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Die Stadt Girgeh liegt in Oberägypten auf dem weltlichen Ufer des Nils. Sie war ehemals die Hauptßadt
Oberägyptens und ift noch jetzt eine feiner größten Städte. Wie fchon der Name Girgeh, die »Georgsftadt., lehrt, ift fie
chriftlichen Urfprungs, und hat daher keine alten Denkmäler aufzuweifen. Sie ift nämlich nach dem heiligen Georg, dem
Schutzheiligen der ägypdfehen Chriften, benannt. Auffer einem koptifchen befindet fich hier ein römifdi katholifches Klofter,
und zwar das ältefte in Aegypten.
Dafs Girgeh fo gut wie alle mohammedanifchen Städte feine Bazare, feine Märkte hat, ift felbftverftändlich. Nur
mufs man nicht erwarten, hier das Bild der reichen, mit koftbaren orientalifchen und europäifchen Waaren gelullten Bazare
von Kairo oder Conftantinopel zu finden, welche die Phantafie noch dazu mit all.den fabelhaften Schätzen ausfchmUckt,
welche fie dem Orient zufchreibt. Der Bazar fotgt Ihr die Bedürfniffe des täglichen Lebens: Lebensmittel aller Art, Kleidung,
Früchte, Tabak find die Handelsartikel. Die fchon früher befchriebenen Geldwechsler' fehlen hier nicht und Dellals
(Aucjionatore) gehen umher, Waaren anpreifend und den daftlr bereits gebotenen Preis ausrufend.
Die Kaulftände beftehen aus einem Waarenraum, der zwei bis drei Fufs Uber dem Erdboden in der Wand liegt,
meift nur wenige Fufs breit. Derfelbe wird durch zweigliedrige Bretterladen verfchloffen, von denen der untere Theil abgenommen,
der obere in die Höhe gefchlagen wird. Diele Verfchlufeladen zeigen meiftens eine Infchrift auf der Innenfeite
des oberen Theils, wie auf unferem Bilde zu fehen, welche Anrufungen Gottes und die Bitte, das Gewerbe zu fchützen und
einträglich zu machen, enthält. Vor dem Waarenraum befindet fich in gleicher Höhe mit feinem Boden ein fteinemerSttt,
die Maftaba, auf welcher meift zwei bis drei Perfonen Platt finden können. Hier fitzt der Händler, feine Pfeife rauchend
und die Käufer erwartend. Sind diele ihm bekannt, oder beabfichtigen fie einen gröfseren Einkauf, fo fetzen fie fich zu
ihm und er bietet ihnen eine Pfeife und läfst aus dem nächftcn Kaffeehaufe Kaffee holen.
Wenngleich bei dem Handelsverkehr auf allen Märkten, wie allgemein bekannt, Käufer und Verkäufer durch
Uebcrfordem und Unterbieten auf beiden Seiten oft ungeahnte orientalifcheTalente entwickeln, fo kann man fich doch kaum
eineVorftellung machen, was auf dielen, Gebiete, namentlich bei einiger Bedeutung des Kaufobjektes, in einem gewöhnlichen
ägyptifchen Bazare gcleiftet wird. Ehe zuletzt der kUhne Ueberforderer fich mit dem völlig ungenirten Unterbieter und
nach Aufwendung aller bekannten Praktiken und kleiner Kniffe durch gleichmäfsige Nachgiebigkeit einigt, gieb. fich dm Erregung
der GemUtber durch GelUkulationen und Gefchrd in einer Weife kund, die jeden Uneingeweihten auf Stre.t und
Zank der .erbittenden Art fchliefeen laffen würde, und wird man erd inne, dafe nichts mehr noch wemger ak emeLandes-
Ublichkeit vorliegt durch die Wahrnehmung, dafe der ganze Aulwand von Erregung nicht die geringfle Theünahme der
Umgebung herbeiftlhrt. .
Auch der ägyptifche Bauer giebt Zeugnils, dals er mit feinen Standesgenoffen in der übngen Welt nach plycho-
logen Grundßtzen durch bewufete Naivetät, den Käufer feinen Anfichten genagt zu machen weife, denn er bietet feine
Waare alsGefchenk an, um in plumpefterWeife zu überforden., felis derReflektant, dieGelchenksphrafe unbeachtet laffend.
nad. dem Prelle' fragt. - Das mllhfelige Gefchäft diefes Handelns hat als Schlußakt, dafe jeder Diener eines Käufers an
Geldgefchenk vom Verkäufer fordert, wenn derfelbe fich diefer löblichen Gewohnheit aus Oekonomierückfichten oder fchan-
barer Gedankenlofigkeit zu entziehen trachtet.
N ilu f e r bei B e n l S u e f f
n Ruinen . n Arfinoe ui
m Ufer find die
Beni-Sueff, am linken Nilufer, (Udlich in dir Nähe des berühmten
MöriBfee, ift kein alterOrt und interelfirt durch feine Ruinenlofigkeit den Ägyptologen weniger als den Künftler, der auch hier
malcrifche Effekte und Scenerien vorfindet, wovon unfer Bild Zeugnife giebt.j
Im Mittelaller war Beni-Sueff ein bedeutender Handelspla
wichtigen Leincnhandels, nicht allein lür Aegypten, fondem auch I
Baumwollenfpinnerei, die iaoo Arbeiter befchäftigt, befindet fiel, not
Aegyptens gehörend, ift Beni-Sueff jedoch in Armuth verkommen
nothwendigften nationalen Lite
Leo Africanus berichtet, Mittelpunkt des
nz Nordafrika bis Tunis und Algier. Eine grofee
Platze. Obgleich noch zu den gröfseren Städten
in Verfall gerathen, dafe es des allgemeinften und
n öffentliches Bad, entbehren mufs — Wir können uns zur Darftellung felbft wenden, |
Gelegenheit des Bildes .-Nilufer bei Achmtm. ift das Nilufer überhaupt erfchöpfend charakterifirt worden.
Auf der Höhe rechts fieht man ein aus dem vergänglichen Nilfchlamm errichtetes gewöhnliches Wohnhaus, daneben
-s, an welchen, der Zahn der Zeit die Arbeit fchon gründlich verrichtete, ln. Gegenfetz zu diefen Verhällniffen
-h der von einem Palmengarten begrenzte ftattliche Bau eines reichen türkifchen Effendi nebenan, der von ferner
Teffaffe den Flufs und als Hintergrund die röthlich-fchimmernde arabifdte Gebirgskette überfieht ^
aUtägfichen Scenerien höchft charakteriftifch vorgeführt. , amrn
Während Männer rauchend im Schatten einer an’s Ufer gezogenen Nilbarke (Dahab,eh, dahmdammere, kommen
die Weiber mi, Krügen Waffer fchöpfend ans Ufer, den jüngften Spröfeüng «ach Umdesfitte ntthn^ auf dm Sd,uh*r.
Bei diefer Gelegenheit entwickelt fiel, Alles, was als Umgang das Leben verfchönert und un ^ f“ Ugen Au5^ “ '
I “ f0 inchr, Z das Nilwaffer vor anderen Waffen, des Erdenrunds, an denen fichfe gut plaudern fefe, fernen bekannten
Wohlgefchmack voraus hat. Es heilst der Champagner unter den Waffen, und wird von den Ifewohnennnen des Sul,an-
hareTin Conftantinopel ftark confumirt, wohin man esexpordrt Orienttlifche Ueberfchwänghchkett hat thefevmlgerühmten
Eigenfchaften fprichwörtlich zum Ausdruck gebracht, wenn es heilst: