doch möchte auch hier, wie bei den Deckblättern von A g a lmo p sis, ursprünglich ein zeitiger
Bau vorhanden gewesen sein und das homogene Ansehen der fertigen Schale nicht auch eine
ursprüngliche Gleichartigkeit beweisen. Die c h em is c h e n Verhältnisse anlangend, so habe ich schon
früher mit Löwig gezeigt, dass die Schale nicht aus Chitin besteht. Aus neuern Versuchen ergibt sich
ihre bedeutende Resistenz in Säuren und Alcalien, doch bin ich leider nicht im Falle gewesen, zu
einer genaueren Untersuchung derselben Musse zu gewinnen.
Die W e ic h th e ile von V e lella bilden einen die Schale genau überziehenden Mantel, der
an den Rändern beider Platten, mehr an der horizontalen als an der andern , als ein freier häutiger,
blauer Saum (fig. 9 a, fig. 1H ) hervorragt und an der, der Aushöhlung der horizontalen Platte entsprechenden,
stark verdickten Seite innen die grosse Leber und aussen die Polypen und Fühler trägt.
Aeusserlich ist dieser Mantel von einem ausgezeichnet schönen, schon von Frey (Die Bedeckungen
wirbellos. Thiere pg. 34) bemerkten, einfachen Pflasterepithelium mit kernhaltigen Zellen von 0,014
überzogen, während innerlich neben einer Unzahl von noch zu schildernden Saftgefässen meist nichts
als eine homogene oder fein granulirte Substanz zum Vorschein kommt, in der fast überall Haufen
gelber rundlicher oder länglicher Körner und je nach den Localitäten mehr weniger blaue Körnchen
oder eine diffuse blaue Färbung zum Vorschein kommt. Muskelfasern habe ich in dem Mantel der
Velellen nirgends mit Bestimmtheit gesehen, dagegen fanden sich im horizontalen Randsaume, namentlich
an der Anheftungsstelle desselben, Fasern mit cirkulärem und z. Th. radiärem Verlauf, die
vielleicht als conträctil zu deuten sind.
Die P o ly p e n sind bei V e lella zweierlei, ein grosser centraler und viele kleine, in mehreren
unregelmässigen Reihen rings um denselben herumgestellte. Die Autoren bezeichnen diese Organe
meist als »Magen« und »Saugröhren«, stimmen jedoch mit Bezug auf ihre Function nicht überein.
Während nämlich erstens Lesson (Voyage de la Coquille pg. 49, 56 und Acal. pg. 561) beide diese
Organe Nahrung aufnehmen und verdauen lässt und die sogenannten Saugröhren »poches stomacales«
nennt, vermuthet zweitens v. Siebold (vergl. Anat. St. 63 Anm.), dass der »Magen« dem Respirationssystem
angehöre und nur die kleineren Röhren verdauen, und lässt drittens Hollard {Annal, d. sc. nat.
T. III. 1845 pg. 250) nur den mittleren Schlauch verdauen, die Saugröhren dagegen die Rolle von »Canaux
aquifères« übernehmen, welcher Ansicht Vogt wenigstens insofern beistimmt, als er die Velellen nur
als einfache Thiere, nicht als Kolonien ansieht und ihnen nur einen Polypen zuschreibt. Was mich
betrifft, so habe ich Gelegenheit gehabt, viele Velellen lebend zu beobachten und bin so im Stande
gewesen zu ermitteln, dass nicht blos der centrale Schlauch, sondern auch die kleineren Nahrung
(kleine Crustaceen) aufnehmen, verdauen und das nicht Bewältigte wiederum von sich geben, und
glaube daher, obschon bei keiner andern Abtheilung der Schwimmpolypen eine solche Differenz der
einzelnen Polypen gefunden wird, doch unbedingt den Velellen viele Polypen zuschreiben und dieselben
als Kolonien betrachten zu dürfen.
Der c e n tr a le P o ly p ist ein elliptischer, ziemlich langer Schlauch* der in der Richtung des
längeren Durchmessers der horizontalen Schalenplatte kegelförmig aus der Mitte der kleinen Polypen
sich erhebt und auf seinem vorragendsten Theile einen kleinen, ebenfalls conischen und an seiner
Aussenfläche gerippten Schlund trägt, der mit einer runden, fein gekerbten Mundöffnung ausgeht.
Dies ist wenigstens die Form, unter der man diesen Polypen gewöhnlich erblickt, wobei jedoch zu