Gewicht8-Abn.ihmc bemerkt liât, mit A.isimlimo eines Falles in dem sie ausserordentlich verkleinert erschienen.
Valentin hat hierauf jedoch kein Gewicht gelegt, weil er es nicht als Regel betrachtet. Aber dieser
eine Fall wnr aller Wahrscheinlichkeit «ach ein solcher, In welchem die Lungen sich i u reine« durch das
Experiment niclil getrübten Zustande der Winterschlafs höhe erhalten hatten. Die Lungenschwimmprobe
hätte wahrscheinlich, wenn sie angestellt wäre, es dargethoii dass die Lungen grösstentheils oder ganz luftleer
und in den (oetaleu Zustand zurückgekehrt waren. Die theilweise brannrothe Färbung die Valentin
on der linken Lunge, besonders aber an allen Lappen der rechten Lunge seiner Marraotten fand, erinnern
auch recht aufiallend an die brannrothe Farbe der Lungen neugeborener Kinder, welche unvollständig
gcathmet haben, und theilweise wie im foetalen Zustande luaieer geblieben sind. Ich bin neuerdings durch
eine Beobachtung in der Meinung bestärkt worden, dass bei den einen Winterschlaf haltenden Saugethieren
wahrend der Höhe desselben, wenn sie nicht durch äussere Verhältnisse zu Inspirationen veranlasst
werden, die Exspiration au einem solchen Grade gesteigert wird, dass die Lungen entweder grösstentheils
oder gänzlich die Luft entleeren, in letzterem Falle also In den foetalen Zustand herabsinken. Als weitere
Folge ergiebt sich hieraus dann von selbst die zeitweise gänzliche Unterbrechung der Respiration.
Im Januar 1865 starb im zoologischen Garten zu Breslau ein alter Bär lürsna arctos) weiblichen
Geschlechts. Ich erstand das Thier für das anatomische Museum. Nach den durch die Güte des Herrn
Directors des zoologischen Gartens Dr. S c h l e g e l mir zugegangenen Nachrichten hatte das Thier schon
mehrere Wochen vor seinem Tode nicht mehr regelmässig und nur wenig gefressen, war nur selten aus seinem
Lager hervorgekommen und wurde endlich auf diesem todt gefunden. Bei der von mir angestellton Section
fand sich dass der Magen fast leer war, nur zwei Blattstiele und etwa 'I2 Quart eiuer blutigrothen Flüssigkeit
enthielt. Die Schleimhaut erschien vielfach gerunzelt, stellenweise weich, leicht mit dem Skalpell-Stiel
ablösbar. Ihre Gefiissc waren grosscnlheils mit Hlut fdn injicirt, ihr Gewebe sowie das eubmucöse Zellgewebe
an vielen Stellen in der Grösse von 1 Silbergroschen bis zu der eines Zweigroschen-Stiicks von extruvasirtem
Blute durchdrungen und hier von theils dnnkelrothcr theils schwarzer Farbe. Die Lungen von braunrother Farbe
lagen in hohem Grade zusammengesunken in der Brusthöhle. Nachdem ich sie in Verbindung mit den Bronchls
und dem Brusttheile der Luftröhre ans der Biuslhöhle herausgenommen und Igetrennt vom Herzen) in ein
grosses Gefäss mit Wasser gelegt hatte, sanken sie sofort und vollatiindig zu Hoden. Dasselbe geschah
mit einzelnen Stücken, die ich von verschiedenen Stellen der Lungen abschnitt. Die Lungen der Bärin
befanden sich ohne irgend eine krankhafte Tevtur-Vcrändorung darzubieten in demselben Zustande wie die
luftleeren Lungen der Cetnreen, über die ich in meiner Schrift: Da.s Leben der Walle Mitthellmigen gemacht
habe. Eine so auffallende physiologische Erscheinung kann nicht als elwas Zufälliges betrachtet werden.
Sie deutet unzweifelhaft auf eine Elgcnthümlichkoit hin, wodurch diese Thiere in Betrell ihrer Respiration
sich von den mehrten andern Sangethieren und vom Men«chen unterscheiden, bei denen die Lungen nachdem
sie eingeathmet haben durch die blosse Exspiration lohne krankhafte Veränderung in ihrem Gewebel
nie wieder luftleer werden. Aber Ursus Arctos ist kein Taucher wie die Wallthicre.
Bei der ZusammeiiHtellung der verschiedenen Ansichten darüber, ob der Bär ein Winterschläfer sei
oder nicht, habe ich mich schliesslich für letzteres ausgesprochen. Ich hielt den Hären nur für einen
winterlichen Langschläfer, dessen Schlaf aber vom gewöhnlichen Schlaf«; nicht verschieden sei. Nun habe
ich aber seine Lungen In d.-m Zustande angetroflon, In welchem ich vermuthe das» sie, in der Regel zeitweise
in der Höhe des Winterschlafes bei den Säiigcthicren «feh befinden. Der »reslaiicr Bär wnr an
Gastritis erkrankt und in Folge derselben zu Grunde gegangen, vor seinem Tode aber In den Winterschlaf
gefallen. Als wichtigsten Grund dagegen, dass Ursus Arctos ein Wintcrschläfer sei, habe ich früher die
Trichtigkeit der Bärin angeführt, welche gerade in den Winter fällt. Der verminderte oder fast aufgehobene
Vegetations-Prozess während des Winterschlafes lässt sich nicht mit der gleichzeitig sonst während
der Entwickelung des Foetus stattfindcndon erhöhten vegetativen ThiUigkeit vereinigen. Dieser
Widerspruch lässt sich nur dadurch heben, dass der Winterschlaf der Bären mir ein kurzer ist. Damit
sind auch die früheren Vertheidigcr des Winterschlafes dieser Thiere einverstiinden, Der Bar nimmt
hiernach uutor den Wintorschläfern der Silugethiere doch eine besondere Stellung ein. Heim Eingehen der
trächtigen Bärin in den Winterschlaf kann die Entwickelung des Focaus nichl Ibrtschreiten, diese wird
gehemmt. Der Bär-Fontus hält mit seiner Mutter den Winterschlaf und setzt erst nachdem dieser aufgehoben
worden seine weitere Ausbildung fort. Hierzu linden sieh unter niederen Thieren auch Analogien
wieder, wie der Winterschlaf überhaupt im Ganzen der Ausdruck eines niedern Lobens ist. Der Spatlingsfrosch
hält ausnithmeweise wenn ungewöhnlich frühe Kälte eintritt seinen Winterschlaf als Kaulquappe,
viele Schmetterlinge halten nis Embryonen jPuppen und Raupen) ihren Winterschlaf und die Pbvsaloptera
clausa verfällt im Magen ihres Stammthiercs, des Igels, gleichzeitig mit diesem in den Winterschlaf und
erwacht gleichzeitig mit ihm.
In der Klasse der Sangethiere lassen sich während der Dauer des selbststandigen Lebens, d. h, von
der Geburt ab nachdem das Aihmen eingetreten ist, in Betrolf des letzteren und des Bliitlaules drei verschiedene
Zustünde unterscheiden.
I. Das Athmen nnd der Blutlauf gehen von der Geburt bis zum Tode ohne wesentliche Modilication
d. h. ohne auHallende Verlangsamting und Unterbrechung von statten. Hierher gehören die mehrsten Säugethiere
und der Mensch.
II. Das Athmen und der allgemeine Kreislauf werden zeitweise im höchsten Grade verlangsamt und
selbst unlerbrochen. Gleichzeitig sinkt die Lebenswärme auf die Stufe der kaltblütigen Thiere herab, die
Aeusserungen höherer Ncrventhiitigkeit erlöschen, alle vegetativen Funktionen sinken anf ein Minimum oder
werden suspendirt. Hierher gehören die Wint er schläfer. Die primär verän<lerte Rcspirationsthätigkeit zieht
alle andern Erscheinungen nach sich. Im Geläss-System finden sich keine die alienirte Lungenthätigkeit
compensirende Einrichtungen.
III. Der Respirations-Prozess und der allgemeine Kreislauf des Blutes werden aufgehoben bei schwacher
Fortdauer des BlntUiufes im peripherischen Theile des Gefäss-Systems ohne sonsligc wesentliche Bceinträchtigung
der animalischen und vegetativen Functioneu. Die mit stärkerem Tauchvermögen ausgerüsteten
Säugcthiere bilden dir hierher gehörende Gruppe. Die Unterbrechung der Respiration wird ausgeglichen
durch besondere Einrichtungen im Gefäss-System. Diese belinden sich aber nicht wie bei den Amphibien
im Centrum des Gefäss-Systcms und in Anastomosen der grossen centralen .Vrtcrieii-Stämme, sondern in
andern Eigenthümliclikciten der peripherischen Gefasse. Z«ri Grade lassen sich in dieser Beziehung
unterscheiden.
n. Der geringere Grad findet sich bei den Robben il'hocal. Die Re.'^piration wird aufgehoben ohne
dass (wenigstens soweit die Untersuchungen bis jetzt reichenl die Lungen eine wesentliche Veränderung
erleiden. Die Arterie« zeichnen sich z«ar durch eine ungewöhnliche Weite im Allgemeinen aus, bilden durch
nelfttchc Anastumosen zahlreiche grössere und kleinere peripherische Netze. Eigentliche Wundernetze
kommen jedoch nur vereinzelt wie au den Augen, nnd in schwächeren Andeutungen wie an den Extremitäten
vor. Die grossen unil zahlreichen Gellechtc nn den peripherischen Verzweigungen der untern und
obern Ilohl-Vene, vor .Vllem aber der grosse Leber-Venen-Sack bilden die Behälter in denen das Blut
während des Tauchens sich sammelt, nnd das Verweilen unter Wasser bei aufgehobener Respiration
gestattet.
b. Der höhere Grad kommt bei den achten Cotaceen » welche freiwillig das Wasser nie verlassen.