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Aiif fiiulciulen organisclicii Su bstan zen, vorzüglich auf Slärkjnclil- oder zuckcrlialfigeii rilauzciistofTen oder
deren l’rodiiktüii. Hier auf Papier, Kirsclicn und auf Kleister ahgehildct.
Dioser in I lin s ic lit au f Fo rm und Co lo rit ausgezeichnet sch ö n e, und häufig vorkoiiimende Schimmel ä n d e rt so
maiinigriillig a h , dass es fast umiiöglicli is t eine D arste llu n g ulicr seiner uns b e k a n n t g ewordenen Formen wiederzugeben.
tV ir haben liier hei llesclivänkung des llaum e s un d d e r Berücksichtigung des Zw eck es d ieser B lä tte r: F r e u n d e f ü r d ie
M y c o lo g ie z u g e w i n n e n , n u r die häufigst vorkommenilen Fo rm en a h g eh ild c t, und w erd en dieselben m it einigen Ilinw ei-
suiigcn a u f ihre ü chergangsformen in ju ögllchster Kü rz e beschreiben.
Coremium en tste llt durch A ussaat und is t sowohl P rim ä r- a ls auch S e c u n d ä r-P a ra s ite , indem cs en twed e r u nm ittelb ar
a u f faulenden Su b s tan z en , a ls Flcis cli, Pa iiler (Fig . 1 .), FrUclilen, vorzüglich au f Aepfeln od e r Kirsch en (F ig . 2.) o d e r am
hiuifigsleu auf Buchbimlorklcister (Fig. 3.) eiitsleh l; od e r a ls Sek u n d ä rp a ra sitc corumjiirte an dere Schimmelfürmen, vorzüglich
Mucor Miicedo, Ascophora Mucedo und Pciiicillium glaucum b ewo h n t (s. Iconcs fung. I I . pag. 17.). W ir h ab en b ish e r v ier
Ilau p lg riip p en , drei normale u nd eine norm w id rig e, nufgefunden, denen sich alle bisher von uns geselien en , od e r vo n an deren
Forsch ern d a rg e ste lllcn Fo rm en dieses Schimmel-Proteus u n lc ro rd n en lassen. Die
e r s t e d i e s e r F o rm e n g r u p p e n zeich n et sich d adurch a u s , dass die fru chttragenden Fäd en s e h r sp ärlich en twick e lt
un d die Sporenkettcii nie in Bündel v e re in ig t, so ndern s te ts divergirend u nd nickend (F ig . 4. 5. ö. 11. 12. 13.) sind. Die
z w o i lc G ru p p e b e sitz t ebenfalls s e h r sp ärlich en tw ick e lte , und von e in an d e r en tfe rn t stehende fru chttragende
F ä d e n , a b e r die Sp o ren k etteii a lle r Aeslch en d ie ser F ä d e n sin d a u frech t, bündclfürmig v e re in t, un d bis z u r völligen llcifo
au einandeiliegend (F ig . 15.), un d diese is t die se lleiisle u n te r den von mir g e sehenen Formen. Die
d r i t t e G ru p p e umfasst Ind iv id u en , de ren fru ch ttrag en d e F ä d e n und Sp o renkelton so g ed rä n g t steh en , dass diese ein
Iraiibiges (Fig . 14. 1 6 .) , sp ä te r a b e r unregelmässig g e lap p te s, und du rch Zerfallen d e r Sp o ren k etten stau b ig e s Köpfclicn
(F ig . 7 — 10.) bilden. Die
v i e r t e G ru p p e umfasst n u r k ra n k h a fte , normwidrige Bild u n g en , wo en twed e r d e r S tie l durch V erk ü rzu n g
un sch ein b a r gewo rd en , und k e in e , oder n u r s e h r spärliche SporenhLldung sla llfiiu let (Fig . 17. 18. 1 9 .), o d e r wo e r völlig
verschwunden is t , un d sicli in mclir od e r min d e r unrcgclmässige polsterförmigc T r ä g e r , m it od e r o hne Sporenhililung
aufgelöst h a t (Fig . 20. 21.). H ie r kommen o ft nocli zwei Missbildungen n ebenbei vor. E s sind e n tw ed e r die frucbUragenden
Fä d e n denen des T räg e rs in H in sich t F o rm , L ag e u n d Grösse g leich g e b lieb en , un d en twickeln d ann n u r eine Sp o ren k ette
(Fig . 22 .), od e r sie sind h ö h e r als die F ä d e n des T räg e rs , u n d quirlfürmig v e rä ste t (F ig 2 3 .) gleich je n en n o rmalen Pflänzcheii,
mul trag en rciclillche Sporctikcttcnbiimlel. Sind die Missbildungen s e h r gross und a iisg eb re ile t (F ig . 21.) un d vcrliicssen viele
derselben zu grossen Busen (F ig . 3.) sich hie rb e i m it e in er dicliten L ag e von Sp o renstauh bed eck en d , dann g lau b en w ir in
denselben Mucor cnistiiceiis L in iie , od e r Pénicillium cruslaceum F rie s (S . Myc. I II . p. 4 07. e x c l. Syn.) wicderzucrkeiinen.
Alle diese Formengruppen b esitzen v erschiedene Sp o re n - un d Stielfarhungen. Die u rsprüngliche F a rb e des Stieles
un d se in er Fäden is t in der Jugend des Pilze s w elss, und gclit b e i manchen Individuen allmälig durcli blassgelb in ch rom-
od e r goldgelb ü b e r; die d e r Sporen is l anfänglich auch w eiss, und g eht d o ic h g rau in ein m eh r od e r minder gesättig te s
Grau g rü n , od e r in ein schmutziges Sp angrün ü b e r.
D e r Stiel isl. aus äslig en , fa s t un g e th eiltcn d ich t ve rw eh ten Zcllfäilen (F ig . 30.) g eb ild et, welche o ft Ocllröpfchen
in ihren Zellräiimcii fü liren, und na ch d e r F a rb e des Stieles gelb od e r weiss sind. D e r Stiel se lb st is t k u rz (F ig . 3. 5. 6.),
od e r hoch un d sch lan k (Fig . 7 — 9. 13. 15. 16.). Seine Oberfläche is t fa s t g la tt (Fig . 4 — 9. 1 6 .), k u rzliaa rig (Fig . 13. 14.),
oder k rau sliaa rig u nd wollig (F ig . 12. 15.). S e in e r F o rm nacli is t e r walzenförmig (F ig . 16.) od e r k nollig (F ig . 12. 15.).
.Vm Grunde ist e r sic is v e rd ic k t, un d seine F a s e rn g ehen u nmittelb ar in das m eh r o d e r minder s ta rk e Wnrzelgeflechte üb e r.
Nach oben e rw eitert e r sicli meistens garbenförmig (Fig . 4 . 5. 6. 13.), s e lte n e r k eu lig (Fig. 11. 12. 1 5 .), u n d b ild e t den
die fruchlfragendcn Fäd en entwickelnden K o p f, indem e r sich au flo c k ert, d ie .F ä d en un d ih re A este ausein an d er tr e te n und
iso lirt endigen. E inzelne derselben wachsen ü b e r ilire b e n ach b arten emp o r, bilden einen b is d re i A stwirlc l (F ig . 2 4 — 26.),
mit fast glcicli hohen Aesten , deren je d e r an se in er Spitze Sp o ren k etten träg t. Diese le tz te ren sind en twed e r v e re in ze lt od e r
7.11 zwei bU drei an d e r Spilze d e r Aestclien (Fig . 26.) b e fe stig t, sind a u frech t, an e in an d e r g e lag e rt (F ig . 24.) mul tren n en
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sich sp ä te r en twed e r durch ihre Eigenschwere (F ig . 2 5 .), od e r m it den vom Zenfralfaden sicli cnife rn cn d en .Astspilzcn
(F ig . 26.). Sie sind frü h e r au frech t und k u r z , sp ä le r la n g , zeh n - b is zwan/.igspoiig, u nd nickend. Im A lle r zerfallen sic in
die e in z e ln en , k le in e n , eifö rm ig en , lia lhdiirchsichtigen, g rau g rü n en Sporen (F ig . 2 7 .) , welche deutlich Episporium und
S p o re n k e rn b e i s ta rk e r Vergro sseru n g zeigen. S a c t man die Sporen a u f fcuclites Pa p ie r od e r G la s, so keimen sie schon im
Verlau fe von a ch t bis v ier un d zwanzig Stunden, wobei sie an iiirer Spitze einen z a rten , weissen, h ohlen, un d kle in e Tröpfclieii
enth alten d en Kciinfailen (Fig . 28.) bilden.
Im Köpfchen, an d e r Spil/.e des Stieles sie h t man die Spitzen od e r die En d stü ck e (Fig . 29.) d e r tinfruchtliarcn Fäden.
S ie sind h o h l u nd en th alten , wie au ch die Zellräume d e r fru ch tb a ren Fä d e n (F ig . 26.) eine g ro sse Zah l Triipfclien, e in er hellen
«ngefdrhlcn Flüssigkeit.
B e i oberflächlicher Un tersuchung k o n n te die grosso .'Vohnliclikeit d e r Spo ren trag en d en Fä d e n des Coremium
(F ig . 2 4 — 26.) m it den Fad en träg ern des Pénicillium glaucum mu l d e r Pen icillia ü b e rh a u p t, mul sein Vorkommen als
Sek u n d ä rp a ra site a u f d e r g en an n ten A rt d e r Pinselschimmel seh r le ich t z u r A nsicht v e rle iten , Coremium als ahiiorme Form
v o n Pénicillium glaucum zu be tra ch ten . D a a b e r Coremium n ilg a re a u f so höclist verscliiedenen Stoffen Iclit, n icht immer
a n d ere Schi:nmel a ls Vo rg än g er seines A uftre tens h a t, un d so g a r Pénicillium od e r an dere co rumpirte Schimmel se lten er als
a n d ere K ö rp e r b ewo h n t, dabei ab er in d e r W ese n h eit se iner F o rm und Bildungen sich s te ts n ah irh islo risch -g le ic h h le ih l: so
w ird cs wohl überflüssig sein dasselbe fern erh in als p a thogenetisches P ro d u k t zu b e tra ch ten , u n d d a h er aus u nse ren systematis
ch en Aufzälilungen als se lbstständiges Genus zu stre ich en . M ir seh en v ielmehr in Coremium e in e d e r hö ch st entwickelten
b e k an n t g ewordenen Schimmelformcn der Aspergilleen, un d eine je n e r U rty p en , die in den Reihen n ied erer En tw ick elu n g als
e r s la n tc .Ahnungen e in e r hö h e ren Formengruppe zu b e tra ch ten sind. D e r gemeine P iiiselschopf is t ein Pénicillium synihelicmii,
w ie M^allroth, seh r rich tig b em e rk t, a h e r es is t auf den S tie l e in e r Clav a ria sim plex ve rp flan zt, und in manchen seiner
p h antastischen Fo rm en is t e r gleichsam ein MinialurhÜd so m an ch e r rie s ig e r m o n o k o ty ler (F ig . 11 — 13. 15.) o d e r dik o ly lcr
Schöpfungsglicder (Fig. 7 — 9.) d e r übrigen Pflanzenwelt.
Im Allgemeinen sin d mir die b ish e r b e k a n n t g ew o rd en e n , vo n je n e n aller h ö h e r en tw ick e lten Pflanzen so
abwe ichenden, o ft ab en th eu erlich en un d schönen F o rm e n d e r Sch imm el, a ls gö ttlich e Geschenke fü r die Mühen d e s , an die
tro ck e n e europäische Sch olle g e b u n d en en , un d die Genüsse d e r T ro p eiiw e lt e n tbehrenden Natu rfo rsch e rs erscliiencn.
Und glücklich — ü b erglücklich, werd e ich Denjenigen preisen, d e r einst ernsten IVillens und reg e r T h a tk ra ft voll, im Sch a llen
ewiger Urw ä ld er, und au f den T rüm m ern e iner riesigen, von A lexander von Humb o ld t so meiste rh a ft g e schilderten Vcgclalion,
die p h an tastischen G estalten d e r tropischen Schimmel suchen, entziÛéin, und dem an die k a lte liebelose Gesellschaft gefesselten
armen Natu rfo rsch e r in treu e n Bild ern vorlegen wird. Und sollte ich den d ro henden S tü rm en des L eh e n s en tg eh en , un d mich
am Buseii d e r M’issenscliaften je n e r kommenden T a g e und T h a te n freuen d ürfen; d ann wird es le ich t sein, die von mir so oft
b e rü h rte n combinatorischen Reihen un d ih re Lü ck en zu e rg än zen , u nd v ielleicht je n e dabei anzuwendcnde Fo rm comp araü v c r
Fo rschung zu einem eigenen Wissenschaftszweige zu e rheben.
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E I lK L . \ l l ü N G D E R T A F E L X X V .
F ig . 1 — 3. Nalü rlich e Grösse des Schimmels au f P a p ie r, K irsche und K le iste r. Fig . 4 — 16. verschiedene normale
E n twickelnngsformen desselben v e rg r. Fig . 17 — 21. ab norme En twickelungen desselben v e rg r. Fig . 22. Ein Liingsschnilt
d e r Form Fig. 20. um die F a se rn des T räg e rs und die Sporcnbildung 7-u zeigen st. vergr. Fig . 23. Ein desgl. aus Fig . 21. wo
b c re lls die sp o reniragendon Fäd en den normalen g leich en twick e lt sin d , v e rg r. Fig . 24. Ein F a d e n trä g e r mit geschlossenem
Astwirle l und g rau en an ein an d er liegenden Sp o ren k etlen se h r ve rg r. Fig . 25. E in .Astwirlcl m it geschlossenen .'Vesten,
und b e re its e n tfe rn ten nickenden K elten aus g rü n en Spo ren , v e rg r. Fig. 26. Ein a lte r F a d e n lrä g e r m it doppeltem Astwirlel
se h r sl. ve rg r. Fig . 27. Sp o ren k etlen u nd Sporen s. st. vergr. Fig . 28. keimende Sp oren; Fig . 29. Die Spitze e in er sterilen
Fa s e r aus den Köpfchen st. v e rg r.; Fig. 30. F a se rn aus dem Gewebe des Stieles sl. vergr.