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n i i s c H R i u i n ; N ( ; UND KUI.TUR.
Dikse pillcluigc l'flmizc ist ohiin Zwpifcl eine dur schiinsicn jemals cingcAllirtKn Arten, und ist auch im Habitus von allen andern in Ciiliur
bofiniilicheii Sixcies dieses Genus ganz verschieden, Sic ist auf Maü.iga-scar lieiniiscli, wo sie das Innere dicliter, scliattlgcr, fast pfadloser
W.tkier bewohnt. Ihre fleiscliigen, spindelförmigen Stengel, welche sich stlbst durch ihre Wurzeln fest lialten, durchziehen die, in der
rauhen B;>iiinriiKlc gebllcJetcn Risse, bis sie dt;n reieh mit Moos bedeckten Humus, mit welchcni der Boden angefüllt ist, erreiclien. Die
neuen Triebe entwickeln sich im Winter, die ülKtter sind ISngUch. mgespll2l inid gefaltet, 36—45 em. lang, der UlUthenstand ist immer
a\irrecht, traubenartig mit 7—12 Ulumen, welche mit den jungen Trieben hervorgebracht werden. Die Sepalen und l'etalen sind elfenbeinwelss,
die Lippe ist schief triebterfürniig gestaltet mit Läppchen, welche auf gelbem Grunde dicht mit carmoisinrothen 1-'lecken und Punkten
besetzt slrtd ; das vordere Läppchen ist rund, eingekerbt und wellig, «eiss mit rosa gefärbten Hecken und Strichen, wahrend eine Anzahl
erhiihier, warzigei- K.^mln^^ in Linien die Scheibe verliert; an der Basis der Lippe befindet sich ein gelber federiger BUschel, welcher an
den Kopfschmuck einiger kleinen Colibris erinnert. Diese l'llanze ist bisher als filr schwer zu ctiltiviren gehalten worden, was, wir glauben,
mir ihren nicht genügend verstandenen Anforderungen zuzuschreiben ist; die Pflanze ist naturgeniäss In unsrer trübsten Jahreszeit, nfimlicb
November, Uecember imd Januar in ihrer vollsten Lntwickelung. In diesen drei Monaten, in wcichcn sie gewöhnlich ihre Triebe und
Bliithen erzeugen, sollten sie bei reichlichem Giassen und bestandigem Spritzen eine Tem¡Jcratur von 20°—12' R. am Tag, welche in der
Nacht um i'iinf Grad fallen kann, erhalten. Sie müssen entweder in Ilachen Schüsseln, oder an hohlen, kahnfbrmigen Holzgittern cultiviri
werilcn, und zwar in riiicr Misclning von leichter, faseriger, brauner I-laideerde (peat) tnid Moos (s|)hagnum}, mit guter Drainage versehen,
und nahe dem Glase placirl, aber immer bei direkteiii Sonnenlicht beschattet werden. Die AtmospliSre kann nie zu feucht sein, wenn die
Teuchtigkeit nicht tlurch Dampfen der heisseii Heizungsrohre hervorgebracht wird ; keine Orchidee kann in einer mit Dampf gefüllten
Atmosphäre waehscn. Gelber Thrips siedelt sich gern auf ihren saftigen Stengeln und. Blättern an, und die von ihnen angegriffenen
Pflanzen erlangen bald ein braunes, verbranntes Aussehen ; wird indessen Räuchern und Eintauchen in Zwischenzeiten von ungefähr zwei
Wochen vorsichtig bewerkstelligt, so werden die Pflanzen von Thrips oder it^nd andern Insekten nicht benacluheiligt werden. Wir
haben mit unsrer letzten Importation dieser Pflanzen guten Erfolg gehabt, indem sie grosse Triebe und ausgezeichnete Blumenstengel unter
dem hier emphohlenen Cultursysteni entwickelt haben, Phaius tuberculosus wurde zuerst von unserni Sammler Herrn Leon Himiblot nach
Haus geschickt, und die erste Sendung kam im November 1S83 an." Wir erinnern wohl, als wir ihn mit seinen Pflanzen in Marseille
antrafen, er war damals ernstlich krank, und es verflossen Jahre, bevor er mit der zweiten Sendung im März 1887 wieder anlangte. Wir
glauben nieiit, dass irgend Jemand jemals wieder unternehmen wird, diese Orchidee zti holen, wenn er den Platz, die Einwohner, als
iiuch ihren natürlichen Standort kennen würde. I'red Boyle gibt eine wahre Beschreibung Uber das gefährliche Simmieln im liefen Innern
von Madagascar in einer der letzten Nummern von " Longman's Magazine," wo er sagt;—"Auch Madagascar wird einige erstaunenswert he
Neuheiten liefern, es hat bereits mit einem Scharlachrothen Cymbiriium den Anfang gemacht, Dass solch ein Wunder esistiri, Ist seit
einigen Jahren bekannt geworden, und nicht weniger als drei Sammler gingen, es zu suchen ; zwei starben, und der dritte ist seit seiner
Rückkehr nach Europa schwer krank gewesen, aber er fand den Schatz, welchen wir zu seiner Zeit erblicken werden. Diese Theile von
Madagascar, welche speciell Botaniker anziehen, müssen in der That Todesfallen sein ! Herr Leon Humblot erzählt, wie er in Tamatave
mit sechs Lantlsleuten speiste, welche verschiedene Wissenschaft Ii ehe Zwecke verfolgend das Land bereisten; innerhalb vier Jahren starben
die sechs, (einer von ihnen wjir sein eigener Bruder) und er allein blieb am Leben. Ein andrer dieser Unglücklichen, welcher im Auftrage
von Herrn Cutter reiste, um Schmetterlinge und Vogel zu sammeln, schoss nach einem GfJtzenbild der Eingeborenen; die Priester tränkten
ihn mit Petroleum, und verbrannten ihn scheusslich auf einem Tisch, vielleicht ihrem Altar. Herr Humblot hat selbst schreckliche
Erfahrungen gemacht; er fand vor sieben Jahren Phaius Humblotii und tuberculosus in den todbringenden Sümpfen des Innern, wenige
der gesammelten Knollen llberlebten die Heimreise, und als sie in Stevens' Auctionlocal zum Verkauf angeboten wurden, erregten sie
grosses Aufsehen ! Herr Humblot riskirte vor zwei Jahren wieder sein Leben, und erhielt eine Menge PRanzen jedoch tmter schrecklichen
Kosten ; er brachte zwölf Monate im Hospital zu Mayotte zu, und bei seiner Ankunft mit den Pflanzen in Marseille, gab ihm der Dokter
keine Hoffnung auf seine Wiedergenesung."
Unsrc Abbildung ist nach einer Pflanze Im Besitz ;urford L«l«c, Dorkini