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V O R W O R T .
D ie , (lern unbevvaiTneten Ange verborgenen Wunder der niedera Thier- und Pflanzenwelt
zu enträthseln, war der neuesten Zeit aunjehalten. Die Optik war bereits den übrigen
Naturwissenschaften vorausgeeilt, aber noch hatte Niemand versuclit, die ganze Kraft der
möglichen Vergrösserungen in der Naturkunde nutzbringend anzuwenden. Von Hook bis zu
Hedwig war das Mikroskop mehr als Spielzeug, denn als mächtiges Ilülfsmittel zur Enlrälh-
selung der Geheimnisse der organisirten Natur beti-achtet worden, untl die Versuche Malphigis
und Grew’s eine gründliche Pflanzcnanatomic zu schaifen, waren bis zum Beginn des neunzehnten
Jahrhunderts unbeachtet geblieben. Ein gleiches Schicksal hatten Michaeli’s und
Schmieders Beobachtungen niederer Gewächse. Erst mit Hedwig begann die Epoche des
Mikroskop’s , und mit den Verbesserungen, die dieses wichtige Werkzeug in unseren Tagen
erhalten, hat sich dessen Anwendung über alle Zweige der Naturwissenschaften ausgedehnt.
Alle grossen Entdeckungen des letzten Jahrzehent’s zu schildern, verbieten Ort und Raum.
Die Kunde der niedern Organismen hat durch die stäte Anwendung desselben eine andere
Gestalt, und eine feste Basis erhalten. Namentlich verdankt die Mycologie iln e ganze neuei-e
Ausbildung den kritischen miki-oskopischen Untersuchungen, welche unsere Zeitgenossen an
den verschiedenartigsten Pilzen und Schimmel unternahmen. Eine neue Systematik wurde
geschafTen, und viele der kleinsten, dem unbcwalfneten Auge kaum sichtbaren Foi’inen dieser
eigenthümlichen Schöpfung untersucht, entzilfert, und an ihre entsprechenden Stellen gereihet.
Seit fünfzehn Jahren haben wir uns mit den schönen Gebilden der Pilze beschäftigt,
und vorzüglich waren es die Staubpilze und Schimmel, welche unsere Aufmerksamkeit fe.ssel-
len, und denen wir unsere gesammte Thatkraft weihten. Diese wiindeibaren Gestalten mit
Hülfe trefflicher 3IiIiroskope zu enträthseln, gehörte zu uiisereji schönsten Vergnügungen.