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der Mimd und die dureli Indigo gefsirbteii Körpercben Magenzellen s e ien , die die farbige Flüssigkeit
aurgenonmieii liütlen. Verdäclitig ist übrigens dabei, dass die Xaviculae die Farbe nur dann erst auf-
neliinen, wenn man sie vorher einige Taxe in In d ig o -W a sse r stehen lä sst, diese Flüssigkeit dann abg
iesst und neues Wasser und neuen Indigo liinzubringt. Die Aufnahme erfolgt daher nicht unter allen
rmstäiuh‘11, w ie bei \valireii Infusionslhierelien, (aucli liabe ich bis jetzt noch niemals die Aufnahme
von Fai-hestoiTmi beohachten können, obgleich ich v iele A'ersuclie genau nach E h r e n b e r g s Vorschrift
anrestelll habeO sondern nur unter g ewissen Bedingungen. Indessen ist auch wohl eine Auliiahnie von
Farhestoff möglich, ohne ein Verspelssen desselben von den Diatomeen anzuiiehmen und die Vertlieilung
in oder auf den der Mittidöffnung zunäclist Hegenden Körperchen um so erklärlicher, weil s ie , als die
nächsten innern Theile, eine stärkere meciianische Anziehungskraft auf die eiudringeiide Flüssigkeit aus-
iiben als andere. Auch sagt E l i r e n b e r g „Bei todten Thieren färben sich zuweilen die innern Tlieile
ohne Ihiterschied.“ AVeiiii nun diese Körperclien wirklich Magenzellen wären, so müssten sie wohl
nothweiidig und immer hei allen Individuen und allen Arten vorlianden sein. Dem ist aber nicht so.
Ich habe vielmehr schon oft beobachtet, (und mache dieselbe Bemerkung noeti in diesem Augenblick, wo
Millionen von Navicula gracilis und ändern Arten in einem iScbälclien lebend vor mir stehen,) dass
vielen Individuen diese vermeintlichen IMagenzellen ganz fehlen, wa s doch nicht sein könnte, wenn sie
ein so Avichtiges Organ, ^\•ie den Magen, vorstellen sollten.
Alle Diatomeen sondern aus den Oeffnungeu ihrer Schalen eine schleimige Substanz (suhstantia
geltnea) ab, welche bei deu Naviculis, wenn sie nicht in ganz dicliten Massen beisammen sind, nicht immer
bemerkt wird, sondern sich mit dem Wasser mischt und verschwindet. Wenn jedoch g ew is se Arten (w ie
z. B. Navicula appendiculata) nur an feuchten Stellen leben, so mehrt sich diese schleimige und gallertartige
Substanz und die Naviculae werden von derselben ganz eingeliüllt. Etwas Aehnlinlies findet statt, wenn die
Diatomeen in einem kleinen Wasser auf die Oberfläche kommen und sich hier iii Masse anhäufeii. Dann v e r -
flüssi"-t sieh der abgesonderte Schleim nicht ganz im Wa sser, sondern breitet sich als eine zarte Haut auf der
Wasserfläche aus, welche die einzelnen oft sehr versciiiedenartigen Individuen verbindet. Ich habe
verschiedene Dialomeeii sowohl in Schleim gehülil, als auch ohne denselben gefunden. So trifft man
im Frühjahre nicht selten auf Steinen in kleinen fliessenden Gewässern sehr weiche gallertartige Massen
au, welche verschiedene Arten und Gallungeii (Meridion circulare, Cymbelleii, Gomphonemata, Synedrae
u. a .) einschliessen, die man auch ausserdem zwischen Conferven und ändern Wasseralgen zerstreut
antrifft. Es kann daher diese galltutartige. formlose rmhüllung nicht immer zu einem Gattungscharakter
gestempelt werden, w ie E l i r e n b e r g getlian hat.
Von dem Verflüssigtiverden oder Festwerden dieses Schleimes sind übrigens die selbstständigen
Bewegungen der einzelnen Diatomeenkörperchen abhängig. Letztere Averden sofort bei allen Naviculis
und ihren Verwandten unterdrückt, sobald der abgesonderte Schleim au Consistenz geAvinnt und dadurch
die Veranlassung zur gemeinschaftlichen Verbindung melirerer IndÌAidueii Avirfl. Älan hemerkl dann
aber auch immer, dass die verhuiideiien individuell sicli nach gcAvissen Regeln aneinander lügen und
ordnen und zAvar entAveder in Querreihen, l.ängsreihen, oder auch strahllg und fächerförmig. Diese
Ordnung hahe ich hei den meisten Naviculis beobachtet, die ich aus dem Freien in das Zimmer brachte
und hier in Scliälclieu, mit ein Avenig Wasser benetzt, stellen Hess.
ln vielen ändern Fällen sondert sich indessen diese genannte gailerlähnliche Substanz vorherrschend
an bestimmten Enden ab. Viele Diatomeen, z. B. Synedrae, Gomphonemata, Melosirae und
ähnüclie Gattungen, setzen sich gern an geAvisse feste Gegenstände im Wasser an, ordnen sich in mehr
oder Aveniger geregelten Stellungen, und heften sich dann vermittelst der sclileimig-gelalinoseu Substanz,
die sie an dem aufsitzenden Ende ahsonderii, an dmi Gegenständen fest an. Diese Substanz ist bisweilen
nur Avenig bemerkbar (Avie z. B. bei allen Syiiedris, Avelche zur Tribus I'lnaria gehören), bei manchen
Arten aber so auffallend, da.ss sie sich zu einem deutlichen Fus.s (.stipes) au.sbreitet. auf dem der Körper
festsitzt, z. B. bei Synedra fasciciiliita und ihren Verwandten ( Taf. 15. Fig, V.), Die.ser Fuss verlängert
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.sich flO"-ar mit der Zeit (Taf. lo . XIII. und XIV. und Taf. 16. f .), Avird bei Gomplionema. Illupiilophora
u. a. zu eiuem langen, sich durch Spaltung verästelnden Faden (Taf. 8 bi.s 13.}, Avelcher sogar in manchen
Fällen e in e mehr oder w e n ig e r deutliche Innere Ilühlung erkennen Iä.sst. (Taf. 13. Fig. II.)
Bei geAvis.sen Gattungen (Encyonema, Schizonema, Micromega u. a .) enlAviekelt sich d(T alige-
sonderte Schleim zu einem Schlauche (tubulus gelineus), in welchem sich die durch Theilung vermehrten
Körperchen in Reihen ordnen. Oft kommen v iele solcher Reihen nebeneinander vor und in die.sem Falle
besitzt bisAveilen Jede einzelne Reihe ihren besondern Schlauch. Der Schlauch vegetirt, Avie die verästelten
Stiele hei Rliipidophora, Licmophora u. a. Gattungen, für sich fort, und bildet sich zu verästelten
gallertartigen Fäden, oder auch in den höher entAvickelten Formen zu ästigen .steifen Bäumchen von
fester knorpelarliger Consistenz au s, Avelche mit dem Körpe r (phycotna) der Imhern Algengaltungen
(Spaerococcus, Gigartina, Chondria u. a ) die auffailendste Aehnlichkeit haben. (Taf. 3 3 bis 38. I.— U i.)
b) F o r t p f l a n z u n g und V e rm e h r u n g ,
Die Vermehrung der Diatomeen geschieht höchst Avahrscheinlich auf eine dreifache W e is e , wie
bei den niedern Algen, nämlich: 1 ) Durch EntAvickelung der gouimischen Substanz, 3 ) durch Theilung
und 3 ) durch samen- oder knospenähnliche Gebilde.
Die erste EnlstehungsAveise, welche bei den niedern Algen leicht zu heobachten ist, ist bei deu
Diatomeen noch nicht mit Bestimmtheit nachgeAviesen Avorden, obgleich Erscheinungen hekaiinl sind,
welche darauf hiiiAveisen.
Die Fortpf lanzung durch Theilung ist jedocli allgemein. Sie gehl, Avie .schon oben bemerkt
AVurde, unter einer kieselhäutigen Hülle vor und er.streckt sich immer nur auf die Läng.slheiluiig der
Individuen, indem sich der innere Raum durch Bildung zAveier dicht aneinander stehender ScheideAvände in
zAvei Hälften sondert. Auch die Interaneen Averdcn der Lange nach getheilt. Diese Theilung i.st enlAve-
der voll ständig (divisio perfecta), Aveini die neu entstandenen Individuen nach völliger Absonderung sich
auch trennen und ein jed es sich frei AA-^eiter entAvickelt; oder sie ist unvol ls tändig (divisio imperfecta).
Avenn die neu entstandenen Individuen noch nach der Bildung der ScheideAväiide oft mit Hülfe der kie-
seligen Oberhaut, oder durch die abgesonderte AA'ciche Gelinsubstanz verbunden bleiben. Beisp. Fragilaria,
Melosira, Diatoma u. s. av.
Mit dieser letzten FortpflanzungSAveise hängt demnach die Vereinigung mehrerer Individuen zu
einem gemeinschaftlichen Ganzen zusammen. Es Averden dadurch je nach der Form der verschiedenen
Körper entAA'eder bandförmige (Fra g ila ria ), perlschnur- oder confervenartige (IMelosira), ketlenfürii.ige
(Diatoma, Biddulphia, Grammatophora) oder fächerförmige (Synedra, Gomphonema, Rhipidopliora, Licmo-
phora) Gestalten gebildet.
S amen- oder knospenartige Gebilde (spermatia) kommen namentlich bei zusammengesetzten
Individuen vor. S ie beAveisen, dass die ei)i:?elnen K.örperclien ein Avirkliches Zellenleben Avie die Zellen
der niedern Gewächse führen, Avelche sich ebenfalls zu solchen Gebilden uniAvaiidehi. Diese Samenoder
Knospenbildungen sind von mir schon im .Jahr 183 0 bei Melosira beobachtet und auch in meiner
Synopsis Diatomearum Tab. 5. Fig. 68. * bei Melosira orichalcea dargestellt Avorden. Ich habe sie nicht
nur alljährlich an derselben Art wieder von neuem beobachtet, sondern auch an ändern Arten dieser Gattung
gefunden und Taf. 3. Fig. X. an Melosira varians, Taf. 31. F ig . V. b. an Melosira salina ß conca-
lenata abgebildet. S ie zeichnen sich hier durch eine grössere AnschAAudlung \'or den ändern Gliedern
desselben Fadmis a u s, und gleichen darin genau den aiigescliAvoIlenen Cunferveiizeileu bei der Gattung
Oedogonium unter den Algen.
Ausserdem sind von mir noch samenöhniicbe Gebilde bei Scliizonema lenue (Taf. 33. Fig. II.