«us (1er LiiiigsspaKo beider Schaalen rage, angegeben. Weitere Mittheilungen erfolgten nun von demselben
Verfasser im Jahre 1834 in seinem D r i t t e n B e i t r a g e , in welchem 16 neu beobachtete Formen
genau Ijcschrieben Avurden. Die in diesen Beschreibungen niitgetheilten Beobachtungen sind von grösster
Wichtigkeit und mit einer Genauigkeit ausgefülirt, die man bisher auf diesem Felde noch nicht gekannt
liatte. Der Verfasser hatte den Vortlieil vor den meisten seiner Vorgänger voraus, dass er sich der
besten iMlkroskope bei seinen Untersuclmugen bedienen konnte. Er unterschied im Innern bei Nav ícula
amphisbaena die gefärbte Substanz als Eiersiock und hielt die darin vorkommenden hellem Bläschen
ftlr polygastrische Mageiiblaseii. Gleichzeitig erinnerte er daran, dass ein solcher ZAveischaaliger
geriefter Panzer, AA'ie ihn T u r p in bei S u r i r e l la s f r iatu la dargestellt habe, ,,bei Pflanzen etAvas von
aller Analogie verlassenes sei, AA'älirend er sich leicht an die thierischen Formen anschliesse.“ Dennoch
hatte gerade dieser ümsland T u r p in , der Avohl Avusste, dass es auch gestreifte und sehr mannigfaltig
gezeichnete Pflanzeuzellen g eb e , bestimmt, die genannte Form deu Vegetabilien einzureihen.
Endlich machte er noch auf einen Avesentlichen Cliaracter der Bacillarien aufmerksam, der schon von
N i t z s c h richtig aiifgefasst, von A g a r d h aber und ändern Algologen falsch dargestellt AAWden Avar.
A g a r d h nahm nämlich an, dass bei Diatoma die Stäbchen anfangs der Länge nach zu zweien sich
verbänden, dann sich lös'teu und nur noch an deu Ecken zusammenhingen. Aber schon N i t z s c h halte
dargetlian, dass diese mit den Ecken vereinigten Formen durch unvollkommene Selbstlheiking entstünden,
eine Ansicht, die auch von mir 1833 ausgesprochen wurde und die E h r e n b e r g bestätigt.
im Jahr 1838 erschien von E l i r e n b e r g das grosse Infusoriemverk „Di e Infusionsthie rcken
als vollkommene OrganismenN Der Verfasser halte schon in den ZAAischenjahren mehrere Beobachtungen
über die Diatomeen bekannt gemacht, die Avir hier mit zusammenfassen. Er Avar der erste, der
in der liarten Schale Oeifnuugen nacliAvies, woa'oü die in der Mitte mancher Schalen belindliclie als
IMundüifnung gedeutet Avurde. Bei den NavicuUs Avurde abermals dés sclineckenfussarligen BeAve-
gungsorganes Erwähnung gettian, Avelclies am öftersten aus der Schale hervovzuragen scheine. Die
grössern liellern Blasen in der farbigen Eierstockmasse wurden als Magenzellen fe s tg e s te llt, AA'ell es
dem Verfasser nach vieljährigen Versuchen endlich gelungen AA’ar, bei ihnen die Aufnahme A'^on Farbestoffen
zu beobachten. Endlich erAA'ähnte er noch ciartige farblose Körnchen, Avelche als Furtpflanzungs-
organe (Samendrüsen) anzunehmen seien. Die bandförmigen oder ändern Vereinigungen der Individuen
zu einem Ganzen verglich er mit Monaden- oder Polypenstöekeii.
Die Verdienste, Avelche sich der Verfasser durch seine fleissigen Untersuchungen der fossilen
Formen und über deu Einfluss, den diese kleinen Organismen auf uiisern Erdkörper noch jetzt ausübeii,
ei-AVorben hat, Averden Aveitcr unten ErAvähnung finden. Hier soll nur noch über die systematische A n ordnung
der Gruppe, Avle sie in dem grössern Infusorieinverke enthalten ist, Einiges g e sa g t Averden.
Seitdem man angefangeu hatte, die Diatomeen in mehrere Gattungen zu bringen, Avurde vorzüglich
die äussere Gestalt des gepanzerten Körpers, die Art und W e ise der Vereinigung der einzelnen
Individuen und die A n - oder AbAvesenheit eines Stieles, Avomit dieselben festsitz en , als Grundlage für
die Aufstellung der Gattungen angesehen. E h r e n b e r g führte noch die A n - oder AbAA'^esenheit der
Panzeröffnungen zur Unterscheidung von Gattungen ein. Die Hauptgruppen Avurden aber nach der Anoder
AbAA'esenheit eines Stiels aufgestellt; ein Missgriff, der zur Folge h a lte , dass der Verfasser
L y n g b y e ' s Diatoma a r cua tum nicht nur als ZAvei verschiedene Arten, sondern auch in zAvei verschiedene
Gattungen, nämlich als Tessella Catena und als S t r ia te l la a r cu a ta auffülirte. Seine in dem
genaimteu Werke enthaltenen 15 4 Arten, Avelche grösstentheils mit sehr fleissig ausgeführten Figuren
begleitet sind, bilden bei ihm die Gruppe der Nav iculac ea und werden unter folgcMide Gattungen v ertheilt:
t . Py x id icu la ( = Cyclotella K g .) 2. Gal lionella , 3 . Aclinocyclus, (n eu) 4 . Nav ícula, 5. Eunotia,
(neu) 6 . Cocconeis, (n eu) 7. Bac i l lar ia, 8. Tessella (n eu ), 9. Fragi lar ia, iO. Meridion, i l . Isthmia ,
12. Synedra, 13, Podosphenia ( = Styllaria A g .) , 14. Gomphonema, 15. Echinel la ( = Licmophora Ag .),
16. Cocconema, 17. Achnanthes, 18. St r iatel la, 19. Frus tul ia, 2 0 . Sync y c l ia (n eu ), 21. Naunema
( = Schizonema), 22. Gloeonema ( = Encyonema K g .), 23. Schi zonema, 2 4 . Mic romeya.
Von den nach dieser Zeit von E h r e n b e r g herau.s gegebenen Arbeiten, AA'olche noch über seine
fortgesetzten Untersucliungen diT kieselschaaligen Diatomeen berlcbten, sind besonders naclistehende
von Wichtigkeit:
/ . Die Bi ldung de r europäischen, libyschen und arabischen Kreidefelsen und des Kreidemergels
aus mik roskopischen Organismen. (In den Schriften der Berliner Académie der Wissenschaften,
1 839 enthalten). In dieser Schrift AVurden die neuen Gattungen Coscinodiscus und Dic tyocha mit
mehreren Arten und einigen neuem fossilen Arten der Gattungen Act inocyclus , Cocconema, Dent icella ,
Fr a g i la r ia und Na v í cu la besclirieben.
2. Ueber noch zahl re ich j e t z t lebende Thierarien der Kreidebi ldung. (Ebenfalls in den
Schriften der Berliner Académie vom J . 1 8 4 0 ). In dieser Schrift A\ies i ih r e n b e r g nach, dass viele
bis dahin von ihm bloss fossil gefundene Diatomeen noch jetzt im MeerAvassfT, namentlich im Schlamm
an der Küste lebend Vorkommen. Die meisten hatte er bei Cuxhaven gesammelt. Von grösser Wich-
tlo-keit Avar jedoch noch die Beobachtung der BeAVOgungsorgane an der Nav ícula Gemma, die Aveiter
unten näher angegeben Averden sollen. Zugleich Avurden die Galtungeii Amphi le t ras , Ceratoneîs,
Gramma f o p h o r a , Li tho d e smium, Podos i ra, Tr i c e r a t ium, Tripodiscns und Zygoceros neu begründet
und eine bedeutende Anzahl neuer Arten beschrieben, die zum Theil auf den beigefüglen Kupfertafelu
abgebildet sind. In demselben Jahre erschien auch noch
3. „K u r z e Nachr icht iiber 2 7 4 seit dem Abschluss de r Tafe ln des grössern Infusoriemverkes
neu beobachtete Infusorien-Arten'- '- in den Berichten der berliner Akademie der Wissenschaften vom
Nov. 1840, Avorin elAva 10 0 neue Arten der Diatomeen beschrieben und die Gattungen Amphipentas,
Campylodiscus, Discoplea, Himant idium begründet AA'urden.
4 . Verbreitung und Einflu ss des mik roskopischen Lebens in Süd- und Nord-Amei' ika. 1843.“
Ohnstreilig das reichhaltigste von den letzterwähnten Werken und zugleich mit vielen Abbildungen auf
4 Kupfertafelu versehen.
Schon 183 8 hatte Prof. B a i l e y in We s t -P o in t in Si l l imans J ourna l o f Science and Arts ,
Vol. XLI, Nro. 3 . und Vol. XLIT, Nro. 1. einen Abriss über amerikanische Bacillarien gegeben und
namentlich auch über das fossile Vorkommen derselben in Nordamerika berichtet. E l i r e n b e r g Avurden
bedeutende Quantitäten aus diesem Welttheile von 13 verscbiedenen Localiläten eingesandt, gleichzeitig
erhielt er auch Sendungen aus Südamerika durch seinen Bruder C a r l E h r e n b e r g , und ausserdem
wu sste er sich noch von verschiedenen ändern Punkten dieses Weitlheiles Erdmassen zu verschaffen,
die durch Pflanzentransport nach Europa gebracht Avaren, so dass er daraus die Formen von 44 ver-
ßchiedenen Punkten dieses Weltlheils, von den Falklandsiiiseln bis zum Kotzebue-Sund, zur Ansicht erlüeit.
Endlich sind aucli darin noch einige Formen von Spi tzbergen und I s land dargestellt. Die Zahl der als
neu beschriebenen Arien ist ziemlich g ro ss, indessen haben sich schon mehrere als neu aufgeführte
amerikanische Arten auf europäische zurückführen lassen, wie denn auch aus diesen Mittheilungen hervorgeht,
dass in den entferntesten Standorten sich doch geAvöhnlich dieselben Bacillarienformen Avieder-
holen und auffallende Verscliiedenlieiten nur einzeln und selten auftreten.
Als neu AAcrden die Gattungen Actinoptychus, Amphiprora, Climacosphenia , Goniofhecium,
Mesocena, Hhizosolenia, Sphenosira, Terpsinoë aufgeführf, auch die Ablheiluug „Pinnularia" von den
Naviculis (nicht glücklich) getrennt utid ausserdem 3 3 7 neue Arten beschrieben. Die meisten davon
sind abgebildet und auch in uiiseru 'l’afeln mit aufgenommen. Ich AA'erde übrigens noch öfter Gelegenheit
haben, auf diese und alle übrigen Arbeiten E h r e n b e r g s zurückzukommen, dalier ich lür jetzt
meinen Bericht über den grossen F leiss dieses Mannes, dem in seiner glückliclien Stellung alle möglichen
Ilülfsmittel zur Verfolgung seiner Avissenschaftlicheu Forschungen zu Gebote stehen, beendige.