I. Allgemeiner Theil.
1. Geschichtliche Xlinleitung.
ahrtauseiide Bchon hatte der menschliche Geist in den Wunderwerken der Schüpfuiig geforscht,
— aber noch lag unbekannt ein groases Feld rings um die zahllosen Formen der unendlichen Natur,
welche das unbewaffnete Auge erkannt und der höhere, prüfende Verstand geordnet hatte. Da wurde
zu Anfang des 17. Jahrhunderts durch Z a c h a r ia s Janson und dessen Solin in Middelburg das zusammengesetzte
Mikroskop erfunden und mit ihm wagte man sich auf das unbekannte, bis dahin unsichtbare
Feld der kleinsten Organismen, mit deren Entdeckung dem Forscher sich eine ganz neue Welt
im Kleinen erschloss.
Zu diesen mikroskopisch-kleinen Wesen gehören auch die Diatomeen oder Baci llarien^ deren
Naturgeschichte in diesem Werke dargestellt wird. Ist es auch zweifelhaft, welche Formen aus der
Diatomeengruppe die ersten Beobachter gefunden und in ihren \\'’erken in Schrift und Bild darzustellen
versucht haben, so kann man doch mit ziemlicher Gewissheit annehmen, dass ihnen einzelne, wegen
ihrer allgemeinen und häufigen Verbreitung vorgekommen sein müssen.
Die ersten einigermassen sicher gestellten Entdeckungen einiger der hierher gehörigen Formen
verdanken wir 0 . F. M ü l l e r , welcher ein Gomphonema als Vortieella p y r a r i a (^I77ü)^ eine Fra g i la -
r ia als Con fe r va pectinal is ( 1 7 8 3 ) und eine Melos i ra als Confe rva a rmi l lar i s beschrieb und abbildete.
Grösseres Aufsehen aber, als d iese, machte die Entdeckung des sogenannten Stäbchenth ieres
{V i b r i o p a x i l l i f e r ) von M ü l l e r , welches der Entdecker anfangs nirgends unterzubringen wusste,
späterhin aber in seinem groasen lufusorienwerke der Gattung Vibrio einverleibte. Diesen Missgriff
verbessernd bildete G m e lin in der 13. Auflage von L l u n c ’s Sy s tema nahi rae aus dieser Form eine
eigene Gattung, der er den Namen Ba c i l la r ia gab, nach welcher späterhin von den Zoologen die ganze
Gruppe den Namen der Bac i l lar ien oder Släbchenth iere erhielt.
Die grosse Aehnliclikelt mehrerer Bacillarienformen mit Conferven gab Veranlassung, dass die
Algologen bald auf dieselben aufmerksamer wurdeji. Hatte doch der damalige erste liifusorienkeimer
ü . F. M ü l le r seine Con fe r va pectinal is und C. armi l lar i s selbst für Algen erklärt.
Die niedern Algen hatten zu Ende des vorigen Jahrlmnderts sehr eifrige Freunde in Deutschland
an M e r t e n s , T r e n t e p o h l , R o th , W e b e r und M o h r , in England au D i l h v y n , in Frankreich
an G i r o d -C l ia n t r a n s und D r a p a n ia u d gefunden, und von diesen Naturforschern wurden mehrere,
jetz t zu den Gattungen Fr a g i la r ia , Me los i ra, Tabella ría., Diatoma und Schi zonema gerechnete For-
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