wieder zu erdulden.
fl Dem gegenüber ist es nothwendig, einig und mit aller Thatkraft aufzutreten. Es handelt sich um ein
Missgeschick welches masslos ist, welches andere Gefahren hervorbringt, die nicht weniger verhängmssvoll
ausfallen können, wenn man nicht Abhilfe schafft, welches technische, ökonomische, juridische, moralische Fragen
von übermässiger Schwierigkeit erstehen lässt, die doch unerbittlich eine Lösung fordern,
fl Umgeben von Ruinen wie wir es sind, in Gegenwart von hunderttausenden von Leichen, von hunderttausenden
in ganz Italien zerstreuten Flüchtlingen, von Waisen, von ökonomisch zu Grunde gerichteten Familien, müsste
die Mildthätigkeit planmässig eingerichtet sein und zielgemäss nach einer sicheren Richtschnur Vorgehen. Sie
müsste rasch, blitzartig sein.
fl Wie ein Heer organisirt wird, damit man es augenblicklich in Kriegsbereitschaft setzen könne, so muss auch
die öffentliche Mildherzigkeit organisirt sein, besonders in einem Lande Welches, wie das Unsere, so vielen
Gefahren ausgesetzt ist.
fl Dies, man möge sich keiner Täuschung hingeben, haben wir nicht gethan, und es ist daher nothwendig,
dass wir es thun. Aber vorläufig werden die Fehler zahlreich und unvermeidlich sein. Wir müssen uns daher
verbinden und unsere ganzen Kräfte einig zur Lösung der Frage gebrauchen. Wehe, wenn wir uns statt dessen
den gewöhnlichen gegenseitigen Beschuldigungen hingeben; Wehe, wenn wir nicht im Stande sein werden die
unvermeidlichen Fehler zu verzeihen, an welchen wir alle Schuld sind, weil wir nicht rechtzeitig Abhilfe zu
schaffen wussten. Welches Schauspiel würden wir den anderen Nationen bieten, welche so grossmüthig zu unserer
Hilfe eilten?
fl Neben dem grossherzigen Schwünge der nationalen Mildthätigkeit, werden wir leider auch die niedrigen
Leidenschaften des menschlichen Egoismus sich entfesseln sehen, welcher alles zu seinem Vortheile zu wenden
sucht. Man muss auch dieser Gefahr mit Ruhe und Energie entgegentreten. Wir dürfen nicht wie gewöhnlich;
von dem begeisterten Brüderlichkeitsgefühl, auf die übertriebene Reaction des Unwillens und des Grolles
übergehen. In der Unermesslichkeit unseres Unglückes selbst, müssen wir die Kraft des Wiederstandes und der
Vorsorge finden. Man darf nicht glauben, dass die Begeisterung allein immer genüge. Es ist Überlegung,
Organisation, Eintracht und Beharrlichkeit erforderlich.
fl Ein anderer Gegenstand, welcher ernst geprüft sein muss, betrifft die Wiederherstellung der öffentlichen und
der Privatgebäude.
fl Die Frage wurde wiederholt studiert, die Grundsätze nach welchen vorgegangen werden muss, sind
theilweise gefunden und von den grossen, in Iapan gemachten, Erfahrungen bestättigt worden. Warum müssen
wir ntfif dieselben immer vernachlässigen, immer auf den Trümmern wieder aufbauen, die alten Häuser aus-
flicken, um von Neuem dieselben Schäden zu erfahren?
fl Eine Regierungs—Commission müsste alle Normen veröffentlichen und auf jede W^eise dafür sorgen, dass
selbe allgemein angenommen werden.
fl Und sollten wir nicht auch, von der grossen und schmerzlichen gegenwärtigen Erfahrung, Nutzen ziehen,
um zu ergründen, welche Costructionen mehr gelitten und welche sich als wiederstandsfähiger erwiesen haben?
fl Wenn es wahr ist, dass in Messina nur die einstöckigen Häuser sich bewährt haben, wäre diese Thatsache
nicht eine nützliche Erfahrung?
fl Und wie haben die, nach dem Erdbeben im Iahre 1905, in Calabrien, aus armiertem Cernent, erbauten
Häuser die Probe bestanden?
fl Wäre es nicht nützlich dies alles dem Lande mitzutheilen? Die Kräfte und Gezetze der Natur können
wir nicht ändern, wir müssen sie aber studieren, um uns vertheidigen zu können. Dieses Studium ist notwendig.
Es handelt sich nicht nur darum in der Gegenwart Abhilfe zu schaffen, es handelt sich auch darum
für die Zukunft vorzusorgen.
fl Unter den vielen Gesprächen, welche ich in dieser Stunde des Kummers, der Trostlosigkeit und auch der
Geistesverwirrung zu hören Gelegenheit hatte, ist Eines, dem ich kräftig entgegentreten muss. Angesichts