Herr Oberbergrath Z in c k e n zu Mftgdesprung,
welcher sich mit grosscm Eifer der Ihitersuchung
der Diatomeen seiner rmgebung, wie auch der fossilen
Formen widmet, fand diese Form zuerst und
machte mich schon bei seiner Uebersendung derselben
auf die eigenthümlich gekrümmten Nebenlinien
in den keilförmigen Gliedern aufmerksam. Diese
gekrümmten l.ängsleisten sind dieser Form eigen-
thümlieh. kommen aber nicht immer gleichzeitig bei
allen Gliedern vor (F ig . 3 .). Die I.ängsleisten sind
so gegeti einander geknimmt. dass immer je zwei
eine Ellipse bilden, welche durch die Theilungslinie
zwischen deu Individuen halbirt wird. Eigeiithüm-
lich ist bei dieser Form, dass sie nicht immer aus
keilförmigen Gliedern gebildet ist und daher auch
im letztem Falle gerade Bönder, wie Fragilaria und
Himantidium bildet (F ig . 3 ) .
Zw e i f e l h a f t e A r t e n :
1 ) MERIDION PANDIJRTFORME. Ehrenbg. Inf.
1838. p. 2 0 8 . Taf. XVI. Fig. III. Die Form der
einzelnen Stäbchen ist denen von Gomphonema
acuminatum älinlich.
8 ) MERIDION OVATÜM Ag. „Frustulis ova-
tis in laminam cellulosara coadunatis. “ . A g . syst,
p. 3 . — Consp. p. 4 0 . — Unter „Meridion ver-
nale“ Ag . ( = Gomphonema Leihleiiii) bei Lund.
5. EUMERIDION.
Individua cuneiformia, prismatico trapezoidea?, in ñabellum vel fasciam coiivolutam coalita, de-
mum stipitata. Striae transversales, perviae validae.
E l .MERIDION CONSTRTCTUM. Taf. 3 9 . Fig.
S t . E. a latere secundario prope apicem
constrictum, basin versus elongatum et sensim at-
tenualum; stìpite hemisphaerico, pulvinato.
Meridion constrictum R a l f s in Ann. and Mag. Nat.
Ili.st. Vül. 12. p. 45S. PI. XVIH. Fig. 2.
Wurde zuerst von Ra l f s in süssem Wasser
in England gefunden. Rnl/'s’sche Originalexemplare
theilte mir Hr. B e r k e l e y aus Kings-Cliff
mit. Später fand ich diese Form auch unter Diatomeen.
welche Hr. D e B r e b i s s o n und L e n o r m
a n d bei Falaise und Hr. Amtsassessor R öm e r
bei Clausthal im Oberharz gesammelt hatten. Nach
den letztem ist meine Abbildung aiigefertigt.
Anmerk. Da ich diese Form noch nicht im Leben
beobachtet hahe, so ergänze ich die Beschreihung derselhen
durch die Mittheilungen des Herrn R a l f s , welcher
von den verschiedenen Eiitwickelungsstiifen in der oben
citirten Zeitschrift die nöthigen Anfklärniigen gegeben und
mit zweckmässigen .Abbildungen begleitet liat. Man findet
die Individuen sowohl einzeln, als auch zusammengesetzt.
Mir sind von den letztem nur solche vorgekom-
meu, welche aus zwei Gliedern zusammengesetzt waren,
R a lf s bildet aber Compositioneii von 4 ~ 5 — 12 Gliedern
ab. Die letztem bilden ein an beiden Enden eingerolltes
Band, welches nur dadurch entstehen kann,
wenn die Platten, welche die innere Haiiptseite bilden,
schmäler als die äussern sind. Dadurch muss alier die
Figur des Durchschnitts die Form eines Trapezes erhalten,
Ausserdem stellt R a lf s noch Individuen dar, welche
fächerförmig (Hach Art der Synedren) auf einem dicken,
kurzen, polsterartigen, gelinosen Fusse sitzen. Dieses
alles scheint mir Grund genug, um aus dieser Form
eine besondere Gattung zu bilden.
Familia III. F R A G IL A t i lE A E .
l l i .A to r i s c h e s . Die erste Form dieser Familie wurde von M ü l l e r 1783 als Conferva pectinalis
beschrieben. A g a r d h vereinigte seit 1813 die meisten der hierher gehörigen zusammengesetzten
Formen unter der Benennung Diatoma. N i t z s c h beschrieb I 8 I 7 einige Formen als Ba c i l la r ia
pectinalis und L y j i g b y e trennte 1 819 zuerst die bandförmig verbunden bleibenden Formen unter dem
Namen Fragi lar ia von den zickzackfrtrmigen der Gattung Diatoma. Der Name jener Gattung wurde
von B o r y d e S t . V i n c e n t 1833 in Nematoplata umgeändert; doch fand diese Aenderung nirgends
Beifall ftnd Nachahmung, obgleich die Bildung des Namens Fragi lar ia eben so sprachwidrig ist, als
Ex i la r ia . A g a r d h folgte 1824 und 1830 dem Beispiele L y n g b y e ' s ; ebenso ich 1833, B r e b i s s o n
1 838, und die meisten algologischen .Schriftsteller, nur mit wenigen Abänderungen. E h r e n b e r g beschrieb
die Formen dieser Familie theils unter Fragi lar ia, theils unter iiuciUar ia. welchen Namen er
für die Gattung Diatoma in Anspruch geiiornmen hatte. Die verschiedeneu Arten sind nach einander
von A g a r d h , L y n g b y e , E h r e n b e r g , B o r y d e S t. V i n c e n t , D e B r e b i s s o n und mir entdeckt
worden. In diesem Werke sind vou mir die Gattungen Dent icula und Odontidium zuer.«i aufgestellt
worden.
V e r w a n d t s c h a f t . Die Glieder dieser Familie scliliessen sich iu der Gattung Dent icula an
Surirella und Navicula, in den Gattungen Odontidium und Fragi lar ia an Himantidium. Diadesmi.s, und
die Meridieen und in der Gattung Diatoma an Grammatopliora und Tabellaria au. .Sie lasseu sich aber
durch die unten angegebenen Charactere genau von deu genannten Gattungen untersclieideii.
E n tw i c k e l u n g s v e r h ä l t n i s s e . Auch in dieser Familie ist die bandförmige Entwickelung
ein wesentlicher Character, der namentlich in den Gattungen Odontidium und Fra g i la r ia selir entschieden
auftritt, in der Gattung Diatoma aber modificiri wird, indem die einzeJnen Glieder (.Stäbchen) sich
theilweise lösen und nur an den Ecken durch ein gelino.ses 8tielcheu (das aucli bisweileu wegen seiner
ausserordentlichen Kleinheit nicht bemerkt w ird) verbunden bleiben, in dieser Verbindung aber Ketten
oder zickzackartige Figuren bilden. Nur bei Dent icula kommeu keine derartigen Verbindungen vor und
die Stäbchen treten immer lose und einzeln, wenn auch nicht immer vereinzelt, auf. Der Inhalt ist anfangs
gleichförmig vertheilt, trennt sich aber späterhin gewöhnlich in kleinere Theilclien, welche mit
Oeltröpfchen vermischt sind, oder ballt sich auch in eine einzige kugelige Masse zusammen.
V o r k om m e n . Die Fragilarieen bewohnen nur süsse oder bisweilen mineralische Gewä.sser.
wie z. B, die heissen Quellen vou Abano. Die Gattung Denticula scheint die Wärmeextreme zu lieben,
denn ilire Formen finden sich vorzüglich entweder in lieissen oder sehr kalten Gewas.sern. Kalte
Gewässer (besonders iu Gebirgen) liebt auch die Gatturnr Odontidium. während die Gattungen Fragiln -
r ia und Diatoma ausserdem noch sehr häufig und überall in den matten Gewä.sserii des Hügel- und
Flachlandes Vorkommen. Die meisten bekannten Formen siud in Europa zu H ause: doch findet sich
auch eine Anzahl zum Theil ausgezeichneter Arten iu Amerika. Europäische Arten sind indessen nicht
nur aus Afrika und den canarischen Inseln, sondern auch aus dem tropischen und gemässigten Amerika
bekannt.
ö. DENTICULA.
Individua libera singuiaria vel binatim conjuncta. a Jalere primario oblonga 1. lluearia, secundario
transversim striata v e l costala; striae perviae validae.
häufii; immer wieder in diesem losen Znsiande. lelieud
und in Bewegung, wie die Naviculae. und dies hat mich
veranlasst, sie hier als hesoudere Art aufzuföhreu.
3. DENTICULA FRIGIDA. Taf. 17. Fig. VH.
(■*?'^). D. oblonga, minor, margine siibtiliter .striata ;
a latere v^ecmidarìo lineari-lanceolata: striis transversalibus
in Tèu"' parte 11 — 12.
In einer kalten Alpeuquelle bei Thun! (1 8 3 5 )
— Länge tV " .
3. DENTICULA TIiERMAl.18. Taf. 17. Fia:.
Vi. (■'Í®). D. oblonga vel sublrapezoidea. margine
pulchre punctata: a lalere secundario lanceolata:
striis transversalibus in parte 7 — 8.
1. DENTICULA TEXUIS. Taf. 17. Fig. V i l i.
(^f°) D. anguste linearis, margine subtiliter punctata,
latere secundario subtiliter striato, anguste lanceolato
; striis transversalibus in parte l!)— 11.
Bacillaria palea Mitzsch. Taf. 3. Fig. 8.1
Unter Conferven und ändern Diatomeen in
flieSvsenden und stehenden Wassergräben bei Xord-
hausen! theils einzeln, theils in grössern Haufen
beisammen. — Länge bis 5 5 "'.
Aninerk. Diese Form hat so grosse Aehulichkeit
mit deu einzelnen Glißdcrn des Diaioina teuue (Taf. 17.
Fig. X.), da.ss ich sie anfangs vou diesen niclit verschieden
gelmltcn habe. Später fand ich dieselbe aber sehr