A s s i: a n
D as eigentliche Egypten, d. h. das zwifchen Alexandrien und dem Adiiarier Katarrhakt gelegene Land, zerfällt
in zwei grofse,Hälften: Unter- und Ober-Egypten, und jede diefer beiden Hälften ift nun wieder in mehrere Provinzen,
oder vielleicht besser gefagt, Regierungsbezirke eingetheilt, in denen llcts an'der Spitze der Verwaltung ein Mudlr
(Statthaller) Hebt, welcher feinen Sitz in dem Hauptort der Provinz hat, nach welchem diefe dann in der Regel benannt
ift. So fährt beifpicLswcifc nach der Provinzialhauptftadt Beni-Suef die betreffende Provinz den Namen: Mudirijch von
Bcni-Suei und nach den Städten Siut und Girgeh werden die zuftändigen Provinzen die Mudirijen von Sitit und Girgeh
genannt. In ähnlicher Weife war nun auch fchon das alte Egypten eingetheilt, auch da finden wir bereits diè .Trennung
in Ober- und :Unter-%ypten, daher in den Infchriften, als ein Beiname des egyptifchen Herrfchers, die. Io häufig vor-
-kommende Bezeichnung: .Herr der beiden Länder, oder .König von Ober- und Unter-Egypten., und auch damals fchon
war das obere und untere Land in eine Anzahl von Bezirke eingetheilt, welche die Griechen mit dem Namen nyiör zu
bezeichnen pflegten und die: ganz ebenfo wie heute, zumeift nach ihrer Hauptftadt benannt waren.
Den fädlichßen Bezirk Oberegyptens bildete nach den an den Tempelwänden uns erhalten gebliebenen.geogra-
phifchen Texten der fogenannte Nubifche Nomos, fo benannt wohl hur, weil er unmittelbar an Nubien: grenzte, doch
möglicherweife auch defshalb, weil- zeitweife ein Theil Nubiens mit unter feine Verwaltung gehörte. Die Metropolis diefer
Provinz war die nachmals von den Griechen Elephantine genannte Stadt, welcher gegenüber, auf der Qftfeite des
Stromes, eine andere Stadt lag. die wegen der unmittelbaren Nähe der Hauptftadt wohl an. Bedeutung hinter diefer fehr
zurückgeftandcn haben mag, nichtsdeftoweniger aber fär Egypten ftets von hoher Wichtigkeit war wegen der in ihrer
Nachbarfchnft befindlichen Steinbrüche, die den fär die egyptifchen Architekten und Bildhauer fo werthvollen Granit lieferten.
Neben der ftnrken Militärbefatzung, die im alten Egypten wie zur Zeit der Perfcr, Griechen und Römer hier an der Grenze
von Egypten und Nilbien ftationirte, wird die Bevölkerung in diefer der Infel Elephantine gegenüber angelegten Stadt
wohl vorzugsweife aus den Arbeitern beftanden haben, die in den erwähnten SteiribrUchen eine ftete Befchäfdgung fanden.
In den hicroglyphifchen Infchriften fährt die Stadt den Namen Sun, gegeben durch das Zeichen eines Riegels, als
Vertreter des S-Lautes, und durch das Bild eines Hafen, welcher in dem hieroglyphifchen Schriftfyftem zur Schreibung
der SUbe un gebraucht wird, fo däfs alfo der mittelft diefer beiden Zeichen gegebene Stadtname die zweifellofe Ausfprache
Sfili gehabt haben mufs, atls welchem altegyptifchen Namen dann das griechifche und römifche -im. in>.„ Syene
das koptifchc Su Art Und das arnbifche Es-SuAno Affuftn, entftanden. — Schon die Monumente, welche den älteften
Dyiiaftieen des egyptifchen Reiches angehören, Monumente, die bis in's 3. jahrtaufend vor unferer Zeitrechnung zurilck-
.gchen, thuen der Stadt Affuan mehrfach Erwähnung und zwar ftets mit Bezug auf den von hier kommenden werthvoiien
Mat-Stein, welcher kein, anderer ift, als der in den Steinbrilchen von Syene gewonnene und defshalb von den Alten mit
dem Namen Senites bezcichnetc röthliche Granit, .der äthiopifche Stein., wie er von Herodot genannt wird. Mit ihm
Wurde von der SUdgrenzc Egyptens aus auf dem bequemen Wafferwcge des Niles das ganze. Land verforgt; ja, nicht
allein an die Hnuptftädte Egyptens lieferten die Steinbrllche von Syene jene gigantifchen Monolithe zu den Obelisken und
Statuen der .Götter und Könige, zu Portalen, ‘Architravcn und Sànctuaricn in den'Tempeln, fondem von der Römerzeit
an wurde der koftbare Stein nicht blos bis an den Endpunkt der langen, durch das Nilthal fährenden Wafferftrafse
transportât, ; fondem weit über Egyptens Grenzen: hinaus nahm er nim . .nicht feiten feinen Weg oftwäits bis hin nach
Syrienund Kleinafien und nordwärts ; über das Mittelmeer nach dem fädhehen Europa. — .Die beiden Höhenzüge, welche
auf der ambifclien wie üliyfciicn Seite das Nilthal ,in feiner ganzen Länge im Offen und Werten begrenzen, beftehen aus
Sand- und Kalkftein, bei AiTuan jedoch, wo fie beide ganz nahe an den Strom herantreten, werden fie durchbrochen von
einem gewaltigen, aus Granit beftehendèn Quergebirgszug, welcher als ein Arm des Kiiftengebirgsfÿftems des rothen
Meeres von Oft nach Welf fich hiiizieht und. an der Südgrenze EgyptenS den Nil übcrfclirciiend, noch ein Stück in die
lybifchc Wüfte hinein. ficli erifreckt In einer, jeder Berechnung fich entziehenden Vorzeit bahnten einft die Waller des
Niles fich. hier ihren Wegt ariftUrmend gegen die Felfemvand, trugen fic den Sieg davon über die ihrem Laufe hier
entgegen tretenden Minderniffc, und mit donnerndem Getöfe ftürzen fie nun fchon feit Jahrtaufenden über die in Trümmern
liegende Felfenmauer, deren gewaltige Granitblöcke, an den beiden Ufern in wildzerklüfteten MafTen emporffarrend. im
Strome felbft wie von der Hand eines Riefen umhergeftreut. fich prächtig in ihrer dunkelglänzendcn Farbe abheben von dem
weiften Schaume der fie umzifchehden Wellen. Diefes wüfte. wafferdurchbraufte Fclfenchaos ■ ift der fogenannte erfte N3-
katarrhakt, wclcfier von Affuan bis in-.die Nähe der Infel Philac fich. hinzieht und in defTen Nachbarfcfaaft auf der öltlichcn
Seite, in der rtldöftlich an Affuan grenzenden Wüfte, die im Alterthume fo berühmten Granitileinbriicbe-angelegt waren, in
denen man noch heute auf einem Umfange von nahezu zwei deutfehen Quadratmeilen die Spuren uralter Werkthärigkeit verfolgen
kann; Uebcrall fehen wir hier, wie Menfchenhände gearbeitet, theib. um das werthvoile Material von der Felswand
losztilöfen, theils, um durch bildliche Darftellungen und Infchriften djefen oder jenen Namen, diefes oder jenes Factum zu
verewigen ; überall ift hier der Stein zu einem Denkmal der Erinnerung umgewandelt, und zahlreiche Infchriften, nicht feiten
gerade an den höchlten Spitzen der Beige angebracht, Weihinfchriften zu Ehren der göttlichen Trias des erflen ober-
egyptifchen Gaues, des Kartarrhaktengottes Chnum-Ra und feiner beiden Genöffinnen Sari und Anuke, wie Verherrlichungen
einzelner Grofethaten egyptifcher Könige und hoher Staatsdiener bedecken weit und breit die Fclfcmvände. Es gehen
diefe Infchriften zum Theil bis in die älteften Zeiten der Gefchichte zurück, doch wie jung erfcheinen fie im Vergleiche
mit jener Arbeit, welche hier in nicht zu berechnenden Jahrtaufenden der egyprifche Sonnengott Ra* mit dem Geileine
vorgenommen. Uebcrall nämlich find die Felfen da, wo fie ab noch nicht von Menfchcnhänd bearbeitet unferen Blicken
.entgegentreten, durch die Wirkung atmofphärifchen Einflüflcs an ihrer Oberfläche mit einer dunkelglänzenden Kniffe wie 1
mit einem Schmelze überzogen, während die doch auch fchon ein recht refpektables Alter aufweifenden Bruchflächen des
Granites, denen wir mit Sicherheit zum Theil ein Alter von 4000 Jahren beilegen dürfen, ebenfo wie die überall in den
.Steinbrüchen umherliegenden Blöcke; noch heute uns. die dem Granite eigenthümliche rothe Farbe in ihrer vollen Frifche 1
zeigen, »zu jung noch, unv jene Rinde der Zeit angenommen zu haben«, wie ein geiflvoller Schriftfleller und bedeutender
Kenner des Orients, Herr v. Prokefch, fo treffend bemerkt.
Die aus dem Süden kommenden Waaren, welche in Gegenwart, wie die vorliegende Tafel uns anfchaulich macht,
an dem örtlichen .Ufer des Stromes bei der Stadt Affuan Lager nehmen, fie hatten im Alterthume ihren Stapelplatz auf
der gegenüberliegenden Infel Elephantine. Der Name diefer’Infel wird in den hieroglyphifchen Infchriften durch ein Zeichen
gegeben, welches die Ausfprache ab hatte und dem ebenfo die Bedeutung Elephant wie Elfenbein zuftand, je nach dem