V o r r e d e .
D ieselb en Gründe, welche mich veranlafst halten die Abhandlung der Conchiferen durch Weglassung
der Terebrateln abzukürzen, bestimmen mich nunmehr, mit gegenwärtiger Beendigung der Gasteropoden
auch das ganze Werk zu beschliefsen. Die bis jetzt in Deutschland entdeckten Cephalopoden, so wie
die Thiere der übrigen Klassen und die fossilen Pflanzen, sind entweder bereits abgebildet, oder es
steht ihre Abbildung in den Fortsetzungen angefangener Werke zu erwarten, so dafs mir also nur die
Wiederholung bekannter Gegenstände übrig bleiben würde. Wäre eine so rasche Folge zahlreicher
Entdeckungen voraussichtlich gewesen, so würde ich den Titel: Beiträge zur vorweltlichen Fauna
Deutschlands, gewählt haben.
Um jedoch dem gegebenen zu entsprechen, oder vielmehr ihn zu entschuldigen, habe ich die Ueber-
sichtstaieln der Oolith- und der Rohlen-Formation beigefügt. Die Definitionen und Beschreibungen der
Arten sind absichtlich so kurz als möglich abgefafst, iheils, um die Unterscheidungsmerkmale um so mehr
hervorzuhebeu, theils, weil mehre W orte zur Erläuterung der Abbildungen nicht nötliig zu sein schienen.
Da mein Augenmerk vorzüglich auf die Unterscheidung der Arten gerichtet war; so habe ich neue Gattungen
nur dann aufgenomraen, wenn die aufgesiellten generischen Merkmale deren Haltbarkeit verbürgten,
und unter diesen diejenigen mit Mifsbehagen, deren Namen einem verdienten Schriftsteller zu Ehren
gebildet sind.
Man wird dabei unwillkührlich an die Frauen und Töchter dieser zu ehrenden Herrn erinnert,
welche zwar gestatten, ihre Namen schönen Blumen beizulegen, aber nicht geschmeichelt werden,
wenn man sie mit verwitterten Schneckenhäusern oder gar mit verfaulten Krokodilen, Kröten und Schlangen
vergleicht. Frau M u r c h is o n ist noch erträglich bei der Zutheilung einer alten Hornschnecke
durchgekommen, und Herr Murchison kann diesen Glimpf nur dadurch erwidern, dafs er neu entdeckten
Herzmuscheln die Namen „A r c h i a c i a n o b i 1 i s“ und „V e r n e u i 11 i a i n s i g u i s“ beilegt. Aber wie
grausam ist P o r t l o c k mit den Töchtern des Herrn P h i l l ip s verfahren! Diese wären, nach den gegebenen
Bildern, allerliebste, kleine und seltene, mondköpfige, schiefäugige, fufslose, über und über mit
zierlichen Warzen bedeckte, dreitheilige, verrottete Seekrabben, deren jede auch schon diplomatisch an
einen Liebhaber vertheilt ist, unter welchen nur von dem Einen gerühmt wird, dafs er ein joiing ge/U-
leinan sei.
Sollten nicht alle Naturforscher den Herrn P o r t lo c k ritterlich in die Schranken fordern, weil er
mit gottloser Bosheit von der schönen „ P h i l l ip s i a o r u a t a “ berichtet, ihreFurchen seien mit Höckern
geziert und ein Lieutenant habe sie auigegriffen und ihm überantwortet. Wäre ich an der Stelle des
Herrn P h i l l i p s , so würde ich eiligst die Knochen eines alten Seedrachen aufsucheu, und diese
Gattung P o r tlo c k o c lo n m a l i t io s u m nennen, oder einen furchtbar ausseheiiden Krebs mit dem Namen
P o r t l o c k i a m o 7i s t r o s a belegen.
Der Vorschlag der Britlischen Association zur Verbreitung der Wissenschaften, jeder in eine andere
Gattung versetzten Art den Namen des ersten Autors mit dem.Zusatze; sp. beizufügen, scheint mir so
zweckmäfsig, dafs ich denselben bei der letzten Lieferung in Anwendung brachte, und die Hoifnuiig
hege, Nachfolger zu finden, wenn auch ein Theil meiner eigenen n o b is dabei verloren gehen inufs.