manien in der antiken Litteratnr“ (Leipzig bei Tenbner 1892) so
praktisch zusammengestellt hat. Mommsen (Röm. Gesch. V. S. 138 f.)
setzt die „förmliche Besetzung des Decumatenlandes wahrscheinlich
unter Vespasian“ ; die Anlegung der Arae Flaviae schreibt er ihm
oder einem seiner Söhne zu. Die erste Erwähnung der Bcopioi «h/auwi
findet sich bei dem Geographen Ptolemaeus (2 11, 30 Riese XIII. 88
S. 384), einem Zeitgenossen des Antoninus Pius. Sie stehen aber
dort, worauf E. Herzog (WJB. 1880 S. 114) mit Recht hingewiesen
hat, noch im nicht provinzialen Germanien unter lauter keltischen
Orten, so dass sie offenbar ursprünglich nur ein vorgeschobener Posten
waren. Den Namen hat das Kastell wohl von Domitian, möglicherweise
aber auch von einem seiner beiden Vorgänger erhalten.
Jedenfalls wird diesem Kaiser der Beginn der Limesbauten sehr
bestimmt zugeschrieben von Frontin strateg. I. 3, 10 (Riese Vr. 16)
und auch die im Jahr 98 geschriebene Stelle bei Tac. Germ. 29
ist, wohl gerade weil der Geschichtschreiber diesen ihm verhassten
Kaiser nicht nennt, eher auf Domitian als irgend einen ändern zu
beziehen. Unter dem neben den Limesbau gestellten promovere der
praesidia verstehe ich die Errichtung der Limeskastelle gegenüber
den etwas älteren Kastellen am obern Neckar, besonders der Arae
Flaviae. Unter unsern Kastellen hat sich nun ganz entschieden
den Münzfunden nach Rottweil als das älteste herausgestellt, auch
im Vergleich mit dem wenig entfernten Rottenburg (S. 18), und ich
sehe desswegen hierin einen neuen Beweis für die Identificierung
von Rottweil und Arae Flaviae. -— Offenbar hat Domitian den Limes
nicht vollendet, sondern seine Nachfolger haben daran weiter gebaut.
Trajan empfing, als er in der Stellung eines Präfekten Germaniens
in diesem Lande weilte, die Nachricht von seiner Adoption durch
Nerva (Dio, epit. 68, 3, 4 Riese VII. 3 S. 165). Auf seine Thätig-
keit daselbst weist E. Herzog (1. c. S. 116 ff.) nachdrücklich hin.
Dass aber auch Hadrian die Limesbauten noch fortsetzte, berichtet
Spartian (Hadr. 12, 6 Riese VII. 25 S. 172). — „Erwiesen ist ferner,“
sagt Mommsen (1. c. S. 141), „dass die obergermanische Neckarlinie
unter Pius, die ihr vorgelegte von Miltenberg nach Lorch unter
Marcus bestand.“ Das ist aber nicht ganz richtig: auch die Linie
Miltenberg—Lorch bestand schon unter Antoninus Pius, wie die
Inschrift von Jagsthausen W. I. S. 170 Nr. 1 beweist. Mit den
Inschriften befinden sich, wie wir sahen, die Münzfunde im Einklang.
Von Marc Aurel hören wir, dass er seinen Sohn Commodus
im Jahr 172 am Limes mit der toga virilis bekleidete
(Capitolinus Marc. Aur. 22, 1 Riese VII. 43 S. 176). Und unter
Septimius Severus stand die römische Herrschaft in Germanien offenbar
noch ziemlich ungeschwächt da; denn Tertullian rühmt von
seiner Regierung (adv. Jud. 7 Riese VII. 76 S. 183): „Sic Germani
adhuc usque limites suos transgredí non sinuntur“. Die grosse
Menge seiner Münzen, die der Anzahl, wenn auch nicht der Verbreitung
nach, in Baden wie in Württemberg die erste Stelle unter
allen Kaisern einnehmen, entspricht diesem Zeugnis. — Unter seinem
Nachfolger Caraealla aber beginnen die Angriffskriege der Germanen
(Alamannen) gegen die Römer. Zwar legt dieser Kaiser
noch Kastelle an und will per limitem Raetiae (der hier zum erstenmal
erwähnt wird in den Arvalakten CJL VI. 2086 Riese VIII. 1
S. 184) „ad exstirpandos höstes“ in das Barbarenland eindringen.
Aber die Kämpfe kommen von nun an nicht mehr zur Ruhe. —
Auch die Massregel des Alexander Severus, den Besatzungstruppen
der limites das den Feinden entrissene Gebiet als Eigentum zu
schenken, um sie dadurch zu desto wachsameren Verteidigern ihres
eigenen Besitzes zu machen (Lamprid. Alex Sev. 28. 4 Riese VIII.
27), konnte nicht verhindern, dass eben dieser Kaiser den Frieden
von den Germanen mit Geld erkaufen (Herodian VI. 7, 2 Riese VIII.
28 S. 192) und diese Schmach durch den Tod von der Hand seiner
erbitterten Soldaten büssen musste (Lamprid. Alex. Sev. 59, 1
Riese VIII. 29 S. 193). Dadurch ging die Prophezeihung einer
gallischen Prophetin in Erfüllung, die ihm beim Abmarsch zugerufen
hatte: „Vadas nec speres victoriam nec te militi tuo credas!“
(ib. 60, 6). — Im Jahr 236 erfocht dann allerdings Maximinus I.
Thrax wieder einen bedeutenden Sieg über die Alamannen (Herodian
7, 1, 6 und 7, 2, 1 Riese VIII. 41 und 42 S. 196 ff.). —
Unter Gordian III. richtete man sich schon in den civitates limi-
taneae auf drohende Belagerungen von seiten der Feinde und Einquartierung
römischer Truppen ein: die kleineren Städte mussten
auf mindestens 14 Tage, die grösseren auf ein bis zwei Monate
dauernd mit den nötigsten Lebensmitteln verproviantiert sein und
der Präfekt Timesitheus (so statt des überlieferten Misitheus Herzog
R.St.V. II. S. 514 A, 1) überzeugte sich persönlich von dem
Zustand der Kastelle, der Gräben und der Waffen der Soldaten
(Capitol. Gord. 28, 2 Riese VIII. 51), Als Gordian in Persien
ermordet wurde, errichteten ihm seine Soldaten ein Grabmal,
in dessen Inschrift sie ihn als „Besieger der Germanen“ feierten:
eine Bezeichnung, die wenigstens auf eine erfolgreiche Defensive