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IJIiSClIRinHUNG UND KULTUR.
Cvi'KinuitUM I.ATHAMIANUM wiirdc von Kcrri! W. B, l.atimm, Director des boinnischen Gartens in Birmingham, gezogen und ist eine
Kreuzung zwischen C. S|)icerianum und C. villosiim. So viel bekannt, war C. Spiccrianum in diesem Falle die weibliche und C. vilbsiim
die l'ollünll,inze. Jeut haben wir in C. Lathamianuni inversum dHS Resultat einer Kreuzung vor uns, bei ivclcher umgekehrt C- villosum
inii dem l'ollen von C. Spicerianuni befruclitei worden ist. Wir verdanken <liese neue Bereicherung unsrer Sammlungen dem Eifer des
Herrn Ingram, God;diniiig, des Huriiusgcbcrs und Kedacceur en chef der ¡HiisiraUd London Mcivs. Der hier vorliegende Fall ist so
recht geeignul die Thatsache zu bestätigen, dass Kreuzungen zwischen denselben Speeles ganz verschiedne Resultate liefern, jenachdeni
die eine Speeles als befriicluetide oder uls einpfangende Pflanze benutzt wh d. C. I-athainianum wird von Reichenbach kurz und präsis
mit den Worten geschildert: " C. viUosum mit dem dors;ilen Sepalum von C. Spicerianum." Die nebenbei angegebnen Merkmale sind
von sehr secundärem Interesse und geben im Wesentllehen nur die Merkmale von C. villosum wieder. Ganz anders cLigegen C.
Lathamianum inversum. Diese neue 1 lybritle zeigt zur Freude des Besitzer die Schdnhelt von C. Spiccrianum auf den robusten Bau von
C- \'illosum übertragen und ganz besonders ist die schneewelsse Farbe der ersteren Art in vollem Maasse auf den Bastard tibergegangen.
Dies Bestreben, brillante l'arben auf schöne und stattliche Formen zu übertragen wird wesentlich durch die unglatiblich (lexibie
Natur der Orchideen unterstützt und gewissermasson herausgefordert, Fs scheint, abs sie dem kühnen Experimentator jede Möglichkeit
geboten, neue und Uberraschende Formen zu schaffen. Treffend schildert Mr. Fred Doyle in der letzten Nummer der National
die gegenwärtige Lage der Orchideen-Zdchier mit folgenden Worten ; " Die Verleitung zum Kreuzen, um Farben zu übertragen ist stark
und wird noch starker wegen dur S|)annenden Ungewissheit, welchen Erfolg die eingeleiteten Kreuzungen haben werden. Nach Allem,
was ich Uber ilen Gegenstand gehört oder gelesen habe, ist zur Zeit Niemand fähig, irgend ein Gesetz anzugeben, welches die Frage
bezüglich des Aussehens der zu erwartenden Kreuzungspcoducte entscheidet. Im Allgemeinen werden Anklänge an beide Eltern
vorhanden sein, aber bis zu welchem Grade der eine oder der andre von beiden Uberwiegt, welcher von den Eltern die Form und welcher
die Farbe hergiebt, oder ob eine völlige Durchmischung beider stau findet, darüber fehlt uns bis jetzt jeder Anhalt. Der Züchter wählt die
reinsten und schönsten Typen zur Nachzucht ist aber die Kreuzung vollzogen, dann gehe es, wie es mag. Dass oft der Erfolg den
Erwartungen nicht entspricht, ist klar, dass das Bessere auch hier der Feind des Guten ist, zeigt uns das Beispiel des C, Lathamianum,
welches gut ist, aber von dem besseren C. Lathamianum inversum überboten wurde. Diese rationell unternommenen Kreuzungen haben
indessen noch einen anderen höchst priiklischcn 2weck, welcher darin beruht, kräftigere, widerstandsfähigere Hybriden zu schaffen aus
i'ormen, welche diese Eigenschaften nicht in wünschenswertem Grade besitzen und wenigstens hier steht uns der gut beglaubigte
Rrfahningssiitz zur Seite, dass Bastarde unter allen Umständen veg-atativ kräftiger sind als die Eltern, So verhalt es sich zum Beispiel
mit C. Fairrieanum (Lindl.) von Bhootan. Diese Pllanze ist so zart und so schwer zu cultivieren, dass vermutlich nur wenige der
einstmals eingeführten E.vemplare noch am Leben sein dürften ; als es jedoch mit C- barbatum (Lindl.) vom Mt. Ophir gekreuzt wurde,
entstand C, vexillariuni (Rchb. f.) welches die kräftige Constitution von C. barbatum und wenn auch nicht alles so doch viel von der
eigenartigen Schönheit von C, Fairricanum geerbt hat. Zu den hochtropischen Cypripedien gehört C. Sanderianum (Rchb, f.) eine
Kreuzung zwischen dieser Art und dem ait bekannten C. insigne (Wallich) hat Sämlinge geliefert, weiche In weit niederer Temperatur
gedeihen und also in weitaus höherem Masse Verbreitung finden werden als diis kostbare und sehr empfindliche C. Sanderianum. Welch'
eine höchst aussergewöhniiche Form würde z. B, eine Kreuzung zwischen C. hirsutissimum mit C- niveum ergeben, beide in ihrer Art
brillante Vertreter sehr verscliiedner und sehr ausgezeichneter Typen und jedenfalls wäre zu erwarten, dass der Bastard sich mit der
gemässigten Temperatur von C. hirsutissimum begnügen würde. Die Reihe der Beispiele solcher erfolgreicher Kreuzungen ist lang. Wer
den Vorzug gehabt hat, einige der besten englischen Sammlungen zu sehen, wird eingestehen müssen, dass es Uber menschliches Können
hinausgeht, die Grenzen dieses weiten Gebietes auch nur zu ahnen. Das Resultat dieser Betrachtung ist jedoch zum Glück ein durchaus
erfreuliches, ungeahnte Schönheiten werden wir sehen."
nach einer I'flanjc im Besitz {leg J-Icrrn C. L. Ingram, Elstead House, Godalming, England.