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Familia XII. S T R I A T E L L E A E .
I I i s l 0 r i s c li e s . Es ist sehr wahrscheinlich, dass D e C a n d o l l e schon 1815 eine Striatellee
als Dialonia rigidum beschrieb. Dieselbe B'orm wurde 1819 von L y n g b y e als Diatoma arcuatum be-
schriebon und abgebildet, eine a n d e r e F o r m e r w ä h n t e dieser A lgolog als Fragilaria unipunctata. A g a r d h
erwähnt 1824 beide Formen als Diatoma slrialulum und D. unipunctatum und G r e v i l l e , welcher be-
uhachtet hatte, da.ss das letztere mit einem lateralen Stiele vorkomme, brachte es 1837 zur Gattung
Achnanlhes. A g a r d h führte t831 beide Formen in einer besondern Gattung, die er Striatella nannte,
auf. ln meiner Synopsis Diatomearum (1 8 3 3 ) beschrieb ich beide als Formen der Gattung Achnanthes.
E l i r e n b e r g , welcher die irrige Meinung hegte, dass ein Theil dieser Formen beständig fu.sslos und
also frei vorkomnie, während ein aiiderer stets angewaehsen sei und einen seitlichen Fuss entwickele,
stellle auf diesen Grund hin zwei Gattungen, nämlich Tessella (wohin er die fusslosen und freien rechnete)
und Striatella auf, und machte den Fehler, dass er, als Striatella arcuata und Tessella Catena, ein
und dieselbe B'orm unter zwei verschiedenen Namen aufführte. Dabei brachte er zugleich (veranlasst
durch eine Confusion Hoffmann-Bangs, welcher an verschiedene Algologen L y n g b y e ’s Fragilaria uiii-
punctala als Diatoma arcuatum ausgetheill hatte} mehrere Irrthümer in die Synonymik. Er beschrieb
jedoch ausser den bekannten Formen noch eine neue unter dem Namen Tessella interrupta. L o b a r z
e w s k y bildete in der Linnaea 1840 ebenfalls eine neue Form des adriatisehen Meeres ab, welche
ich ebenfalls schon 1835 daselbst gefunden, aber noch nicht bekannt gemacht halte. Sie ist in diesem
M'erke als Rbabdonema adriatieum beschrieben. R a l f s liess sich durch die Autorität E b r e n b e r g s
verfülireii, indem er dessen Gattung Tessella in gleichem Sinne annahm. Jedoch zeigen die Original-
cxemplare, welche ich durch Hrn. B e r k e l e y erhielt, dass die Tessella Catena R a l f s eine andere B'orm
als die des Hrn. E h r e n b e r g ist; auch muss ich noch erwähnen, dass, obgleich Hr. R a l f s seine Diagnose
der Gattung Tessella mit den Worten, „Fi lament s f ree;“ beginnt, die mitgetheilten Exemplare
sehr deutliche kurze Stiele besitzen, m it d e n e n s i e a u f ih r e r U n t e r l a g e a n g e h e f t e t s in d .
V e r w a n d t s c h a f t . Die Striatellen haben Aehnlichkeit mit den Gattungen Fragilaria, Diatoma,
Aclinanthes und den Tabellarieen. Von den beiden erstgenannten Gattungen unterscheiden s ie sich durch
die zahlreichen parallelen Striemen an den einzelnen Gliedern, von Achnanthes durch die gerade Form
derselben Glieder und durch den Mangel der mittlern Oeffnung an dev untern Nebenseite; von den Tabellarieen
sind sie ebenfalls durch den Mangel der mittlern Oeffnung in den Nebenseiten, wie auch dadurch
unterschieden, dass die letztem niemals iu der Mitte bauchig aufgetrieben sind.
E n tw i c k e l u n g s v e r h ä l t n i s s e . Wie es scheint kommen alle Striatelleen bald frei bald angewachseii
vor, wenigstens ist dies von Striatella unipunctata, Rbabdonema arcuatum und Rbabdonema
adriatieum mit Gewissheit nachgewiesen. Alle Gattungen entwickeln sich anfangs, nach Art der F ra gilarien,
zu Bändern oder Tafeln, indem nach der Abtheilung der einzelnen Glieder in zwei oder mehr
Individuen die letztem bisweilen noch vollständig verbunden bleiben, späterhin aber sich auch au dem
einen Ende abiösen und nur an dem ändern durch ein weiches sehr kurzes Stielcheu, w ie bei Diatoma,
verbunden bleiben, wodurch die kettenförmigen Formen entstehen. Die interaneen sind anfangs gleichförmig
im Innern vertheilt, bilden sich aber bald zu kleinen Kügelchen um, welche sich bisweilen in der
Mitte zu einer grossen Kugel vereinigen.
V o r k om m e n . Die Striatelleen sind nur im Meere einheimisch. Alle bekannten Formen sind
an den Küsten Europa's gefunden worden. Auch an den Ostküsten Nordamerika’s ist eine der wenigen
bekannten B’ormen uachgewieseu.
50. STRIATELLA.
Bacilli tabulati (longitudinaliter} vittali, vitfae perviae numerosae densae .striaefnrmes. Stipei
lateralis.
STRIATELLA UNIPUNCTATA. Taf. 18. Fig.
V. 1. 3. 3 . 4 . ( ^ r ) . Taf. 3 4 . VI. Fig . 3. a. b.f'f®).
B'ragilaria uinpiuictata Lyngb. t. 62. 1819. — Acli-
nanthes unipunctata Grev . scot. Cr. Tab. 287. — Diatoma
arcuatum Hof fma n - li an g ! (ex specim.) nec
Lyngb. — Striatella iinipmictata Ag. Consp. p. 61. (1832).
— Tessella arcuata Ehre nbg. Inf. 1838 p. 202. (excl.
syn).
Im ganzen atlantischen Ocean, so weit er unmittelbar
oder mittelbar durch seine Buchten oder
Binnenmeere die Küsten Europa’s berührt. —
Die Breite der .Stäbchen (oder besser Täfelchen)
ist oft grösser als die L än g e, welche bei kleinern
Individuen etwa A '" bei grössern A'" beträgt.
Man sieht die Täfelchen meist nur vereinzelt, selten
verbunden, auch trifft es sich häufig, das.s grössere
und kleinere Täfelchen vereinigt sind. (F ig . 3.;
Stiele finden sich zwar nicht immer, aber ich habe
sie sowol an lebenden Exemplaren des adriatisehen
Meeres, als auch an getrockneten aus der Ostsee
und Nordsee beobachtet. Sie sind (obgleich nicht
dünn} aber sehr durchsichtig und können leicht
übersehen werden. Kettenförmige Formen, w ie sie
Greville abbildet, habe ich nicht gesehen, und ich bin
daher noch nicht g ew is s, ob die Greville’sche Figur
hieher oder vielleicht besser zur Gattung Hyalosira
gehört.
51. T E S SE L LA .
Bacilli late tabulati, non concatenati, dense longitudinaliter vittati; vittae medio interruptae alternantes.
Stipes nullus?
TESSEl.LA INTERRUPTA. Taf. 18. Fig.
IV. I. 2. C F ) .
Ehrenbg. Inf. 1838. p. 202.
Unter der Vorigen in der Ostsee; auch uuter
Algen von der englischen Küste! B in d e r ! —
Länge der Täfelchen A " — die Breite übertrifft
die Länge oft um 3 — 5 mal.
52. HYALOSIRA.
Bacilli tabulati quadrati concatenati lateraliter stipitati, interrupte vittati; vittae alternantes, medio
lineolis subtilissimis conjunctae.
1. HYALOSIRA MINUTISSIMA. Taf. 18. Fig.
HI. 3. (^Ÿ®). H. breviter stipitata concatenata,
articulis quadratis semisolutis minutissimis, long.
All Phlebothamnion grande und ändern Algen
im Busen von Genua! (1 8 3 5 ).
3. HYALOSIRA DELICATULA. Taf. 18. Fig.
1 1 1 . 1 . ( ‘*i®}. H- breviter stipitata coucateiiata, articulis
quadratis semisolutis minutis, loug. t W “ .
vAn verschiedenen feinfädigen Algen in der
Nordsee bei Helgoland und im adriatisehen Meere
bei Spalato!
3. HYALOSIRA RECTANGULA. Taf. 18
Fig. IIL 3. H. breviter stipitata, subconcateuata,
articulis subquadratis rectangulis, majoribus.
long. tH"'.
Unter Callithamnion cruciatum und ändern Algen
im adriatisehen Meere bei Triest!
4. HYALOSIRA OBTUSANGULA. Taf. 18.
Fig. IIL 4 . (^i®}. IL longe stipitata, fasciaeformis,
vel subconcateiiata, articulis quadratis obtusangulis.
majoribus, long. tot"'.
An Bryopsis Arbuscula bei Venedig! — Wurde
vou mir 1836 als Achnauthes par\Tila au.«gegeben.