Interaneen, (durcIi die Anwesenheit des Chlorophylls, das indessen bei allen Diatomeen vorkommt),
sich genau an die Coufervengebilde anschliessen.
3 ) Die Samen- oder Fruchtbildung, wie sie oben beschrieben wu rd e, kommt nur bei entschiedenen A lgen
in gleicher 5Vei.se v o r , niemals aber bei Avirklichen Thieren.
4 ) Die Diatomeen, und namentlich die freien, beAveglichen Na v icula e, entwickeln im Sonnenschein bedeutende
Quantitäten von Sauerst oifgas, Avie alle entschiedene Pflanzen.
Die SauerstolTentwickolung Avird ZAvar auch bei grünen Monaden und Euglena bemerkt, doch
bcAveist dies nichts für die tliierische Natur der Diatomeen, sondern macht jene Infusorien als
Avalne Thiere selbst sehr zAveifelhaft, um so mehr als frühere Beobachtungen die Entstehung von
nit'dorn Pllanzengebildeu aus Monaden und Euglenen in neuerer Zeit wieder ihre Bestätigung
fiudcu.
Demnach spriclit diese Vergleichung mehr für die vegetabilische als thierische Natur der Diatomeen.
Da indessen doch Erscheinungen, selbst bei ausgemachten Pflanzengebilden, sehr an die thierische
Natur erinnern, so stellt sich auf dem W e g e der Beobachtung und Erfahrung von selbst die
Frage, ob es nicht Organismen geben könnte, Avelche in sich die tliierische und vegetabilische Natur v ereinigten
und nur in den Fällen sicli einem der beiden grossen Naturreiche näher anschlössen, Avenn das
vegetabilische Element vor dem animalischen, oder umgekehrt dieses vor jenem im Organismus die Oberhand
erhielte?
Wir unterscheiden bekanntlich drei grosse Naturreiche, das anorganische (nur chemisch belebte),
das vegetabilische und animalische (beide organisch belebt). Wir Avissen aber, dass anorganische
Vei bhulungen (also zum anorganischen Reiche gehörige Substanzen) in den organischen und organisirteii
5 erbindungen (bei Pflanzen und Thieren) A'orkommen. Wir Avissen, dass die anorganisciien Substanzen
mit zur Bildung organischer Formen A’^erAvandt AA'erden, ja , dass sie sogar (w ie z. B. bei deu Diatomeen
das Siliciunioxyd zur Bildung- des Panzers) oft unumgänglich dazu nöthig sind. Wir Avissen aber
auch, dass, Aveiin die anorganischen (chemischen) Verbindungen in einem Organismus die Oberhand bekommen,
der letztere zu Grunde geht. Man kann nun zAvar in solchen Fällen nicht immer sagen, dieser
oder jener Organismus hat sich in ein Mineral oder in eine chemische Verbindung verAvandelt, Avolil
aber: er ist von der anorganischen Substanz, die sich vorlierrschend in demselben entAvickelte, verdrängt
oder zurückgedrüngt Avorden. 5Venn nun aber solche Erscheinungen zAAuschen Anorganismen und Organismen
Vorkommen, warum sollten s ie nicht auch zAvischeu thierischen und vegetabilischen Gebilden
stattfinden? 5Varum sollte nicht auch die thierisch-‘organische Substanz mit der vegetabilischen in
Verbindung treten und einen Organismus bilden, der die Naturen beider ebenso gut vereinigte, als
in den Knochen der phospliorsaure Kalk mit der thierischen Gallert vereinigt ist? Liegt nicht jene Annahme
der 5'ereinigung thierischer und vegetabilischer Substanz näher, als die des Ka lks, der K ieselerde,
der scliAveren Melalloxyde etc. mit organischer Substanz ?
Aus diesem Grunde glaube ich auch iiicht die g eringste Ursache zu liaheii, den Ausspruch, den
ich schon früher in meiner Phykologie und zuletzt wieder in einer hesoudeni Schrift*) gethan und der
auch von der Meinung anderer Avackrer Männer unterstützt Avird, bedenklich zu finden, dass es Organismen
gebe, in welchen die thierische mit der A^egetabilischen N^atur so vereinigt ist, dass sie, j e nachdem
das animalische oder vegetabilische Element sich in ihnen vorherrscliend entwickelt, bald ein animalisches,
bald ein vegetabilisches Leben führen köuuen, oluie ihre ursprünglich angenommene Form zu
änderu.
Nach dieser Ansicht AVÜrden AAir daher bei den Diatomeen dreierlei Substanzen annehmen müssen,
nämlich :
*) Die Sophisteu miil Dialektiker, die grössteu Feinde der Avissenscbaftliclien Botanik. Xordhauscn 1844.
l ) eine chemisch anorganische, die Kieselsäure, Avelche den Panzer bildet;
S) eine organische, vcgefabilisch belebte, aus Avelcher theils die gefärbte gonimische Substanz, theils
die schleimigen und gallertartigen Gebilde hervorgehen, Avelche die formlose gemeinsame Hülle mancher
Naviculae, die Scliläuche der Schizonemeen und die Stiele der angehefteten Formen (Aclinan-
thes, Gomphonema e tc .) darsteilen;
3 ) eine organische, animal isch belebte, welche zur Bildung der BeAvegungsorgane v(*rAvendel Avürde.
Es leuchtet aus dieser Darstellung ein, dass ein wechselseitiges Vorherrschen und Sichkundge-
ben der animalischen oder vegetabilischen Verhältnisse nur in den einfachsten niedern Gebilden statlfin-
den kann, dass daher ein zusammengesetzterer Organismus sich nur für das reine Pflanzen- oder Thier-
lehen entscheiden muss, und folglich entschiedene Pflanzen und Thiere nur in den höhern EntAvickelungs-
graden angetroifen Averden.
Alle Diatomeen treten in ihren zusammengesetzten Formen als entschiedene Pflanzenbildungen
auf, nur die einfachsten Formen zeigen Erscheinungen, Avelche an die der Infusorien erinnern; darin
gleichen sie aber nur allen niedern Pflanzenbildungen, bei denen dasselbe A’-orkomrat.