hinweist (ib. 34, 3 Riese VIIL 52). Dieser Zustand mag unter
Philippus Arabs, Decius und Trebonianus angedauert haben. Im
Jahr 253 aber war (Mommsen 1. c. S. 148 f.) der Marsch der
Rheinlegionen nach Italien, wo sie ihren Kaiser Valerianus gegen
den Aemilianus der Donauarmee durchfechten wollten, das Signal
zum Vorbrechen der hier zuerst auftretenden Franken. Dem
Gallienus gelang es noch, die Rheingrenze kraftvoll zu verteidigen
(Aurel. Vict. Caes. 33 Riese VIII. 70) und seine Münzen feiern ihn
wegen fünf grösser Siege über die Germanen. Seine Nachfolger
Postumus, Laelianus, Victorinus und Tetricus traten ebenfalls erfolgreich
gegen die Germanen auf (ib.). Insbesondere legte Postumus
in einer siebenjährigen Thätigkeit mehrere Kastelle auf barbarischem
Boden an, die gleich nach seinem Tode von den Germanen zerstört,
aber von Lollianus wieder hergestellt wurden. Ihn und die
ändern genannten Kaiser feiert daher Trebellius Pollio (Trig. tyr.
5, 1 Riese VIII. 94) als die „assertores Romani nominis“, bezeichnet
aber auch ihre Thätigkeit als eine defensive, wenn er dazu setzt:
„ne possidendi Romanum solum Germanis daretur facultas“ (ib.).
Postumus wurde schon unter Valerian zum „dux Transrhenani
limitis“ und praeses Galliae zugleich ernannt, wie ein Brief dieses
Kaisers bezeugt (Treb. Poll. trig. tyr. 3, 3 Riese VIIL 84 s. f.
S. 310). Der dux limitis hatte in den Grenzprovinzen das militärische
Kommando, während der „praeses“ der Zivilverwaltung
Vorstand*) (vgl. Herzog, Röm. Staatsverf. II. S. 600 A. 2). Unter
Valerian war diese Einrichtung jedenfalls schon durchgeführt; ob
die duces limitanei unter Alexander Severus (Riese VIII. 27) nicht
auch schon in diesem Sinn aufzufassen sind oder nur als Feldherrn
im allgemeinen, kann man fragen. — Claudius II. errang
auch noch vorübergehende Erfolge („factus limitis barbari colonus
e Gotho“ Treb. Poll. Claud. 9, 4 Riese VIII. 104) und erhielt deswegen,
wie die Münzen ausweisen, den Beinamen Gothicus.
Auch Aurelian erfocht einen Sieg über den Stamm der Juthungen
an der obern Donau (Mommsen V. S. 152; vgl. Zosimus 1, 49
Riese VIII. Nr. 107) und als nach seinem Tod die Germanen den
Rhein überschritten, schlug sie Probus so gründlich aus Gallien
hinaus, dass er sie über den Neckar und die Alb zurücktrieb
(Vopisc. Prob. 13, 7 Riese VIII. 121) und neun Germanenfürsten
*) Valerius Venustus praeses provinciae Raetiae wird als Erbauer
eines Mithrastempeis genannt auf einer Inschrift in Zwiefalten W. I. S. 146 Nr. 5
unterwarf (ib. 14, 2), ja dass er es wagen konnte, 16000 germanische
Rekruten auszuheben und sie unter die nach dem Muster
des Alexander Severus angesiedelten limitanei milites zu verteilen
(ib. 14, 7). Freilich war diese letzere Massregel nach des Probus
eigenem Ausspruch zugleich ein Geständnis der Schwäche der
Römerherrschaft (dicens, sentiendum esse, non videndum, cum au-
xiliaribus barbaris Romanus juzatur, 1. c.). — Es wurde oben
darauf hingewiesen, wie in dieser eben geschilderten Periode (von
211 bis 282) zahlreiche Münzreihen, die einen etwas früher, die
ändern etwas später entweder aufhören, oder ganz schwach werden,
oder Lücken zeigen, und erst um und nach 270 wieder stärker
werden. Dass dies mit dem Niedergang der römischen Herrschaft
von Caraealla und besonders von Alexander Severus an und dann
mit den zeitweilig erfolgreichen Versuchen eines Gallienus, Postumus,
Victorinus, Tetricus, Claudius, Aurelian und Probus im Zusammenhang
stehen muss, dürfte einleuchten (vgl. z. B. in Beziehung
auf Aurelian Nr. 193). — Von nun an gilt im Sprachgebrauch
der römischen Geschichtsschreiber ‘fast durchgängig der Rhein als
„limes“,. wofür aus Riese zahlreiche Belege angeführt werden
könnten. Um nur Ein Beispiel namhaft zu machen, spricht sich
hierüber Mamertinus mit aller wünschenswerten Deutlichkeit aus,
wenn er im Panegyricus auf Maximian 7 sagt (Riese IX. 7): „Atqui
Rhenum antea videbatur sic natura duxisse, ut eo limite Romanae
provinicae ab immanitate barbariae vindicarentur,“ Dass die Dinge
damals thatsächlicb so lagen, wird nur schwach verhüllt durch den
Versuch, dieses „natürliche Verhältnis“ als durch einen germanischen
Sieg Maximians I. aufgehoben erscheinen zu lassen. Das
war eben auch ein vorübergehender Erfolg, wie auch von Diocletian
(ib. 9 Riese IX. 8) erzählt wird, dass er von Rätien aus „Romanum
limitem victoria protulit“. Ja Constantius Chlorus verheerte
die Gegend von der Rheinbrücke [wohl bei Mainz ?] bis zum Donauübergang
bei Günzburg „porrectis usque a,d Danuvii caput Germaniae
Raetiaeque limitibus“ (Paneg. Const. 2 Riese IX 15). Sein Sohn
Constantin I. (323—337), feiert sogar noch einen glänzenden
Triumph wegen seiner Siege über Alemannen und Franken (Job.
Ant. fragm. hist. Graec. 4, 603 f. 169 Riese IX. 33). Constans
dagegen begnügt sich, die Franken, die schon als eine sehr bedrohende
Macht auftreten, von Einfällen in das römische Reich
abzuhalten (Libanius Ei? KwvcT«vxa xai Kcovctocvtiov 3, 316 R. Riese
IX, 63), Im Kampf des Usurpators Magnentius gegen Constantius II.
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