Dynaliic, der Tfdierkcflcn. Der Gründer diefer Dynallie war Barqüq, der Sohn eines Cirkaflifchen Renegaten,
im Jahre 1364 als Sklave nach Egypten gebracht, wo ihn* feiner auffallenden Schönheit wegen der mächtige Emir Bogha
in Kairo ankauftc; und unter die Zahl feiner Mamluken aufnahm. Unter diefen wurde er vermöge feiner Fähigkeiten
feltencr Art, feltr 'bald einer der Hervorragendilen, flieg nach und nach zu den höchflen Aemtem empor, bis er fchliefslich
in der Io Überaus wichtigen Stellung eines Atabek-el-'afiqer > Generaliflimus der Arme^i, als erfler der Emire die Regent-
fchaft für den fechsjährigen' Sultan führend, fich felbfl. des Thrones bemächtigte, den er mit Zuflimmung des damaligen
Chalifen Motakkel-b-iilah, unter dem Namen Melek-el-daher Barqfik >dcr ruhmreiche König Barquk« im Jahre 1382 beftieg.
Die Gefciüclite hat; fein Andenken bewahrt in der die Kämpfe des Tartarenfllrften Tamerlan behandelnden Epoche, und in
Kairo lebt fein Name fort durch die von ihm angelegte Mofchee, welche noch heute eine Zierde der Stadt ift, und zu den
beachtenswcitheften Werken der arabifchen Baukunft auf cgyptifchem Boden gehört. Seyf-ed-dyn-Tattar. Melek-el-daher,
der alfo denfeiben Thronnamen führte, wie der Gründer diefer Dynaflie, war dann als fünfter in der Reihe der Tfcherkeflen-
Suitane auf Melek-d-Muzzafler gefolgt. Er hinterlieis bei feinem Tode einen noch unmündigen Sohn Mafler-ed-dyn Mohammed,
der bei der Krönung den Namen Melek-d-faläh erhielt, doch, unter die Vormundfchaft eines Günfllings feines Vaters, des
Seyf-ed-dyn-Barfebay geftellt, nur wenige Monate regierte, denn dem Vormunde gefiel es fehr bald, an feinem Mündel ebenfo
zu handeln, wie einfl der Vater diefcs Mündels, Seyf-ed-dyn Tattar, an dem feiner Vormundfchaft an vertrauten Melek-d-
Muzzafler gehandelt hatte. Wie Muzzafier dnfl nach 7 Monaten der Regierung von feinem Vormunde und Schwiegervater
entfernt worden, fo wurde der junge Melek-el-Saiäh fchon nach vier Monaten gezwungen, den Thron feinem Vormunde
Seyf-ed-dyn-Barfebay zu überladen, der nun als regierender Sultan den Namen Melek-el-Afcheraf-Barfcbay annahm.
Dies gefchah im Jahre 1422 n. .Chr. unter Zustimmung des damaligen Chalifen EI-Moflakfy-b-illah, der zwar noch in Kairo
refidirte, doch durchaus nicht mehr als Herr regierte, denn der Chatif jener Zeit war nur noch oberfter Priefter, die weltliche
Herrfchaft befand fich fchon längft vollftändig in Händen der Sultane und Emire. Der Melek-et-Afcheraf-Barfebay,
deflen Grabmofchce uns die vorliegende Tafel zur Anfchauung bringt, war alfo, wie wir fehen, keiner von den Chalifen,
fondem ein Sultan der zweiten Mamluken-Dynaflie, und zwar der fiebente in der Reihe der Circaflier. Seine Regierung
ifl unter anderem für uns von Intereffe wegen der Kämpfe, die zu feiner Zeit um die Herrfchaft von Cypem geführt
wurden. Als egyptifcher. Vafidl hatte den Königsthron von Cypem damals inne ein Johann HI. von dem berühmten, aus
Poitou flammenden Gefchlechte der Grafen v. Lufignan, die fchon in der Gefchichte des 10. Jahrhunderts uns begegnen.
Die durch ihre Schönheit ausgezeichnete Tochter eines Königs von Albanien, auf die man das Märchen von der fchönen
Melufine übertragen hat, foll die Gemahlin eines Grafen v. Lufignan, des Grafen Raimondin gewefen fein, und in der
Mitte des 12. Jahrhunderts tritt in den mit den Sara eenen in Paläflina geführten Kämpfen ein .Hugo VIII. von Lufignan
auf. Diefer ftarb im Jahre 1164 und hinterliefs drei Söhne, von denen Guido, der jüngfle, mit der venvittweten Markgräfin
von Montferat, einer Tochter ’des Königs von Jerusalem, vermählt war. In Folge deflen übertrug man ihm im
Jahre 1182 die Regcntfchaft für leinen erblindeten Schwager Balduin IV. von Jerusalem, der aber 1185 die Krone nicht
ihm, fondem feinem noch unmündigen StiefTohn, dem Markgrafen von Montferat vermachte; da jedoch diefer nach kurzer
Zeit plötzlich flarb, wurde dennoch Guido nun König von Jerufalem. Derfelbe kämpfte am 4. Juli 1187 . in Gemeinfchaft
mit Raimund von Tripolis gegen den grofsen Salah-cd-din in der für die chrifUichen Heere einen fo unglücklichen Ausgang
nehmenden Schlacht bei Tiberias, in welcher er mit den Grofsmeiflem der Tempelherren und Johanniter in Saladin’s Gefangen-
fchaft gerieth. Wieder in Freiheit, gefetzt, zog er es nun vor, fein unficheres Königreich Jerufalem mit Cypem zu
vertaufchen. Gegen Zahlung einer Entfchädigungsfummc an die Tempelherren erhielt er das Königreich Cypern als'Lehn
von Richard Löwenherz, der auf feinem Zuge gegen Saladin im Jahre 1 191 -die Infel für England in Bcfitz genommen
hatte. Diefer Guido von Lufignan nun iß der Stammvater derjenigen Linie, welcher der zu Anfang des' 15. Jahrhunderts
auf Cypem' regierende König Johann III. angehörte,, den unler Sultan El-Afcheraf gezwungen hatte, die Oberhoheit
Egyptens durch Zahlung eines jährlichen Tributes anzuerkennen, ln Folge einer Erbflreitigkeit wurde El-Afcheraf fpäter
nochmals mit .in die Kämpfe auf Cypem verwickelt, indem der. genannte König Johann den Gemahl feiner legitimen
Tochter Charlotte, den Prinzen Ludwig von Savoyen als Nachfolger in der Regierung eingefetzt hatte, wogegen jedöch fcin
natürlicher Sohn, der mit einer edlen Venetianerin aus dem Haufe Comaro vermählte, nachmalige Jacob II. EinfprUche
erhob und mit Hilfe des egyptifchen Sultans und Venedigs fich auch wirklich in den Befitz des Thrones von Cypem fetzte.
Die arabifchen Gefchichtsfchreiber fpenden unferem Sultan El-Afcheraf Barfebay das höchfle Lob; fie rühmen, ihn
als einen cncrgifchen und tapferen, durch Weisheit, Gerechtigkeit und Milde ausgezeichneten, für das Wohl, feiner Unter-
thanen Sorge tragenden Filrflen, und bezeichnen feine fcchszehnjährigc Regierung als die 'glücklichflc Zeit Egyptens
während der Dauer der tfcherkeflifchen Mamlukenhcrrfchaft.
J ohannes D ümighen.