(350—353) folgten die Sachsen und Franken dem ersteren, „coacti
non libentes“ (Julian, or. III. pg. 43. H. Riese IX. 80). — Obwohl
Julian sich rühmt, schon als Caesar dreimal den Rhein überschritten
und die verlorenen Städte wiedergewonnen zu haben (ep. ad. Atli.
pg. 361 H. Riese X. 2), obwohl Mamertinus ihm dankt, dass er
Alemannien bezwungen und die (wohl gemerkt!) gallischen Städte
neu aus der Aschenglut habe erstehen lassen (Mamert. Grat. act.
Jul. 4 Riese X. 5), obwohl er im Jahr 359 bis Capellatium oder
Palas an der Grenze der Alemannen und Burgunder vordrang
(Amm. 18, 2, 14 Riese X. 51), so zeigt doch schon der Schauplatz
der Entscheidungskämpfe, die Gegend bei Strassburg im Eisass, dass
unter dem „redditus limes Romanae possessionis“ (Aur. Vict. Caes. 42,
12 Riese X. 7) nichts anderes als die Rheingrenze zu verstehen ist
(vgl. auch Amm. Marc. 16, 18, 11 und 16, 12, 2 Riese X. 28
und 29). Im Jahr 360 überschritt Julian in der That wieder den
Rhein und durchzog das Gebiet der Franken von Nord nach Süd
(„In limitem [hier Grenzgebiet ?j Germaniae secundae egressus est“
Amm. Marc. 20, 10, 2 Riese X. 59) und im Jahr 361 finden wir
ihn im Schwarzwald und im Donaugebiet (Amm. 21, 8, a Riese X.
64)*, aber das alles war eben gehandelt nach dem Grundsatz, dass
der Angriffskrieg der beste Verteidigungskrieg sei und das Ziel
nichts anderes, als die „ripae limitis“, wie es bei Ammian 18,
2 12 (Riese X. 51 S. 292) charakteristisch heisst., als römisch zu
behaupten. — Selbst von Valentinian I. lesen wir noch, dass es ihm
während seiner elfjährigen Regierung (364—375) gelang, vorübergehend
die Germanen vom Rhein abzudrängen, dass
„caede fugä flammis stratos periisse Suebos
nec Rhenum Gallis limitis esse loco.“
Und den Danubius lässt derselbe Dichter Ausonius (ep. 1 und
Riese XI. 11) sagen:
„Danuvius penitus caput occultatus in oris
Totus sub vestra jam dicione fluo,
Qua gelidum fontem mediis effundo Suebis“.
Und Ammianus 28, 2, 2 (Riese XI. 15 S. 307) erzählt, dass
dieser Kaiser den Neckar an einer Stelle abgeleitet habe, um ein
von ihm angelegtes und von der Strömung des Flusses unterspültes
Kastell zu retten. Da hier eine ziemlich grosse Wassermasse vorausgesetzt
wird, so muss dieses Kastell wohl am unteren Neckar
gesucht werden. Aber solche Massregeln entsprachen den Zeitverhältnissen
nicht mehr und Ammian kann nicht, umhin, den Ubereifer
des Valentinian für die Wiederherstellung der alten Reichsgrenze
zu tadeln (29, 6, 2 Riese XI. 28). In der Schlacht bei
Solicomnum (das man schon für eine verdorbene Lesart .von Sumelo-
cennam ansehen wollte oder in „Solicinium“ verwandelte) wäre er
von den Alemannen beinahe vernichtet worden (Amm. 27, 10, 1 ff.
und 30, 7, 7 Riese XI. 10 und 39), womit die Behauptung des
Symmachus (Or. 2 , 23 f. Riese XI. 17), der Neckar sei durch
Valentinians Siege zuerst berühmt geworden, nicht ganz im Einklang
steht. — Unter Valentinian II. (388—392) sind die Franken schon
so übermächtig, dass sie selbst die wichtigsten Plätze der Rheinlinie,
z. B. Köln bedrohen (Greg. Tur. Hist. Frank. 2, 9 Riese XI. 34). —
Allerdings führt Gratian (375—383) noch einmal einen wirkungsvollen
Verteidigungskrieg (Ausonius Grat. act. ad Grat. 2 Riese XII. 15),
aber unter Honorius (395—423) rühmt es der Dichter Claudian als
ein Verdienst Slilichos, dass die Germanen den von Befestigungen
entblössten Limes (d. h. den Rhein) nicht zu überschreiten wagen (De
hello Poll. 423 ff. Riese XII. 44). — Den Schluss dieser Übersicht mag
das Geständnis des Apollinaris Sidonius (epist. 4, 17 Riese XI. 96)
bilden, das er unter der Regierung des Kaisers Avitus (454—456)
ablegt, dass „apud limitem ipsum Latina jura ceciderunt“. — Übersieht
man diesen fast zwei Jahrhunderte währenden Kampf zwischen
Römern und Germanen und beachtet die starken Vorstösse, die einzelnen
Herrschern, wie Constantin I., Magnentius, Julian, Valentinian I.
noch gelangen, so wundert man sich nicht, dass auch die Münzfunde
diese Ereignisse wenigstens in schwachem Reflex noch widerspiegeln.
Von den 15 by z ant i n i s chen Münzen, die sich auf 8 Fundorte
verteilen, wurden in Reibengräbern gefunden: 1 Justinianus
(527—565) in Oberstotzingen (Nr. 254) und 2 nicht näher bestimmte
byzantinische Goldmünzen in Pfahlheim (Nr. 153. 4. 5). In Hoch-
mössingen, woher die Münze des Anastasius (491—518) stammt,
fanden sich keine römischen Altertümer, sondern nur ein germanisches
Schwert. Aldingen (Nr. 118), wo die Münze des Zeno
(474—491) gefunden wurde, war ein römischer Wohnplatz. Der
Justinian in Plieningen (Nr. 63) ist offenbar mit den ändern Münzen
zugleich gefunden worden. Über die Herkunft der übrigen (Nr. 24.
107. 253. 269) weiss man nichts Genaueres. .
Die 18 gr i e c h i sch en , (bezw. hellenistischen) Münzen
fanden sich an 9 verschiedenen Orten und zwar lauter solchen, die
entweder auch römische Münzen oder doch andere römische Altertümer
aufweisen.