in der olterii Scliicht bedingt werde und endlicli als bislier weniger beaclitoto Eigenlluimliclikeit eine
durch das Lager bedingte Qnellbilduiig (durch Capillarilät) auf einer dürren AiilUilie zn belraclitcn sei.
Das Lage r rou Diatomeenschalen, welches 1841 in Be r l in zuerst in der Luisenstrasse, sjiater
auch noch an vielen ändern Punkten aufgefunden wurde und worüber E h r e n b e r g (Annal, d. Pliys.
und Ch. 1841. No. 11. S. 4 3 6 ) der Académie der Wissenschaften bericlitete, erwies sich in P'olge fortgesetzter
Untersuchungen als eines der ausgedehntesten der Sttsswasserbildung. Es übertrifft das Lüneburger
an manchen Stellen 3 mal an Mäclitigkeit und erreicht zum Theil eine Tiefe, welche dem Spieg e l
der Ostvsee gleich ist. ln seiner horizontalen Erstreckung delint es sich nicht nur in der Spree, sondern
auch in der llavelniederung aus. Im Allgemeinen kommen jedoch in diesem Lager (so v iel ich an den
mir milgctiieilten Proben sehe) die Formen lange niclit so rein, als die Lüneburger, vor, sondern sind
nur einzeln zwisclien Tlion- und Qnarzkörnern vertheilt.
EndlicJi wurde mir noch ein sogenannter Infusorientlion aus KUeken an der Elbe mitgetheilt,
welcher gut erhaltene Sclialeii von verschiedenen, zum Theil sehr ausgozeiclineten Formen enthält, die
auf den 'rafeln dieses Werkes dargeslelll sind und im systematischen Theile mit den ändern fossilen
Formen näher betrachtet werden sollen. Eine 'w e ite r e Nachricht über dieses Lager ist mir nicht
zugekommen.
Während diese Entdeckungen in dem alten Continente gemacht wurden, sind unsere westlichen
Nachbarn in Nordamerika nicht zurückgeblieben. Die erste Kunde, die zu ihnen von dem fossilen Vorkommen
dieser mikroskopischen Organismen in dem alten Continente hinüber drang, veraiilasste die
nordamerikanisclien Naturforscher, auch in ihrem Continente nach ähnlichen Erscheinungen zu suchen und
ihre Bemühungen wurden von dem schönsten Erfolge gekrönt.
Das erste Diatomeeulager wurde vom Professor R a g e r s bei Richmond in Virglnien entdeckt,
welcher in einer Schrift „Report on Geology of Virginia for 184 0 “ darüber berichtet; es soll sicli durch
eine ungeheure Ausdehnung auszeichnen.
Nach diesem zeichnet sich das Kie s elgahr -Lage r bei IVest Point (N ew -Y o rk ) aus, das durch
Prof. B a i l e y entdeckt wurde und ziemlich ausgedehnt in einer Niederung 8 Zoll mächtig vorkommt.
Ausserdem wurden von demselben Gelehrten, so w ie auch von den Professoren S i l l im a n n Vater und
Sohn in N ew -H a v en , und H i t c h c o c k in Massachusetts Ablagerungen von Stratford, Andower, N ew -
Haven, (Connecticut) Smithfield, Providence, (Rhodes Island) Bridgwater, Andower, Spencer, Pelham,
Boston (M a ssa ch u se tts), Blue Hill Pond (Maine) nach Berlin an E h r e n h e r g gesandt, welcher darüber
in seinem neuesten, schon oben bemerkten Werke berichtet hat.
4. Technische Benutzung der Diatonicenschalen.
Es verstand sich von selbst, dass die Diatomeenschalen, w e il sie als ziemlich reine Kieselerde
anzuselien sind, zur Darstellung aller derjenigen chemischen Verbindungen sich eignen mus.steii, zu denen
man sich bisher des gewöhnlichen Quarzes bedient hatte; also zur Bereitung des Glases, Steinguts.
Porzellan s, der Ziegelsteine u. s. w. Doch konnte man auch schon aus ihrem Eisengehalte voraus
wissen , dass, ohne Entfernung des Eisenoxyds an die Erzielung eines weissen Glases, Porzellan's
u. s. w. nicht zu denken sei. Es hat daher die Verwendung des Kieselmeliles dieser J.ager zur Fabrikation
der letztgenannten Stoffe nicht den erwünschten Erfolg gehabt.
Günstl"‘er sind dagegen die Versuche ausgefallen, die E l i r e n b e r g in der Königl. Porcellan-
fabrlk zu Berlin zur Darstellung von Ziegelsteinen anstellen liess. Mau formte daraus 10 Zoll lange.
5 Zoll breite und 34 Zoll dicke Steine, welche gebrannt 3 Pfund wogen, mit Lack überzogen auf dem
Wasser schwammen, iinlackirt aber das Wasser begierig einzogen und nur geringen Zusammenhang hatten.
Die Masse Schwindel und verziehet sich im Ofen fast gar nicht und erhält eine gelbliche Farbe.
An und für sieh ist die Diatomeenerde gar nicht plastisch, wird es aber, sobald man sie mit
5 JO Prooent Thon vermengt und steht dann dem besten Bildliauertlion niclit nach. Man hat in Berlin
architektonische Verzierungen und andere Gegenstände daraus verfertigt, welche hinsiclitlicli ilirer
Form die Figuren aus gebranntem Thon sogar noch übertreffen, w e il die Diatomeenerde im Feuer sieii
weder verziehet noch schwindet, wessbalb man auch den 'riionzusalz bei der Mengung auf das Minimum
zu reduciren hat und nur eben so viel Tlion zugesetzt werden darf, als iiölliig ist, um die Mas.se
bildsam zu machen.
Mit einem Zusatze von 5 10 Procent Thon schwinden die Steine im Feuer nach Ma.s.sgabe
des Thonzusalzes und der angewandten Hitze, verziehen sich aber nur äusserst wenig in den Linien
und reissen sogar nur wenig, selbst bei einer Hitze, in welcher Eisen schmilzt. Solch ein Stein von
10" Länge, 5" Breite und 34" Stärke wiegt 44 — 54 Pfund, saugt das Wasser, wenn er in einem g e wöhnlichen
Ziegelofen gebrannt i s t , massig ein und hat alsdann die Festigkeit eines guten weissen
Mauersteins. Hat der Stein aber die Glühhitze 6 Stunden ausgehallen, so ist der Bruch eiseiigrau und
die Festigkeit des Steines grösser als die der härtesten Klinker, ja grösser als die des Granits. Ein
solcher Stein saugt kein W a sser ein und es lässt sich scliliessen, dass er nicht bio.ss jofflicher Einwirkung
der Witterung, sondern sogar jedem Wasser und Feuer ividersteht.*)
5. Geograpliisclie Verbreitung «1er Formen.
Bei einer Vergieiciiuns der Diatomeen verschiedener Weltgegenden liat sieh im Allgemeinen
ergeben, dass die klimatischen Verhüllnisse geringen Einfluss auf die Erzeugung derselben ausUben.
Man liat, nur mit wenigen Ausnahmen, sowohl gegen die Pole als g eg en den Aequalor hin gefunden,
dass sicli fast (iherall dieselben oder w enigstens ähnliche Formen wiederholen, die in verschiedenen Gegenden
Euroiia-s angetrolfcn werden. Eben so wen ig ist in der Richtnng der Parallelen eine bedeutende
Veränderung der Formen bemerkbar geworden.
Der Grund davon mag wohl darin liegen, dass diese kleinen Organismen nur kurze Zeit zu
ihrer Entwickelung bedürfen, und dass die Temperaturdifferenzen überhaupt wenig Einlluss aut ihre
Entstellung haben. So leben z. B. melirere Naviculae eben so gut in dem heissen Wasser der Carls-
bader und Euganeischen Quellen als in den kalten Gew ässern anderer Gegenden, z. B. Vavicuia appen-
diculata, viridis, obloiiga, Arcus, Surirella striatula u, a. Dagegen haben die kalten Berg- und GIct-
*) Berliner Zeilung. 1842. 21. Juli,