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 sind,  heisst  epizentrale  Zone  od.  Area. 
 fl Zur  wissenshaftlichen  Bestimmung  derselben,  wurde  seit  Jahren  eine Art Verzeichniss  angelegt,  in  welchem  
 in  kurzen  Paragrafen,  die,  gelegentlich  eines  Erdbebens  von  bestimmter  Stärke,  gewöhnlich  vorkommenden  
 Wirkungen,  beschrieben  sind.  Auf  diese  Art  kann  man,  auch  ohne  seismische  Istrumente  und  ohne  spezielle  
 Berechnungen,  mit  genügende  Annäherung  die  Intensität  eines  bestimmten  Erdbebens  schätzen.  Dieses  Verzeichniss, 
   seismische  Skala  genannt,  welche  Heut  zu  Tage  allgemein  angenommen  ist,  und  ihrem  Zwecke,  
 durch  Deutlichkeit,  Klarheit  und  Kürze,  vollkomen  entspricht,  verdankt  man  dem  berühmten  Seismologen  
 Mercalli. 
 ffl Zum  besseren  Verständnisse  der  Isoseismen—Tafel,  sei  hier  die  Seismische  Skala  von  Mercalli  angeführt. 
 1.  Instrumentaler Stoss,  d.  h.  jener Stoss,  welcher  nur von  den  Instrumenten  allein  kundgegeben wird. 
 2.  Sehr  leichter Stoss  (äusserst  leichter), welcher nur von einzelnen  Personen,  die  sich  in  vollständiger  Ruhe  befinden,  besonders  
 in  den  höheren  Stockwerken  des Häuser,  oder  von  sehr  empfindlichen  und  nervösen  Personen,  bemerkt wird. 
 3.  Leichter Stoss,  welcher zwar  von  mehreren  Personen,  die  aber  in  der  Bevölkerung  einer  Gegend  die Minderzahl  bilden  
 gespürt  wurde;  man  sagt,  dass  er  kaum  bemerkt  wurde,  ohne  jede  Besorgniss  und  im  allgemeinen  ohne  zum Bewustsein  zu  
 kommen,  dass  es  ein  Erdbeben  sei,  bis man  erfuhr,  dass  auch Andere  des  Phänomenes  gewahr wurden. 
 4.  Wahrnehmbarrer  oder mittelmässiger Stoss,  nicht  allgemein,  aber  von  vielen  Personen  im  Innern der  Häuser, von wenigen  
 jedoch  zu  ebener Erde,  ohne  Schrecken  empfunden; mit Zittern der Thüren,  der Fenster und der Glasgegenstände, mit Krachen  
 der  Decken, mit  leichten  Schwingungen  aufgehängter  Gegenstände  verbunden. 
 5.  Starker  Stoss,  allgemein in den Häusern,  aber  von wenigen  in  den  Strassen  gespürt; mit  Erwachen  schlafender  Personen,  
 mit  Schrecken  einzelner, mit Zuschlägen der Thüren, mit  Läuten  der  Glocken, mit  starken  Schwingungen  aufgehängter  Gegenstände, 
  mit  Stillstand  von Uhren  verbunden. 
 6.  Sehr  starker Stoss,  welcher  von  allen  Personen  in  den  Häusern  und  von  vielen mit  Schrecken  und  Flucht  ins  Freie  gespürt  
 wird; mit Umfallen  von  Gegenständen  in  den  Haüsern,  mit  Herabfallen  von Mauerverputz, mit  einigen  leichten  Schäden  
 der  weniger  soliden  Gebäude  verbunden. 
 I   Asassrsl stark« Stoss. ,»1. .llge,„einc„e„  Schrecken und  Fluch. au, den Hänsern  empfunden,  -  Uufen der Thunnzlccken  
 und  Dachziegeln, mi,  zahlreiche»,  aber  im allgemeine«  leichten,  Schäden  an  den  Gebäude« verbunden  
 '  8.  Verderblicher Stoss,  mit  grossen  Schrecken  bemerkt,  mit  .heilweisem Einstujz  emzelner  H.n.er  
 deutenden  Schäden, .»  den  .«deren  verbunden,  ohne  Opfer  und  nur mit  cinzcl,Iahenden  persönlichen W « 
 9.  Unheilvoller  Stoss, mit  vollständigem  oder  fast  vollständigem  Rum  einiger  Hauser  und  so  bedeutende  Schaden  in  
 „,der„.  du,  »Ihn  unbewohnbar werden;  menschliche  Opfer  nicht  sehr  zahlreich,  aber  an  verseht.denen  Orten  vcrthe.l, 
 10.  Sehr  unhdloolls,  Stoss.  mit  Rnin  sehr  vieler  Gebäude  und  vielen  menschlichen  Opfern,  mit  Spaltung  de.  Bodens,  
 Abstürzen  in  den Bergen,  etc.,  verbunden. 
 q Bei  Beurtheilung  der  Stärke  der  Stösse  nach  ihren Wirkungen  muss  man,  weniger vereinzelte  Fälle,  welche  
 mehr den  speciellen  Umständen  irgend  eines  Gebäudes  als  der  Stärke  des  Stosses  zuznschreiben  sind,  sondern  
 wielmehr  das  Gesammte  der  Schäden  und  der  Ruinen,  in  Betracht  ztehen.  Man  muss  auch  hauptsächlich  
 darauf  achten,  ob  die  Bevölkerung  sich,  im  Augenblicke  des  Erdbebens,  in  den  Häusern  oder  auf  den  
 Strassen  befand,  oder  in  den  Kirchen  oder  in  den  Theatern  versammelt  war. 
 ß   Es  ist  dies  der  einfachste  und  allgemein  eingeschlagene  Weg  um,  nach  sehr  zahlreiche  Erkundigungen,  
 das  Epizentrum  eines  Erdehebens  zu  bestimmen;  vereinigt  man,  durch  eine  Lime,  alle  jene  Orte  welche,  die  
 gleichen  caracteristischen  Schäden  erlitten  haben,  so  erhält  man  die  sogenannten  seismischen  Limen,  
 q   In  diesem  Werke  sind  jene wiedergegeben  welche  prof.  doct.  Martinelli  des  K.  Centralamtes für Meteorologie  
 und  Geodinamik,  nach  dem  ihm  zahlreich  zu  Gebote  stehenden  Materiale  verzeichnet  hat  Es  versteht  
 sich  natürlich  von  selbst,  dass  genannte  Isoseismen, wegen  der  Kürze  der  Zeit,  nur  provisorischen Wert  haben;  
 man  kann  aber  schon  jetzt  versichern,  dass,  bei  der  bekannten  wissenschaftlichen  Genauigkeit  des  Verfassers,  
 die Aenderungen welche,  in  Folge  neuer  Nachrichten  oder  neuer  Studien  nötig werden  sollten,  nur  geringfügig  
 und  nur  von  rein  wissenschaftlichem  Interesse  sein  werden. 
 q  Aus  jener  Karte  der  Isoseismen,  kann  sich  also  der Leser  einen  klaren  Begriff,  sowohl  Uber  die am  schwersten  
 betroffene  Zone,  als  auch  über  die  umgebenden,  nach  und  nach  immer schwächer  betroffenen,  machen.