3. a . ) und melireren Arten der Gattung Micrnmega (Taf. 35 , V. 3. * und V l i l. 7 . * — Taf. 3 7 . XI.
4. a. — Taf. 8 8 . 1. 3 .) beobnclitet worden. Dort treten sie an dem äussern Schlauche auf und ähneln
genau den Früchten der Vaucherien; hier treten sie in der Substanz des cartilaginosen Körpers auf und
ihre Kntstehung aus deu eingeschlossenen Naviculis lässt sich genau durch alle Entwickeluhgsstufen
verfolg(‘ii. Doch ist mit Ausnahme von Schizonema tenue ihre Entwickelung zu neuen Individuen noch
nicht beobaelitet.
Die zuletzt erwähnten Fruchtorgane der hüherii Diatomeen werden nicht von einer Kieselschale,
sondern von einer gelinosen Haut, deren Substanz verbrennt und mit derjenigen, welche die Schläuche
bildet, einerlei ist, eingeschlosson. Ihr Inlialt ist körnig, w ie der der Algeusamen. Ein weiteres hierüber
wird bei den betreffenden Gattungen zu fuideii sein.
C. B e w e g u n g e n d e r Di a t ome en .
Die Bewegungen der einfachen, freien Diatomeen Averde» immer bei der Untersuchung Irischer
lebender Individuen beobachtet. Sie dauern so lange, als die Körper frei sind; sobald sie sich aber
ansetzen, hören ihre BeAvegungen auf. Die BeAvegungen sind ZAvar langsam aber kräftig, so dass kleinere
Körper von ihnen zur Seite geschoben Averden, AA^eiin sie im W e g e liegen. Die BeAvegungen
gehen häufig in einer geraden I.inie fort, doch AA*endeu sich die Körperchen auch um und schlagen andere
Richtungen ein. E l i r e n b e r g hat bei einigen grössern Naviculis als BeAvegungsorgan einen un-
getheilten, fleischigen ( ? ) , aus der miltlern Oeffiiung sich Aveit verbreitenden, aber eng an der Schale
anliegenden, sohlenartigen Fuss angegeben, den ich jedoch mit aller Anstrengung und der schärfsten
Beobachtung nicht habe bemerken können. Noch auffallender sind die schnell sicli bcAvegenden Cilien,
Avelche E l ir e n b e r g bei Surirella Gemma beobachtet und dargestellt hat. Ich habe diese Figur nach
E l ir e n b e r g Taf. 7. Fig. XI c. copirt. E h r e n b e r g hat diese Form hei Cuxhaven beobachtet und sagt
in seinem Buclie „Ueber noch zahlreich jetzt lebende Thierarten der Kreidebildung“ S. 3 3 Folgendes
darüber: Anstatt einer schneckeiifussarlig sich ausbreitenden Sohle, fanden sich hier, da avo die Rippen
oder Querleisten der Schale sich an den rippenlosen Seitentheil des Panzers ar.Iegen, lange feine Fäden
hervorstehend, Avelche das Thier Avillkührlich langsam verkürzte oder verlängerte, auch ganz einzog.
Ein -nr Linie langes Thierchen hatte jederseits bis 3 4 für Jede der 3 P la tten, mithin 9 6 solcher faden-
artiger BcAvegungsorgane, und auch vorn an der breiten Stirn AA'aren 4 sichtbar- — Ob diese Organe
nur überzählige Nehenfäden, Cirren, neben einer feinen Sohle, Avie sie die übrigen Naviculae haben, sind,
habe ich nicht entscheiden können. Längsspalten und mittlere Oeffnungen an der breiten S eite der
Schale sind nicht vorhanden, aber mehr als 6, nämlich bis 9 6 , Seitenöffnungen für die Cirren erschienen
kennbar.
Nach diesen Mittheilungeii ist es nun Avohl nöthig auf die Frage
d. S i n d die D i a t ome e n P f l a n z e n od e r T h i e r e ?
näher einzugehen und die Gründe für oder Avidcr die eine oder die andere Meinung gegen einander zu
halten.
Für ihre Ihierische Natur sprechen folgende Angaben E h r e n b e r g ’s:
1) Die Diatomeen besitzen — zum Theil — eine eigeiithümliche selbstständige Bewegung, Avelche
durch besondere Bewegungsorgane hervorgebracht wird.
3 ) Mehrere Diatomeen besitzen in der Mitte der Nebenseite eine Oeffnung, um Avelche sich runde
Körperchen lagern, die durch in Wasser vertheillen Indigo sich Avie die Magenzellen mancher Infusorien
blau färben, daher für Magen angesehen Aveiden können.
3 ) Der Panzer vieler Diatomeen erinnert durch seine Structur und Bildung an die Kalkscliale
der Gastropnden und ähnlicher Weichthiere. *)
Zu I) ist zu bemerken: dass selbstständige BeAA'cgungen auch hei niedern Pflanzenbilduiigen
Vorkommen, avcIcIk' elumfalls durch eigeiithümliche Avlmperavtige BeAvegungsorgane liervorgerufen werden.
Ich erinnere hierbei an die vortrefflichen Beohachtungeii U n g e r s (Die Pflanze im Momente der
Thierwerdung. Wien 1 8 4 3 .) an Vaucheria clavata, welcher auch Wimpern an d(‘n jungen Vaucherien-
keimen beobachtete', die durch ihre BeAvegungen die Bewegung der freien Keime veranla.ssten; ferner
an die sehr ausführlichen und umsichtigen Beobachtungen v o n F Io toA v ’s (Ueber Haemalococcus plu-
vialis. In den Nova Acta Acad, Caes. Leop. Cur. Nat. Cur. Vol. XX. P. II, S. 4 1 3 — .593.), Avelche
sich genau diesen Gegenständen anschliessen. Endüch Avill ich noch meine eignen in der Phycolosria
generalis bei Ulothrix zonata (S . 3 5 1 ) und ändern Algenformen angefülirten Beobachtungen erwähnen,
welche daitliun, dass bei allen diesen niedern Gebilden BcAvegungserHclieimiiigen Vorkommen, welche
sich nicht von denen der Infusorien untersclieideii lassen.
Somit AA^äre, wenn Avir nicht Uebergänge des Pflanzenreichs in das Thierreich annehmen wollen,
durch die Bewegungen keinesAvegs die Ihierische Natur der Diatomeen bewiesen.
Zu 3. Die sogenannten Magenzellen betreffend, so habe ich schon oben angeführt, dass eine
Färbung dieser Theilehen durch Indigo auch durch eine blosse mechanische Anziehung möglich i.st, die
Annahme dalier, dass sie Avirklich Mageusäcke se ien , geAvagt erscheint, um so mehr als diese Theil-
chen sogar selir oft nicht vorhanden sind.
Zu 3. Der Panzer hat allerdings in vielen Fällen durch seine Form, Bildung und Zeichmiiig
Aehnlichkeit mit der Schale der Weichthiere, indessen ist dies nicht durchgehend.^ der Fall und wir linden
in den höhern Pflanzcnfainilien Zellen, Avelche in Zeichnung, Form und ändern Verhältnissen ähnliche
Erscheinungen darbieten. leb erinnere nur an die vielfachen Formen de« Ihillen.s (S. Frilz.sehe über
den Pollen. Mit \delen Abb.), wo auch die Ecken, Stacheln, Oeffnungeu u. dgl. mehr, nicht fehlen,
ln dieser Beziehung sind daher die Annäherungen der Diatomeen an entschiedene Pllanzengebilde eben
so gross, als an die der Thiere.
Dagegen sprechen für ihre vegetabilische Natur folgende Thatsachen:
1) Die grosse Aehnlichkeit der zusammengesetzten Formen mit den Algen und die Entstehung denselben
durch Theilung.
ZAvar gibt e s auch zusammengesetzte Infusorien, z. B. die Moiiadenstöcke und Polypen;
aber Jene sind selbst noch sehr fragliche Thiere und bei diesen kommt nocli de r zcesentiiche
Unterschied hinzu, dass das eigentliche Thier in seiner Behausung nach aussen hin frei lebt,
sich frei bcAvegt, Avährend die Naviculae bei Encyonema, Schizonema und Micromega und ähnlichen
Gattungen in der innern Substanz verwachsen sind, ja dieselbe selbst liilden, Avie die Zelleii
den Stamm einer Pflanze; sie yegeliren auch hier nur w ie die Zellen. Ebenso fest geAvach-
sen und unfähig zu thierischen Bewegungen sind die Individuen bei Fragilaria, Melosira, lli-
mantidiuni u. a.
a j Die iimeiii, w e ich en , Olganischen Th eile, welche ich als gonimische Substanz bezeichnet hahe,
besitzen sowohl in ihrer chemischen BeschaBFenheit, als auch in ihren Eiitwickelungsverhaltnissen
EigenthUmlielikeiten, welche genau bei dem Zclleninhalte der confervenarligen Algen wieder ange-
troffen Averden.
Am deutlichsten ze ig t sich dieses Verhältniss hei der Gattung Melosira und ihren verAvaud-
ten Formen, AA^elche nicht nur in der Form, sondern auch in ihrem chemisclieii Gehalte ihrer
Andere Gründe, AA’elcIie E lir en b e r g (PoggendorlTs Annalen, 2te Hcilie Hd. 8. 1836. s. 223) aus.serdem
noch für die thierische Natur der Diatomeen beigebracht hat iz. B. die 8ell)siilieilimg) verdienen keine A v e ite r e Be-
aclilimg, da sie durch neuere Beobachtungen an den nierferu Algen längst widerlegt .sind.