In demselben Jalire a ls ' E h r c n b e r g ' s grosses Infusorienwerk erschien, veröffentlichte auch
A. d e B r e b i s s o n seine Considérations sur les Diatomées, B r é b i s s o n hatte die Algen seiner Umgebung
{^Falaise) fleissig studirt und dabei auch sich um die AufTindung der kleinen Diatomeen viel
Mühe gegeben. Von vielen seiner neuen Arten, die er in der genannten Broschüre nur iiamenlUch auf-
fülnt. hat er Exemplare seinen Freunden in Deutschland mitgetheilt. Durch die Benutzung dieser Exemplare
Avurde c.s mir möglich, über dieselben den nöthigen Aufschluss zu bekommen. Im Ganzen nähert
sich seine Kiiitlieilung sehr derjenigen, Avelche ich in meiner Synopsi s Diatomearum 1833 aufgestellt
hatte, nur einige Uiiterabtlieilungen meiner Gattungen erliob er zu selbstständigen Gattungen, w ie z. B.
Cymbophora ( = Cocconema Ehrbg.), Cyclote lla ( = Pyxidicula Ehrbg } und ausserdem noch Epith ema,
(Avelche der Gattung Eunot ia Ehrenbg. entspriclil) und Sur i rel la.
Ausserdem haben in letzter Zeit noch G r e v i l l e (in H o o k e r ’s British flora II.) und I l a r v e y
in dem Ma ima l o f Br i t i sh Älyae die Diatomeen mit bearbeitet, aber in einer W e ise , AA'clche noch an
die Zeilen L y n g b y e ' s und A g a r d h ’s erinnert, so dass ihre Arbeiten für unsern ZAA^eck fa st gänzlich
unbrauchbar sind, AA’eil sie der nöthigen Genauigkeit ennangeln. Die neuesten Entdeckungen sind
diesen Männern ganz unbekannt geblieben; Avenigsteus haben sie auf ihre Arbeiten keinen Einfluss
geliabt.
Die neueste Arbeit über brittische Diatomeen lieferte R a l f s in einzelnen Monographien, Avelche
im XII. Bande der „Annals and Magazine of Natural History“ abgedruckt und mit Abbildungen begleitet
sind. R a l f s übertrifft seine Vorgänger in der Kenntniss und genauem Darstellung der einzelnen Formen,
auch hat er die literarischen Erscheinungen be sser , als seine oben genannten Landsleute benutzt, doch
ist die Darstellung der meisten seiner Abbildungen (nur mit Ausnahme der PI. VIII, Avelche scliöne und
gelungene Abbildungen der Gattungen Anipliiletras, Biddulphia und Isthmia eiitltäll) ziemlicli roh ausgefallen.
Es selieint indessen, als habe hieran melir der Kupferstecher als der Verfasser Schuld.
Ich Avill nun am Schluss dieses kurzen historischen Abrisses zu dem Berichte über meine e ig e nen
Arbeiten übergelien. Die erste Veranlassung zur Beschäftigung mit diesen kleinen Organismen
gab mir die schon erAvähnte Abhandlung L e i b l e i n ’s in der Regensburger Flora vom Jahr 1830. Ich
untersuchte die Diatomeen der Umgebung von Schleusingen und fand nicht nur die meisten von L e ib -
l e i i i bescliriebenen Formen, sondern auch andere, zum Theil noch unbeschriebene. Dankend muss ich
bei dieser Gelegenheit anerkennen, wie zuvorkommend Herr Professor L e i b l e i n meine ersten Anfragen
um Belehrung erAviderte und wie sehr mich die Mittheilung seiner bei W ü r z b u r g gesammelten Algen,
unter denen auch Diatomeen Avaren, bei meinen ersten Studien unterstützten. Nicht Aveniger bin ich
aber auch den Herren Pastor F r ö h l i c h in Boren bei Schlesw ig und v . M a r t e n s in Stuttgart verbunden,
Avelche mir reichllclies Material aus ihren Sammlungen freundlichst darreicbten. Meine Untersuchungen
über diese mikroskopischen Formen se tz te ich in den folgenden Jahren eben so eifrig fort,
als ich sie begonnen h a lle , und als ich mich im Jahr 1833 auf der Universität zu Halle aufhielt, Avar
ich im Stande, noch in demselben Jahre die ersten 7 Decaden meiner Algae aquae dulc ís gennanicae
in getrockneten Exemplaren erscheinen zu lassen, in welchen auch melirere Diatomeen geliefert \Aurden.
In demselben Jahre erschien von mir in der Linnaea die Synopsi s Dia tomea rum, von der ich Separatabdrücke
anfeiligen liess, die ich S c h w e t s c l i k e in Halle in Commission gab. Diese Exemplare tragen
irrthümlich die Jahrzahl 1834. Ich trennte in dieser Schrift zuerst die Avahreu Diatomeen, deren Schale
schon damals als hart und g l ä s e r n (p. 3 .) von mir bezeichnet wurde, von den Areichschaligen, Avelche
ich Desmid ieen nannte. Die Arbeit ist sehr verschiedenartig beurtheilt Avorden. Me y e n (Wiegm.
Arcliiv. ÍS35. 1. S. 2 1 0 .) beklagt sich, dass überall eine zu grosse Sucht nach neuen Arten zu erkennen
s e i. und doch hat sich später herausgestellt, dass nicht nur alle von mir selbst begründeten Arten
sich bewahrten, sondern sogar noch manche von mir als Varietät erAVähnte Form von Ändern als besondere
Art aufgestellt wurde. E h r e n b e r g gab sich in seinem dritten Beitrag „ zu r Erkenntniss
grosser Organisation in de r Richtung des kl einsten Raums''' die Mühe, die meisten von mir in der
Synonsis aufgestellten Formen, auf ihm bekannte zurück zu führen; er hat aber späterhin in dem grössern
infusorienwerke dieselben Formen als besondere Arten aufgestellt; freilich oft mit Unterdrückung der von
mir gegebenen Namen, und mit der Vertheiluiig derselben als Synonyme zu früher bekannten, wo sie
nicht hingehören.*) Die B eleg e hierzu Averden an deu betreffenden Stellen gegeben. Uebrigens habe
ich schon ohne Kunde von E h r e n b e r g s Arbeiten zu haben, auf den ersten Seiten meiner Synopsis
die Bildun«- des Panzers aus ZAvei Platten richtig dargestellt und auch die oft vorkommenden Streifen
bei melireren Formen erAvälint. Die Oeffnungeu bei den Erus tul ien (N a v ícu la ) Avaren mir freilich da-
mal.s noch eben .so unbekannt, als E h r e n b e r g , der ihrer auch später erst Envähmmg tluit. Was mich
damals hinderte, meine Untersuchungen mit der nöthigen Genauigkeit auazufüliren, Avar der Mangel eine.s guten
Mikroskops. Erst kurz vor dem Abdruck meiner Synopsis AVurde mir durch Herrn v o n S c h l e c h t e n -
d a l Gelegcnlieit, ein S c l i i e k sebes Instrument zu benutzen und mit Hülfe des.selben noch einige Verbesserungen
au meinen Zeichnungen vorzunehmen. Daliin gehören F ig g . 13. 13. 2 1 . 33 . 8 3 . 3 3 . 3 3 . 3.5.
41. 4 3 . 4 5 . o J . 5 4 . 5 5 . 57 . 6 0 . 6 1 . 6 3 . 6 3 . 6 4 . 6 5 . 66., Avelche, so viel man auch daran getadelt hat,
doch ein getreues Bild von den Gegenständen geben und alle bis dahin bekannten Abbildungen von
B o r v S t . V i n c e n t , T u r p in , L y n g b y e , selbst von N i t z s c h übcrtreffen, auch den von E h r e n b
e r g in derselben Zeit angeferligten Abbildungen zu seinem grossen InfusorieuAA'erke nicht nacli.steheii.
Dass die übrigen Abbildungen zum Theil sehr mangelhaft sin d, bekenne ich selbst; beruhige mich aber
um so leieliter darüber, als ich diesen Fehler hier verbessern kann, und aa'ciss, dass e.s E h r e n b e r g
mit seinen ersten Darstellungen nicht besser (a ls mir) ergangen ist. Mau sehe bei E h r e n b e r g z, B.
die Abbildungen der Echinella splendida (Taf. 19. H.), des Gomphonema discolo r und rotundatum
(Taf. XVIU. VH. VIIL), der Bac i l lar ia Cleopatrae, s e r ia ta , ßocculo sa und Plolemaei (Taf. XV. III.
VIH. IX. X .) in dem grössern InfusorieiiAverke von 1838 nach, und man wird gostelieii müs.sen, da.ss
diese Formen nicht minder sclnver von Andorn zu entziffern sind, als die erwähnten in meiner .Synopsis.
Ehen so ergibt sieb, dass E h r e n b e r g ein und denselben Gegenstand ver.schiedene Male und unter
A'ersehiedenen Namen aufgel'ührt hat, Avie das sicher bei Fragilaria rhabdosoma, miillipunetata, bi-
punctata, augusta , scalaris und diophlhalma der Fall ist; säramtliclie gehören, Avemi die Zeichnungen
richtig sind, zu einer und derselben Art. So mangelhaft nun aucli da.s Älikroskop Avar, mit dem ich
zu jener Zeit meine Untersuchungen vornahm, so habe ich doch mit demselben meine schönste Entdeckung,
nämlich die Entdeckung des Kieselpanzers bei den Diatomeen gemacht, Avelche bald durch den
mir befreundeten Herrn F i s c h e r in Pirkenhammer bei Carlsbad, zu der ändern wdclitigen Entdeckung
des fossilen Vorkommens dieser Organismen führte. Schon in meiner Synopsis Diatomearum nannte*
ich die Substanz, aus der die Formen der Diatomeen gebildet sind, gläsern, Aveil ich allerdings schon
damals Kieselerde in diesen Panzern A^ermulhete. Ich tiielite die.se Vennutliung dem mir bf'freiindeteii
und als Botaniker und Chemiker gleich ausgezeichneten Apotlieker B i l z in Erfurt in einem Briefe mit,
zugleich die Anfrage stellend, ob er geneigt s e i, Proben, die ich ihm übersenden Avolle, chemisch zu
untersuchen. B i l z antwortete, dass meine Vermutlmng Avohl richtig sein könne, lehnte aber meinen
Auftrag a b , indem er vorgab, dass er in der chemischen Untersuchung mikroskopischer Saclien keine
Uebung besitze. Icli liess die Sache Avieder auf kurze Zeit ruhen, bis ich bei Gelegenheit der Ihiter-
suchung einiger Charen Avieder an den mulhmasslicheii Kieselpanzer der Diatomeen erinnert wurde.
Dieses Verfahren E lir e n h e r g ’s ist auch von Ändern getadelt AVorden. So .sagt R a lfs (,,on the British
species of Goniplioneniain den Aniial.s and Maga>:ine of Xatural IILstory Vol. XII. Dec. 1343. p. 462.): „It ts
grcaüy to 1)6 regretted that E h r e n b e r g has in so many itrstaoces di.sregardcd the names previously affixed by
A g a rd h and K iitz iiig . To alter a name once bestoAved is not only discourteon.s to the first describer, but creates
confusion and tends to encumber the science Avilh .synonyms; for if it he alloAvahle for one Avriter to alter a name
because he fancies tliat a iicav one is more appropriate, succeeding Avriters have an ecpiai right to alter hi.s names,
and in the absence of a recognised rule, some na(urali.sts may prefer one name and some anotlier.“