derselben mithilft, um so mehr, da bei der grossen P h y s a lia der schädliche Einfluss dieser Organe
selbst beim Menschen sich geltend macht.
Die Schwimmg-locken sind bei allen Schwimmpolypen wesentlich nach demselben Typus
gebaut, nämlich aus einem contractileh innern Sack und einer elastischen äussern Hülle. Ueber ihre
Function hat\ßw$cA (1. c. pg. 40) die abweichende Ansicht aufgestellt, dass sie dadurch die Kolonie
in Bewegung versetzen, dass sie, nachdem sie sich contrahirt und ihren Inhalt ausgetrieben, mit
Energie wieder sich ausdehnen, so dass das Wasser mit grosser Gewalt in sie einstürze, theilweise
die Cirkularhaut treffe und sie in dieser Weise fortschnelle. Hiergegen ist zu bemerken 1) dass die
Beobachtung sehr leicht ergibt, dass die Schwimmpolypen während der Zusammenziehung ihrer
Schwimmstücke von Ort und Stelle rücken, wie dies auch in der That sonst allgemein angenommen
wird, und 2) dass wenn die Annahme von Busch richtig wäre, dieselben gerade in der entgegengesetzten
Richtung sich bewegen müssten, als sie es wirklich thun.— Die Bewegungen der Schwimmglocken
erinnern sehr an die der Scheibenquallen, und da nun auch, wie namentlich Leuckart mit
Recht urgirt, der Bau der Glocken in vielem, besonder» in der Gesammtform, in der Vertheilung der
contractilen und elastischen Substanz, in der Randhaut, den radiären Kanälen und dem Ringgefäss
sehr an die einfachsten Quallenformen erinnert, so ist es begreiflich, dass, wie oben angegeben wurde,
Leuckart die Schwimmglocken als »locomotorische Individuen« bezeichnet. Mir scheint es jedoch,
dass solche Uebereinstimmungen ebenfalls ganz genügend sich erklären, wenn man die Sehwimmglocken
einfach für dem ganzen Stock angehörende mehr untergeordnete Organe ansieht, indem bei
den vielen Aehnlichkeiten zwischen Polypen und Quallen, die die Vereinigung derselben in eine
einzige Gruppe unumgänglich nöthig machen, es nicht im geringsten befremden kann, wenn einzelne
Theile der erstem einen und denselben Organisationsplan wie die letzteren erkennen lassen.
Eine interessante Erscheinung sind die bei vielen Schwimmpolypen vorkommenden h y d ro s
ta t is c h e n A p p a ra te . Die einen derselben, wie wir sie bei den Physophoriden sehen, sind nichts
als lufthaltige Erweiterungen des einen Endes der Leibesaxe, welche höchst wahrscheinlich die in
ihnen enthaltene Luft wirklich secerniren. Wenigstens bin ich ebenso wenig wie Krohn (1. c. pg. 33)
u. A. im Stande gewesen, die von mehreren älteren und neueren Forschern angegebene Oeffnung zu
finden und habe ich auch niemals gesehen, dass diese Thiere, die ich Wochen lang in Menge lebend
beobachtete, jemals Luft aus der Schwimmblase entlassen oder gar dieselbe ganz leer haben. Ein
Anschein einer Oeffnung entsteht dadurch, dass bei manchen Gattungen inmitten des pigmentirten
einen Endes der Schwimmblase ein kleiner runder, farbloser oder noch dunklerer Fleck sich findet
und hat wahrscheinlich dieses Verhalten zu einer Verwechslung Veranlassung gegeben. Die Schwimmblase
der Physophoriden ist so klein, dass sie, auch wenn sie ihre Luft behält, dem Untertauchen
des Thieres kein nennenswerthes Hindemiss entgegensetzt, auf der andern Seite aber auch das,
Schwimmen an der Oberfläche nicht sehr wesentlich unterstützt.
Anders als bei dieser Abtheilung verhält sich die Sache bei den V e le llid e n und vielleicht
den P h y s a lie n , indem hier an dem viel entwickelteren hydrostatischen Apparate besondere Oeff-
nungen vorhanden sind. Für die Physalien ist nun freilich nicht ganz ausgemacht, dass die von
Eschschollz beschriebene Oeflhung am vordem Ende ihrer Blase wirklich eine Luftöffnung ist, indem
Olfet's die Verbindung derselben mit dem Luftsacke leugnet und auch Leuckart, obschon er. eher .zu
der Annahme.von Eschscholtz sich hinneigt, an den von ihm allein untersuchten Spiritusexemplaren
zu keiner bestimmten Ueberzeugung kommen konnte, dagegen habe ich für V e le lla und P o rp ita
das Vorkommen von zahlreichen Stigmen mit Sicherheit nachgewiesen, ohne jedoch im Stande zu
sein, über die Art und Weise der Aufnahme und Abgabe von Luft ganz bestimmt mich auszusprechen.
Mit Bezug auf meine Annahme, dass die Velellen nicht immer eine vollständig mit Luft gefüllte Schale
haben, sondern auch solche abgeben, führe ich noch an, dass schon Forskäl von ihnen sagt: »Haud
raro fmdum vasculi petiverunt, emisso prius aere.« Wenn Forskäl fortfährt: »Respirationi ergo inserviunl
ientacula disci: mm dorso resupinatum animal, aperuit ora tentaculorum, quibus bullulae aereae adhae-
sere«, so könnte man auf den ersten Augenblick-geneigt sein anzunehmen, dass die von der Schale
ausgehenden Luftröhren in die kleinen Polypen (das sind die tentacula) ausmünden und dazu dienen,
Luft aufzunehmen oder herauszulassen, es ist jedoch nicht zu vergessen, dass bei V e le lla diese
Luftröhren sehr spärlich sind und nur an die. Wände des centralen Polypen (Venlriculus Forskäl!),
nicht auch an die der andern heraugehen. — Beobachter, die mit der Kenutniss von den Stigmen
künftig Velelliden untersuchen, werden ohne Schwierigkeit die Fragen erledigen, die mit Bezug auf
die Function des hydrostatischen Apparates noch offen bleiben und wird sich dann ergeben, ob die
oben geäusserten Vermuthungen die richtigen sind oder nicht.
Die G e s c h le c h t s v e r h ä ltn is s e der Schwimmpolypen sind erst in den letzten 3 Jahren
genauer bekannt geworden, nachdem allerdings schon seit längerer Zeit einige jedoch vereinzelte
werthvolle Angaben über dieselben Vorlagen. Die ersten ganz bestimmten Mittheilungen verdanken
wir Milne Edwards, der im Jahr 1840 bei S te p h a n om ia p r o li fe r a die Hodenkapseln entdeckte
und die Samenfäden beobachtete. Einige Jahre später fand Sars an der A g a lm o p s is elegans die
Eiertrauben und männlichen Kapseln und machte die interessante Beobachtung, dass die letztem, an
denen er eine Randhaut und radiäre Gefässe mit einem Ringgefäss wahrnahm, vom Stocke losgelöst,
wie junge Quallen herumschwimmen. Denselben Bau und dieselben Contractionen zeigen nach Sars
auch die weiblichen Kapseln von D ip h y e s , jedoch- ohne sich loszulösen, so dass dieser Autor zur
Annahme sich bewogen sieht, es seien diese. Organe nicht wirkliche Geschlechtsorgane, sondern
neue, der Mutter unähnliche Individuen einer zweiten Generation, wie sie bei den T u b u la rin e n ,
G o ry n e e n und S e rtuL a rin e n Vorkommen, eine Behauptung, welche dann Leuckart, ohne weitere
Untersuchungen über die Geschlechtsorgane dies.er Thiere angestellt zu haben,, auf alle Schwimmpolypen
ausdehttte, indem er dieselben alle als geschlechtslose Thiere und die sogenannten
Geschlechtsorgane als Sprossen von Scheibenquallen erklärte. Zu gerade den entgegengesetzten
Resultaten gelangte C. Vogt, der während seines Aufenthaltes in Nizza an 9 von ihm dort untersuchten
Schwimmpolypen .aus 7. Gattungen samen- .und eierhaltende Organe zu beobachten Gelegenheit
hatte. Nach ihm sind alle diese Organe, die bei E p ib u lia '(männliche und weibliche Kapseln)
und A g a lm a (männliche Kapseln) auch, wenn losgelöst, frei herumschwimmen und im Bau einige
Verschiedenheiten zeigen sollen, wirkliche Geschlechtsorgane, und führt derselbe, obschon er die
Schwimmpolypen zu seinen H y d rom e d u s e n stellt, d. h. ebenso wie die C o ry n e n , T u b u la rie n
etc. als Ammenformen von Medusen ansieht, auch nicht eine Thatsache an, welche eine Production
von Quallen durch dieselben beweist. Im Wesentlichen übereinstimmend hiermit sind auch die Angaben
von Huxley, der eine noch bedeutendere Zahl von Gattungen untersuchte und nur bei V e lella