<]J Sammlungen wie die vorliegende haben einen moralischen Wert. Sie bieten dem Menschen, dessen Bestimmung
es ist alles, selbst den Schmerz schnell zu vergessen, die Möglichkeit das Vergangene in die Gegenwart zu
zaubern, die feierlichsten wie die zartesten, die wildesten wie die heroischesten Momente in’s Gedächtnis
zurückzurufen und sich der, mit solcher Wärme in tragischer Stunde gefassten und in heiteren Stunde so leicht
verflüchtigten, Versprechungen und Vorhaben zu erinnern.
Zu diesem Zwecke mussten sich die Alten rhetorischer Ermahnungen und poetischer Rückerinnerungen
bedienen — uns dient hiezu einzig und allein die Wirklichkeit.
C| Die Wirklichkeit von gestern und heute — Ihr habt sie gesehen.
€| Und diese Wirklichkeit von gestern spricht in den sechshundert Bildern eine grausame Sprache. Die Toten
erscheinen darauf als Lebende — die Ruinen bauen sich auf in voller Schönheit — weit — reich — gastfreundlich.
Die heitere Menge im Sonnenschein geschäftig auf der gewesenen Palazzata von Messina, auf der Via
Marina von Reggio — eine Geisterschar — die weit mehr unsere Rührung erweckt, als die unendlichen Reihen
von Leichen die im Regen das Meer einsäumen, — mehr als die Trümmerhaufen der Mauern. Ja, sie übertreffen
an Tragik die Bilder von Haüsereinstürzen und Bränden welche die Apparate unserer Mitarbeiter in jener
Zeit bildlich festgehalten haben, da wildes Getön, Brand und Flammen alles in Schrecken versetzte.
<J Die Toten sind alle gleich. Das Wunder liegt nur im Leben und im Wechsel des Lebens.
[ |g |g |g n €[ Wann werden wir wohl die Bilder der neuerstandenen Messina, Reggio, Palmi und
Bagnara unserem Buche aufügen können? In dieser Hoffnung enstand dies Buch.
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