Silber- und Kupfermünzen, wie sie in Augusteischer Zeit umliefen,
während spätere Münzen daselbst so gut wie gar nicht Vorkommen.
Einem Münzschatz können diese Funde nicht angehören wegen des
zerstreuten Vorkommens und der Verschiedenheit der Metalle; einer
Handelsstätte auch nicht wegen der zeitlichen Geschlossenheit; sie
sehen ganz aus wie der Nachlass einer grossen aufgeriebenen Armee
und die vorliegenden Berichte über die Varusschlacht lassen sich
mit dieser Lokalität vereinigen.“ Es ist dies ein lehrreiches Beispiel
für die Verwendung von Münzfunden zu historischen Resultaten
in Verbindung mit litterarischen Nachrichten und im Hinblick
besonders auch auf die ganze Art der Funde. Trefflich hat auch
Chr. Fr. Stäl in (Wirteraberg. Gesch. I S. 32) die Stellung bestimmt,
welche den Münzen unter den Denkmälern des Altertums
zukommt, wenn er sagt: „Münzfunde sind für die Geschichte insbesondere
in solchen Fällen zu benützen, wo sie, in grösserer Anzahl
und an verschiedenen Plätzen in einer und derselben Gegend gemacht,
eine Gegend als Römische Niederlassung kundthun. Auf
das häufige Vorkommen von Münzen wird auch der Schluss gebaut,
dass ein Ort plötzlich vom Feind überfallen und zerstört worden
sei. Bei diesen Annahmen ist jedoch Vorsicht-nötig, da auch die
deutschen Völker römisches Geld gebrauchten und Geld ohnehin
der vertragbarste Gegenstand ist. Aus den bis jetzt Vorgefundenen
Münzen allein lassen sich demnach keine sicheren Schlüsse auf die
feste Dauer uud die Blütezeit der Römerherrschaft in unseren
Gegenden machen, da sie grossenteils in eine spätere Periode
herunterreichen, als nach obigen wichtigeren Geschichtsdenkmalen,
den Inschriften, der eigentliche Glanz derselben diesseits des Rheins
und der Donau anzunehmen ist. In den Zeiten des Kampfes der
Römer mit den Alemannen um die Herrschaft über diese Gegenden
verloren sich natürlich die Münzen leichter, als in der Periode eines
ruhigen, friedlichen Besitzes.“
Unter diesen einschränkenden Voraussetzungen also sind auch
die Münzen als, freilich untergeordnete, Hilfsmittel für die historische
Wissenschaft verwendbar, und in neuerer Zeit hat man öfters das
Bedürfnis einer Statistik derselben, sowie der Aufbewahrung der
Fundnotizen aussprechen hören. So sagt E. Hübner (Römische
Herrschaft in Westeuropa S. 140, allerdings zunächst mit Beziehung
auf Niedergermanien): „An einer Statistik der Funde von Altertümern,
insbesondere der Münzen, fehlt es noch durchaus“ ; und
E. Herzog (B. J. LIX. S. 63) spricht sich folgendermassen aus:
„Endlich wäre besondere Sorgfalt denjenigen Münzfunden zuzuwenden,
die eine fortlaufende Reihe an einem bestimmten Orte bieten; sie
sind insbesondere wichtig für die Frage nach dem Aufhören des
römischen Lebens in diesen Gegenden. Nach den uns überlieferten
geschichtlichen Notizen war die Gegend zwischen der Donau, dem
Oberrhein und dem Main von Gallienus ab bestrittener, z. T. sogar
schon verlorener Boden. Dies ist schon öfters ausgeführt und
neuestens auch durch das von Mommsen herausgegebene Provinzialverzeichnis
vom Jahr 297 erwiesen. Die Münzfunde nun gehen
an manchen Orten ziemlich weiter. In der Sammlung des f Hofrats
von Veiel, die jetzt in der Stuttgarter Sammlung der vaterländischen
Altertümer sich befindet, geht die Reihe von in Cannstatt,
der alten Clarenna, gefundenen Münzen bis Constantius
[I. oder II.?] und der Münzfund in Niedernau geht sogar bis auf
Valentinianus [I?]. Ausserdem fand ich in Fundakten, welche den
Eisenbahnbau bei Geislingen betreffen, einen Fund erwähnt, der
nach Angabe des Technikers vom Jahr 69 bis 324 geht, d. h. wohl
von Vespasianus bis Licinius. Leider sind diese schon vor dreissig
Jahren gefundenen Münzen an das Münzkabinet abgegeben und
dort vereinzelt eingestellt worden. Ich will es dahingestellt sein
lassen, ob man aus solchen Münzfunden auf ein Verbleiben des
römischen Volkes unter den Alamannen oder für eine zeitweilige
Wiederbesetzung von gewissen Plätzen Schlüsse ziehen will, möchte
aber bei dieser Gelegenheit den Wunsch aussprechen, es möchten
doch die Münzfundberichte möglichst genau gegeben und die Münzen
selbst in den Sammlungen beieinander gelassen werden, da sich
nur so geschichtliche Folgerungen aus ihnen ziehen lassend Endlich
sagt schon Schre i b e r (Taschenbuch 1844 S. 256) gelegentlich
einer bei Schleitheim gegenüber von Stühlingen in Baden gefundenen
Münzreihe, dass sie „sich als Glied an die zahlreichen Münzreihen
anschliesst, auf welche man mit Recht immer mehr aufmerksam
wird, indem sie die urkundlichen Dekrete über den Fortbestand
der Okkupation der Zehntlande überhaupt durch die Römer liefern.
Zwar hat man in neuerer Zeit hiegegen geltend zu machen gesucht:
,Die Inschriften auf Steinen reichen nicht so weit herunter, und
auch Deutsche mögen römische Münzen verloren haben' (Stälin,
Wirt. Gesch. I. S. 32). Was nun das Erste betrifft, so gehören
Steindenkmale allenthalben der Blütezeit von Ortschaften und
Ländern, aber nicht mehr einer Periode an, wo man der Streifzüge
eines wilden Feindes stets gewärtig war. . . . . . Was das Zweite