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All den Huu|)(ilachen zeigen sich folgende Eigonthümliehkeiteu :
1) Allgemein ivsl, dass, wenn diese Flachen sich in ihrer Breiten-Dimension liinreicliend entwickelt
haben, sich in der Mitte derselben eine Theilungslinie der Länge nach bildet. Es tlieiit sich
dann ein Individuum so, dass zwei daraus entstehen und man bemerkt bei dieser Theilung, dass noch
(‘ine harte dünne Oberhaut vorhanden ist , welche das ganze Körperchen umscliliesst und besonders
bemerkbar wird, wenn die Ecken an den Enden der neu entstandenen individúen sich abriinden. Die
Theilung geschieht also unter dieser Oberhaut, welche ebenfalls aus Kieselerde besteht und anfangs die
neuen Individuen noch zu zweien , selten zu dreien eiiischliesst O ’af. 4. XX. b, besonders aber Taf. 2 0 .
an den meisten Figuren). Späterhin verschwindet sie und wird nicht weiter bemerkt.
8 ) Die llauptfläciien lassen immer mehr oder weniger deutlich feine Längsstreifen erkennen,
welche oft an ihren Enden an kleine OelFmnigen in dieser Schale slossen. (T a f. 15. Fig. 10 . 6. 7. 8 . 9.)
3 ) Bei manchen Formen, namentlich denen des Meeres, zeichnen sich die Hauptseiten noch durch
die Anwesenheit kleiner L ä n g s b in d e n oder L ä n g s l e i s t c h e n (v iltu e) aus. Sie stehen an der in-
nerii Wand der Schale, haben verschiedenartige Formen und trennen bisweilen den Inhalt in mehrere
F(dder. Diese T.eistchen kommen besonders ausgezeichnet bei Grammatophora (Taf. 17. Fig. XXIII —
X X V.), Striatella u. v. A. vor.
An den Xebenilächen kommen dagegen folgende Eigeiithümlichkeilen vor:
! ) Es findet sich oft in der Milte derselben eine Oeifnuiig, (welche E h r e n b o r g theils als Mund-
öirmmg, theils als Geschlechfsöffiiung ansieht) z. B. bei Navicula Taf. 4 . X. IX. XIV. XV . XVII.
XVIH. a. u. V . A. Von dieser OelTnun^ zieht sich nach beiden Enden eine mehr oder weniger deutliche
Spalte (besonders deullicli bei Navicula iiobilis, Taf. 4. X X IV .), welche au den Enden sich entweder
verliert (w ie bei Ceratoneis) oder beiderseits sicli in eine Endöffimng erweitert ( z . B. Navicula,
Tuf. 4. XX I\'. XVII. XIV. u. m. A .) Es gibt aber auch ganze Gruppen, welche in diesen Nebenflä-
chen weder Oeifnungen noch Längsspalten zeig en .
8 ) Auf den Nebenlläclien zeigen sieh oft Querstreifen, Querliiiien, Punkte, Zellen oder andere
Bildungen, welche nicht zu der oben erwälinten Cementscliiclit gehören, sondern eigenlhümliche Bildungen
sind, welclie mit der Scliale im innigsten Verbände stehen, sich aber auch in einzelnen Fällen von
der Schale abiösen lassen, ( z . B. bei Navicula viridis und N. nobilis). Die genannten Qucr-Streifen
stellen entweder sehr zarte Linien (liiieolae) dar, wie z. B. bei Eunotia und Himantidium (Taf. 5 .
Fig . XXH — X X X ), oder stärkere solidere Hippen (costae), w ie bei Epithemia (Taf. 5 . Fig . XII — XVIH).
Die gewöhnlich vorkommenden werden S t r e i f en im Allgemeinen (s(r ia e ) genannt. E h r e n b e r g nennt
sie in einigen Fällen, wo sie sich durch ihre Breite besonders auszeiehneii, Fiede rn (piimae), z. B. bei
Navicula nobilis.
Die Streifen. Linien und Rippen sind entweder quer durchgehend (lineolae, 1. costae, 1. striae
transversales p e r v ia e ), z. B. bei Denticula, Taf. 3. LX a. LXII b. oder sie sind unterbrochen (medio
Interruplae), z. B. bei Navicula Taf. 4. XVIH a. XIX a. XX a. XXI a. Wenn die Streifen über der
IMatte sehr erliaben sind, so sind sie auch an den Seifen der llauptfläciien zu sehen, weil sie mit ihren
Enden au diese stossen. (Taf. 4. XVIH. b.)
3 ) Die Nebeiiseiten theilen sich niemals; aber mit ihnen sind die einzelnen Individuen zu zu -
saminenge.setztern Formen vereinigt.
Ausser dieser Struclur der beiden Seilen bemerken wir noch bei einigen höher entwickelten
Gatluiigen, z. B. Biddulphia, Climacosphenia, Terpsinoß, dass der innere Raum durch eigeiithümliche
Sclieidewände, welche \veder mit den Streifen und Rippen der Nebeiiflächeii, noch mit den Leistchen
der HaiqiKlächen übereinstimmeii, in Fächer abgetheilt ist.
Der organische In h a l t der Kieseischale besieht aus einer gelbbraun gefärbten Substanz, welche
unter dem Mikroskop oft goldgelb erscheint. Sie ist anfangs fast überall homogen, wird später körnig
und zertlieilt sich in melirere i.appen, oder zieht sieh auch Avohi in eine grosse oder mehrere kleinere
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Kugeln zusammen. Die Entwickelung und Vertlieilung dieser Substanz i.sl nicht bei allen Gruppen gleich,
aber die zu einer und derselben Gruppe gehörigen Formen zeigen ln der Entwickelung dieser iinieni
Substanz eine grosse Uebereìnslimmung.
Gewöhnlich bildet diese organische Substanz im Anfänge eine zusammenhängende Haut, \velclie
sich später in die I-ängc und dann aucli in die Breite spaltet, so dass sie in sclir vielen Fällen in vier
«oleiche Lappen getlieilt wird, die sicli endlich in noch kleinere Theilehen spalten. Diese kleinern 'Fheil-
clien füllen alsdann das Innere der Schale in Form kleiner Kügelchen ans, welclie, bei den MeJosireii.
Fra^'ilarien und mehreren ändern Formen genau dem Zelleninhalte d(‘r Conferven gleichen. Ich Averde
daher auch liier, wie bei den Algen, diesen Inhalt als gonimische Subs tanz (.substanlia goiiiniiea) be-
zeicliiien. E l i r e n b e r g erklärt sie als Eierstock, \veil er die Diatomeen für ausgemachte 'J'hiere hält.
Es ist aber merkwürdig, dass ein solcher Eierstock in seiner Entwickelung und Fortbildung Erseheiiiun-
gen darbielct, welche ihre Analogie nur bei entschiedenen Pflanzenfornien linden. Auch i.st bis jetzt
noch nicht das Mindeste beobachtet, was E l i r e n b e r g ’ s Annalune rechtfertigen könnte. Die gonimische
Substanz ist zwar bräunlich gelb gefärbt, sie wird aber bei manchen getrockneten Diatomeen (besonders
bei den Melosiren des süssen W a sser s) nacli dem Trocknen grün; auch verändert Salzsäure die
braune Farbe in ein schönes Grün um, und Alcoliol zieht aus den frisclien lebenden, wie gelrockm'teii
Exemplaren einen grünen Farbestoff aus, der sicli ganz w ie Chlo rophyll verhält.
Nächst dieser gonimischen Substanz, findet man noch fast bei allen Formen helle farblose Kügelchen,
welche mit Bläschen oder kleinen Drüsen Aehnlichkeit haben. iiire Anzahl ist zuweilen sehr
beschränkt und dann sind selten mehr als zwei vorhanden; es kommen aber auch Fälle vor, wo sie
sehr zahlreich entwickelt sind, und zwar scheint mir, dass Witterung.sverliältnisse darauf Eiiilluss haben.
So trifft man z. ß . die Navicula gracilis in den ersten Früblingstagen bei uns nur mit wenigen dergleichen
Kügelchen an, während dieselbe Art bei anhaltend warmer Witterung die genannten hellen Kügelchen
in grösser Anzahl erblicken lässt. Dasselbe habe ich bei Gomplionenia dicholotmim, Diatoma
mesodon u. m. A. gefunden. Es scheint demnach mit diesen Bildungen sich ähnlich zu v'eihalten, als
mit der Bildung des Amylons in den Closterieii, Euastern und den Conferven. Diese Kügelchen sind in
unsern Tafeln (Taf. 3. XXXIII. XXXIV. XXXVII. L. — dann Taf. 6. IV a. III. VIII. IX. XIII. Taf.
16. III. 3. 4 5. 9. Taf. 30. Fig. 39. 4 8 . 57 . f. u. 78. dargestellt und E h r e n b e r g hat sie für Samendrüsen
ausgegeben. Genaue und scharfe Beobachtungen liaben mich Jedoch überzeugt, dass die.se v ermeintlichen
Samendrüsen blosse Oeltröpfchen sin d, die nicht die geringste Umliüllung haben. Dass es
Oellröpfchen waren, erkannte ich schon 1835, als ich in Triest Micromega myxacantlium { ’l'af. 8 4 . VIII.
4. 5 ) untersuchte. Ich beobaclilete, dass beim leisen Drücken zwi-sclien zw e i Glasiilatleii die Tröpfclieii
sich verschoben, dann vereinigten und ausflossen, so dass sie auch häufig ausser den Naviculis in der
.schleimigen Umhüllung zu finden waren (F ig . 5 .^ ) Das Auseinanderiliessen dieser Tröpfchen kann man
bei allen X'aviculis leicht sehen, wenn man sie während des Trocknens auf dem Objectträger unter dem
Mikroskop beobachtet. So w ie die Feuchtigkeit aus der Schale verschwunden Ist, welche die Deltropfen
umhüllt und in ihrer Gestalt erhält, breiten sich dieselben auf der Schale aus und verschwinden. Wie
in den Kotyledonen der Cruciferen scheint auch hier das Ocl die Stelle des Stärkemehls zu vertreten.
Endlich sind noeh kleine Gehilde vorhanden, welche E h r e n h e r g als Magenbla.sen in Anspruch
nimmt. Ich hahe sie vorzüglich bei einigen Naviculis bemerkt, wo sie sich hesonders an den Nebenseilen
um die mittlere Oeifiunig lierum lagern. Sie stellen schärfer hegräiizte. kleine, mei.st we isse
ruiulliclie Körperchen dar, Avelclie sich hei X'avicula gracilis ('I'af. 3. XLVIll. die erste und vierte Figur),
Stauroneis plalj stoma ('J'af. 3, Fig. LVHI. a. h .) kreisförmig um die mittlere OeiTiiung Jieriimstelleii ; hei
X'avicula major ('I’af. 4. XX. a .) sind sie ebenfalls, aber unregolinässig vertlieilf vorhanden ; bei X'aricula
cuspidata (Taf. 3. XXXVII.) bilden sie zw e i e twas gekrümmte Qnerreihen. 7'Hi r e ii 1) e r g hat (d ie Infusorien
etc. p. 2 4 2 ) diese Körperchen sicli blau färben sehen, als er mehrere dieser Formen mit Wa.sser
begoss, dem Indigo heigemisclit war, und schUesst daraus, dass die mittlere Oefiiiung der X'ebeiiflache