keiner Sylbe gi'daclite. Es liegt nalie, liierb('i an eine Turpinate zu glaube«; ich selbst aber bin moralisch
ilberzt'ugl, dass E l i r e n b e r g bol Lesung meiner Schrift in jener Zeit viel zu sehr mit den Kie-
solpaiizern bescdiaftigt g ewesen, als dass er noch ausserdem auf die in meiner Scliriit vorkommondeii
Sachen liatte achten sollen, und dass er daher, als er einige Jahre s])äier selbst das Eisen autfand —
wozu er durch seine sogenannte Gal lionella f e rntginea geführt wurde — sich nicht melir erinnern
mochte, dass icli dasselbe sclion 1834 iiacbgcAA’iescn hatte. Diese Collision wäre aber Jedenfalls vermieden
worden, wenn l ’ o g g e iid o r f f meine kleine Abhandlung damals vollständig in die Annalen der Pliy-
sik und Chemie, für Avelche sie sich ganz eignete, aufgenommen hätte.
ln dem darauf folgenden .Jahn* trat ich meine R e ise nach Ualinatioii, Italien und der Schweiz
an, bei welcher Gelegenlieit ich die Diatomeen des Adriatisehen und Mittelmeeres kennen lernte. Die
b<“l dieser Gelegenheit gemaciite Ausbeute war sehr bedeutend. Wichtiger aber, als diese Formen, war
die Beobachlnng der Erutificationsorgane bei den schizonematischeii Formen, welche ganz denen der A lgen
analog sind und keine Analogie bei den Tliieren finden. Ein vortrelTliches Instrument von S c h i e k
in Berlin seizte mich in den Stand, meine Beobaelilungen mit möglichster Genauigkeit zu machen. Zugleich
besuchte ich auf meiner Rückreise Carlsbad, wo schon 1837 C. A g a r d h eine reiche Ausbeute
an Diatomeen gemacht hatte. Dieser Ort war für meine Forschungen von um so grösserer Wichtigkeit,
als ich nur einige Monate vovlier die Diatomeen der heissen Bäder in Abano und Hal tagl ia in Oberita-
licn, wie das von I x u k in Ober-M'alils auf seine niedern Organismen untersucht hatte. Ich muss dabei
dankend anerk(*nnen, dass ich bei meiner Anwesenheit in deu genannten Bädern Oberitaliens durch
meinen verehrten Freund, Herrn Dr. B i a s o I e t t o in Triest, welcher micli dahin begleitete, und Herrn Prot.
M e n e g h in i in Padua, der uns beide sehr freundlich aufnahm und mir mehre Algen aus deu euganei-
schen Bädern mittheilte, auf die liberalste W e ise unterstützt wurde. Nicht minder kann icli auch die
freundliche Aufnahme und die Unterstützung rühmen, welche mir von Seiten des Herrn F i s c h e r in
Carlshad,'*— derselbe, der kurz darauf das fossile Vorkommen der Diatomeen in Franzensbad entdeckte
— zu Theil wurde. Im Jahr 1839 machte ich eine zw e ite R e ise nach der Seeküste und hielt mich einige
■«"oehen an dem oldenburgschcn Gestade, den Inseln Wangerooge, Helgoland und bei Cuxhaven
auf. -Audi diese Reise war selir förderlicli für meine Studien, w e il sie mir ausser den Scliätzen des
Meeres noch die Bekanntschaft eines Mannes verschaffte, der mir mit der liebenswürdigsten Bereitwilligkeit
aus seiner ausgezeiclnieten Algensainmiung, Avclche in Bezug auf ihren Reichthum vielleicht eine
der ersten in Deutschland genannt Averden kann, nicht nur v iele seltene Algen millhciUe — von denen
schon in meiner Phycologia generalis berichtet Avuvile — süiidern auch zu dieser Arbeit seine ganze
reichhaltige Sainiiilung der Diatomeen zur Benutzung überliess. Ich meine den Herrn Senator Dr. B in d e r
in Hamburg. Mit nicht minder dankbarer Gesinnung erkenne ich die Bereitwilligkeit des Herrn Apo-
llieker S o n d e r in Hamburg an, womit derselbe mir durch die Ueberseudung von Meercsabsatz aus der
Elbmüiuluiig bei Cuxhav en Gelegenheit verschaffte, die von E h r e n b e r g bekannt gcAvordenen interessanten
Diatomeen der Kreide kennen zu lernen. Diese Sendung Avar mir um so angenehmer, als eine
von mir an H enii E h r e n b e r g , (dem ich früher meine in der Synopsis Dia tomea rum beschriebenen
Formen in getrockneten Exemplaren mitgelheilt, auch die im adriatischen und mittelländischen Meere
gesammelten Diatomeen angeboten hatte) g estellte Bitte, um Mittheilung einiger bei Cuxhaven gesammelten
Formen, unbeachtet blieb. Ausserdem unterstützten mich noch bei meiner jetzigen Arbeit die
Herren F i s c h e r in Pirkenhammer, Dr. P l r i l ip p i in Cassel, Professor P h ö b u s und Dr. G u m p r e c h l
durch Mittheiluiig fossiler Formen; ferner erhielt ich von Herrn Dr. M o n t a g n e in Paris mehrere seltene,
von ihm beschriebene Formen aus dem stillen Meere und dem Aiitillenmeere. Auch Herr B e r k
e l e y in King's Cliff übersandte mir A'iele von R a l f s beschriebene, seltene Formen aus England. Einige
neuholländische Formen Avurdoii in einer mit Algen vermengten Erdmasse gefunden, Avelche Herr
Dr. P r e i SS in Her/berg auf einer Nautilusschale niilgebraclil hatte. Andere Formen fand ich auf Aigen
in meiner Sammlung aus dem indischen Ocean, vom Cap der guten Hoffnung, aus dem Meere von
Koren, .lapan, Kamtsclinlka, Peru, Chile, .lamaiea und den canarischen Insolii. Die schöne Terpsinoe
mus ica wurde mit noch einigen ändern Formen in dmi Wurzelliaaren einer Marchantia au-s dem iropi-
schen .Amerika in der Sammlung des Merrn Senator B in d e r gcfuiiilen: .sie Avar schon Herrn J .in d e n b
e r g vor mehreren Jahren vorgekommeii und Heirii B in d e r , der sie mit einem Diatoma verglichen
hatte von demselben iiiitgellieill worden, (rieiclizeitig sind mir auch noch verschiedene und zum Tlieil
eigeiithümliche Formen in verscliiedenen Algensammluiigen vorgekommeii, avoIcIic mir von den Herren
Bür<*‘ermeister J ü r g e n s u. Dr. K o c ii in .Jevc^r, Amtsassessor I lö in e r in Clausthal, Dr. K a b e n lio r .s t
in Dresden und Major v . FlotoAV in llirschberg zur Bestimmung ühersandl wurden. Als mm bereits
zu Ende des März d. J. (1 8 4 4 ) 3 9 'rafeln des AVerkes, Avomit ich dasselbe abzuscliliessen liofi'te, g e druckt,
aucli der grösste Tlieil des Manuscripts schon ausgearbeitel Avar, erhielt ich nocli durch Herrn
Apotheker S o n d e r in Hamburg eine Anzahl Diatomeen, AA-elche Herr Apotheker K r ü g e r auf der Insel
Trinidad in den dortigen süssen GeAvässern gesammelt und eingesandt lialle. Zugleicli wurden mir die
Diatomeen der I l e r i n g ’schen Sammlung, Avelche Hr. Senator B i n d e r angekauft hatte, noch von diesem
Herrn zur Benutzung übersandt. Diese zuvorkommende seltene Gefälligkeit erfreuete mich um
so melir, als ich fand, dass die letztere Sammlung reich an denjenigen Formen Avar, Avidche Hr. D e
B r c b i s s o n bekannt gemacht hatte. Sanimtliche Exemplare Avaren von Herrn I .e n o rm a n d gesammelt
und mit der ihm eigenen Nettigkeit für die Sammlung zuliereilet. Die Moiigo neuer und autheiiliseher Exemplare,
AA'elche mir durch diese Millheiluiigen zu Gesicht kamen, veranlassten mich, noch die 3Ü.ste Tafel
zu graviren, und als ich schon einen grossen Theil der aufgenommenen Figuren vollendet liatte, ging noch
eine bedeutende Sendung getrockneter Diatomeen von Herrn M e n e g h in i in Padua ein, AA'elche ebenfalls
noch einige neue Formen darbot, die zuin Theil noch mit in der 3 0 . Tafel aufgenommen Averden koiniteii.
Endlich erhielt ich noch Avalirend des Druckes des Manuscripts eine Miltheiliiiig vom Herrn
Dr. D i c k i e in Aberdeen, Avelcher eine sehr ausgezeichnete eigentliiimliche Meeresform au deu Küsten
Schottlands entdeckt hatte, Sie ist unter deu NaAÜculeen als Diekieia ulvacea beschrieben,
ö a s Vorkommen und £in§ammeln der öiatomeen.
Diatomeen finden sich fast in allen GeAVässeni oder an nassen feuchten Orten. 1'äuschen Avttrde
sieh aber derjenige, Avelcher der Meinung Aväre, das diese Organismen in jedem Wassertropfen ange-
getroffen Avürden. Im reinen F lu s s - und Quelhvasser findet man niemals diese kleinen Körperchen,
Avoh! aber an den Uferrändern der Flüsse und Gräben und an den Ausflüssen der Quellen, ferner in
Rinnsteinen, an den feuchten Stellen der Wasserpumpen, an den Steinen und Pilanzen, Avelclie im Wasser
liegen. Sehr reich sind oft die felnfädigen Algen des Meeres und der süssen GeAVüsser damit bedeckt,
nicht selten so vollständig damit überzogen, dass man sie nicht AA'ieder erkennen kann. Besonders häufig
sieht man sie auch des Sommers über in Wasaertümpfeln aiisgetrockneter Gräben, oder in Regenpfützen
entstehen, avo sie auf dem schlammigen Grunde oder Ufer eine mehr oder weniger dicke, schleimige,
meist zarte, bisAveilen auch avoIü compacte Haut bilden, die geAvöhnlich durch e in e braune Farbe sich
characlerisirt. An Avarineii, sonnigen Sommertagen entAvickelu sich in diesen Massen Blasen von Sauer-
stoffgas, Avelches dieselben specifisch leichter macht und auf die Oberfläclie erhebt, avo sie dann scliAvimmend,
entweder als dünnes zartes, braunes Häutchen, oder als grössere, dickere, sehr schleimige und compacte,
häutige oder klumpige Massen, aus denen man bedeutende Quantitäten von Sauerstoffgas sammeln kann,
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