verschaffen, auch keine Luft aufnehmen und wird man zur Yermuthung gedrängt, dass dasselbe im
Stande sei, auch Seitenlagen anzunehmen, Ja selbst die senkrechte Platte nach oben zu stellen, wie
dieses letztere in der That von Eschscholtz angenommen und von D. Chiaje (Descriz. IY pg. 106)
bestätigt wird, der Gelegenheit hatte, viele Yelellen lebend zu beobachten. Nun scheint aber diese
letztere Stellung nur dann möglich zu sein, wenn die 'Schale keine Luft enthält, indem wenigstens
lufthaltige Schalen nie in dieser Lage, nur mit dem Kamme nach unten und höchstens in der Seitenlage
sich erhalten, und erhebt sich somit die Frage, ob die Schale der Velellen vielleicht nicht immer
Luft, sondern manchmal auch Wasser enthält, auf die ich keine auf directe Beobachtung gestützte
Antwort geben kann. So viel ist sicher, dass eine wasserhaltige Velellenschale an der Luft nach
einiger Zeit solche aufnimmt und im Wasser dieselbe wieder verliert, ferner dass mit dem Kamm
nach unten schwimmende Velellen nach einiger Zeit, wenn sie sterben, untersinken, und konnte man
daher sich denken, dass die Velellen wirklich bald pneumatisch sind, bald nicht. Verfolgt man diese
Frage weiter, so ergibt sich als Wahrscheinlichstes Folgendes: Steht eine V e le lla mit dem Kamm
nach oben, sind mithin ihre Luftlöcher der atmosphärischen Luft zugängig, so wird ihre horizontale
Platte, auch wenn sie vorher Wasser enthielt, doch bald Luft aufhehmen und ganz sich füllen. Unter
diesen Verhältnissen, wo der lufthaltige leichtere Theil der Schale nach unten steht, muss schon eine
geringe Bewegung, der leiseste Windstoss hinreichen, das Thier auf die Seite zu legen, doch vermag
dasselbe zweifelsohne, wegen der geringen Schwere des senkrechten Kammes und der Verlegung
der meisten Weichlheile an die untere Seite der horizontalen Platte, bei ausgebreitetem Randsaum
und Fühlern in der zum Fressen günstigen Lage sich zu erhalten, wenn Wind und Wellen nicht
ungünstig sind. Ist das Thier aus der angegebenen Stellung in die Seitenlage gerathen, so wird, weil
nur ein Theil der Luftlöcher unter Wasser kommt, die horizontale Platte Wasser aufnehmen, jedoch
kaum ganz sich füllen, weil die andern Stigmen immer noch der Luft zugängig bleiben, und scheint
dies die Stellung zu sein, in welcher das Thier ohne alle Anstrengung und ohne zu sinken, am
längsten verharren kann. Der Uebergang aus dieser Lage in die Rückenlage wird übrigens auch leicht
geschehen müssen, jedoch vielleicht weniger nach dem Willen des Thieres, als durch äussere
Einwirkungen erfolgen: Ist einmal die Rückenlage da, so füllen sich allmälig alle Kammern der
Schale mit Wasser und wird hierdurch von selbst wegen des zunehmenden Gewichtes des horizontalen
Körperabschnittes wieder eine Seitenlage herbeigeführt, aus der dann die V e le lla , sobald nur
wieder durch die nun freigewordene eine Hälfte Stigmen etwas Luft eingedrungen ist, wieder in die
Bauchlage sich umwenden kann, wobei vielleicht die Polypen, indem sie an fremde Körper sich festsaugen,
mit thätig sind. Von einem freiwilligen Untersinken lebender Velellen habe ich nichts gesehen.
Sollte dasselbe, wieForskäl angibt (.Descript. p. 10S), wirklich Vorkommen, so könnten die Thiere doch
wohl kaum anders als durch Secretion von Luft wieder an die Oberfläche gelangen, indem ein
Schwimmen, wie bei den Quallen und den andern Schwimmpolypen, wie ich entgegen Forskäl, der
von der V elella sagt: »tentaculis se lollit in altum vel demergit«, behaupten muss, hier ganz fehlt und
die Velellen stets ruhig vor den Winden treiben und nie mit Saum, Fühlern und Polypen wirklich
rudern, obschon namentlich die beiden letztem Theile zu ganz energischen Bewegungen befähigt
sind. Dagegen wird es natürlich oft geschehen, dass diese Thiere durch Wellen und Strömungen
m die Tiefe verschlagen werden, in welchem Falle sie vielleicht durch ein Verschliessen ihrer
Stigmen, über welches ich jedoch nichts Thatsächliches aussagen.kann, sich die Luft bewahren, die
sie später wieder an die Oberfläche führt.
13. Porpita inediterraiiea Eschsch. (Tab. XII.)
Ueber dieses zierliche und interessante Thier existirt auch nicht eine ausführlichere anatomische
Beschreibung, und ergriff ich daher, da Porpiten in Messina äusserst häufig waren, gerne die
Gelegenheit, eine genauere Untersuchung derselben anzustellen. Bei Darlegung des von mir Gefundenen
werde ich jedoch, da die Gattung P o rp ita sehr nahe an V e le lla sich änschliesst, mich
ziemlich kurz fassen können und nur die Puncte hervorheben, in welchen beide Typen von einander
verschieden sind.
Dig kreisrunde, leicht schüs's.elförmige vertiefte K n o rp e lp la tte yon P o rp ita entspricht der
horizontalen Platte des Skelettes der Velella und besteht, wie diese, aus zwei dünnen, am Rande
verbundenen Lamellen, zwischen denen, durch senkrechte Scheidewände abgetheilt, jedoch ganz
von einander abgeschlossen, eine grosse Zahl concentrischer ringförmiger Luftkanäle enthalten sind
(fig.2«»'). Wie bei V e lella ist auch die Knorpelplatte von P o r p ita am dicksten am Rande, in der
Mitte am dünnsten, dagegen sind die Lufträume, von denen die äussersten die weitesten sind, wegen
der runden Form des Ganzen, hier ringsherum von derselben Breite. Füllt man dieselben mit Luft
oder hat man eine frische lufthaltige Schale vor sich, so erkennt man, dass die innere Contour
eines jeden Luftraumes eine einfache Kreislinie ist, während die äussere ausgebuchtet erscheint,
woraus sich ergibt, dass die Scheidewände au ihren inneren Flächen ziemlich regelmässige kleine
Vorsprünge besitzen. Von diesen Scheidewänden rührt auch eine zierliche concentrische Zeichnung
her, die man schon mit blossem Auge an der obern leicht convexen Fläche der Knorpelscheibe
erkennt, wogegen eine an beiden Flächen, vor allem aber an der untern Fläche stark ausgeprägte
radiäre Streifung von linienförmigen Erhebungen der beiden Knorpellamellen herzuleiten ist, welche
an der untern Seite so ausgeprägt erscheinen, dass sie mit Fug und Recht Leisten oder Blätter zu
nennen sind.
Viel interessanter als bei V e le lla sind bei P o rp ita die Beziehungen der Lufträume der
Knorpelschale zu den äusseren Theilen. Einmal nämlich finden sich auch hier die schon bei Velella
namhaft gemachten von Krohn entdeckten L u ftk a n ä le , jedoch in viel grösserer Zahl, dann aber
auch noch von Niemand gesehene, nach aussen sich öffnende wirkliche L u ftlö c h e r. Die L u f tk
a n ä le (fig. 9) entspringen von der untern concaven Fläche der Knorpelplatte in ebenso vielen
Reihen als Rippen oder radiäre Vorsprünge an derselben vorhanden sind und zwar in der Art, dass
jede Kammer des Knorpels, mit Ausnahme der äussersten, an jede Reihe einen oder mehrere Lufl-
kanäle abgibt. Da die Zahl der Kammern einer P o rp ita von mittlerer Grösse (4 — 5'") 22 — 23,
und die der Rippen ihrer concayen Körperfläche, von denen freilich manche sehr kurz und nur an den
äussern Theilen der Schale sichtbar sind, 80— 90 ist, so ergibt sich hieraus, dass die Zahl der
Luftkanäle in keinem Vergleich zu denen von Velella steht, mit denen sie sonst ziemlich übereinstimmen,
nur dass sie dünnwandiger, schmaler (von 0,005— 0,015"') und nicht nur innen mit
Vorsprüngen versehen, sondern auch nach aussen ausgebuchtet sind. Nach ihrem Abgang von der
Kölliker, Schwimmpolypcn. 8